Konstruktionsmaß - Meter oder Inch

Köbis17

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Hallo historische Techniker!

Ich bin gefragt worden, wie die deutschen Schiffsgeschütze eigentlich konstruiert wurden. Auß historischer Sicht betrachtet gingen die Kalibergrößen aus den britischen Maßeinheiten Zoll bzw. Inch hervor.

Für die deutsche Marine sind aber alle Angaben nach dem metrischen System in mm oder cm als Kalibergröße und auch Rohrlänge angegeben.

Das Metersystem wird im Nordeutschen Bund 1868 beschlossen und 1872 eingeführt.

Aber wie wurden die Kalibergrößen bei dem deutschen Kanonenbauer Krupp gemessen, vor allem in der Konstruktion. Wurden hier beide Maßeinheiten verwendet, je nach Bestellung, denn immerhin verkaufte Krupp seine Kanonen in der ganzen Welt.

Klassische Kalibergrößen der deutsche kaiserlichen Marine waren die 8,7 bzw 8,8cm, die 10,5 und 15cm, die 21; 24 und 26cm und in der Oberklasse, die 28; 30,5 und 38cm.
Für schwere Kriegsschiffe in der Planung nach 1914 gab es noch Kaliberüberlegungen 35 und 40 cm.

Aber die genauen Kommastellen zur britischen Inch, wie z.B, deutsch 38cm; britische 15 inch metrisch 38,1cm wurden in der deutschen Marine nicht umgesetzt. Vielleicht noch ein besseres Beispiel, das 16 inch, 40,6cm, wurde in der deutschen Planung als Kaliber 40cm angeben.

Wie wurden nun damals die Kaliber in der Konstruktion in Deutschland gemessen?
 
Hallo historische Techniker!

Ich bin gefragt worden, wie die deutschen Schiffsgeschütze eigentlich konstruiert wurden. Auß historischer Sicht betrachtet gingen die Kalibergrößen aus den britischen Maßeinheiten Zoll bzw. Inch hervor.

Für die deutsche Marine sind aber alle Angaben nach dem metrischen System in mm oder cm als Kalibergröße und auch Rohrlänge angegeben.

Das Metersystem wird im Nordeutschen Bund 1868 beschlossen und 1872 eingeführt.

Aber wie wurden die Kalibergrößen bei dem deutschen Kanonenbauer Krupp gemessen, vor allem in der Konstruktion. Wurden hier beide Maßeinheiten verwendet, je nach Bestellung, denn immerhin verkaufte Krupp seine Kanonen in der ganzen Welt.

Klassische Kalibergrößen der deutsche kaiserlichen Marine waren die 8,7 bzw 8,8cm, die 10,5 und 15cm, die 21; 24 und 26cm und in der Oberklasse, die 28; 30,5 und 38cm.
Für schwere Kriegsschiffe in der Planung nach 1914 gab es noch Kaliberüberlegungen 35 und 40 cm.

Aber die genauen Kommastellen zur britischen Inch, wie z.B, deutsch 38cm; britische 15 inch metrisch 38,1cm wurden in der deutschen Marine nicht umgesetzt. Vielleicht noch ein besseres Beispiel, das 16 inch, 40,6cm, wurde in der deutschen Planung als Kaliber 40cm angeben.

Wie wurden nun damals die Kaliber in der Konstruktion in Deutschland gemessen?

Das ist eine gute Frage. Alte Kruppgeschütze (ende 19. Jahrhundert) die ich in Spanien und Südamerika zu sehen bekommen habe, hatten die Kaliberbezeichnung bereits in cm eingraviert. Ob und wann es einen wechsel zwischen Zoll und cm gegeben hat, kann ich nicht beantworten.

Bei anderen technischen Feldern, hat man ja nach der Einführung des Metrischen Systems, versucht auf leicht umrechenbare Maßsysteme zu kommen, z.B. im Oktametrischen System bei dem Mauerwerk, bei den man die in Deutschland üblichen Mauerwerksmaße so anpasste, dass 8 Steine einen Meter ergeben.

Die schrägen Kaliberzahlen würden dagegen eigentlich auf eine Planung in Zoll hinweisen, wie Du aber schreibst, stimmt die Umrechnung nicht.

Ein Kaliber das eindeutig aus der Umrechung des Zolls stammen könnte, ist 7,5 (drei Zoll) bzw. 7,6 (drei russische Zoll) oder auch das Gewehrkaliber 7,62 (.30 inch) oder drei Linien (russisch). Diese Kaliber (75 und 76,5 mm) wurde zwar nicht in der deutschen Marine verwendet, von Krupp aber für den Export und für Feldgeschütze verwendet.

Bei der Umrechnung, besonders der Dezimalstellen, muss man noch berücksichtigen, dass in einigen Ländern der Kaliber der gezogenen Rohre im Feld, bei anderen im Zug gemessen wurde. Aus diesem Grund wurden m.W. Beutegeschütze in deutschen Dienst z.T. anders bemessen als in ihren Ursprungsländern.

Dazu kommt, dass es wie erwähnt verschiedene Zollsysteme gab. Ich habe mal ein Österreichisches Artilleriehandbuch aus dem 19 Jahrhundert angesehen, bei denen etliche Seiten mit Umrechnungsscalen der verschiedenen Maß- und Gewichtseinheiten der K.u.K. Monarchie aufgeführt wurden. Ein 12 Pfunder oder ein 6-Zölliger Mörser der in Italien gegossen wurde, hatte einen anderen realen Kaliber als ein Geschütz mit der selben Bezeichnung aus Prag.

Der Ursprung dieser schrägen Maße liegt aber m.M. nach noch weiter zurück: Glatte Kanonenrohre wurden ja traditionell im Gewicht ihrer sphärischen massiven Geschosse bezeichnet, nur bei Haubitzen und Mörsern wurde mit dem Laufdurchmesser in Zoll angegeben, bzw. das Gewicht eines Steingeschosses.

Je nach Land hatte man unterschiedliche Systeme, die für die Kanonen 4 , 6 oder maximal 8 Größen aufwiesen: die üblichsten dieser Gewichten entsprachen (nach Ortenburg):

24 = 14,9 cm
12 = 11,8 cm
9 = 10,4 cm
6 = 9,4 cm
4 = 8,1 cm
3 =7,6 cm
Sie kommen also den Später üblichsten Kalibern der gezogenen Geschütze sehr nahe: 150mm, 120mm, 105mm, 95mm, 88 mm und 76 mm.

Seltener 18 = 13,2 cm und 16 = 12,9 cm in Russland, Spanien und Italien wurden später Kanonen in 130mm bzw. 133 mm gebaut

Ich denke also, dass die Entstehung dieser "schrägen" Maße aus der Übernahme dieser traditionell gebräuchlichen Rohrdurchmesser aus der Vorderladerzeit hervorgegangen ist, auch wenn spätestens mit der Einführung gezogener Geschütze mit Langgeschossen überhaupt keinen direkten Bezug zwischen Kaliber und Gewicht mehr bestand.
 
Zuletzt bearbeitet:
Köbis17 schrieb:
Für schwere Kriegsschiffe in der Planung nach 1914 gab es noch Kaliberüberlegungen 35 und 40 cm.
Die "Mackensen" und die "Graf Spee" waren schon weit über den Planungsstatus hinaus. Wobei ich jetzt nichts dazu gefunden haben, ob bei einem der beiden bereits Schwere Artillerie eingebaut war. Bei "Graf Spee" dürfte dies kaum passiert sein, da man zu diesem Schiff gleich nach Stapellauf einen Baustopp erlassen hatte.
 
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