Kissinger Diktat 1877

Utopia

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Hallo und frohe Ostern ;)

Ich habe mal eine Frage: ich werde nicht fündig nach 'guten' Quellen über das Kissinger Diktat. Ich müsste aber wissen, wo genau die charakteristischen Merkmale dieser von Bismarck konzipierten Vorstellung einer Außenpolitik liegen, denn diese haben sich während der Orientkrise ja verändert...
ich komm nicht weiter und wäre froh,wenn mir jemand von euch helfen könnte... :lupe:

Liebe Grüße
 
Bismarck meinte dazu das Folgende:

Ein französisches Blatt sagte neulich von mir, ich hätte „le cauchemar des
coalitions“, diese Art Alp wird für einen deutschen Minister noch lange, und vielleicht immer, ein sehr berechtigter bleiben. Koalitionen gegen uns können auf westmächtlicher Basis mit Zutritt Österreichs sich bilden, gefährlicher vielleicht noch auf russisch-österreichisch-französischer; eine große Intimität zwischen zweien der drei letztgenannten Mächte würde der dritten unter ihnen jederzeit das Mittel zu einem sehr empfindlichen Druck auf uns bieten.
In der Sorge vor diesen Eventualitäten, nicht sofort, aber im Lauf der Jahre, würde ich als wünschenswerte Ergebnisse der orientalischen Krisis für uns ansehen:

1. Gravitierung der russischen und der österreichischen Interessen
und gegenseitigen Rivalitäten nach Osten hin,

2. der Anlaß für Rußland, eine starke Defensivstellung im Orient und an
seinen Küsten zu nehmen und unseres Bündnisses zu bedürfen

3. für England und Rußland ein befriedigender Status quo, der ihnen dasselbe Interesse an Erhaltung des Bestehenden gibt, welches wir haben,

4. Loslösung Englands von dem uns feindlich bleibenden Frankreich wegen
Ägyptens und des Mittelmeers,

5. Beziehungen zwischen Rußland und Österreich, welche es beiden
schwierig machen, die antideutsche Konspiration gegen uns gemeinsam
herzustellen, zu welcher zentralistische oder klerikale Elemente in
Österreich etwa geneigt sein möchten.

Wenn ich arbeitsfähig wäre, könnte ich das Bild vervollständigen und
feiner ausarbeiten, welches mir vorschwebt: nicht das irgend eines Län-
dererwerbes, sondern das einer politischen Gesamtsituation, in welcher
alle Mächte außer Frankreich unser bedürfen, und von Koalitionen gegen
uns durch ihre Beziehungen zueinander nach Möglichkeit abgehalten
werden. (1)

Das ist ja schon einmal eine Arbeitsgrundlage.

(1) Schönbrunn, G.: Das bürgerliche Zeitalter 1815-1914. Geschichte in Quellen. München 1980,
Seite 454 f.
 
5. Will er Beziehungen zwischen Russland & Österreich damit sie sich gegen Dtl verbünden können? ôO
 
Nein, genau das Gegenteil. Die kirchenpolitischen Ausführungen muss man vor dem Hintergrund des Kulturkampfes sehen.
 
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