Kreuzzüge

J

Julia.b

Gast
hallo erstmal.

also ich bin noch schüler und schreibe demnächst eine klausur über die kreuzzüge ( speziell 1 und 5 ) und da dachte ich, dass ich hier bestimmt einige fachleute finde, die mir eventuell etwas weiter helfen könnten. zwar habe ich mir einiges an wissen über dieses thema angelernt, aber ich wollte trotzdem noch ein paar meinungen von fachleuten hören, damit ich alles besser verstehe.....

also als erste wollte ich gerne wissen, was die besonderheiten des 1 und 5 kreuzzuges war. die besonderheiten lagen doch darin, das im fünften beispielsweise ohne "gewalt" ein kreuzzug durchgeführt worden war ........
 
Hallo Julia,

ich bin zwar niemand vom Fach, aber die Kreuzzüge gehören zumindest u.a. auch zu meinen Interessengebieten :winke:

Julia.b schrieb:
... ich bin noch schüler und schreibe demnächst eine klausur über die kreuzzüge ( speziell 1 und 5 ) ...

... als erste wollte ich gerne wissen, was die besonderheiten des 1 und 5 kreuzzuges war. die besonderheiten lagen doch darin, das im fünften beispielsweise ohne "gewalt" ein kreuzzug durchgeführt worden war ........

Da sind normalerweise viele Dinge, die relevant wären, doch dann käme ich leicht vom "Hundertsten ins Tausendste" :grübel:
Deshalb - und angesichts der Uhrzeit - möchte ich mich zunächst auf einige wichtige Punkte beschränken, die sicherlich noch ergänzt werden können und müssen :fs:
Außerdem habe ich das Ganze ein bißchen vereinfacht...

Es geht ja - wenn ich die Fragestellung richtig verstanden habe - wohl um einen Vergleich bezüglich Anlaß, Zielen, Beteiligten, Verlauf, ... der verschiedenen Kreuzzüge. Nehmen wir vor diesem Hintergrund einmal den 1. und den 5. Kreuzzug unter die Lupe...

1. Kreuzzug:

Anlaß/Umfeld
- grob gesagt veranlaßt durch den Aufruf Papst Urbans II. auf dem Konzil bzw. der Synode von Clermont (1095), und zudem verbunden mit einem Hilfegesuch des byzantinischen Kaisers Alexios I.
- Hintergrund des byzantinischen Hilfegesuchs: Niederlage bei Mantzikert gegen die Seldschuken und Verlust Kleinasiens an selbige (1071)
- Umfeld im Orient: Übergriffe gegen christliche Pilger (1020/65) und christliche Stätten (1. Hälfte 11. Jh.) in Palästina durch die Fatimiden von Ägypten
- 1054 Schisma: Spaltung der Christenheit in Katholiken und Orthodoxe
- im westlichen Europa: Reformpapsttum (1046/75) stärkt Autorität der Kirche und führt zu tieferer Frömmigkeit

Ziele
- Befreiung Jerusalems und der Heiligen Stätten (Urban II. selbst rief ursprünglich übrigens aber lediglich zur bewaffneten Hilfe für die Christen im Orient auf, um diese gegen die Muslime zu verteidigen/zu schützen)
- daneben erhofft sich die Kirche aber auch die Wiederherstellung der kirchlichen Einheit unter römischer "Vorherrschaft"

Zusammensetzung
- die Könige Europas beteiligen sich nicht und stellen auch keine Ritter zur Verfügung, dafür aber Grafen, Herzöge sowie v.a. nachgeborene Söhne aus adligen Häusern mit ihren Kämpfern
- insgesamt bilden sich so quasi mindestens drei eigenständige Heeresverbände, welche ins Heilige Land ziehen, aber auch ganz eigene Interessen verfolgen

Verlauf
- der Kaiser von Byzanz "beauftragt" die Kreuzfahrer, die Gebiete im Orient für ihn zurückzugewinnen
- die Kreuzfahrer besiegen die Seldschuken bei Dorylaion (1097), Edessa und Antiochia (1098)
- schließlich erobern sie Jerusalem (1099)
- es entstehen danach die Lateinischen Staaten bzw. Kreuzfahrerstaaten: Grafschaft Edessa, Fürstentum Antiochia, Grafschaft Tripolis, Königreich Jerusalem

5. Kreuzzug:

Anlaß/Umfeld
- Jerusalem ging bekanntlich 1187 wieder verloren, und wenngleich ein Zugang zu den Pilgerstätten während des 3. Kreuzzuges ausgehandelt wurde, so blieb es doch in muslimischer Hand
- Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen gelobt, das Kreuz zu nehmen und Jerusalem zurückzugewinnen
- aufgrund dessen, daß er das Unternehmen mehrfach verschiebt, wird er jedoch noch vor dem Zug von Papst Gregor IX. gebannt

