Klostergründungen zur Zeit der Agiolfinger

Sepiola

Aktives Mitglied
Ich mache mal einen neuen Thread mit Bezug zu folgenden Beiträgen auf:
Stattdessen also eine Zusammenstellung der Huosi - Klostergründungen nach Wikipedia:


Wenn man diesKlostergründungen aus dieser Zeit verfolgt, dann fällt auf:
1. Nahezu ausnahmslos liegen die Klosterstandorte an alten Verkehrswegen (einschließlich der Flüsse)
2. Vielfach ist die Ausstattung mit Herzogsgut erschließbar und
3. Es gibt in kaum einer Region mehr Klostergründungen als im Bereich der Huosi östlich des Lech.

Altomünster (an der Isarstraße von Augsburg über Freising nach Landshut:
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Benediktbeuern an einem Saumweg über den Kesselberg nach Wallgau/Scharnitz:
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Ilmmünster (an der Isarstraße von Augsburg über Freising nach Landshut):
Quelle: Kloster Ilmmünster – Wikipedia
Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern (die Zustimmung des Herzogs deutet darauf hin, dass hier über herzogliches Gut verfügt wurde)

Kochel an einem Saumweg über den Kesselberg nach Wallgau/Scharnitz:
Quelle: Kloster Kochel – Wikipedia

Polling (etwas westlich der Via Raetia bei Weilheim):
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Sandau (an der Kreuzung der Isarstraße mit der Römerstraße Regensburg - Pons Aenni):
Scharnitz (an der Via Raetia bei Mittenwald):
Quelle: Kloster Scharnitz – Wikipedia

Schlehdorf am Kochelsee und an einer vermuteten Römerstraße Weichs (Via Raetia) - Großweil - Sindelsdorf:
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern (noch bis zur Säkularisation reichte das Freisinger Gebiet bis zum (kirchlich geteilten) Sindelsdorf und zur uralten Taufkapelle von Johannisrain im heutigen Penzberger Gebiet)

Seiferstetten bei Landsberg/Lech an der Via Claudia:
Quelle: Kloster Seiferstetten – Wikipedia

Staffelsee (auf einer Insel westlich der Via Raetia bei Murnau):
Quelle: Kloster Staffelsee – Wikipedia

Tegernsee (an einem Bergtal, das über den Achensee zum Inntal weiter leitet):
Quelle: Kloster Tegernsee – Wikipedia
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern
Kloster Wessobrunn (westlich von Weilheim an der Via Raetia, südlich der Verbindungsstraße Epfach - Raisting - Fischen/Pähl - Gauting):
Quelle: Kloster Wessobrunn – Wikipedia
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern
(ich sehe in den beiden Gründungsvarianten keinen Widerspruch wenn man davon ausgeht, dass die Gründer aus dem Geschlecht der Huosi auch über Herzogsgut verfügten, wie bei der Gründung von Scharnitz)


Es gibt folgenden Diskussionspunkt:

Klar ist jedenfalls, dass man mit Klöstern keine Römerstraßen belegen kann. Manche Klöster lagen an ehemaligen Römerstraßen, manche lagen weit ab vom Schuss.

Dazu kam folgende Antwort:

Das Gegenteil ist hinsichlich der Klostergründungen zur Zeit der Agilolfinger der Fall. Diese Klöster lagen nahezu ausnahmslos im unmittelbaren Bereich von römischen Straßen oder anderen Altwegen.

Da ich mich explizit auf Römerstraßen bezogen habe, nicht auf sonstige Altwege, Saumpfade oder Trampelpfade, liste ich hier die Orte mit dem jeweiligen Bezug zur nächsten nachweisbaren Römerstraße auf (jeweils nach BayernAtlas ):


Altomünster liegt mehr als 4 km von der nächsten nachweisbaren Römerstraße (Trasse Augsburg-Wels) entfernt. Also nicht im "unmittelbaren Bereich".

Benediktbeuern liegt ca. 15 km von der nächsten nachweisbaren Römerstraße (Trasse Augsburg-Brenner) entfernt. Also weitab vom Schuss.

Ilmmünster liegt ebenfalls 15 km von der nächsten nachweisbaren Römerstraße (Isartalstraße) entfernt, weitab vom Schuss.

Kochel liegt ca. 8 km von der nächsten nachweisbaren Römerstraße (Trasse Augsburg-Brenner) entfernt. Also weitab vom Schuss.

Polling liegt als einziges Kloster weniger als 1 km von der Römerstraße (Trasse Augsburg-Brenner) entfernt, ohne durch ein Hindernis getrennt zu sein.

Sandau liegt nur wenige Kilometer von der Via Claudia entfernt, aber links des Lech, während die Via Claudia rechts des Lech verläuft. In Landsberg wurde erst 1158 eine Brücke gebaut, Sandau lag also weitab vom Schuss.

Scharnitz (genauer Ort unbekannt) bestand nur sehr kurze Zeit und wurde schon bald nach der Gründung nach Schlehdorf verlegt, dieses liegt ca. 11 km von der nächsten nachweisbaren Römerstraße (Trasse Augsburg-Brenner) entfernt. Weitab vom Schuss.

Seiferstetten liegt, ähnlich wie Sandau, unweit der Via Claudia, ist aber ebenfalls von dieser durch den Lech getrennt. Der römische Lechübergang lag ca. 10 km südlich. Also weitab vom Schuss.

Staffelsee: liegt auf einer Insel im Staffelsee, ca. 1,5 km von der nächsten nachweisbaren Römerstraße (Trasse Augsburg-Brenner) entfernt, also nicht im "unmittelbaren Bereich".

Tegernsee liegt ca. 20 km entfernt von der Trasse Augsburg-Salzburg - weitab vom Schuss.

Wessobrunn liegt etwa 2,5 km entfernt von der Trasse Gauting-Kempten, also nicht im "unmittelbaren Bereich".

Die Klöster liegen also fast ausnahmslos (1 Ausnahme bei 11 Klöstern) nicht im unmittelbaren Bereich nachweisbarer Römerstraßen. 7 von 11 Klöstern bezeichne ich aufgrund der Entfernung oder aufgrund geographischer Hindernisse als "weitab vom Schuss".
 
