Kelten=Gallier? Gallier=Kelten?

Drusus

Neues Mitglied
Ich hab schon oft gehört,dass Gallier und Kelten das selbe sein sollen. Aber müssten dann die Briten in Britannien nicht Zwangsläufig auch Gallier sein? Ebenfalls müsste ein Großteil der antiken spanischen Bevölkerung als Kelten gelten. Hoffentlich kann mir irgendjemand helfen. Diese Frage macht mich total kirre!! :aua:
 
Denk auch mal an die Galater, an die spanische Region Galicien, an die Sprache der Iren: Wie heißt Irisch - sofern nicht der englische Dialekt der Iren gemeint ist - sonst noch mal? (rhetorische Frage, Antwort nicht notwendig!) Oder denk an das Land westlich von England, welches zum UK gehört und nicht durch die irische See von England getrennt.

Nur die Galiläer nimm bitte aus. Dass diese etwas mit den Kelten zu tun haben ist eine völkische und antisemitische Idee "deutscher Christen" gewesen.
 
Caesar schreibt ja auch, dass der Süden Britanniens von Galliern und Belgern bewohnt, die irgendwan vom Festland dorthin ausgewandert seien.
De bello Gallico 5.12 schrieb:
Der innere Teil Britanniens ist von Leuten bewohnt, die die Sage Eingeborene der Inseln nennt; an den Küsten wohnen solche, die wegen Beute und aus Kriegslust früher aus dem Land der Belger hinübergegangen waren; diese führen auf fast alle noch jetzt die Namen derjenigen Stämme, aus deren Mitte sie ursprünglich dorthin mit den Waffen in der Hand kamen, dann aber dort zurückblieben und Ackerbauer wurden. Die Bevölkerung ist ungeheuer groß und die zahlreichen Wohnungen sind den gallischen in der Regel sehr ähnlich.
Den inneren Teil Britanniens bewohnten laut Caesar keine Gallier; Pikten und Kaledonier wären demnach ein Volk für sich. (Dem widerspricht nicht, dass das Gälische, also die "heutige" Sprache der Schotten und Iren, eine keltische Sprache ist. Die Pikten waren eben zu Caesars Zeit offenbar nicht keltisiert, später muss das eben irgendwann passiert sein mit bekanntem Ergebnis.)

THX??? Soll das ein Witz sein, Drusus?
 
Man muss hier einfach strikt trennen zwischen antiker Ethnographie und heutigen Begriffen, sonst landen wir in ähnlicher Begriffsverwirrung wie im

Gehörten die Helvetier zu den Galliern? Thread

Die Begriffe Kelten und Gallier kannten wahrscheinlich nur ein Teil der Stämme die wir heute so nennen, und es ist nicht ganz sicher ob sie diese Bezeichnungen auf sich selbst angewendet haben (Ich meine aber ja, Cäsar und Strabons Beschreibungen lassen IMHO diesen Schluss zu).

Wir nennen also heute diejenigen "Kelten" Gallier die im antiken Gallien gelebt haben (Kelten = Überbegriff über alle Stämme dieser Sprache bzw. La Téne Sachkultur, Gallier = nur ein geographisch begrenzter Teil dieser Stämme).

In der Antike selbst aber war "Gallier" ein Überbegriff für verschiedene Stämme und die "Celtae" waren nur eine Teilgruppe davon.

In der Antike galten die Britannier NICHT als Celtae/Galli, heute aber zählen wir sie schon zu Den KELTEN hinzu.

Die Stämme Hispaniens wurden teilweise als Celtiberi und Callaici bezeichnet...
HEUTE aber neigen wir dazu diese eher nicht als KELTEN zu bezeichnen, weil die Keltiberer nicht wirklich zur La Ténekultur zählen... kann man auch streiten ob diese Einordnung so richtig ist.

die PIKTEN treten erst im ersten Jahrhundert nach Christus auf... die Unterscheidung von Caledoniern und Pikten ist garnicht völlig klar, mal heisst es Caledonier und Pikten, mal Caledonier und andere Pikten (d.h. Caledonier als Teil der Pikten)...

naja... komplizierte Begriffsverwirrungen. Jedenfalls scheint sie in der Antike keiner als Kelten bezeichnet zu haben!
 
