Klibanophoroi und Kataphrakte - wie bekämpfte man sie?

S

SergejKorolev

Gast
Grüß euch!

Bei Betrachten einiger Werke der Osprey-Publishing Serie stellten sich bei mir einige Fragen bzgl. der Kataphrakte bzw. der byzantinischen Klibanophoroi:

Gibt es sowas wie Quellen darüber, wie man Angriffe durch Kataphrakte bzw. byzantinische Klibanophoroi abwehrte? Sie scheinen mir nämlich recht schwer zu bekämpfen zu sein, wegen ihrer massiven Panzerung.

Grüße

SK
 

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Da gilt wohl wie bei ähnlich schwer gerüsteten Reitern (z. B. den westeuropäischen Rittern): Man sollte sich schweres Gelände suchen und in ordentlicher numerischer Überzahl auftreten.
Und auch dann wird es noch eine mühselige und verlustreiche Sache. Man kann versuchen, den armen Pferden die Sehnen durchzuschneiden, oder die Reiter mit Stangenwaffen runterzukriegen.
 
Da gilt wohl wie bei ähnlich schwer gerüsteten Reitern (z. B. den westeuropäischen Rittern): Man sollte sich schweres Gelände suchen und in ordentlicher numerischer Überzahl auftreten.
Und auch dann wird es noch eine mühselige und verlustreiche Sache. Man kann versuchen, den armen Pferden die Sehnen durchzuschneiden, oder die Reiter mit Stangenwaffen runterzukriegen.

Nur wie kommt in die Nähe der Sehnen, wenn das Pferd bis knapp über den Kniegelenken geschützt ist?
 
Da gilt wohl wie bei ähnlich schwer gerüsteten Reitern (z. B. den westeuropäischen Rittern): Man sollte sich schweres Gelände suchen und in ordentlicher numerischer Überzahl auftreten.
Und auch dann wird es noch eine mühselige und verlustreiche Sache. Man kann versuchen, den armen Pferden die Sehnen durchzuschneiden, oder die Reiter mit Stangenwaffen runterzukriegen.

Das sehe ich ähnlich.

Auf freier Fläche kann man einer Attacke schwerer Reiterei kaum widerstehen.

Zusätzlich zum Hindernisgrad des Terrains zB. Sumpf, Bewaldung , natürl. Geländeeinschnitte , überhöhte Positionierung ) kann man ja auf Hindernisgräben , Pfahlhindernisse , Feuer und Steinwürfe zurückgreifen.
Gab es schon Teufelskrallen zu dieser Zeit , dh. eiserne Spitzen-Körper
zwecks Huf-Verletzung ? Heute als Reifentöter bekannt....
 
Gab es schon Teufelskrallen zu dieser Zeit , dh. eiserne Spitzen-Körper
zwecks Huf-Verletzung ? Heute als Reifentöter bekannt....

Ich kenne das aus Erzählungen über die Abwehr der Chinesen gegen die Mongolen. Sie haben eine ganze Passage voll solcher Dinger gelegt.
 
Gab es schon Teufelskrallen zu dieser Zeit , dh. eiserne Spitzen-Körper
zwecks Huf-Verletzung ? Heute als Reifentöter bekannt....
Ich kenne das aus Erzählungen über die Abwehr der Chinesen gegen die Mongolen. Sie haben eine ganze Passage voll solcher Dinger gelegt.

Diese Teile findet man in Waffenenzyklopädien - z.B. bei Harding - auch unter dem Namen Krähenfüße; mit ihnen verwandt sind die Eisenspitzen.
Allerdings dienten die Krähenfüße gewöhnlich dazu, auf einem Rückzugsweg die Pferde gegnerischer Reiterei zu verletzen, und die Eisenspitzen zur Sicherung eigener Lagerbereiche.
Derartiges kannten übrigens bereits die Römer - vgl. dazu den Anfangsteil eines anderen Beitrags

Überhaupt dürften für das hier diskutierte Thema die Informationen im Thread http://www.geschichtsforum.de/f77/welche-infanterie-war-f-hig-einen-ritterangriff-zu-stoppen-13443/ zumindest in einzelnen Aspekten interessant sein...
:fs:
 
Die Mongolen benutzten solche Krähenfüße ebenfalls, sie warfen sie beim Rückzug hinter sich um verfolgende feindliche Reiter zu verlangsamen.
Bei einer Ausstellung in München zum Mongolischen Reich vor einigen Jahren waren solche mongolischen Krähenfüße ausgestellt.