1.
Es wäre redlich gewesen, wenn Du auch dieses Zitat gebracht hättest:
Da geht es um "Feldkirchen" in bischöflichem oder herzoglich/königlichem Besitz. Wobei die Grundaussage auch für Klosterkirchen, Bischöfe und Klöster gleichermaßen zutrifft.
Zur Grundaussage vgl. Wilhelm Störmer "Zur Frage der Funktionen des kirchlichen Fernbesitzes …" in Beumann/Schröder "Die transalpinen Verbindungen der Bayern, Alemannen und Franken bis zum 1o. Jahrhundert", S. 379 ff mit ausführlichen Hinweisen auf die Gründungsstiftungen, deren Stifter und deren Lage. Zitat S. 392:
- das also nicht nur der Klosterstandort selbst (der zweifelsohne für die Bereitstellung von Boten, Unterkunft und Verpflegung wichtig war) sondern insbesondere die dem Kloster "gestifteten" Güter entsprechende Verpflichtungen der Klöster zur Sicherung der Verkehrswege mit sich brachten.

2.
Es wäre weiter schön, wenn Du alle Beispiele genommen hättest und nicht selektiv vorgegangen wärst, daher fange ich mit Kloster Indersdorf (direkt an der Isarstraße Augsburg - Freising - Landshut) an und geb die Karten als Verlinkung zwischen die Zitate:
BayernAtlas

...
… also eine Zusammenstellung der Huosi - Klostergründungen nach Wikipedia:


Wenn man diesKlostergründungen aus dieser Zeit verfolgt, dann fällt auf:
1. Nahezu ausnahmslos liegen die Klosterstandorte an alten Verkehrswegen (einschließlich der Flüsse)
2. Vielfach ist die Ausstattung mit Herzogsgut erschließbar und
3. Es gibt in kaum einer Region mehr Klostergründungen als im Bereich der Huosi östlich des Lech.

Altomünster (an der Isarstraße von Augsburg über Freising nach Landshut:
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

4 km Entfernung
BayernAtlas

Benediktbeuern an einem Saumweg über den Kesselberg nach Wallgau/Scharnitz:
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

(siehe Kochel und dazu nahe der einzigen möglichen W-O Verbindung zwischen Starnberger See und den Alpen)

Ilmmünster (Anm.: ich hatte geschrieben "an der Isarstraße von Augsburg über Freising nach Landshut", allerdings Ilmmünster und das bereits genannte Indersdorf verwechselt):
Quelle: Kloster Ilmmünster – Wikipedia

Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern
(die Zustimmung des Herzogs deutet darauf hin, dass hier über herzogliches Gut verfügt wurde)
Eine römische Besiedelung des südlichen Hügellandes hat nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler nicht stattgefunden. Allerdings dürften Römerstraßen an den Unterläufen von Ilm und Paar existiert haben.
Quelle

Kochel an einem Saumweg über den Kesselberg nach Wallgau/Scharnitz:
Quelle: Kloster Kochel – Wikipedia

mit einer Höhensiedlung der römischen Kaiserzeit am Fuß des Kesselberges
BayernAtlas
- ohne Verkehrsverbindung undenkbar -


Polling (etwas westlich der Via Raetia bei Weilheim):
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

900 m nach Osten zur Via Raetia über Dießen - Weilheim - Utting - Eschenlohe
BayernAtlas

sowie 2 km zu einer Quertrasse Epfach - Oberhausen im West-/Südwesten
BayernAtlas
 
Zuletzt bearbeitet:
weiter mit

Sandau am Lech:
Das ehemalige Kloster, an das heute nur noch eine Kirche erinnert, lag am rechten Ufer des Lechs am nördlichen Rande des heutigen Stadtgebietes der Stadt Landsberg am Lech in Oberbayern.
4 km östlich der Via Claudia an einem wichtigen Lechübergang
BayernAtlas

Etwa 10 km weiter nördlich befindet sich der Ort "Schwab-Stadl", den Bauer (Die römischen Fernstraßen …" auf S. 88 f mit einem bis zur Römerzeit reichenden Lechübergang und der Straßenstation "Ad Novas" in Verbindung bringt.

Scharnitz (an der Via Raetia bei Krün oder Mittenwald):
Quelle: Kloster Scharnitz – Wikipedia

Schlehdorf am Kochelsee und an einer vermuteten Römerstraße Weichs (Via Raetia) - Großweil - Sindelsdorf:
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern (noch bis zur Säkularisation reichte das Freisinger Gebiet bis zum (kirchlich geteilten) Sindelsdorf und zur uralten Taufkapelle von Johannisrain im heutigen Penzberger Gebiet)

Die Straßentrassierung wird u.a. vertreten von
Bauer: "Die römischen Fernstraßen zwischen Iller und Salzach …" S. 37 und S. 104
Heitmeier: "Gründerzeit - Siedlung in Bayern zwischen Spätantike und frühem Mittelalter" S. 594, 602

Seiferstetten bei Landsberg/Lech an der Via Claudia:
Quelle: Kloster Seiferstetten – Wikipedia

Standort der verschwundenen Klosteranlage war früher die heutige mittelalterliche Wüstung Seiferstetten auf der rechten Lechterrasse etwa zwei Kilometer südlich des Stadtteils Pitzling der Stadt Landsberg am Lech in Oberbayern.
etwa 3 km östlich der Via Claudia an der jenseitigen Lechseite
BayernAtlas


Staffelsee (auf einer Insel westlich der Via Raetia bei Murnau):
Quelle: Kloster Staffelsee – Wikipedia

1,5 km zur östlich gelegenen Via Raetia bei Murnau
BayernAtlas

Tegernsee (an einem Bergtal, das über den Achensee zum Inntal weiter leitet):
Quelle: Kloster Tegernsee – Wikipedia

Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Auch hier dürfte schon ein Altweg zum Achenpass geführt haben. Ob die Römer diesen Altweg ausbauten oder nur weiter benutzten ist archäologisch nicht erschlossen. Die weitere Nutzung ist aber zu erwarten.​
 
