Kelten, Germanen und Gallier.

Es sieht so aus als wenn die Germanen den Kelten militärisch überlegen waren.
Was zu den von mir für erstaunlich gehaltenen Phänomenen gehört weil die Germanen den Kelten kulturell unterlegen waren.
 
Es sieht so aus als wenn die Germanen den Kelten militärisch überlegen waren.
Was zu den von mir für erstaunlich gehaltenen Phänomenen gehört weil die Germanen den Kelten kulturell unterlegen waren.

Nur haben wir für die Folgezeit nach Aufgabe der Oppida auch kaum erwähnenswerte germanische Funde aus dem Gebiet.
Die Ubier haben wohl den Dünsberg übernommen. Aber wie "germanisch" waren die?
 
Die scheinen sich schon vor der Ankunft der Römer ziemlich verdünnisiert zu haben. Die großen keltischen Siedlungen wurden ab 100 v. Chr. verlassen, siehe z. B. das Oppidum Manching nahe der Donau: Kelten in Manching

Siehe z. B. die "Helvetiereinöde":

Etwas länger hielten sich die Kelten noch im heutigen Tschechien. Der keltische Stamm der Boier verteilte sich auf mehrere Gebiete. Teile siedelten im heutigen Norditalien, andere im heutigen Österreich, in Bayern, Tschechien, der Slowakei und im heutigen Ungarn. In Tschechien gibt es Oppida, bei denen als deren Ende 20 vuZ beziehungsweise zur Zeitenwende angegeben wird.

Oppidum Závist – Wikipedia

Oppidum Třísov – Wikipedia

Oppidum Stradonice – Wikipedia
 
Die Nordwestblock-Hypothese ist weder bestätigt noch widerlegt

Nicht widerlegt? Ihre wichtigsten Stützpfeiler haben sich als nicht haltbar erwiesen. Ich wüsste nicht, wer sie in den letzten dreißig Jahren noch ernsthaft in Betracht gezogen hätte.

Eines ihrer vermeintlich schlagenden Argumente waren bestimmte p-haltige Toponyme.

Das indogermanische *p ist im Germanischen im Zuge der ersten Lautverschiebung bekanntlich zu f geworden:
Vergleiche lateinisch pater - englisch father 'Vater' (die Lautverschiebung erstreckte sich auch auf das t), lateinisch piscis - englisch fisch 'Fisch'.

Im Urkeltischen dürfte zunächst dieselbe Entwicklung stattgefunden haben, doch ist anschließend auch das *f geschwunden.
Hier haben wir altirisch athir 'Vater' (im Gallischen ist die Form atrebo bezeugt) 'Vater' und altirisch iasc 'Fisch'.

Daher können Toponyme, die indogermanisches *p unverschoben bewahrt haben, logischerweise weder germanisch noch keltisch sein, sie müssen auf eine dritte Sprache zurückgehen. Das ist der Ausgangspunkt von Gysselings und Kuhns Überlegungen. Ein unverschobenes *-p- glaubte man in Gewässernamen wie Lippe oder den mit *apa gebildeten Namen zu erkennen. Nun hat Jürgen Udolph (Namenkundliche Studien zum Germanenproblem, Berlin / New York 1994) gezeigt, dass einerseits solche Namen auch außerhalb des Nordwestblocks verbreitet sind (z. B. Luppe, Apolda), andererseits auch in anderen Namen ein wurzelauslautender Konsonantenwechsel festgestellt werden kann, d. h. das *-p- wurde zunächst zu *-b- und dann in der zweiten Lautverschiebung wieder regelmäßig zu -p-,

"Es ist an der Zeit, nunmehr mit der Kombination mehrerer Fakten zu arbeiten: in unmittelbarer Nähe von Luppe, Lupnitz (> *Lupentia) und Lippe liegen sowohl Gewässernamen, die den Wechsel *-t- > *-d- (Nat), *-d- > *-t- (Wieda, Weida), und *-p- > *-b- (Wipper, Wipfra) enthalten. Angesichts dieser Tatsache halte ich es für mehr als unwahrscheinlich, daß dagegen in Luppe, Lupnitz und Lippe ein unverschobenes -p- vorliegen sollte.
[...]
Die drei deutschen Gewässernamen Lippe, *Lipentia und Luppe liegen genau in den Bereichen, die auch bei anderen, schon behandelten Namenverbreitungen einen Konsonantenwechsel kennen. Im Gegenteil: würde man die drei Gewässernamen ohne Wechsel aus idg. *-p- herleiten wollen, so ständen sie mit ihrem Konsonantismus isoliert und als Fremdkörper inmitten von germanischen Namen. Sieht man in ihnen dagegen den durchgeführten Wandel *-p- > *-b- > *-p- (1. Lautverschiebung), so passen sie sich mühelos in die sie umgebende Namenlandschaft ein." (Udolph, S. 81f.)
 
Mag ja sein, dass Gysselings Hypothesen bezüglich der Toponyme so nicht haltbar sind, andererseits reden wir also von einer germanischen Lautverschiebung bei der Belgern, die doch vermeintlich keltisch waren.
Bei den archäologischen Funden gibt es auch Unterschiede zwischen Belgern und Galliern.
Von daher bin ich dann eher wieder bei van Durme und...

Es ist kein Widerspruch wenn einerseits die Theorie aufgestellt wird, dass einige Toponyme der Gegend weder typisch keltisch, noch typisch germanisch sondern möglicherweise eigenständig sind, andererseits es ein gleichzeitiges Vordringen des "germanischen" von Osten und des "keltischen" von Süden gab.
 
Mag ja sein, dass Gysselings Hypothesen bezüglich der Toponyme so nicht haltbar sind, andererseits reden wir also von einer germanischen Lautverschiebung bei der Belgern, die doch vermeintlich keltisch waren.

Ich behaupte ja nicht, dass "die Belger" sprachlich Kelten waren. Die überlieferten Orts- und Personennamen ergeben kein eindeutiges Bild, und möglicherweise sprachen die Belger auch keine einheitliche Sprache.

Die Nordwestblock-Hypothese ist weder bestätigt noch widerlegt, sie ist aber der Grund, weshalb man an das "keltisch" bei den Belgern ein Fragezeichen setzen darf.

Ich brauche keine Nordwestblock-Hypothese, um bei den Belgiern ein Fragezeichen zu setzen.
 
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