Kielholen

admiral nelson

Mitglied
Wegen einer kleinen Diskussion die wir gestern im Chat hatten hab ich mich mal etwas intensiver mit dem Kielholen, einer der schlimmsten Strafen der Seefahrt, beschäftigt.

Beim Kielholen, welches hauptsächlich bei den Niederländern, aber auch bei anderen Seefahrtsnationen als Strafe durchaus oft verwendet wurde, wurde der zu Bestrafende mit Händen und Füßen je an ein Seil gebunden und unter dem Schiff hindurch gezogen, der Gekielholte hatte Glück wenn er mit den Füßen vorran und mit dem Rücken nach oben unter dem Schiff hindurch gezogen wurde, da dies noch am wenigsten Verletzungen mit sich brachte, aufgrund des starken Muschelbewuchses am Schiff waren diese aber immernoch erheblich und wenn man Pech hattte starb man den Folgen des Kielholens oder wurde von Haien angegriffen, die Überlebenschance lag in etwa bei 50:50. Allerdings gab es noch viele Variationen des Kielholens die je nach Phantasie des Kapitäns mehr oder weniger grausam waren, aber diese hier beschriebene Variante war wohl eine der am häufigsten gebrauchten.
Ab Mitte des 18. Jahrhunderts war Kielholen in Großbritannien offiziell geächtet und verboten, wurde aber von manchen Kapitänen noch inoffiziell weitergeführt.
In den Niederlanden wurde das Kielholen meines Wissens nach als letztes verboten, das war Mitte des 19. Jh.
 
das gehörte wohl zum fifty-fifty-risiko. die anderen besatzungsmitglieder haben ihn ja auch gezogen, so dass es nicht nur die schiffsgeschwindigkeit war. ich vermute, sie haben so schnell wie möglich gezogen.
 
Jo, also soweit ich weiß war Ersticken nur sehr selten die Todesursache, denn wie collo schon sagte wurde normalerweise relativ schnell gezogen und z.B. der Kiel der "Victory" war ja nur gut 46m lang so dauerte es wohl auch bei relativ langsamen Tempo nicht allzu lange.
 
man stelle sich nur vor, das wäre heute noch eine gängige methode, ein flugzeugträger der nimitzklasse ist über 300m lang:eek:
 
collo schrieb:
man stelle sich nur vor, das wäre heute noch eine gängige methode, ein flugzeugträger der nimitzklasse ist über 300m lang:eek:
Ich glaube, die am häufigsten verwendete Methode war wohl das Kielholen von Bug- nach Steuerbord. Wäre bei einem Flugzeugträger auch noch eine recht weite Strecke.
 
florian17160 schrieb:
Ich glaube, die am häufigsten verwendete Methode war wohl das Kielholen von Bug- nach Steuerbord. Wäre bei einem Flugzeugträger auch noch eine recht weite Strecke.

War mir eigentlich auch so in Erinnerung, und hier was schriftliches dazu:

Eine vom 16.- 19. Jahrhundert ausgeübte harte Strafe die meist den Tod des Delinquenten bedeutete. Das Kielholen wurde an der Stelle durchgeführt, wo das Schiff am breitesten und tiefsten ist. In der Regel wurde die Prozedur zwei mal wiederholt. Zum einen wurde der Körper des Verurteilten durch den starken scharfkantigen Muschelbewuchs an der Schiffshaut so aufgerissen, dass er verbluten musste, zum anderen reichte meistens auch die Atemluft nicht aus, um einen derartigen Akt zu überstehen.


Quelle: http://www.sailor-rides-at-anchor.de/Seefahrt/Brauche_Traditionen/Lexikon/lexikon.html

Na denn Prost! :boot:
 
Welche Art von Straftat musste denn begangen werden, damit das Kielholen als Strafe einsetzte? War das egal... oder trat es nur bei schweren Vergehen auf? :confused:
 
Das Kielholen war eine Disziplinarstrafe, allerdings eine der schwersten ueberhaupt. Das Vergehen musste demnach entsprechend schwerwiegend sein.. Zum Beispiel:

"So jemand auf seiner Wache schlafend befunden würde, der soll dreymahl gekiehlt werden." - (Corpus iuris militaris, Johann Christian Lünig, 1723)


Quelle: http://kielholen.exsudo.de/
 
Für minder schwere Verbrechen hat man eine ähnliche Strafe, welche man von der Raa fallen oder von der Raa laufen nennt. Der Verbrecher wird hiebey auf eine Spake gesetzt, woran ein Jolltau befestigt ist, das durch einen Block am Nock der grossen Raa wieder ins Schiff fährt. Die Lenden des Verbrechers werden an die Spake festgebunden und die Hände über seinem Kopf an das Jolltau, welches ihm durch die Beine durchfährt. Man holt auf dieses Tau und zieht ihn unter die Raa, alsdann lässt man solches auf einmal los und lässt ihn ins Wasser fallen. Zuweilen werden ihm auch noch Kanonenkugeln an die Füsse gebunden, damit er desto schneller falle und tiefer sinke. Diese Strafe wird verschiedene mal fortgesetzt. Manchmal wird sie auch darin gemildert, dass man den Verbrecher nur bis an die Oberfläche des Wassers fallen lässt, so dass er nicht nass wird. Sobald die Strafe geendigt ist, holt man ihn mit einem, vorher an die Spake gebundenen tau, wieder an Bord. Damit er aber bey dem starken Aufholen unter die Raa keinen Schaden leide, so wird über seinem Kopf an das Jolltau ein Stock gebunden, der alsdann vor den Block stösst.

Aus: Johann Hinrich Röding: Allgemeines Wörterbuch der Marine in allen Europæischen Seesprache nebst vollstændigen Erklærungen.
Nemnich, Hamburg & J.J. Gebauer, Halle, 1793-1798. 4 vols

Quelle: http://www.bruzelius.info/Nautica/Etymology/German/Roeding(1793)/Kielholen.html
 
Vielen Dank für deine Antworten, Parago :bussi:

Ich habe jetzt ein besseres Bild von dieser Art der Bestrafung!
 
Gern gescheh'n.. ich muss mich bei dir bedanken fuer die Inspiration - bin dann naemlich gestern abend auch erstmal Kielholen gegangen - in der Wanne! =)
 
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