Zuletzt bearbeitet:
weiter mit

Kloster Wessobrunn (westlich von Weilheim an der Via Raetia, südlich der Verbindungsstraße Epfach - Raisting - Fischen/Pähl - Gauting):
Quelle: Kloster Wessobrunn – Wikipedia
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern
(ich sehe in den beiden Gründungsvarianten keinen Widerspruch wenn man davon ausgeht, dass die Gründer aus dem Geschlecht der Huosi auch über Herzogsgut verfügten, wie bei der Gründung von Scharnitz)


direkt an der in Teilen nachgewiesenen Verbindungsstraße von Epfach (Via Claudia) an Polling (s.o.) vorbei nach Oberhausen an der Via Raetia
BayernAtlas
diese Verbindungsstraße ist archäologisch nachgeweisen
- zwischen dem Guggenberg bei Peißenberg und Odering
- nördlich von Peißenberg am "Fendter Bach" entlang
Wenn man den "direkten Weg" meiden will, dann führt die Straße über Paterzell unmittelbar nach Wessobrunn
Die Nähe der Huosi-Klostergründungen zu römischen Verkehrswegen (dazu zähle ich auch Saumpfade) dürfte somit belegt sein.

Und dazu zitiere ich nun aus dem Link, den Du nicht für wesentlich erachtet hast:
.... Das Modell für die Durchführung dieser so notwendigen transalpinen Kommunikation liefert uns das Staffelseer Inventarverzeichniss aus dem beginnenden 9. Jahrhundert, eines Klosters, das ebenfalls unweit einer alten Römerstraße liegt, die vom Voralpenland unmittelbar nach Süden über Garmisch-Partenkirchen und Minenwald - Innsbruck zum Brenner führte. Der Haupthof des Klosters Staffelsee, der im heutigen Murnau zu suchen ist, verfügte über Freienhufen, die Kriegsdienst oder eine Heersteuer zu leisten hatten, aber auch zu Reitdiensten verpflichtet waren; dabei wird jeweils gesagt: jeder reitet, wohin ihm befohlen wird. Es kann wohl keine Frage sein, daß es sich hier um reitende Boten handelt. Ein weiterer Freihüfner hat parafredum, ein Wechselpferd zu stellen. Daß diese Botendienste ... nicht nur für das Kloster, sondern auch für den König zu leisten waren, versteht sich von selbst. Für einen solchen Nachrichtentransport eignen sich Klöster und ihre Höfe, die zu Wechselpferdgestellung oder direkt zur Weitersendung der Nachrichten verpflichtet sind, ganz besonders, zumal hier die internationale Schriftlichkeit und Verkehrssprache Latein wenigstens einigermaßen garantiert ist. ...
Störmer, S. 392 bei Beumann/Schröder: "DIE TRANSALPINEN VERBINDUNGEN DER BAYERN, ALEMANNEN UND FRANKEN BIS ZUM 10. JAHRHUNDERT " als Übergang zu den nächsten Nicht-Huosi Gründungen:

 
Zuletzt bearbeitet:

und ergänzend einige andere Klostergründungen (auch auf herzoglichen Grundstücken) aus der Zeit:

Vorab:
Zweifelsfrei dürfte die Donau zur Zeit der Agilolfinger und danach ein wichtiger Verkehrsweg (vgl. Nibelungen-Sage) gewesen sein, dessen Sicherung nun nicht nur von der Südseite (Passau - Künzing - Regensburg) sondern auch von der Nordseite her erfolgen konnte.
Darüber hinaus ermöglichte diese Lage die Erschließung des Waldgebietes nördlich der Donau.

Alteich nördlich der Donau gegenüber Thundorf (Isarmündung):
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern
1,2 km bis zum südlichen Donauufer (Thundorf)
4,8 km bis zur Donaustraße der Römer (bei Lagnenisarhofen)
BayernAtlas

Altötting (wohl zwischen einem Innübergang und der W-O Römerstraße von Kastl - Prov. Noricum gelegen):
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

~ 1,0 km von der späteren Kaiserpfalz zur südlich gelegenen Römerstraße
~ 2,5 km zum nördlich gelegenen Lech (wohl mit einer Überfahrt)

BayernAtlas

Augsburg (Regierungssitz zur Zeit der Römer und der ersten baiuvarischen Herzöge):
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Römerstraßen? Aber ja doch:
BayernAtlas

zurück zur Provinzgrenze Raetien / Noricum:
Au am Inn
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

da finde ich nun tatsächlich nichts - was aber auch an fehlender Archäologischer Erschließung liegen kann.
Bauer (a.a.O.) meint, beidseits des Lechs Grenzstraßen zwischen Noricum und Raetien vermuten zu können.
Allerdings war auch der Lech eine wichtige Verkehrsader.
BayernAtlas

damit bin ich wieder an der Donau:
Berg im Donaugau (Bogenberg bei Straubing ???):
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern


Und da gilt jetzt das gleiche wie vorhin schon zu Alteich geschrieben:
Zweifelsfrei war die Donau ein wichtiger Verkehrsweg. Und der Bogenberg liegt beherrschend über der Donau und nur wenige Kilometer von Straubing entfernt, wo wir nicht nur ein römisches Kastell sondern mit dem Gräberfeld "Bajuwarenstraße" auch eine Nekropole aus der Übergangszeit archäologisch erschlossen haben (vgl. Moosbauer in "Gründerzeit …" S. 903 ff), der feststellt:
Es scheint so, als wäre die Terrassenkante zum Allachbach dicht mit frühmittelalterlichen Gehöften belegt gewesen. Diese Situation entsprecht schon der Besiedlung zur römischen Zeit. In Alburg zog die römische Donausüdstraße vorbei, …."
(S. 911)
 
Zuletzt bearbeitet:
Weiter also mit den unvollständigen Aufzählungen meines Kontrahenten Sepiola:

(hier handelt es sich um ein Kloster im alemannischen Gebiet westlich des Lechs)
=> die Via Claudia führte unmittelbar durch Füssen hindurch
BayernAtlas

Fultenbach bei Dillingen (Donau-Straße):
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

=> die Donausüdstraße ist 3,8 km entfernt
BayernAtlas

Frauenchiemsee (auf einer Insel im Chiemsee südlich der Via Julia, ehem. Provinz Noricum):
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