Zu den Kataphrakten:

Man muß hier meiner Ansicht nach bedenken, daß der Begriff nicht immer Reiter mit einer Vollpanzerung bezeichnete. Insbesondere bei den Byzantinern bezeichnete er eher schwere Kavallerie im allgemeinen, die Pferde waren aber gerade bei den Byzantinern bei den Kataphrakten nicht gepanzert und auch die Rüstung nicht so schwer.

Es stellt sich daher die Frage ob auch in früherer Zeit die Kataphrakten allesamt so schwer gepanzert waren. Meiner Meinung nach war auch früher nur ein Teil der Kataphrakten wirklich so schwer gepanzert.

Wie nun diese schwergepanzerten Reiter mit Pferderüstung aus Metall besiegen?

Zum einen stellten diese Truppen immer nur einen kleinen Teil des Heeres dar. Sie waren daher nicht so entscheidend wie man glauben mag, war man aber direkt mit ihnen Konfrontiert so hatten diese Truppen bei Hitze oft keine große Ausdauer im Kampf da die Pferde überhitzten (die Männer irgendwann auch)

Sie waren außerdem langsamer als andere Reiterei, folglich konnte man sie umgehen, ausmanövrieren und temporäre numerische Überlegenheit durch Schwerpunktbildung betreiben.

Die Rüstung schützte zudem vor allem vor Pfeilen und anderen gegnerischen Fernwaffen. Ein kräftiger Lanzenstoß zu Pferde konnte die Rüstung eines Klibanophoroi oder Clibanarius durchstoßen.

Das heißt das einfachste um diese Truppen zu bekämpfen war der Einsatz eigener schwerer Kavallerie mit Lanzen.

Die schwergepanzerten Klibanophoroi / Clibanarii waren insbesondere gegen leichter gepanzerte, Infanterie usw kurzum gegen andere Waffengattungen stark, gegen andere schwere Kavallerie waren sie nicht überlegen. Im Nahkampf konnte man solche überschwer gerüstete Kavallerie mit Lanzen ausschalten.

Wie das byzantinische Reich zunehmend mit westlichen Rittern und deren Kampfmethoden konfrontiert wurde, übernahm es diese und die überschwer gerüstete Kavallerie kam außer Gebrauch. Dies lag nicht nur an den Kosten sondern eben auch, weil gegen andere schwere Kavallerie kein entscheidender Vorteil mehr mit dieser Art der Schutzbewaffnung gewonnen werden konnte, im heißen Klima des Mittelmeeres daraus sogar ein Nachteil erwuchs. So setzten sich die Normannen und andere als Schwere Kavallerie gegen die Byzantinischen Klibanophoroi durch.
 
Im Strategicon sind Krähenfüße als Caltrops (engl.) beschrieben, erstaunlicherweise ähnelt dessen Anwendung doch frappierend den modernen Minensperren.

Ansonsten bei mobil bleiben und längeren Atembeweisen, als Schwächerer nicht auf direkten Schlagabtausch setzen.
 
