Koloniale Irrtümer

N

Neuling

Gast
Gewann Bismarck die reichtagswahlen, die er eigentlich schon verloren hatte, wegen der Kolonialpoloitik??

Waren die deutschen Kolonialgebiete wirklich 5 mal so gross,
wie Deutschland selbst?

Die Herrscher der Herreros waren egoistisch, arrogant, intregabt
und arrangierten sich mit den Deutschen deshalb...?? Sie brauchten die Deutschen um IHRE Macht zu sichern und kollaborierten. sie fühlten sich sogar wie Deutsche!?

Wurden nicht sehr viele Deutsche überfallen? Terror gegen die einst geliebten Kolonialisten?? Sonnenberg? WO im "Herreroland" geschah dies?

Könnt Ihr mir weiterhelfen?
 
Neuling schrieb:
Gewann Bismarck die reichtagswahlen, die er eigentlich schon verloren hatte, wegen der Kolonialpoloitik??

Die einzige Wahl, bei der die Kolonialpolitik eine wichtige Rolle spielte, waren die Reichstagswahlen 1907, die sogenannte "Hottentottenwahl" direkt nach den großen Aufständen in DSWA und DOA. Da war Bismarck schon tot.
--> http://de.wikipedia.org/wiki/Hottentottenwahl

Waren die deutschen Kolonialgebiete wirklich 5 mal so gross, wie Deutschland selbst?

Fläche des Deutschen Reiches 1914 ca. 540.900 Quadratkilometer (65 Milllionen Einwohner)
Fläche der Kolonien 1914 ca. 2.953.000 Quadratkilometer (ca.12,2 Millionen Einwohner)

Die Herrscher der Herreros waren egoistisch, arrogant, intregabt
und arrangierten sich mit den Deutschen deshalb...?? Sie brauchten die Deutschen um IHRE Macht zu sichern und kollaborierten. sie fühlten sich sogar wie Deutsche!?
Wo hast du denn diese Beschreibungen her? Man kann da unmöglich pauschalisieren. Über die Jahre änderten die Herero-Häuptlinge ihr Verhalten, passten es quasi den Gegebenheiten an. Es gab kluge Häuptlinge, die ihr Volk gut "durch die Jahre" brachten. Allerdings auch einige, die zu ihrem eigenen Wohlstand Stammesland verschacherten.
Ich möchte nicht sagen, daß sie sich als Deutsche fühlten. Es war aber so, daß sie sich als Untertanen des Deutschen Kaisers sahen. Und nicht alle immer ungern.

Wurden nicht sehr viele Deutsche überfallen? Terror gegen die einst geliebten Kolonialisten?? Sonnenberg? WO im "Herreroland" geschah dies?
Deutsche zivile Opfer in den ersten Tagen des Herero-Aufstandes nach offizieller Zählung: 123 (davon 5 Frauen)
Mit Sonnenberg meinst du vermutlich die Geschichte der Else Sonnenberg. Da ist kürzlich ein Buch nach ihren Aufzeichnungen erschienen. Sie war auf der Missionsstation Waterberg. Ihr Mann wurde ermordet, sie gefangen genommen und später freigelassen. Ihr Schicksal kam auch in der letzten großen ZDF-Dokumentation vor.
--> http://www.namibiana.de/index.cfm?action=ViewDetails&itemid=566
 
Arne schrieb:
Ich möchte nicht sagen, daß sie sich als Deutsche fühlten. Es war aber so, daß sie sich als Untertanen des Deutschen Kaisers sahen. Und nicht alle immer ungern.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Hereros nicht ungern als Deutsche fühlten.:pfeif:
 
Die beginnende Kolonialisierung (bezogen auf Deutschland) zur Zeit Bismarcks hatte zwar nicht direkt mit Wahlen zu tun, schließlich wurde der Reichskanzler nicht vom Volk gewählt, sondern durch den Kaiser ernannt, aber indirekt mit den Mehrheitsvehältnissen im Reichstag nach den Wahlen ab ca. 1884. Denn einerseits arbeitete Bismarck in dieser Zeit hauptsächlich mit den Nationalliberalen und Konservativen zusammen, die großes Interesse an Kolonien vor allem aus ökonomischen Überlegungen hatten. Biscmarck begann aber nicht nur auf Druck von Verbänden,wie den Deutschen Kolonialverein von 1882 verhalten mit der Erwerbung von Kolonien, sondern auch, weil er damit glaubte von innenpolitischen Problemen, wie der immer noch nicht gelösten sozialen Frage ablenken zu können und den Druck auf die Regierung so zu mindern, indem er die gesellschaftlichen Gegensätze durch nationale Gefühle überbrückt. Dies geschah allerdings alles in Hinsicht auf das außenpolitische Sicherheitsbedürfnis des jungen Kaiserreiches, das ja gerade durch den späteren, übertriebenen Drang nach einen "Platz an der Sonne" ohne Rücksicht auf andere europäische Interessen nicht alt geworden ist.
 
heinz schrieb:
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Hereros nicht ungern als Deutsche fühlten.:pfeif:

Moment...dreifache Verneinung

Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Hereros nicht ungern als Deutsche fühlten.