=> die Via Julia führt unmittelbar nördlich am Chiemseeufer entlang
BayernAtlas

Herrenchiemsee (auf einer Insel im Chiemsee südlich der Via Julia, ehem. Provin Noricum):
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

=> die Via Julia führt unmittelbar nördlich bei Seebruck (Eggstätt) am Chiemseeufer entlang
BayernAtlas

 
womit ich fast zum Schluss komme:
Innichen (Südtirol)
Wikipedia

Isen (an der Römerstraße Regensburg - Pons Aenis, ehem. Provinz Raetien):
Gründer waren Angehörige der Fagana, einem der anderen bayer. Uradelsgeschlechter
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern
(dazu Bauer "Die römischen Fernstraßen …" S. 39 ff zur Station "ISINISCA" zur Fernstraße Regensburg - Landshut - Inn-Übergang, die aber archäologisch noch nicht erschlossen ist
BayernAtlas

Kempten (an der Allgäustraße Bregenz - Augsburg, alte Römerstadt):
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Die Allgäu-Straße Augsburg - Kempten - Bregenz sollte hinlänglich bekannt sein
=> BayernAtlas

Metten bei Deggendorf nördlich der Donau:
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

ich erinnere an meine Ausführungen zu Altaich und Bogen
=> BayernAtlas

Niedernburg bei Passau:
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

=> Passau am Zusammenfluss von Inn und Donau ohne römische Verkehrswege?
Archäologisch ist wohl nichts erfasst - aber ohne Verkehrsweg denkbar? Ich brech ab ...
BayernAtlas

Ottobeuern (im späteren alemannischen (westlichen) Teil Raetiens zwischen Iller und Lech:
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Die Iller (also die spätrömische Reichsgrenze) ist im Radius etwa 12 - 13 km entfernt. Und da soll keine Verkehrsverbindung für die römischen Truppen und deren Föderaten - erst die Burgunder, dann die Alemannen - bestanden haben? Ja, auch hier ist archäologisch nichts erfasst,
BayernAtlas

Uotenburen, das später Ottobeuren , war aber unter dem Franken Silach , der im Auftrag der fränkischen Regenten den Illergau organisierte und im vormaligen Uotenburen einen Herzogshof errichtete, eine zentrale Ortschaft.
Dazu aus der Ortschronik zur unmittelbar folgenden Klostergründung:
Die Söhne des Grafen Silachs, der Regionalbischof Gauzibert, und Toto, der Kämmerer des Bischofs von Vienne und 1. Abt von Ottobeuren, brachten im Jahre 764 Reliquien des hl. römischen Märtyrers Alexander nach Ottobeuren, dessen Kirche ihm geweiht wurde. Der hl. Ulrich, der vorübergehend Abt von Ottobeuren war, überführte den Leib des hl. Theodor von Bischofszell im Kanton Thurgau nach Ottobeuren.
Quelle "klick"
Ottobeuern wurde also spätestens mit der Abtretung der alemannischen Gebiete an die Franken ein wichtiger Stützpunkt der Franken, mit hoher Wahrscheinlichkeit auf entsprechender "vorfränkischer Grundlage" aufbauend.

Und der über Ottobeuern gelegene "Guggenberg", also ein Aussichts- und Wachtposten, sollte zu denken geben

 
Weiter im Text
Paring an der Römerstraße zwischen Landshut und Regensburg:
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern
auch hier ist nach dem Denkmalschutzatlas archäologisch nichts erfasst - sollten die Römer geflogen sein?
BayernAtlas

Pfaffenmünster nördlich von Straubing / Donau:
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Es sind nicht einmal 8 km bis Straubing mit seinem spätrömischen Kastell und der Nekropole aus der Übergangszeit.
=> BayernAtlas
Ich verweise auf das oben zu Bogen gesagte.



Schäftlarn (südlich der Via Julia an der Isar - auf halbem Weg nach Walchstadt):
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Es tut mir ja leid mein Freund, wenn die 6 km bis zum Isarübergang der Via Julia bei Baierbrunn/Straßlach für Dich eine unüberwindliche Entfernung sind
=> BayernAtlas
 
Zuletzt bearbeitet:
Und jetzt endgültig zum Ende kommend:
Schliersee (an einem Bergtal in Richtung Bayrischzell - Kufstein gelegen)
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Da verweise ich nun wieder auf den bereits zitierten Störmer, hier S. 385 ff;
jedenfalls liegen vor diesen Alpeneingängen zwei immerhin namhafte frühmittelalterliche Klöster, nämlich Tegernsee und Schliersee. Genau dort, wo der Inn, der den Tiroler Alpenraum so verkehrsdurchgängig macht, die nördliche Kalkalpenmauer durchbricht, existierte an der Kufsteiner Klause wenigstens kurzlebig im 8. / 9. Jahrhundert ein Klösterchen. Die Frage nach den Verkehrsfunktionen dieser genannten Klöster läßt sich freilich nicht nur an Hand der geographischen Lage der Mönchsniederlassungen beantworten, wenn auch für die meisten von ihnen die Fernstraßennähe typisch ist.
...
Der frühe Dotationsbesitz der Klöster Benediktbeuern und Scharnitz-Schlehdorf , aber auch Frauenchiemsee), zeigt, daß diese Klöster weitgehend mit Besitz an oder in der Nähe von alten Verkehrswegen, und zwar ursprünglichen Römerstraßen, bedacht wurden, wobei besonders auffällig ist, daß ehemalige römische Straßenstützpunkte im Alpenvorland und in den Alpen bevorzugt wurden. Die Römerstraßen waren also im Frühmittelalter nicht nur noch intakt; sie wurden bis ins 12. Jahrhundert weitgehend benützt. Besonders wenn man den frühen Benediktbeurer Besitz mit einer Römerstraßenkarte Raetiens vergleicht, wird leicht erkennbar, daß diese Klostergrundherrschaft sich stark an ehemalige Römerstraßen anlehnt. Dieser Klosterbesitz reichte - wenn auch sehr sporadisch - fast durch die ganzen Ostalpen in Nord- Südrichtung, nämlich von der Amper im Norden bis Bozen im Süden.
Die Gründer des Klosters Scharnitz bei Mittenwald vor der Schamitzenge statteten ihre Stiftung ebenfalls mit Besitz an Fernstraßen aus, um Raisting am Ammersee, in Garmisch, vor allem - was wiederum verkehrsorganisatorisch sehr wichtig ist - in Zirl am Zirler Berg, wo die Fernstraße von Südbayern über den Brenner nach Verona eine wichtige spätantike Befestigungsanlage passiert und unmittelbar darauf in das Inntal einmündet. Zum ältesten Scharnitzer Besitz gehört ferner das oppidum Imstjn, das am südlichen Ausgang der Fernpaß- straße Augsburg-Füssen-Reschen liegt (Paßfußort) und eine ähnliche strategische Bedeutung wie Zirl hat. …