Die Antwort auf die Frage ist weniger im individuellen Bereich zu suchen als vielmehr auf taktischer Ebene.
Dazu muss man sich zuerst ein Bild davon verschaffen, wie schwere Reiter bei den Byzantinern eingesetzt wurden. Hier hilft uns wieder einmal das Strategikon des Maurikios.
Zwar gibt das Strategikon durchaus Empfehlungen für den Kampf gegen spezielle Völker oder auch Truppengattungen [Buch VII, Kapitel 2, Absatz 2: Kampf gegen Bogenschützen], aber leider schweigt es sich aus, was den Kampf gegen überschwere Reiterei betrifft. Das mag möglicherweise daran liegen, dass allein die Byzantiner selbst über derartige Reiterei in nennenswerter Zahl verfügten, es mag aber auch darin begründet sein, dass ein solcher Gegner, zumindest als homogene Truppe, nicht wahrscheinlich war.
Gleichwohl lassen die byzantinischen Empfehlungen und Grundsätze zum Einsatz der eigenen Kavallerie einige Rückschlüsse zu:

Zuerst fällt auf, dass, wie Quintus Fabius schon gesagt hat, eine typsiche byzantinische Kavallerieformation nicht aus homogen ausgerüsteten Soldaten bestand. Nur die ersten beiden Reihen einer solchen Formation (die kleinste Einheit, für die Formationen angegeben werden, ist die Tagma mit etwa 300 Mann [Buch III]) bstehen aus schwer gepanzerten Reitern mit Nahkampfbewaffnung. Dahinter folgen 2 oder 3 vornhemlich mit Bögen bewaffnete Reihen, danach eine Anzahl Reiterei mit "diverser" Bewaffnung. Nur die letzte Reihe war wieder etwas besser geschützt und führte explizit, wie die beiden ersten Reihen, einen Schild, um bei einem eventuellen Angriff in den Rücken der Formation als Schutzlinie dienen zu können.
Wie QF also schon angemerkt hat, ist im Normalfall der byzantinische "schwere Reiter" alles andere als homogen. Die wenigen schweren Reiter in den Frontreihen sind taktisch an den Rest der Formation gebunden, was sie zwar - ähnlich heutzutage einem "Gefecht der verbundene Waffen" - taktisch flexibler macht, sie aber auch an das Schicksal ihrer Kameraden bindet: Werden diese zum Rückzug gezwungen, so werden das auch die schweren Reiter an der Spitze, speziell in Anbetracht der byzantinischen Bemühungen, die Formation unter keinen Umständen aufreißen zu lassen. [Mehrere Stellen im Strategikon]

Diese grundsätzliche Bemühung führt zu meiner nächsten Überlegung:
Die Byzantiner legten großen Wert darauf, dass eine Formation beibehalten wurde; ihrer Überzeugung nach brachte allein Disziplin und die richtige Taktik den Sieg, persönliche Leistung des einzelnen Soldaten war zwar wünschenswert, aber eher zweitrangig. Entsprechend fällt beim Studium des Strategikon auf, dass sie einen Heidenrespekt davor hatten, in schwerem Gelände kämpfen zu müssen, in dem eine Formation nur unter Mühen zu halten war und noch mehr Respekt davor, in einen Hinterhalt zu geraten [Beispiele: Buch XI, Kapitel über die Perser oder, Ort siehe oben, Kampf gegen Bogenschützen] Wann immer irgendwie möglich, sollte offenes, hindernisfreies Gelände gewählt werden. Auch das enge Zusammenziehen der eigenen Reihen vor dem tatsächlichen Zusammenprall der Schlachtlinien (Kommando: erst "ad latus stringe!" für die Flanken, dann "Junge!" für die gesamte Formation) zeigt, wie sehr die Byzantiner darauf angewiesen waren, in enger Ordnung zu kämpfen.
Wenn es nun also möglich wäre, die Formation der Byzantiner aufzubrechen (wozu etwa überraschende Hindernisse, Fallen, konzentrierter Fernwaffeneinsatz oder schwieriges Gelände dienen können), hätten diese bereits ein ernsthaftes Problem.

