Kirche in der DDR

oppareal

Neues Mitglied
Hallo zusammen! :winke:

Ich muss bald anfangen meine Geschichtsfacharbeit zu schreiben. :nono:
Ich habe folgenden Schwerpunkt:
"Konnte die Kriche ihre Aufgabe in der DDR ausführen, erfüllen?"
(Verhältnis der Kirche zum Staat, Kompromisse, etc ^^, möchte alles in Erfahrung bringen :) )

Könnt Ihr mir vielleicht einige Bücher oder Websites zu diesem Thema empfehlen?:yes:

Und wenn ihr mit diesem Thema vertraut seid, dann würde es mich auch freuen, wenn ihr auch hier etwas reinpostet :yes:.

Danke schön.
 
Hallo,

also die Kirche in der DDR war eine Anlaufstelle für Menschen, die vom System verfolgt worden.

Irgendwie haben die Stasihescher keinen Fuß in die Kirche gesetzt. Die Kirche war zwar nicht geachtet im System, aber sie wurde weitgehend respektiert, vermute ich.
So war die Kirche zum Ende der DDR 1989 immer Anlaufpunkt der oppositionellen Foren, um vor großen Mengen von Leuten zu reden oder Diskusionen zu führen.
So habe ich in dem Beitrag zu dem Film, "Das Wunder von Berlin" gehört, das zum Beispiel die Punkszene Anfang der 80iger ein Konzert der "Toten Hosen" organisierte, was auch in einer Kirche stattfand und es konnte von den Stasileuten nicht verhindert werden.
Die Kirche war also was das anging so eine Art "Sperrgebiet" der DDR Staatsgewalt gewesen.
 
Hallo,

also die Kirche in der DDR war eine Anlaufstelle für Menschen, die vom System verfolgt worden.

Irgendwie haben die Stasihescher keinen Fuß in die Kirche gesetzt. Die Kirche war zwar nicht geachtet im System, aber sie wurde weitgehend respektiert, vermute ich.
So war die Kirche zum Ende der DDR 1989 immer Anlaufpunkt der oppositionellen Foren, um vor großen Mengen von Leuten zu reden oder Diskusionen zu führen.
So habe ich in dem Beitrag zu dem Film, "Das Wunder von Berlin" gehört, das zum Beispiel die Punkszene Anfang der 80iger ein Konzert der "Toten Hosen" organisierte, was auch in einer Kirche stattfand und es konnte von den Stasileuten nicht verhindert werden.
Die Kirche war also was das anging so eine Art "Sperrgebiet" der DDR Staatsgewalt gewesen.

Das ist fast richtig.
Ich erinnere mich noch. Wir hatten Pioniernachmittag und am gleichen Tag Konfirmandenstunde. Da hat der Lehrer gesagt, so, liebe Kinder, wir warten noch ab, bis ich die Gotteskinder in die Kirche geschickt habe, dann machen wir etwas ganz spannendes.
naja, ich bin trotzdem mit 8 Mitschülern zum pastor gerannt. Später kam raus, der hat gar nichts spannendes gemacht.
Aber dagegen, das wir dort hingegangen sind, konnte er auch nichts machen.

Nur überschätzt ja nicht die Kirche. So doll war das auch nicht. Die mussten sich gerade zu meiner Zeit in den 70gern schon anpassen.
Nur war man sich im Politbüro sehr wohl bewusst, was es für Ausmasse angenommen hätte, wenn sie die Kirche auch noch drangsaliert hätte. Immerhin waren wir, glaube ich in DDR zeiten noch dem Bistum Hildesheim angehörig. Die Kirche kannte da keine Staatsgrenzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Kirche war eine Anlaufstelle für, nicht unbedingt oppositionelle, aber unangepasste Leute.
Meine damalige Freundin arbeitete in einem Kinderheim der evangelischen Kirche. Die Mitarbeiter dort wurden weitgehend in Ruhe gelassen, ob sie wählen gingen oder nicht interessierte nicht weiter. Normalbürgern konnte es passieren, dass die "Wahlkommission" schon am Mittag mit der Urne vorgefahren kam - das gab dann auch im Betrieb oder an der Uni.

Andererseits gab es natürlich auch in Kirchenkreisen Opportunisten oder sogar Spitzel. Da kam nach 1989 einiges ans Tageslicht.
 
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"Konnte die Kriche ihre Aufgabe in der DDR ausführen, erfüllen?"
(Verhältnis der Kirche zum Staat, Kompromisse, etc ^^, möchte alles in Erfahrung bringen :) )

Hallo !

Das ist eine Aufgabenstellung , zu welcher bestimmt mehrere Dutzend
Bücher geschrieben werden könnten.