und zu der "Zelle" bei Kiefersfelden - sozusagen das Pendant zu Bayrischzell schreibt Störmer (S. 396 f):
Bezeichnenderweise dort, wo die erste Gebirgsenge dieses Tals auftritt, hat Salzburg eine eigene Klosterzelle, nämlich in Kufstein. Nur in der Notitia Arnonis (um--790) 'erfahren wir von der kleinen Zelle Kufstein, »wo unsere Brüder Handarbeit leisten«. Vermutlich lag dieses Klösterchen im Orte Zell an der Einmündung des Weges von Schliersee über den Ursprungpaß ins Inntal gegenüber der heutigen Stadt Kufstein, wo die in derselben Quelle genannte ecclesia (hier wohl Pfarrkirche) zu lokalisieren ist. Die Tatsache, daß dieses Klösterchen an der Kufsteiner Klause eine Wirtschaftszelle des Bischofsklosters ist, zeigt deutlich seine Funktion, nämlich die der Paßhut mit Hospiz und dergleichen im umfassenden Sinne. S. Mitterer nimmt an, daß dieses Klösterlein nicht erst durch das Bischofskloster St. Peter in Salzburg, sondern bereits vom Herzog gegründet wurde, was die Funktion der Paßhut nur noch unterstreichen würde. Wahrscheinlich wird man sagen müssen, daß der Herzog Salzburger Mönche an diese verkehrstechnisch wichtige Stelle »beordert« hat. Im

Tegernbach / Dorfen (an der Römerstraße Regensburg - Pons Aenis):
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Ich vermeide Wiederholungen und erinnere an Isen und die Ausführungen von Bauer zu ISINISCA

Thierhaupten an der Römerstraße (Via Claudia) zwischen Augsburg und Donau
Quelle: Haus der Bayerischen Geschichte - Klöster in Bayern

Wenigstens da kann ich wieder auf gesicherte archäologische Erkenntnisse zurück greifen:
Und zwar
- zur "Donaustraße" nördlich bei Oberndorf: 10 km
- zur Via Claudia westlich des Lech bei Westendorf: 4,3 km
- zu einer Straße Augsburg / südlich des "Königsmoos" bei Sandizell 20 km

BayernAtlas
 
Es wäre weiter schön, wenn Du alle Beispiele genommen hättest und nicht selektiv vorgegangen wärst

Ich habe die Liste genommen, bei der Du nachvollziehbare Auswahlkriterien genannt hast.
Ich habe deren Lage mit der Entfernung zur nächsten nachweisbaren Römerstraße abgeglichen und festgestellt, dass nur eines von 11 Klöstern so nahe an einer Römerstraße liegt, dass man das Wort "unmittelbar"* verwenden kann.

An dieser Feststellung ändert sich nichts.

Was die übrigen Beispiele betrifft, war mir nicht ersichtlich, was zu ihrer Zusammenstellung geführt hat. Ich finde hier etliche Klöster, die nicht zum agilolfingischen Machtbereich gehörten (Füssen, Fultenbach, Kempten, Ottobeuren) bzw. erst in karolingischer Zeit gegründet wurden (Altötting), dafür vermisse ich zahlreiche Klöster, die zum agilolfingischen Machtbereich gehörten, darunter das von Dir anderer Stelle erwähnte Kloster Wörth. Ich sah also keinen Sinn darin, eine so willkürlich erstellte Liste systematisch durchzugehen. Soviel zum Thema "selektiv".


* Für eine Raststätte, die 2,5 km von einer Straße entfernt ist, wird auch ein heutiger Autofahrer die Bezeichnung "unmittelbar an der Straße" für unangemessen halten. Ein Fußgänger würde für so einen Abstecher bereits eine Stunde brauchen. Wer mit einem schwerbeladenen Ochsenkarren unterwegs war, für den waren 10 km bereits eine Tagesreise.
 
Wie Du unschwer aus den Links erkennen kannst habe ich alle Klostergründungen aufgezählt, die vom "Haus der bayerischen Geschichte im fraglichen Zeitraum aufgeführt worden sind.
Wörth (die Insel im Staffelsee - oder meinst Du eine andere Insel ?) ist im Übrigen unter den Huosi-Gründungen als "Staffelsee" aufgeführt. Wenn Du das nicht bemerkst muss ich leider von mangelhafter Fachkenntnis oder bewusstem Ignorieren meiner Aussagen ausgehen.
Auch das von Dir genannte Beispiel
… …

Kochel liegt ca. 8 km von der nächsten nachweisbaren Römerstraße (Trasse Augsburg-Brenner) entfernt. Also weitab vom Schuss.
ist schlicht BS,: in Kochel am Fuß des Kesselbergers ist eine Höhensiedlung der römischen Kaiserzeit dokuemntiert (siehe den Link im Bayern-Atlas).
Wenn Du meinst, dass die Bewohner dieser Siedlung keinerlei Verkehrsanbindung hatten, dann ist das eine Argumentation auf einer Ebene, der ich nicht mehr folgen kann.
 
Wie Du unschwer aus den Links erkennen kannst
... hast Du sowohl Klöster aufgezählt, die im "Haus der bayerischen Geschichte" vorkommen wie auch Klöster, die dort nicht vorkommen.