Zuletzt bearbeitet:
Gallaeci ist ein Diminutiv von Galli. Die Sonorisierung /k/ > /g/, /t/ > /d/ usw. der Westromania sieht man als keltisches Substrat an.
 
hmm...

was schließen wir jetzt daraus?

die Callaeci/Callaici/Kallaikoi waren ein Stamm in Westspanien. Nannten sie sich selbst evtl. garnicht so sondern sie waren für andere (Iberer? Römer?) die "kleinen Galli" (vielleicht weil es eingewanderte Gallier waren?)
 
Mh, wenn ich von ihnen rede, dann vertrete ich meist eher die Ansicht, die Keltiberer zu den Kelten zu zählen, genau wie die Galatier in Mikra Asia (auch wenn sie tendenziell eher Graeco-Kelten waren oder wie man das nennen will).

Dies, obwohl ich sehr wohl nachvollziehen kann, dass man das auch anders sehen kann. Romanisierte Kelten zähle ich auch nicht zu den Römern, auch wenn sie viel von ihrer Kultur übernommen haben mögen. Hingegen bezeichne ich die "Ägypter" unter ptolemäischem Einfluss tendenziell eher als Hellenen denn als Ägypter.

Schwierig zu differenzieren, finde ich.
 
Mh, wenn ich von ihnen rede, dann vertrete ich meist eher die Ansicht, die Keltiberer zu den Kelten zu zählen, genau wie die Galatier in Mikra Asia (auch wenn sie tendenziell eher Graeco-Kelten waren oder wie man das nennen will).

Dies, obwohl ich sehr wohl nachvollziehen kann, dass man das auch anders sehen kann. Romanisierte Kelten zähle ich auch nicht zu den Römern, auch wenn sie viel von ihrer Kultur übernommen haben mögen. Hingegen bezeichne ich die "Ägypter" unter ptolemäischem Einfluss tendenziell eher als Hellenen denn als Ägypter.

Schwierig zu differenzieren, finde ich.

Das scheint mir doch alles sehr willkürlich zu sein. Nehmen wir die Ägypter: Hier gab es zwar seit Alexander eine hellenische Funktionselite, welche einen Synkretismus zwischen altem ägyptischem Glauben und hellenischem Glauben schuf, die Mehrheit der Bevölkerung sprach aber ein ägyptisches Idiom, welches bis heute in der Sprache der koptischen Christen überlebt hat. Die Ägypter waren ergo in ihrer Mehrheit wieterhin Ägypter.
Die Keltiberer werden auch - zumindest von der spanischen Archäologie - als Kelten gesehen. Wobei Strabo uns die Keltiberer ja als Mischvolk vorstellt.
Für die romanisierten Kelten würde ich ichden Begriff Provinziale bevorzugen. Denn Kelten sind es ja nicht mehr, sondern Sprecher eines vulgärlateinischen Dialekts, aus dem u.a. das Französische hervorgegangen ist. Der wird zwar in der Romanistik gerne unter die Galloroamnia klassifiziert, aber das ist in erster Linie eine geographische Einteilung, so wie die Iberoromania auch. Denn sowohl Iberoromania, als auch Galloromania und ein Teil der Italoromania (Rätoromanisch z.B.) haben ein vermutlich keltisches Substrat, welches sich - wie oben beschrieben - in der Lenisierung der harten Verschlusslaute /p, t, k/ > /b, d, g/ äußert.
 
für die Spätantike sag´ich generell Gallo-romanen und Romano-briten...

Keltiberer betrachte ich auch als Mischkultur-
 
Zurück
Oben