Schon das Verhältnis Katholische Kirche ( da stand der Vatikan dahinter )/ Staat und
Evangelische Kirche /Staat war unterschiedlich.
Dazu kommen einige freikirchliche Gemeinschaften , wo das wieder anders war.
Extra dazu gab es ja beim ZK der SED einen Beauftragten für Kirchen-
fragen , das war lange Herr Gysi sen.
Weiterhin ist die Unterwanderung der Kirchen durch Inoffizielle Mitarbeiter
eine strittige Frage.

Ich würde anraten bei der
Bundeszentrale für politische Bildung und bei
BStU Homepage der BStU
nach Online-Quellen zu recherchieren und auch nachzufragen , bei der
BStU wird nicht alles veröffentlicht, was bereits als Recherchebericht
verfügbar ist.

Viel Erfolg !
 
Hallo,

also die Kirche in der DDR war eine Anlaufstelle für Menschen, die vom System verfolgt worden.

Irgendwie haben die Stasihescher keinen Fuß in die Kirche gesetzt. Die Kirche war zwar nicht geachtet im System, aber sie wurde weitgehend respektiert, vermute ich...
So habe ich in dem Beitrag zu dem Film, "Das Wunder von Berlin" gehört, das zum Beispiel die Punkszene Anfang der 80iger ein Konzert der "Toten Hosen" organisierte, was auch in einer Kirche stattfand und es konnte von den Stasileuten nicht verhindert werden.
Die Kirche war also was das anging so eine Art "Sperrgebiet" der DDR Staatsgewalt gewesen.
Da bist du aber auf dem Holzweg. Gerade in die Kirchen sind sie gegangen, weil sich die nicht-systemtreuen Leute sich da halbwegs sicher gefühlt haben und für die Stasi war es deshalb ein "gefundenes Fressen". Verhindern konnte die Stasi in den Kirchen nichts, aber hervorragend spitzeln.
So war die Kirche zum Ende der DDR 1989 immer Anlaufpunkt der oppositionellen Foren, um vor großen Mengen von Leuten zu reden oder Diskusionen zu führen.
Das ist richtig, aber auch hier sah man, wie die Stasi auch diese Bürgerrechtsbewegungen unterwandert hat, denn sowohl der Vorsitzende(!) der Ost-SPD, als auch des Demokratischen Aufbruch waren Stasi-Spitzel, die jeweils kurz vor der Wahl am 18. März 1990 enttarnt wurden und zurücktreten mußten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sonntags wurde an der Uni in der DDR gearbeitet?
Das nicht, aber Studenten mussten am Hochschulort wählen. Hat alle "sehr gefreut". Jede Fakultätsleitung hatte das Bestreben, möglichst früh 100% Vollzug zu melden. Bloß, es gab natürlich immer ein paar verkaterte Studiosi, die man ganz offiziell um 11 Uhr aus den Betten holte.
 
Ich muss bald anfangen meine Geschichtsfacharbeit zu schreiben. :nono:
Ich habe folgenden Schwerpunkt:
"Konnte die Kriche ihre Aufgabe in der DDR ausführen, erfüllen?"
(Verhältnis der Kirche zum Staat, Kompromisse, etc ^^, möchte alles in Erfahrung bringen :) )

Könnt Ihr mir vielleicht einige Bücher oder Websites zu diesem Thema empfehlen?:yes:

Zunächst einmal ist es - wie so oft - mit dem Terminus die Kirche so eine Sache, denn auch für die DDR müssen wir zumindest zwischen evangelischer und katholischer Kirche unterscheiden.
Letztgenannte befand sich traditionell-historisch bedingt zuallererst in der Situation, eine Minderheitenkirche zu sein - Ausnahme: Eichsfeld, sorbische Gebiete in der Lausitz u.ä. Desweiteren gelang es ihr, weitestgehend apolitisch zu bleiben und sich dennoch durch die Bindung an Rom dem Staat gegenüber zu distanzieren; dies hat mit dem universalkirchlichen Selbstverständnis der katholischen Kirche zu tun. In der Praxis jedoch gerieten die Katholiken - wie ihre evangelischen Brüder und Schwestern auch - ebenso in Situationen, wo sich Konflikte zwischen gelebtem Glaube (Christsein) und Leben in der Gesellschaft deutlich zeigten (Stichworte: Firmung vs. Jugendweihe, FDJ Mitgliedschaft als Zugangsvoraussetzung zur Abiturstufe, eigenes Weltbild vs. vormilitärische Erziehung und Wehrdienst, ...). Natürlich bot auch der katholische Kirchenraum ein Refugium für nichtsystemkonforme, nichtssystemtreue sowie oppositionelle Leute, nur war man im Vgl. zur evangelischen Kirche zurückhaltender, was bspw. bei Gruppenaktivitäten die Beschäftigung mit politischen Themen anging.