Wörth (die Insel im Staffelsee - oder meinst Du eine andere Insel ?)
Ah - sorry, Verwechslung meinerseits. Ich meinte das Kloster Wörth an den Donau:
"Ca. 765-788 wird das Peterskloster erstmals bezeugt. Gründer ist vielleicht jener Opi, der in diesem Zeitraum ein Schenunkgusrkunde im Kloster Wörth ausstellen läßt. Spätestens im 9. Jh. kommt das adelige Eigenkloster in den Besitz der Regensburger Domkirche." (Störmer)

in Kochel am Fuß des Kesselbergers ist eine Höhensiedlung der römischen Kaiserzeit dokuemntiert
"Höhensiedlung" klingt verdächtig nach einem spätantiken Rückzugsort. Dazu kommt, dass auf der Karte sonst wirklich absolut nichts Römisches in der näheren Umgebung zu finden ist.

Ich sehe gerade noch eine Verwechslung: Kochel liegt 11 km Luftlinie von der nächsten nachweisbaren Römerstraße entfernt. Da habe ich die Zahlen für Kochel und Schlehdorf vertauscht
 
Zuletzt bearbeitet:

Ah - sorry, Verwechslung meinerseits. Ich meinte das Kloster Wörth an den Donau:​
"Ca. 765-788 wird das Peterskloster erstmals bezeugt. Gründer ist vielleicht jener Opi, der in diesem Zeitraum ein Schenunkgusrkunde im Kloster Wörth ausstellen läßt. Spätestens im 9. Jh. kommt das adelige Eigenkloster in den Besitz der Regensburger Domkirche." (Störmer)
...
gut, das Kloster hatte ich tatsächlich nicht genannt. Wenn man WIKIPEDIA glauben darf, dann wird aber durch dieses Kloster meine These von der Gründung nahe alter bzw. römischer Verkehrswege noch verstärkt (Zitat):
… Er wird in die Zeit der Hallstattkultur ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. datiert. Um 70 n. Chr. wird die römische Besiedlung erfolgt sein.
...
So gilt als erstes Indiz für die Existenz Wörths eine zwischen 768 und 788 verfasste Schenkungsurkunde. Aus ihr geht hervor, dass ein gewisser Opi seinen Besitz auf der (Donau-)Insel Opinesaldaha dem Regensburger Kloster St. Emmeram überträgt. Als Ort der Schenkung wird eine Kirche St. Peter bei einem Kloster im Ort Uuerid angegeben.[11] Opinesaldaha wird mit dem Dorf Altach identifiziert, und der Name eines der genannten Zeugen, Zinzo, wird mit dem Wörther Ortsteil Zinzendorf und dem benachbarten Zinzenzell in Verbindung gebracht. Mitte des 9. Jahrhunderts ist eine Schenkung von dem in Wörth neu gerodetem Land König Ludwigs an die Kirche bekannt. ...
Damit gilt das für Münster, Bogen oder Alteich die Donau abwärts gesagte genauso.
Das nur 25 km entfernte Regensburg ist zudem von besonderem Interesse, weil in der "Regensburg-Romania" eine Siedlungskontinuität von der späten Römerzeit bis zum Agilolfinigschen Residenzort nachgewiesen ist.
Also wird doch mit Sicherheit niemand daran zweifeln, dass Regensburg auch durch römische Straßen gut erschlossen war.
Die Gegend zwischen Regensburg und Straubing ist zwar archäologisch gut erfasst, allerdings kann ich im bayerischen Denkmalschutzatlas nur in Regensburg und Straubing Altstraßen erkennen:
BayernAtlas

In dem Zusammenhang sind auch die "Stiftungsorte" Altach (am südlichen Donauufer, ca. 4,5 km vom Kloster entfernt) und Zinzendorf (am nördlichen Donauufer, ca. 6,5 km vom Kloster entfernt) von Interesse.
BayernAtlas
Denn nach der These von Störmer (Transalpine Verbindungen …. woa) haben die Klöster ihre Verpflichtung zur Sicherung der transalpinen Verkehrswege insbesondere durch ihre Güter und die "Sintmannen" erfüllt.
Störmer beschreibt dazu ein Beispiel aus dem Donaugebiet:
841 übertrug König Ludwig der Deutsche seinem Kanzler Gozbald, Abt des Klosters Niederaltaich, und dessen Kloster quaedam res proprietatis nostrae in Ingolstadt! Donau. Zu diesen bisher königlichen (ursprünglich herzoglichen) Besitzungen gehörten eine curtis dominicata, zwei Kirchen, Wiesen, unfreies Hofgesinde (mancipia infra curtem) sowie zwölf Sintmannenhufen (mansi... sintmannorum duodecim).
60 Jahre später gelangt ein ähnlich wichtiger königlicher Zentralort und Flußübergang an die Domkirche Freising (903). Es ist die königliche curtis Föhring am Übergang der Fernstraße (Salzstraße, ehemalige Römerstraße) Augsburg - Salzburg über die Isar. Zu dieser curtis gehören u. a. Mancipien, Barschalken, Sindmannen und Hengstfütterer (sindmannis, hengistfuotris), Mühlen usw.
Hier kommt zudem eine Nähe zur Donausüdstraße zwischen Straubing und Regensurg in Betracht.


...​

"Höhensiedlung" klingt verdächtig nach einem spätantiken Rückzugsort. Dazu kommt, dass auf der Karte sonst wirklich absolut nichts Römisches in der näheren Umgebung zu finden ist.

Ich sehe gerade noch eine Verwechslung: Kochel liegt 11 km Luftlinie von der nächsten nachweisbaren Römerstraße entfernt. Da habe ich die Zahlen für Kochel und Schlehdorf vertauscht
Auf die Höhensiedlung hatte ich ja schon hingewiesen:
...