Zum Dritten:
Die Formation der Byzantiner war durch die Dislozierung der schwergepanzerten Reiter stark an der Front, aber empfindlich in der Flanke. Diese Schwäche war den Byzantinern selbst auch durchaus bekannt, es fällt auf, dass die byzantinsiche Lieblingstaktik schlechthin ein Umfassungsversuch oder zumindest eine Flankierung der gegnerischen Schlachtlinie war. (Seltsamerweise immer gegen den Uhrzeigersinn, da die offensiven Flankierer immer rechts an der eigenen Schlachtlinie aufgestellt waren und der eigene Flankenschutz immer links. Das lässt mir die Byzantiner recht berechenbar erscheinen, zumindest, wenn sich der Heerführer an die Vorschriften hielt. Das aber nur nebenbei.)
Sollte es also gelingen, eine byzantinische Armee oder, falls isoliert, eine einzelne Einheit in der Flanke zu packen, würde diese sich höchstwahrscheinlich sofort zurückziehen.

Zum Vierten:
Ein Heerführer wird im Strategikon durchaus dazu ermuntert, Spezialeinheiten für Spezialaufgaben aufzustellen. Auf diese Weise könnte man also entgegen der Standardaufstellung der Truppen schon mit einer reinen Schocktruppe aus überschweren Reitern konfrontiert werden, wenngleich auch von begrenztem zahlenmäßigen Umfang. (auch für die Byzantiner waren solcherart ausgerüsteten Reiter sehr teuer)
Diese würden aller Wahrscheinlichkeit nach in enger Formation (s.o.) attackieren.
Ich würde sie in die eigenen Reihen einbrechen lassen (richtig aufsaugen, nicht versuchen, zurückzudrängen) und versuchen, sie flankierend einzuschließen. Wenn sie zusammengedrängt werden, was angesichts ihrer ohnehin schon sehr engen Formation im Augenblick des Zusammenpralls durchaus machbar sein dürfte, sind sie ihrer Bewegungsfreiheit beraubt und können auch ihre Lanzen nicht mehr vernünftig einsetzen. Von mehreren Seiten angegriffen hätten sie wenig Chancen.
Zwar ist beim Einbruch dieser Reiter mit beträchtlichen unmittelbaren Verlusten der eigenen Kampflinie zu rechnen, der Wert der solcherart möglicherweise vernichteten Kataphrakten aber würde die Sache trotzdem militärisch rentabel machen.

Zur Ausrüstung selbst:
Eine Mann- und Pferderüstung wie auf den Osprey-Bildern ist entweder unsäglich schwer, was bereits geeignete Vorgehensweisen gegen solche Reiter aufdrängt, oder eben dünn genug, um wiederum nicht unverwundbar zu sein.
Gegen leichte Pfeile dürfte sie in ihrer leichteren Version, gegen schwerere Fernwaffen und leichte Nahkampfwaffen in ihrer schwereren Version ziemlich verlässlichen Schutz bieten. (die schweren Reiter werden ja hauptsächlich deshalb an der Spitze der Formation aufgestellt, um die dahinter liegenden Reiter zu schützen und somit die Annäherung an die gegnerische Linie trotz zu erwartendem gegnerischen Fernwaffenbeschuss verlustarm zu gewährleisten [Buch II])
Im Nahkampf dürften sie aber gegen Lanzen, Speere oder auch wuchtige Waffen, wie z.B. Äxte, nur unvollständigen Schutz bieten. Gelingt es also, derartige Reiterei in einen Nahkampf mit halbwegs ordentlich ausgerüsteten Truppen, die obendrein diszipliniert oder motiviert genug sind, nicht panisch zu reagieren, zu bringen, sind sie alles andere als unverwundbar.

Fazit:
Herausfordernd, aber machbar. ;)
 
Laut allen Büchern die ich gelesen habe waren die Schwergepanzerten Reiter vor allem gegen Gegner sehr erfolgreich die keine Schwere Kavallerie hatten.

Insbesondere zur Zeit von Nikephoros Phokas und in dieser Zeit waren sie in der Offensive gegen Völker sehr erfolgreich, die keine Lanzenreiter hatten. Warum also überhaupt diese schwere Rüstung?

Meiner Ansicht nach war der Primärzweck der Schutz vor Pfeilen. Diese Rüstung und Schutzbewaffnung diente nur sekundär dem Schutz im Nahkampf, und primär dem Schutz vor Fernwaffen. Damit kam man an den Gegner heran der auf Fernwaffen setzte und dann schlachtete man diesen im Nahkampf ab.

