Karten zu wettinischen Besitzungen im Mittelalter und in der Renaissance

Brissotin

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Ich arbeite mich derzeit ein bisschen durch die sächsische Geschichte, bzw. die des späteren Kurfürstentums Sachsen (ab dem 15.Jh.). Die vielen Erbfälle, Ankäufe, nicht ausgelösten verpfändeten Gebiete, Eroberungen verwirren mich einigermaßen. :confused: Dazu trägt die große Zahl an Pfalz-, Burggrafschaften und andere Kleinterritorien der zeitweiligen oder dauerhaften wettinischen Besitzungen bei. Mir ist schon aufgefallen, dass wir hier einige wahre Experten der hoch- und spätmittelalterlichen Geschichte Mitteldeutschlands haben. Für mich ist das besonders interessant, um die spätere Entwicklung der Stände, Kreise und Ämter richtig bewerten zu können.
Ich würde mich über Tipps sehr freuen, wobei auch Literaturtipps zu aktuellen und im Buchhandel tatsächlich erhältlichen Nachschlagewerken mit umfangreichen Kartenmaterial nützlich wären.
 
Karten zur sächsischen Landesgeschichte sind überaus dünn gesät, was auch auf andere Publikationen zutrifft. Während im Westen nach 1945 eine Fülle landesgeschichtlicher Literatur erschien, war das im Osten nicht sonderlich erwünscht und wurde auch nicht unterstützt.

Der einzige seriöse Historiker, der hier einiges publiziert hat, ist:

Karl Czok, Geschichte Sachsens, Weimar 1989 (erschienen im Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar)

Das Werk ist leider vergriffen und muss über die Bibliothek bestellt werden.

Für historische Karten gilt das oben gesagte. Allerdings existiert ein uralter historischer Atlas, der - wie es seinerzeit üblich war - die Territorien großer deutscher Länder in breitester Ausführlichkeit kartiert. Ob er auch heute noch auszuleihen ist, entzieht sich meiner Kenntnis:

F.W. Putzger, Historischer Schulatlas, bearbeitet u. herausgegeben von A. Baldamus u. E. Schwabe, o.J. (aber Vorwort zur 25. Auflage von 1901)

Dort finden sich zwei Karten zu den "Wettinischen Landen" (eine bis 1483 und eine andere von 1554-1813) die an Ausführlichkeit keine Wünsche offen lassen und alle Gebietssplitter darstellen.
 
Vielen Dank, den Putzger hatte ich schonmal zur Hand genommen. Das hätte ich wohl sagen sollen. Der Besitz einger Klein- und Kleinststaaten änderte sich ja alle paar Jahre, weswegen wirklich Kartenwerke mit eine Spezialisierung auf Sachsen ganz gut wären und einer zeitlichen Dichte, denn nicht nur kamen einige Gebiete immer mal wieder dazu oder fielen ab, sondern änderten auch diese ihre Grenzen usw. ...
Karl Czok ist mir ein Begriff. Da seine Publikationen über August II. von Polen auch immer mal wieder verlegt werden, sollte ich mal darauf hoffen, dass dies auch mit diesem interessant anmutenden Werk geschieht.:winke:
 
Neben dem "Putzger" empfiehlt sich ein Blick in die historischen Atlanten des "Bayerischen Schulbuchverlages". Vor einigen Jahren hatte ich mal einen historischen Atlas aus DDR-Zeiten in der Uni-Bibliothek Oldenburg gesichtet, da war auch eine entsprechende Karte drin, sehr viel detaiierter als alles, was ich ansonsten zu Gesicht bekam.

Aber bei den von dir angesprochenen Territorienwechseln, speziell der ernestinischen Lande (allein zw. 1789 und 1826 gab es einige), kommst du wohl nicht umhin, dein angelesenes Wissen selbst zu kartographieren...

Hier mal auf die Schnelle aus dem Netz (wenn es auch zeitlich nicht paßt, sry):

1789
1812
1826-1920
1826-1920
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
einer der gebräuchlichsten Atlanten in den 80er Jahren war folgender:
Atlas zur Geschichte : in zwei Bänden / Hrsg.: Zentralinstitut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR. [Red.: Lothar Berthold ...]

Im Teil 1 findest du als Einstieg eine Reihe von Karten der sächsisch-thüringischen Lande.
Zu beachten sei aber, wenn du das Kurfürstentum suchst, daß die Kurwürde 1546 von den Ernestinern an die Albertiner wechselte und somit eine ganz andere Landschaft beinhaltete.
Weitergehende zeitnahe Karten kann ich dir auf folgender Seite empfehlen:
http://www.bibliothek.uni-halle.de/elkarta/
 
@Brissotin:
Ergänzend dazu kannst Du auch einmal schauen, ob Du noch an Bücher aus der Reihe Werte unserer Heimat: heimatkundliche Bestandsaufnahme in der DDR herausgegeben von der Akademie der Wissenschaften der DDR herankommen kannst (ich schätze, das geht aber nur noch antiquarisch). Speziell die Bände, welche das heutige Südwestsachsen behandeln, zeigen Karten von lokalen Herrschaften im Hoch- und Spätmittelalter in Nachbarschaft zu wettinischen Besitzungen, während der begleitende Text auch etwas zu Besitzwechseln u. dgl. ausführt. Zwar kann ich nur für jene zwei dieser Bände sprechen, welche ich selbst besitze, aber in diesen Fällen habe ich die entsprechenden Angaben:
Abb. 4 "Die Grafschaft Hartenstein 1406" in Band 31: Zwischen Zwickauer Mulde und Geyerschem Wald - Akademie Verlag, Berlin 1978
Abb. 5 "Historisch-territoriale Entwicklung um 1250 und 1400"
in Band 35: Zwischen Mülsengrund, Stollberg und Zwönitztal - Akademie Verlag, Berlin 1981
In diesen beiden Büchern liegt zwar dabei Hauptaugenmerk auf den Territorien unserer früheren Herrn, nämlich der Schönburger, doch werden auch die wettinischen Besitzentwicklungen (nicht wenige Gebiete wurden ja mehrfach hin- und her verpfändet u.ä.) besprochen.

PS: Abschließend noch ein großes :sorry:
Ich habe dies nicht eher hier vermerken können, da ich in den letzten Wochen mehrfach vergessen hatte, zuhause übers Wochenende in diesen Büchern nachzuschlagen, und erst zu Pfingsten daran gedacht hatte...
 
Da ich zu Pfingsten die Burg Mildenstein in Leisnig besichtigt habe, kann ich dir zumindest mitteilen, dass die Burggrafschaft Leisnig 1365 in den Besitz der Wettiner gekommen ist. Die Burggrafschaft existierte dann als Amt Leisnig bis ins 19. Jhd. weiter. Ich habe dort im Museum auch eine Karte mit den Amtsbezirken in Sachsen gesehen aber auf welcher Quelle die beruhte habe ich nicht erkennen können.
 
Vielen Dank, ich schaue mal, woran ich kommen kann. Scheinbar ist derzeit (oder dauerhaft?) die Dankefunktion inaktiv.:winke:
 
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