Es gab südlich von Kochel noch eine Höhensiedlung aus der römischen Kaiserzeit
BayernAtlas
(♁Standort) Höhensiedlung der römischen Kaiserzeit. D-1-8334-0014
die einen Verkehrsweg östlich des Kochelseemoores von der Langau (Kreuzweg) über Bichl / Benediktbeuern / Kochel und weiter (wohl) einen Saumweg über Kesselberg - Walchensee - Wallgau bis Krün erwarten lässt (wenn man Schlehdorf wie Benediktbeuern als Klostergründung zur Kontrolle der Alpenpässe ansieht, wäre auch da ein Verkehrsweg zu vermuten), x)

...
Da fällt die Nähe zur Benennung des Gebietes um Walchensee / Wallgau auf *).
Und bemerkenswert erscheint auch, dass die späteren Klostergründungen Scharnitz (dann später nach Schlehdorf verlegt) und Kochel am Nord- bzw. Südende einer so erschließbaren romanischen Sprachinsel liegen.
Aber hier in diesem Kontext ist auch zu bedenken, dass auch ein Rückzugsort zunächst nicht irgendwo in der Fremde sondern möglichst nahe der Heimat gesucht wird, als Fluchtburg sogar so nah gelegen, dass die eigenen Latifundien weiter bewirtschaftet werden können und die Fluchtburg nur im Falle der Gefahr schnell aufgesucht werden kann. Auch das verlangt eine entsprechende "Erreichbarkeit", also die Nähe zu einem Weg, den ich bereits dargestellt hatte.
Unabhängig davon, ob die Orte Groß- und Kleinweil in Sichtweite jenseits der Loisach auf eine Villa Rustica hinweisen oder nicht und die Namensvergabe aus dem lateinischen tradiert oder über das ahd. erfolgte: **)

Wenn bisher der archäologische Nachweis fehlt, dann heißt das nicht, dass nichts da war - sondern lediglich, dass bisher noch nichts konkretes gefunden wurde.
Aber die interdisziplinäre Addition der Indizien macht eine solche vermutete Verbindung zumindest nicht unwahrscheinlicher.



*)
Statt vieler dazu
  • Jochum-Godglück in "Die Anfänge Bayerns …" S. 198 ff "Walchensiedlungsnamen und ihre historische Aussagekraft"
  • Schöntag in "Varia selcta .." Bd. 2 S. 137:
    Ein wichtiges Indiz für die Anwesenheit von Romanen (Romani), auch nach dem Untergang des Imperium Romanum, sind die sogenannten Walchen-Namen, d.h. Toponyme, deren Bestandteil... exonymisch darauf hindeutet, daß in der Phase der germanischen Landnahme weiterhin Siedlungen mit überwiegend romanischsprachiger Bevölkerung existierten. …".
**)
auf die u.a. von Heitmeier vertretene Meinung zu den "Weil-Orten"sowie die von mehreren Forschern dort vermutete römische Straße von Weichs an der Via Raetia in Richtung Sindelsdorf hatte ich bereits mehrfach hingewiesen. Und ebenso auf den Altweg, an dem Benediktbeuern gegründet sein dürfte.
 
Zuletzt bearbeitet:
x)
Noch ein Nachtrag wegen der Zeichen - Begrenzung zur Strecke über den Kesselberg:
Die bereits in vor- und frühgeschichtlicher Zeit benutzte Passverbindung vom Voralpenland in das obere Isartal ermöglicht den Zugang zum Brenner- und Reschenpass.
...
Dem Übergang kam in vor- und frühgeschichtlicher Zeit offensichtlich nur lokale Bedeutung zu.
Am Fuß der späteren Kesselbergstraße, auf der Großen Birg am Kochelsee bei Altjoch, bestand im 2. Jahrtausend vor Chr. eine in der jüngeren Bronzezeit (Urnenfelderzeit) befestigte Siedlung. Vermutlich hing ihre Lage mit der Möglichkeit zusammen, hier das Gebirge in Richtung Inntal zu durchqueren.

Zur Zeit des Römischen Reichs bestimmten Reschen- und Brennerpass das Verkehrssystem im Raum des späteren Tirol und Südbayern. Von der Hauptstadt Rätiens Augusta Vindelicum (Augsburg) ging eine Straße über Abodiacum (Epfach, Lkr. Landsberg am Lech) und Foetibus (Füssen) zum Reschenpass, eine andere über Parthanum (Partenkirchen), Scarbia (Scharnitz) und Teriolis (Zirl) zum Brenner. Der Brenner war außerdem über eine flußaufwärts führende Straße entlang des Inns zu erreichen, der die Grenze zur Provinz Noricum bildete. Die Grundfiguration dieses Straßennetzes überdauerte die Römerzeit.

Größere Bedeutung kam dem Passübergang offensichtlich mit den im 8. Jahrhundert gegründeten Klöstern Benediktbeuern und Schlehdorf zu. Sie orientierten sich zu dem Verkehrsweg über den Kesselberg hin, was sowohl in ihren Ansprüchen auf Grund- und Gerichtsrechte im Walchenseegebiet zum Ausdruck kam als auch in ihren Besitzungen im späteren Tirol. Die Forschung geht davon aus, dass es sich um eine gezielte Lokalisierung handelte, bei der die günstige Verkehrslage in Nord-Süd-Richtung eine Rolle spielte (Störmer, Fernstraße und Kloster).
….
Als Herzog Albrecht IV. von Bayern-München (reg. 1465-1508) im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts zur Förderung des Transithandels zahlreiche Straßenbauten initiierte, ließ er 1492 auch den Saumpfad am Kesselberg ausbauen.
...
Die Trasse des Ausbaus von 1492 folgte im wesentlichen dem bisherigen Saumweg. Einzelne Strecken wichen davon ab, um Wildbach- und Lawinengefahren auszuweichen. Die Straße von 1492 ist heute ein Weg, der im ganzen, weithin in gerader Streckenführung, westlich der heutigen Autostraße verläuft. An dieser Strecke war kurz vor dem Joch eine Gedenktafel von 1492 angebracht (heute Kopie; das Original im Bayerischen Nationalmuseum), die als Bauherrn Herzog Albrecht und als Planer und Baumeister Heinrich Barth nennt.
Quelle
(lokale Bedeutung heißt nicht bedeutungslos; die Strecke war halt vom Kochelsee bis zur Ortschaft Walchensee nur als Saumpfad benutzbar)
 
Zuletzt bearbeitet:
gut, das Kloster hatte ich tatsächlich nicht genannt. Wenn man WIKIPEDIA glauben darf, dann wird aber durch dieses Kloster meine These von der Gründung nahe alter bzw. römischer Verkehrswege noch verstärkt

Vielleicht möchtest Du Deine These noch einmal präzise formulieren. Nicht dass ich etwas widerlege, was Du eigentlich gar nicht behaupten möchtest.

