Körperpflege auf See

Anna Carruthers

Neues Mitglied
Hallo,

weiß jemand was näheres über die Hygiene-/Körperpflege auf längeren Seereisen? (Vor 1900 :))

Hat man sich mit Meerwasser gewaschen, gebadet, Kleider gewaschen ... usw.?

LG, Anna
 
Hallo,

weiß jemand was näheres über die Hygiene-/Körperpflege auf längeren Seereisen? (Vor 1900 :))

Hat man sich mit Meerwasser gewaschen, gebadet, Kleider gewaschen ... usw.?

LG, Anna

Bei der kaiserlichen Marine gehört die Sauberkeit zu den maritim-miltärischen Tugenden.
Im Bereich der persönlichen Hygiene bedurfte es durch die Arbeit mit Kohle, Schmieröl und -fett, die einen hohen Grad an Verschmutzung an den Besatzungsmitgliedern durch Rauch- und Rußentwicklung verursachte, umfangreiche Einrichtungen für Sanitäranlagen auf den Kriegsschiffen.
Es gab an Bord Badewannen, Duschen und Waschbecken, sowie warmes und kaltes Wasser. Aber auch wenn es um 1900 schon Entsalzunganlagen gab, wurde zur Körperpflege erwärmes Seewasser genutzt.
Allerdings waren auch hier die Mittel der Körperpflege sehr stark abhängig vom Dienstgrad der Person auf dem Schiff.
Dem Kommandanten und Offizieren standen nicht nur Waschbecken, sondern auch Badewannen oder Duschen zur Verfügung und dies meist in ihren Kammern. Die Mannschaften dagegen mussten sich mit Waschschüsseln begnügen, abgesehen von turnusmässigen Duschbädern in Gruppen- und Zugstärke.
Auch die Toiletten wurden mit Seewasser gespült, allerdings war es keine seltenheit, daß sich 40 Mann eine Toilette teilen mussten, während die Offizier ihre eigenen WC´s in der Kammer hatten.
Frischwasser erhielt die Mannschaft für die morgendlichen Waschschüsseln und zum Zeugwaschen, allerdings nur zum einweichen. Gewaschen wurde wieder mit Seewasser, und dennoch wurde auch weißes Arbeitszeug wieder richtig sauber.

Es galt bei den Matrosen: " Dreimal reiben, einmal spülen, muß klar sein!"

Aber da du nach der Zeit vor 1900 fragst, hier ein Buchtipp mit eingeschränkter Vorschau:
Indienfahrer 2: Seeleute und Leben an Bord im ersten Kolonialzeitalter (15 ... - Google Bücher
 
Hallo,

weiß jemand was näheres über die Hygiene-/Körperpflege auf längeren Seereisen? (Vor 1900 :))

Hat man sich mit Meerwasser gewaschen, gebadet, Kleider gewaschen ... usw.?

LG, Anna
Entweder das oder gar nicht. Frischwasser war knapp und nur sehr geringe Mengen wurden für Körperpflege abgezweigt. (Das ist übrigens eine der MÖGLICHEN Ursachen für das Gerücht, dass Frauen an Bord Unglück bringen - man(n) wähnte, dass die Damen einfach zu viel Frischwasser für Körperpflege verbrauchen würden - SeaChauvi-Mode aus:still:). Es gibt eine spezielle Salzwasserseife für Waschen mit Seewasser - ich weiß leider nicht, seit wann. Normale Seife und Salzwasser funktionieren nicht zusammen. (Gilt glaub ich auch für Rasierseife.) Wäsche wurde gewaschen - in See aber wiederum in der Regel nur mit Salzwasser. Man muss hier aber unterscheiden zwischen den "Passagierschiffen", z. B. den großen Ostindienfahrern, auf denen man sehr viel mehr Ressourcen zum Wohle der (gut) zahlenden Gäste abzuzweigen bereit war als auf z. B. einem Kriegsschiff oder einem "Frachter". Reine Sauberkeit trat damals zusätzlich gegenüber dem Kampf gegen Schädlinge und Ungeziefer zurück. Man hatte damals zu Sauberkeit und Körpergeruch eine etwas robustere Einstellung als heute. Allein auf Grund der harten körperlichen Arbeit müssen die Seeleute ordentlich gemüffelt haben. Warmes Wasser zum Waschen gab es noch seltener und ständig mit kaltem Salzwasser? - Allzu hautfreundlich war das auch nicht und die Leute waren eh viel zu häufig in feuchten oder nassen Klamotten unterwegs. Spätestens ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden viele Maßnahmen zur Belüftung und Trocknung der Wohndecks sowie z. B. Ausräuchern oder mit Essig auswaschen der Decks zur Bekämpfung von Schädlingen, Krankheiten und/oder ungesunder Dämpfe unternommen. (Man möge bedenken, dass auch die Medizin, insbesondere bezüglich der Ursachenfeststellung vieler Krankheiten auf einem ganz anderen Stand waren, als heute. Insbesondere für Infektionskrankheiten vermutete man damals aus heutiger Sicht ganz merkwürdige Ursachen...
Richtig sauber wurden die Seeleute wohl erst im Dampfschiffzeitalter, als sehr viel mehr warmes Frischwasser zum Waschen von Kleid und Körper zur Verfügung stand.
 