Das einfachste und direkteste Weise um also diese schwergerüsteten Reiter zu besiegen, war sie im Nahkampf mit Lanzen anzugreifen. Mit schwerer Kavallerie.

Warum ist das so?

Eine Lanze die von einem Pferd aus in Bewegung eingesetzt wird durchstößt solche Rüstungen immer. Laut dem Buch Die Reiter Roms III entwickelt eine Lanze von einem Pferd aus eingesetzt eine Energie von 210 Joule.

Zum Vergleich: ein starker Kompositbogen erzielt eine Anfangsenergie ! von 62 Joule.

Eine Lanze im Stoß eingesetzt erbrachte also die dreifache Energie gegen den Gegner wie ein Pfeil mit seiner Anfangsenergie von einem Komposibogen aus.

Noch viel extremer wird die Wirkung, wenn man den Druck betrachtet den eine Lanze auf den Gegner ausübt. Eine eingelegte Lanze entwickelt einen Druck von 19 000 kp/qcm ! Das ist zwar ein theoretischer Wert weil der Reiter selbst das nicht halten und daher nicht voll zur Wirkung bringen kann, aber es ist ein enormer Wert.

Wenn es also nicht gelang die Lanze mit dem Schild oder der eigenen Waffe abzuleiten führte ein Lanzenstoß der traf immer zum Durchschlag der Rüstung.

Zum Vergleich: ein Kompositbogen erbringt nur einen Druck von 120 kp/qcm.

Auch wenn nur ein Zehntel des Wertes vom Reiter mit der Lanze ins Ziel gebracht wurde sprechen wir immer noch von über 1000 kp/qcm im Vergleich, also dem Zehnfachen des Wertes eines Pfeiles von einem Kompositbogen.

Während also die Pferdepanzerung und die Panzerung des Clibanarii vor Pfeilen sehr gut schütze, wurde sie eben von Lanzen anderer Reiter durchschlagen.

Die einfachste und direkteste Weise also mit dieser Art Gegner fertig zu werden ist eigene schwere Kavallerie ohne Pferdepanzerung die mit Lanzen angreift. Dadurch beweglicher und schneller und ausdauernder kann sie durch Schwerpunktbildung numerische Überlegenheit bilden, die Flanken nehmen usw

Beschließend und kurz gesagt: westliche Ritter waren den Clibanarii überlegen und setzten sich diesen gegenüber durch.
 
Laut allen Büchern die ich gelesen habe waren die Schwergepanzerten Reiter vor allem gegen Gegner sehr erfolgreich die keine Schwere Kavallerie hatten.

Insbesondere zur Zeit von Nikephoros Phokas und in dieser Zeit waren sie in der Offensive gegen Völker sehr erfolgreich, die keine Lanzenreiter hatten. Warum also überhaupt diese schwere Rüstung?

Meiner Ansicht nach war der Primärzweck der Schutz vor Pfeilen. Diese Rüstung und Schutzbewaffnung diente nur sekundär dem Schutz im Nahkampf, und primär dem Schutz vor Fernwaffen. Damit kam man an den Gegner heran der auf Fernwaffen setzte und dann schlachtete man diesen im Nahkampf ab.

Das einfachste und direkteste Weise um also diese schwergerüsteten Reiter zu besiegen, war sie im Nahkampf mit Lanzen anzugreifen. Mit schwerer Kavallerie.

Warum ist das so?

Eine Lanze die von einem Pferd aus in Bewegung eingesetzt wird durchstößt solche Rüstungen immer. Laut dem Buch Die Reiter Roms III entwickelt eine Lanze von einem Pferd aus eingesetzt eine Energie von 210 Joule.

Zum Vergleich: ein starker Kompositbogen erzielt eine Anfangsenergie ! von 62 Joule.

Eine Lanze im Stoß eingesetzt erbrachte also die dreifache Energie gegen den Gegner wie ein Pfeil mit seiner Anfangsenergie von einem Komposibogen aus.

