Kaspar Jodok Stockalper

ursi

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Brig liegt am Fuss des Simplons, dieser Pass spielte in der Geschichte des Kaspar Jodok Stockalper eine wichtige Rolle. Der Simplon war schon zu Römerzeit bekannt, war aber nicht von so grosser Bedeutung wie der Grosse St. Bernhard. Auch im Mittelalter gab es grosse Schwierigkeiten diesen Pass zu überqueren. Die Passhöhe ist zwar leicht zu begehen, da sie verhältnismässig Flach ist, doch die Gondoschlucht im Süden und die Saltinaschlucht im Norden stellte Hindernisse dar, die einen direkten Zugang versperrten. Man vermutet das im frühen Mittelalter ein Pfad durch die Gondoschlucht gebahnt wurde, doch der weg war sehr gefährlich, was die Sterbebücher der Pfarreien berichten. Der Weg vom nördlichen Ausgang der Schlucht bei Gstein nach dem Simplon bot keine besonderen Schwierigkeiten, Simplon ist zweifellos als Siedlung am Passweg entstanden. Hier befand sich wie in Gondo eine Sust. Es gab noch mehr mittelalterliche Dörfer entlang des Saumpfades, doch viele von den Dörfern stehen heute nicht mehr. So begrub ein Gletschersturz am 31. August 1597 das Dorf Eggen mit all seinen Bewohnern. Im Hochmittelalter war der Verkehr über den Simplon stark gestiegen, Reisende konnten sich in dem von Johannitern unterhaltenen Hospiz stärken bevor sie sich auf den Weg nach Domodossola machten. Pilger, Kaufleute und Soldanten überquerten den Pass. In Brig wurde im 14. Jahrhundert das Fremdenspital eröffnet, damit die Kranken Reisenden gepflegt werden konnten.

Zollverträge und Handelsverträge geben einen Einblick in das reiche Angebot an Waren die über den Pass transportiert wurden. Aus den Bergwerkgebieten bei Bergamo und aus den Waffenschmieden von Brescia und Mailand führte man Metall und fertige Produkte nach Norden. Auf diesem Weg bekamen die Eidgenossen ihre Waffen. Aus Italien wurde Salz, Zucker, Reis, Wein, Häute, Felle, Papier und Bücher eingeführt. Textilien wurden in beiden Richtungen transportiert. Wolle wurde nach Italien transportiert, diese stammte aus England und Flandern. In den Webereien in Italien wurde die Wolle verarbeitet und kam wieder über den Simplon zurück zu den Messeplätzen der Campagne. Herr über das Verkehrswesen am Simplon war seit 999 der Bischof von Sitten. Seine Aufgabe war es den Handel über den Simplon mit den Kontrahenten im Süden zu regeln. Die Unruhen und Verhältnisse zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert führten dazu, dass sich Raub und Mord auf beiden Seiten des Passes ausdehnten. Der Verkehr über den Pass wurde eingestellt, Saumweg und Brücken zerfielen und 1590 gaben die Malteser ihr Johanniterspital auf der Passhöhe auf und die Einrichtung verkam.