Es gibt eine spezielle Salzwasserseife für Waschen mit Seewasser - ich weiß leider nicht, seit wann. Normale Seife und Salzwasser funktionieren nicht zusammen. (Gilt glaub ich auch für Rasierseife.)
Seife aus Kokosöl schäumt auch im Salzwasser. Funktionieren, im Sinne von "Reinigen", tun aber auch alle anderen Seifen. :)
 
Man hatte auf den Segelschiffen lange Zeit auch ein sehr eingeschränktes Toilettenangebot. 2 Toiletten für die gesamte Mannschaft in den "Schiffsgärten". Das waren 2 Plumsklo's mit einem Tampen der in die See ging. Mit dem nassen Teil des Tampen (dicke Seile) wurde dann der Hintern abgewischt. Und an schliessend wurde der Tampen zurück in die Bugwelle gegeben und damit durch Seewasser sozusagen gereinigt. Nur der Kapitän hatte eine eigene Toilette.
Die Schiffsgärten waren der Vorbau bei einem Segelschiff vor den Vorderkastell.
Das kann man im Wasa-Museum in Stockholm und auf der Batavia in Lelystad besichtigen.
Das Duschen unter der Deckswaschpumpe kam erst langsam nach 1750 auf, als den Leuten klar wurde das Wasser nicht schädlich ist.
Zur Bekleidung. Wäsche die in Salzwasser gewaschen wurde behält immer eine gewisse Restfeuchte, durch das Salz was in den Fasern der Kleidung haften bleibt. Trocken wurde die Kleidung erst wieder wenn sie mit Süsswasser gewaschen wurde.

Apvar

P.S. Die Lebensbedingungen an Bord wurde erst mit dem aufkommen der Dampfschiffe besser. Bessere Unterkünfte an Bord, Heizung auch für die Crew und damit auch die Möglichkeit die Wäsche während der Freiwache etwas zu trocknen.
 
Zuletzt bearbeitet:
.... Wäsche die in Salzwasser gewaschen wurde behält immer eine gewisse Restfeuchte, durch das Salz was in den Fasern der Kleidung haften bleibt. Trocken wurde die Kleidung erst wieder wenn sie mit Süsswasser gewaschen wurde.

Apvar

P.S. Die Lebensbedingungen an Bord wurde erst mit dem aufkommen der Dampfschiffe besser. Bessere Unterkünfte an Bord, Heizung auch für die Crew und damit auch die Möglichkeit die Wäsche während der Freiwache etwas zu trocknen.

Rheuma war deshalb während des Zeitalters der Segelschiffe eine häufige Krankheit bei Seeleuten und Ursache für Berufsunfähigkeit.

Die Umsegelungen von Kap Horn konnten z.B. Wochen oder gar Monate dauern, während der die Unterkünfte fast immer feucht und klamm waren und die Männer nie richtig trocken wurden.
 
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