Noch viel extremer wird die Wirkung, wenn man den Druck betrachtet den eine Lanze auf den Gegner ausübt. Eine eingelegte Lanze entwickelt einen Druck von 19 000 kp/qcm ! Das ist zwar ein theoretischer Wert weil der Reiter selbst das nicht halten und daher nicht voll zur Wirkung bringen kann, aber es ist ein enormer Wert.

Wenn es also nicht gelang die Lanze mit dem Schild oder der eigenen Waffe abzuleiten führte ein Lanzenstoß der traf immer zum Durchschlag der Rüstung.

Zum Vergleich: ein Kompositbogen erbringt nur einen Druck von 120 kp/qcm.

Auch wenn nur ein Zehntel des Wertes vom Reiter mit der Lanze ins Ziel gebracht wurde sprechen wir immer noch von über 1000 kp/qcm im Vergleich, also dem Zehnfachen des Wertes eines Pfeiles von einem Kompositbogen.

Während also die Pferdepanzerung und die Panzerung des Clibanarii vor Pfeilen sehr gut schütze, wurde sie eben von Lanzen anderer Reiter durchschlagen.

Die einfachste und direkteste Weise also mit dieser Art Gegner fertig zu werden ist eigene schwere Kavallerie ohne Pferdepanzerung die mit Lanzen angreift. Dadurch beweglicher und schneller und ausdauernder kann sie durch Schwerpunktbildung numerische Überlegenheit bilden, die Flanken nehmen usw

Beschließend und kurz gesagt: westliche Ritter waren den Clibanarii überlegen und setzten sich diesen gegenüber durch.

Die Clibanarii wurden nur kurze Zeit eingesetzt, und bildeten nur die Spitze des Eisbergs der Truppen. Viel verbreiteter waren ja die Pronais, und bei den späteren Kataphrakten waren ja die Gäule ungepanzert.

Aber ansonsten stimme ich zu, und danke für die antworten.
 
Zum Vergleich: ein starker Kompositbogen erzielt eine Anfangsenergie ! von 62 Joule.
Interessant, ähnlich einer heutigen Taschenpistole .25 Kaliber.
Bei der Überlegung fällt mir die Armbrust ein. Die müsste mehr Energie ins Ziel bringen und einen Panzer mit mehr Erfolg durchschlagen können.
Die Frage gegen die schwer gepanzerten Reiter stellt sich vor allem, wenn man selber keine besitzt. Was macht man dann?
Die schon erwähnte Taktik, die schweren Reiter eine offene Tür einrennen zu lassen um diese dann hinter ihnen zuzuschlagen, erscheint mir am erfolgreichsten.
Es gab doch damals auch schon so etwas ähnliches wie Spanische Reiter. Damit könnte man sie auch aufhalten.
 
Schleuderer waren sehr effektiv und schon von einem General von Marc Anton erfolgreich eingesetzt, der so die Parther nach Carrhae wieder aus Syrien werfen konnte.
 
Kommt mir bei den Schweren Panzerungen eher unglaubwürdig vor.

Ganz im Gegenteil, die dumpfe Wucht der Bleigeschosse war genau das richtige Mittel gegen starke Panzerungen.

[FONT=&quot]When the Romans next engaged the Parthians in 39 [/FONT][FONT=&quot]B.c., [/FONT][FONT=&quot]Antony's lieutenant, the redoubtable Publius Ventidius, defeated them twice, and again in 38. It is not clear from Dio's account what tactics he employed. However, in the third battle, in which Pacorus the son of the Parthian king was killed, the Parthian armoured cavalry was defeated by an unexpected Roman sally and especially by the slingers, whose longrange weapons proved very effective. In his invasion of Parthia in 36, Antony seems to have learned from Ventidius, for he deployed a strong force of javelin men and slingers who directed a concentrated fire against the heavily armoured Parthians; the slingers were particularly effective since they could shoot further than the Parthian archers[/FONT][FONT=&quot]. [/FONT]

Brian Campbell: Teach Yourself How to Be a General, The Journal of Roman Studies, Vol. 77. (1987), pp. 13-29 (25)
 
Ganz im Gegenteil, die dumpfe Wucht der Bleigeschosse war genau das richtige Mittel gegen starke Panzerungen.



