Sascha Maletic
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Das ist richtig, für Hobbes blieb der Mensch immer gleich, egal ob vor oder nach dem Vertragsschluß. Das ist auch daraus ersichtlich, dass der Natur- bzw. Kriegszustand zwischen den Staaten nicht aufgehoben ist. (Den Weltstaat hielt er für unrealistisch und die Demokratie lehnte er ab).Fischhof schrieb:Das würde ich bezweifeln, denn genau in diesem Punkt sind beide letztlich gar nicht weit auseinander: das Sein bestimmt das Handeln und Denken des Menschen. Weder bei Hobbes noch bei Marx ist ein neuer Mensch für eine bessere (bei Hobbes sicherere) Zukunft notwendig. Derselbe Mensch, der bei Hobbes im Naturzustand des (anderen) Menschen Wolf ist, ist nach dem Gesellschaftsvertrag keine Gefahr mehr für andere. Und so ähnlich verhält es sich letztlich auch bei Marx. Nicht der neue Mensch macht die neue Gesellschaft, sondern die neue Gesellschaft den neuen Menschen. Dabei darf man nicht vergessen, daß Marx' Ideen beeinflußt sind durch Hegels Philosiphie und Hegel, wenn auch kein Spinozist, so doch viel von Spinozas Überlegungen übernommen hat. Und Spinozas Entwicklung vom Natur- zum Gesellschaftszustand des Menschen ähnelt der von Hobbes sehr, obwohl es natürlich gravierende Unterschiede gibt, die zu einem ganz anderen Staatsideal führen (das letzte Kapitel in seinem berühmten Werk "Tractatus theologico-politicus" heißt: "Warum der Mensch denken darf, was er glaubt und sagen darf, was er denkt", geschrieben um 1670).
Marx Menschenbild ist etwas komplizierter. Einerseits bestimmt für ihn das Sein das Handeln und Denken des Menschen, er ist also Produkt der gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse - Aus dem Grund unterscheidet sich der Bauer in einer Feudalgesellschaft sehr wohl vom Proletarier. Andererseits scheint ihm dieser Grundgedanke zu materialistisch zu sein und führte noch die Unterscheidung zwischen dem wirklichen Menschen und den wahren Menschen ein:
"Marx geht davon aus, dass es menschliche Individuen gibt, die in einer Welt leben müssen, die ihre Entwicklung hemmt, und ihr Leben entstellt. Diese Menschen werden als die wirklichen Menschen bezeichnet, weil sie tatsächlich so leben bzw. so leben müssen. Daneben steht der wahre Mensch. Hierbei handelt es sich um einen Idealtyp des Menschen im marxistischen Sinn, d. h. um einen Menschen, der sich frei entfalten kann, der nicht entstellt und entfremdet sein Dasein fristen muss. [font=Arial,Helvetica]Eng mit der obigen Unterscheidung verbunden ist eine weitere dialektische Aussage bei Marx von Bedeutung: der totale, universale Mensch im Gegensatz zum entfremdeten und dadurch begrenzten und verkrüppelten Menschen. [/font][font=Arial,Helvetica]Der totale universale Mensch ist wiederum ein Idealtyp, er ist ein Mensch, der alle Voraussetzungen erfüllt, die zu seinem Wesen, bzw. zu seiner Natur gehören. Nach der Auffassung von Marx handelt es sich dabei um einen allseitig entwickelten Menschen, der nicht durch sogenannte Entfremdungen gehindert wird, seine ganze Persönlichkeit zu entfalten. Zu diesen Entfremdungen zählt bei Marx vor allem die ökonomische Entfremdung (hervorgerufen durch Privateigentum an Produktionsmitteln), die politische (Staat und Bürokratie) und die ideologische Entfremdung (Religion und Glaube)."[/font]
(Adam Schaff, Marxismus und das menschliche Individuum)
Ein sehr idealistisches Menschenbild.
Dementsprechend auch die gegensätzlichen Auffassungen über die ideale Gesellschaftsform: Während der eine für den autoritären Staat ist, ist der andere für die Anarchie.