Im 17. Jahrhundert erlebte der Saumverkehr am Simplon noch einmal einen erstaunlichen Aufschwung, der in kurzer Zeit der Region und vor allem der Stadt Brig Gewinn und Reichtum brachte. Dieser Aufschwung ist einem einzigen Mann zu verdanken Kaspar Jodok Stockalper (1609 – 1691), mit seinem Tod ging die ganze Herrlichkeit auch wieder unter. In den dreissiger Jahren des 17. Jahrhundert kam Stockalper aus Frankreich zurück in seine Heimat Brig. Zu dieser Zeit war das Wallis in einem Zustand fortgeschrittener politischer Verwirrung. Man kämpfte gegen die Reformierten, die vom Unterwallis her vordrangen und von Bern gefördert wurden, während die Stände der Innerschweiz den Altgläubigen Rückhalt gaben. Etwa zu dieser Zeit brach die weltliche Herrschaft des Bischofs von Sitten zusammen und ging zum Teil an den Landeshauptmann über. Dann kam noch dazu das sich das Wallis an geographisch und militärisch exponierter Stelle zwischen dem Königreich Frankreich und dem spanischen Herzogtum Mailand befand. Für das Wallis war es schwieriger als für die Eidgenossenschaft sich aus dem Dreissigen Jährigen Krieg herauszuhalten und in dieser schwierigen Zeit begann Stockalper zwischen den Fronten sein Unternehmen aufzubauen. Stockalper unterhielt Enge Beziehungen mit den Handelhäusern in Italien, Frankreich, Belgien, Deutschland und der Eidgenossenschaft. Hier kam es im zu gut das er sehr sprachgewandt war, er beherrschte in Wort und Schrift deutsch, französisch, italienisch, spanisch, lateinisch und wohl auch einwenig griechisch. Er sicherte sich im laufe der Jahre Handelsprivilegien, die im erlaubten einen immer bedeutender werdenden Warenverkehr nach Brig und auf den Simplon zu lenken. Im Wallis sicherte er sich 1634 das Warentransportrecht. 1650 waren 200 Säumer am Pass beschäftigt und der Binnenhandel zwischen dem Wallis und Oberitalien kam wieder in gang. Kaspar Stockalper erwarb kleine und grosse Transportmonopole unter anderem das Monopol für Schnecken, die ihm die Bauern aus dem Oberwallis lieferten und die er nach Italien transportierte. Einen entscheidenden Schritt tat der Handelsherr als er 1648 das Salzmonopol erwarb. Salz war in der Walliser Landwirtschaft mit ihrer Viehhaltung so unentbehrlich dass Stockalper zur zentralen Figur wurde. Das Stockalpersalz wurde sogar als Zahlungsmittel anerkannt.

Salz war auch ein Argument im diplomatischen Spiel Stockalpers zwischen Frankreich und Spanien. Wurde er von den Franzosen unter Druck gesetzt, weil er mit den spanischen Behörden gute Beziehunen pflegte, so bezog er das unentbehrliche Nahrungsmittel aus Italien oder aus der damals noch spanischen Freigrafschaft. Mit der Zeit fand man im Salzgeschäft einen Kompromiss, Stockalper versorgte das Oberwallis mit Salz aus Italien, ins Unterwallis lieferte er Salz aus Frankreich.

Diese Wahrenmengen mussten nun wieder über den Simplon transportiert werden, Stockalper lies den heruntergekommen Passweg erneuern, baute Susten und Hospize wieder auf und stellte die Sicherheit auf dem Weg wieder her. Der alte Saumpfad wurde ausgebaut, Brücken wurden wieder erstellt und Lagerräume wurden erbaut. In Gondo liess er ein burgartiges Gebäude mit einem siebenstöckigen Turm errichten, diese Gebäude diente als Sust glich aber eher einer Festung. Auf der Passhöhe baute er ein sechsstöckiges, schlossähnliches Gebäude, das die Aufgabe des ehemaligen Johanniterhospizes übernahm. Die massiven Ruinen eines Bauwerkes, das nie vollendet wurde, stehen am westlichen Eingang der Gondoschlucht. Die wachsende Missgunst im Lande und die Angst vor der Macht des kühnen Unternehmers scheinen die Ausführung des Plans verhindert zu haben. Die Stimmung im Oberwallis hatte sich inzwischen verschlechtert. Man warf Kaspar Stockalper unter anderem vor. Er wolle mit seinen soliden Bauten den Simplon militärisch beherrschen. 1680 musste er nach Domodossola ins Exil, davor hatte man ihm schon einen grossen Teil seiner Günter abgenommen. Sein bedeutendstes Bauwerk das „Haus der drei Könige“ heute das Stockalperschloss in Brig war zu jenem Zeitpunkt noch nicht vollendet. 1685 kehrte er in seine Heimatstadt zurück, doch sein Imperium war zerschlagen und damit war die Blütezeit des Saumverkehrs am Simplon zu Ende. Stockalper starb am 29. April 1691.


Hier kann man den Stockalperweg entlang wandern:
http://www.wandersite.ch/Stockalperweg.html

Die Bilder zeigen folgendes:
Die Karte von Brig nach Gondo
Das heutige Hospiz
Die Gondo Schlucht
Der Stockalperturm in Gondo (wurde vor 2000 von Unwetter schwer beschädigt)
Kaspar Stockalper
 

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