Brian Campbell: Teach Yourself How to Be a General, The Journal of Roman Studies, Vol. 77. (1987), pp. 13-29 (25)

Also das mit der Distanz ist gediegener Schwachsinn, die parthischen Bögen hatten zumindest 100 Meter Reichweite. Wir reden da von einer Waffe mit zumindest 30 bis 35 kg Zuggewicht, und wesentlich höherer Abschussgeschwindigkeit als das, was man in West-Europa bogentechnisch verwendete.
 

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Also das mit der Distanz ist gediegener Schwachsinn, die parthischen Bögen hatten zumindest 100 Meter Reichweite. Wir reden da von einer Waffe mit zumindest 30 bis 35 kg Zuggewicht, und wesentlich höherer Abschussgeschwindigkeit als das, was man in West-Europa bogentechnisch verwendete.

Schon auf assyrischen Reliefs stehen die Schleuderer hinter den Bogenschützen und damals wurden noch nicht einmal Bleigeschosse verwendet. Auch Vegetius (4. Jh.) berichtet, daß Schleuderer bei Trainingseinheiten die Zielmarken weiter setzten als die Bogenschützen. Moderne Untersuchungen von Korfmann und Baatz haben die große Reichweite und Durchschlagskraft von Schleudern bestätigt.

Ein sehr schöner Artikel: Dohrenwend, Robert, "The Sling. Forgotten Firepower of Antiquity", Journal of Asian Martial Arts, Vol. 11, No. 2 (2002), pp. 28-49:
 
http://www.geschichtsforum.de/f28/wie-haben-die-r-mischen-hilfstruppen-geschleudert-179/

Die Schleuder ist eine gute Waffe gegen Kavallerie, insbesondere wenn die Pferde nicht gepanzert sind.

Die Clibanarii und ähnliche schwer gerüstete Truppen dürften zwar selbst Schleuderbleie auf Distanz zum Teil ausgehalten haben, aber die Pferde scheuen bei Wirkungstreffern.

Bei der Frage der Wirkung eines Schleuderbleis gegen eine schwere Rüstung muß man die Unterpanzerung bedenken.

Zur Frage der Reichweite: die Schleuder konnte auf große Reichweiten nicht gezielt eingesetzt werden, war also eine Waffe des Massenfeuers auf dichtere Formationen. Sie hat aber durchaus eine große Reichweite, diese liegt aber nicht über der eines Bogens im ballistischen Schuß.

Der entscheidende Unterschied in Bezug auf die Reichweite ist vermutlich der, daß man mit ihr länger und dichter ein indirketes Feuer auf größere Distanzen durchführen konnte als mit einem Bogen. Und es deshalb tat.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Xenophon schreibt in der Anabasis auch dass die Schleuderer eine größere Reichweite hätten als die Bogenschützen. Die Griechen fertigten Schleudern und sammelten Blei in den umliegenden Dörfern um sich beim Rückzug die persischen Bogenschützen auf Distanz zu halten.
 
http://www.geschichtsforum.de/f28/wie-haben-die-r-mischen-hilfstruppen-geschleudert-179/
Zur Frage der Reichweite: die Schleuder konnte auf große Reichweiten nicht gezielt eingesetzt werden, war also eine Waffe des Massenfeuers auf dichtere Formationen. Sie hat aber durchaus eine große Reichweite, diese liegt aber nicht über der eines Bogens im ballistischen Schuß.

Also ich habe starke Zweifel, ob die Schleuder die selbe Präzision bei einem 60-Meter-Schuss hat wie der Bogen.

Der entscheidende Unterschied in Bezug auf die Reichweite ist vermutlich der, daß man mit ihr länger und dichter ein indirketes Feuer auf größere Distanzen durchführen konnte als mit einem Bogen. Und es deshalb tat.
Eine nähere Erläuterung wäre interessant
 
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