Hier noch zwei Seiten, welche v.a. den Kontext der evangelischen Kirche in der DDR beleuchten:
Kirchen in der DDR
KIRCHE IN DER DDR
 
Also insbesondere die evangelische Kirche, erinnert sei hier exemplarisch an die Verbrennung von Oskar Brüsewitz (evangelischer Pfarrer) im Jahre 1976 in Zeitz (die sehr viel Aufsehen erregte), wurde in den 80er Jahren zum Sammelbecken von allerlei Gruppen verschiedenster Art - Umweltgruppen oder eine Art Friedensbwegung (Schwerter zu Pflugscharen), Opposition i.a.. Vor allem einte die Christen die Ablehnung des DDR-Systems, zumindest in gewissen Aspekten.
Die katholische Kirche spielte eine geringere Rolle - nur durch die Flüchtlinge aus den Ostgebieten sowie den wenigen bereits vorhandenen Katholiken in der Diaspora mit Ausnahme des Eichsfeldes (Wallfahrten auch zu DDR-Zeiten, die nicht unterdrückt werden konnten) und den Sorben in der Lausitz. Insbesondere das Eichsfeld blieb auch zu DDR-Zeiten ziemlich katholisch.
Zu DDR-Zeiten gab es einen großen Rückgang an Mitgliedern in beiden Kirchen, die auch für die evangelische zu einer Minderheitenkirche geführt hat.

Interessant ist im Zusammenhang mit der Kirche auch die Veränderung in der Organisationsstruktur der evangelischen und katholischen Kirche in der DDR. Bund der Evangelische Kirche in der DDR 1969 gegründet. So wurden große Teile der DDR in katholischen Bistümern, deren Bischof im Westen saß und hier nur ein apostolischer Administrator. Seit 1972 waren große Teile der DDR der Kurie direkt unterstellt und nicht mehr den Bistümern. Von zentraler Bedeutung war auch die Hilfe (auch finanzieller Art) für die Bezahlung des Personals und den Unterhalt bzw. sogar Neubau von Kirchen in der DDR. Solche Bauvorhaben die Devisen brachten hatten nach Militärbauten die höchste Priorität. Anhand des Kirchensteuergesetzes aus der Wendezeit 1990 kann man schon die Struktur der Kirche (Kann ich auch einmal genauer nachschlagen.) erahnen:Kirchensteuergesetz der DDR
Es gab keinen Kirchensteuereinzug zu DDR-Zeiten, also vor 1989. Das Kirchgeld musste direkt bezahlt werden.
In Erfurt befand sich übrigens die einzige Ausbildungsstätte für katholische Priester in der gesamten DDR.

Natürlich gab es auch immer eine Gratwanderung zwischen Systemanpassung und -widerstand. Beispielsweise war es üblich in der 8. Klasse an der Jugendweihe teilzunehmen um auf die Erweiterte Oberschule gehen zu können und dann erst in der 9. Klasse die Konfirmation zu machen.
Pfarrerskinder wurden bei dem Zugang der EOS in der Regel eher benachteiligt wie Kinder von sog. Intelligenzlern im allgemeinen.

So viel in Kürze und auf die Schnelle.
 
Das nicht, aber Studenten mussten am Hochschulort wählen. Hat alle "sehr gefreut". Jede Fakultätsleitung hatte das Bestreben, möglichst früh 100% Vollzug zu melden. Bloß, es gab natürlich immer ein paar verkaterte Studiosi, die man ganz offiziell um 11 Uhr aus den Betten holte.

Bei mir kamen sie im Frühling 1989 kurz nach 17 Uhr an die Wohnungstür. 1986 war ich "auf Radtour" bis 18 Uhr.
Die haben trotzdem mich als gewählt abgestrichen und einen Wahlzettel in die Urne geworfen.
Sie durften nämlich nicht zuviele Nicht-Wähler haben, kostete viel Arbeit die Bögen fertig zu schreiben für die entsprechenden nachfolgend agierenden Staatsorgane.
 
Eine Sonderstellung hatte vielleicht die "Johannische Kirche".
Johannische Kirche - Wikipedia
Johannische Kirche - Willkommen

Ich kenne die "Friedensstadt", ich hab da in der Nähe gewohnt und bin nach dem Abzug der Russen regelmäßig dort gewesen. Um Irrtümern vorzubeugen: Ich gehöre nicht dazu, reine Neugier.
Zu DDR-Zeiten war diese Kirche geduldet und der Ort Blankensee, wo das Zentrum ist, war der reichste Ort im Landkreis. Was Partei und Regierung nicht geschafft haben, haben die Weißenberger geschafft ... An kirchlichen Feiertagen war der Ort übervölkert von Besuchern aus allen Teilen der Welt. Ich glaube kaum, daß Kunde davon die Kreisgrenzen überschritten hat.
 
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