Dass Klöster an irgendwelchen Verkehrswegen liegen, ist keine These, die einer Begründung oder Widerlegung bedarf. Auch Nonnen und Mönche begeben sich mal auf Reisen oder empfangen Besucher oder Warenlieferanten.

Meine Beobachtung (das ist keine "These") sieht so aus, dass einige der in der agilolfischen Zeit gegründeten Klöster in der Nähe einer Römerstraße liegen, manche liegen hingegen ziemlich weit entfernt von der nächsten nachweisbaren Römerstraße, und in Ausnahmefällen liegen die Klöster auch mal unmittelbar an der Straße.

Denn nach der These von Störmer (Transalpine Verbindungen …. woa) haben die Klöster ihre Verpflichtung zur Sicherung der transalpinen Verkehrswege insbesondere durch ihre Güter und die "Sintmannen" erfüllt.
In diesem Aufsatz geht es um kirchlichen Fernbesitz. Die Güter lagen oft 100 oder 200 km vom Kloster entfernt. Daraus kann sich nur die Schlussfolgerung ergeben, dass (falls die These zutrifft) es eigentlich ziemlich egal war, wo das Kloster dann lag.

"Sintmannen" (was immer sich genau hinter der Bezeichnung verbergen mag) oder jedenfalls Untertanen, die zu bestimmten Diensten im Bereich Geleitschutz/Transport verpflichtet waren, wird es vermutlich* auch schon vor der Gründung der Klöster gegeben haben. Dazu musste man keine Klöster gründen.

Und bemerkenswert erscheint auch, dass die späteren Klostergründungen Scharnitz (dann später nach Schlehdorf verlegt) und Kochel am Nord- bzw. Südende einer so erschließbaren romanischen Sprachinsel liegen.
Es deutet alles auf eine zurückgezogene Restbevölkerung hin, die sich dann auch nicht allzulange gehalten hat. Ich glaube, es wurde schon einige Male bemerkt, dass das Gebiet zur Zeit der Klostergründung eine unbewohnte (deserta) Einöde (solitudo) war.

Gibt es eigentlich zu den Walchen-Namen noch etwas zu diskutieren oder klarzustellen, was in diesen Beiträgen noch nicht dran war?
Die germanische Bezeichnung für 'Römer'
Wallfahrtsort, ein Jahrtausende altes Kontinuum?
Deutsch oder romanisch: Der Fall ursus > Irschenberg
Romanisch-germanische Sprachgrenzen im frühen Mittelalter
Romanisch-germanische Sprachgrenzen im frühen Mittelalter

und die Namensvergabe aus dem lateinischen tradiert
... was bei den Simplicia wohl auszuschließen sein wird...

Wenn bisher der archäologische Nachweis fehlt, dann heißt das
... dass wir nicht über Fakten sprechen, sondern über Spekulationen oder auch Wunschvorstellungen.

Wenn die "Indizien" aus Vermutungen bestehen, die zum Zweck der Stützung anderer Vermutungen ersonnen werden, hilft auch die Addition nichts.


* Heitmeier setzt da noch eine Vermutung drauf und bringt diese Funktion mit den -gau-Siedlungsnamen in Verbindung - ob zu Recht oder nicht, lasse ich dahingestellt.
 
gut, das Kloster hatte ich tatsächlich nicht genannt.
Außerdem hätte ich noch anzubieten:

Oberpfalz:
- Chammünster
- Regensburg St. Emmeram

Niederbayern:
- Postmünster
- Rindbach (wohl Rimbach)
- Rotthalmünster
- Schönau
- Weltenburg

Oberbayern:
- Eichstätt
- Engelbrechtsmünster
- Freisinger Domkloster
- Freising Hugibertsmünster
- Gars am Inn
- Moosburg
- Münchsmünster
- Otting
- Mehnbach (nur geplant?)
- Weihenstephan

Salzburg:
- Bischofshofen Maximilianszelle
- Zelle Elsenwang
- Enknach
- Mattsee
- Michaelbeuern
- Nonnberg
- Salzburg St. Peter (nur reorganisiert?)
- Zell am See

Oberösterreich:
- Kremsmünster
- Mondsee

Niederösterreich:
- St. Pölten

Tirol:
- Kufstein-Zell

Südtirol:
- Mais

Weglassen würde ich:
- Paring, da ist vor 1139 urkundlich nichts belegt.
- Altötting, das Kloster wurde erst 876/877 von König Karlmann gestiftet.
 
"Sintmannen" (was immer sich genau hinter der Bezeichnung verbergen mag) oder jedenfalls Untertanen, die zu bestimmten Diensten im Bereich Geleitschutz/Transport verpflichtet waren, wird es vermutlich* auch schon vor der Gründung der Klöster gegeben haben. Dazu musste man keine Klöster gründen.
Köbler gibt sindmannus mit 'Reisiger, Begleiter, Krieger' an und sintmannus als 'Dienstmann für Botendienste und Beförderungsdienste'. Ich habe meine Zweifel, dass es sich um zwei verschiedene Begriffe handelt. zwar sind -d- und -t- bedeutungsunterscheidend, aber - das weiß Sepiola natürlich - im Silbenauslaut werden sie wegen Auslautverhärtung in vor-orthographischen Schreibungen nicht unterschieden (sprich: Mond schrieb man im Mittelalter mont und konnte trotzdem in demselben Satz den Plural monde bilden, ohne darin einen orthographischen Widerspruch zu sehen).
Man wird das wohl dem Sinn nach als Entsandte deuten dürfen.

Sindmanni finde ich bei MGH DD Ko II. 136, sindmannis bei MGH DD LdK 28, MGH H III. 11, MGH H IV. 6, sintmannorum MGH LdD 30, letzteres ist die einzige Fassung mit -t-. Wenn ich das richtig gesehen habe, beschränken sich die Erwähnungen auf Urkunden, die sich auf Bayern beziehen bzw. im Lex Baiovorum scheint es auch noch eine Stelle zu geben, aber durchh MGH LL 3 bin ich nicht ganz durchgestiegen.
 
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