Du kannst dir also vorstellen, daß sich die Hereros ungern als Deutsche fühlten?
Okay, danke für die Information über deine Vorstellungswelt.
 
Wo hast du denn diese Beschreibungen her? Man kann da unmöglich pauschalisieren. Über die Jahre änderten die Herero-Häuptlinge ihr Verhalten, passten es quasi den Gegebenheiten an.
@ Arne: möchte noch hinzufügen, dass aber auch der Führungsstil der Gouverneure wohl eine nicht unerhebliche Rolle auf das Verhalten der Stämme spielte. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an Leutwein, der ja sehr gute Kontakte zu den Herero und insbesondere deren Häuptling Samuel Maharero knüpfte, und dessen Abberufung und Ersetzung als Kommandeur der Schutztruppe durch Trotha, die eine große Rolle bei der Verschärfung des Konfliktes 1904 gespielt haben dürfte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ashigaru schrieb:
@ Arne: möchte noch hinzufügen, dass aber auch der Führungsstil der Gouverneure wohl eine nicht unerhebliche Rolle auf das Verhalten der Stämme spielte. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an Leutwein, der ja sehr gute Kontakte zu den Herero und insbesondere deren Häuptling Samuel Maharero knüpfte, und dessen Abberufung und Ersetzung als Kommandeur der Schutztruppe durch Trotha, die eine große Rolle bei der Verschärfung des Konfliktes 1904 gespielt haben dürfte.

Ich hatte Neulings Frage jetzt eher auf die Zeit vor dem Aufstand verstanden, aber du hast natürlich völlig Recht, denn "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück.."

Die Herero hatten in der von dir angesprochenen Phase allerdings kaum noch Optionen offen. Leutwein, der Mann von Verhandlungen, wurde im Mai 1904 als Kommandeur der Schutztruppe DSWA durch von Trotha ersetzt, der für die harte Linie stand, die mehr oder weniger offen von der Bevölkerung in DSWA und Deutschland gefordert wurde. Zunächst noch Gouverneur mußte sich Leutwein die weitere Kriegführung ansehen, bis er sich mit von Trotha immer mehr überwarf und im November 1904 als Zivilgouverneur um Beurlaubung bat, also zurücktrat. Ausgerechnet sein Gegenspieler von Trotha wurde vorrübergehend (stellvertretender) Gouverneur bis von Lindequist nach einem Jahr als Nachfolger eingesetzt wurde.

Es führt weit von der eigentlichen Frage weg, aber hier eine Charakterisierung von Trothas, von Major von Estorff:
"Er war ein schlechter Staatsmann, wie er als Führer im Kriiege nicht ausreichte und dazu ein unedler, selbstsüchtiger und kaltherziger Mensch. Wissmann, der ihn von Ostafrika her kannte, hatte sich seiner Ernennung widersetzt, aber ward nicht gehört. Er hatte das vernichtende Urteil über ihn: ein schlechter Führer, ein schlechter Afrikaner und schlechter Kamerad! General von Trotha war aber eine schöne, stattliche Soldatenerscheinung und machte durch sein selbstbewußtes Auftreten den Eindruck, daß er viel könne. Er war jedoch ein Mensch der Oberflächlichekit und des Scheins."

Wohlgemerkt, so hat ihn damals ein altgedienter, erfahrener Schutztruppenmajor beschrieben, kein heutiger Pazifist...

So ist es nicht weiter erstaunlich, wenn man liest, was er auf die energischen Proteste Leutweins gegen sein Vorgehen im Hererokrieg geantwortet hat: "Ihre Darlegungen haben mich sehr interessiert, aber Sie müssen schon gestatten, daß ich den Feldzug nach eigenem Ermessen führe."

Ein guter militärischer Führer hätte sich wohl die Ratschläge eines Mannes mehr zu Herzen genommen, der nicht nur selbst Offizier ist, sondern das Land und sogar den Gegner persönlich seit Jahren kennt.
 
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