tejason
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Einmal mehr. Es war ganz sicher kein Lindwurm, der im Zickzack durch Gallien wanderte. sondern mehrere Heersäulen, die gleichzeitig agierten.
Das dürfte den Tatsachen entsprechen. Es gibt eine Reihe von Erzähltraditionen (die ich aus dem Gedächtnis nicht mehr zuordnen kann), wo verschiedene Heeressäulen auch erwähnt werden. Vor allem muss man sich von der Vorstellung verabschieden, dass sich ein Heer der Römer und eines der Hunnen entgegenlag. Auf beiden Seiten bildeten wohl Germanen, den vermutlich sogar mit Abstand bedeutendsten Anteil der Kämpfenden! Mit dieser Aussage zugleich muss man sich zu guten Teilen von der weiteren Vorstellung von "schnellen Steppenreitern" verabschieden. Diese Steppenreiter (zu denen auch etwa Ostgoten zu rechnen sind, da sie zu großen Teilen Reiterkrieger waren!) bildeten aller Wahrscheinlichkeit nach einen bedeutenden Anteil, aber nicht das ganze Heer. Die Geschwindigkeit des Vormarsches muss sich daher auch nach den langsameren Fußkriegern gerichtet haben, wie sie etwa das fränkische Kontingent gestellt haben muss.
Aus der Erinnerung heraus meine ich gelesen zu haben, dass die Kontingente der hunnischen Föderation teils getrennt marschierten (was zumindest Anfangs logisch ist) und Plünderungen etwa von Thüringern oder Gepiden registriert wurden und ausdrücklich nicht Hunnen als Plünderer genannt werden. Erst als Aetius das Kunststück zuwege brachte, ein römisches Koalitionsheer aufzustellen, war Attila gezwungen seine Streifscharen zur Schlacht zusammen zu ziehen. Das ist auch eine logische Erklärung für die Errettung von Orleans während der Annäherung der westlichen Armeen!Es könnte also so sein, daß immer wieder große Reiterscharen ausgeschwärmt sind, um mit ihren Überraschungsangriffen ganze Landstriche in Angst und Schrecken zu versetzen.
Die Gründe für Attilas Zug nach Gallien waren vielschichtig und sind nicht leicht zu verstehen. Dazu gehörte ein ganzes Bündel von Überlegungen, die nur verständlich sind, wenn man sich das Wesen von Attilas Herrschaftsbereich und sein Verhältnis zum Römischen Reich vor Augen führt. Wolfram Herwig hat nicht umsonst sein Kapitel über die Hunnen in "Das [römische] Reich und die Germanen" betitelt mit "Die hunnische Alternative".
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