Ziele
- Rückgewinnung bzw. Eroberung Jerusalems

Zusammensetzung
- einheitliches Kreuzfahrerheer unter einem gebannten(!) Herrscher
- Ordenskontigente der Templer und Johanniter dürfen Friedrich II. deshalb im Heiligen Land nicht zur Seite stehen

Verlauf
- Jerusalem wird zurückgewonnen, allerdings nicht durch Eroberung, sondern auf dem Verhandlungswege
- Friedrich II. muß den Titel des Königs von Jerusalem aber (wegen des Kirchenbanns) an seinen Sohn Konrad IV. von Hohenstaufen abtreten
- kleines Nebendetail: die erwähnten Ordenskontigente zogen tatsächlich nicht mit Friedrichs Heerbann, hielten sich aber beständig zu seinen Seiten

So - das wären auf die Schnelle erst einmal die wichtigsten Punkte...
Ansonsten kann ich Dir aber auch noch empfehlen, Dich hier im Unterforum Kreuzzüge ein wenig einzulesen, z.B. unter http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=7337

In diesem Sinne

Timo

PS: Falls Du doch etwas anderes wissen wolltest, laß uns dies bitte wissen...
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Timotheus!

Jetzt bin ich dran. ;)

timotheus schrieb:

Bei mir der 6., aber das ist Interpretationssache.

Verlauf
...
- Friedrich II. muß den Titel des Königs von Jerusalem aber (wegen des Kirchenbanns) an seinen Sohn Konrad IV. von Hohenstaufen abtreten

Einspruch! Jerusalem war ein Erbreich. Friedrich II war rein theoretisch nur "Prinzgemahl" im Königreich Jerusalem, da seine zweite Frau Jolanda-Isabella von Brienne die Erbin und seit dem Tod der Mutter Maria eigentlich Königin war. Trotzdem wurde auch ihr Vater Jean de Brienne bis zur Hochzeit König genannt und sie nur Erbin.

Nach Jolandas Tod bei der Geburt war Friedrich aber theoretisch nur noch Regent und Vormund für Konrad IV, der praktisch seit dem Tag seiner Geburt der eigentliche König war. Was Friedrich nicht daran gehindert hat, sich selbst Zeit seines Lebens König von Jerusalem zu nennen.
Aber, statt irgendwas an Konrad abzutreten hat er ihm strenggenommen ganz im Gegenteil die Krone "gestohlen". Und sogar in seinem Testament verfügt, daß sein jüngerer Sohn Heinrich Carlotto (aus der 3. Ehe) nach Konrads Willen entweder König von Jerusalem oder dem Arelat sein sollte. Was eigentlich unsinnig ist, denn auf Jerusalem hatten nur Konrad und seine Nachkommen Anspruch, aber nicht seine Halbgeschwister.
Friedrich scheint das anders gesehen zu haben, wenn das Testament stimmt. Wäre interessant, ob der das vielleicht von Roger II abgeleitet hat statt von Jolanda.
 
Liebe Triere,

dann ich mal wieder :winke:
Die Zählung der Kreuzzüge ist nicht ganz eindeutig; aus der Fragestellung von Julia habe ich herausgelesen, daß mit dem 5. Kreuzzug genau dieser gemeint ist... :grübel:

Triere schrieb:
Einspruch! Jerusalem war ein Erbreich. Friedrich II war rein theoretisch nur "Prinzgemahl" im Königreich Jerusalem, da seine zweite Frau Jolanda-Isabella von Brienne die Erbin und seit dem Tod der Mutter Maria eigentlich Königin war. Trotzdem wurde auch ihr Vater Jean de Brienne bis zur Hochzeit König genannt und sie nur Erbin.

Nach Jolandas Tod bei der Geburt war Friedrich aber theoretisch nur noch Regent und Vormund für Konrad IV, der praktisch seit dem Tag seiner Geburt der eigentliche König war. Was Friedrich nicht daran gehindert hat, sich selbst Zeit seines Lebens König von Jerusalem zu nennen.
Aber, statt irgendwas an Konrad abzutreten hat er ihm strenggenommen ganz im Gegenteil die Krone "gestohlen". Und sogar in seinem Testament verfügt, daß sein jüngerer Sohn Heinrich Carlotto (aus der 3. Ehe) nach Konrads Willen entweder König von Jerusalem oder dem Arelat sein sollte. Was eigentlich unsinnig ist, denn auf Jerusalem hatten nur Konrad und seine Nachkommen Anspruch, aber nicht seine Halbgeschwister.
Friedrich scheint das anders gesehen zu haben, wenn das Testament stimmt. Wäre interessant, ob der das vielleicht von Roger II abgeleitet hat statt von Jolanda.

Du hast natürlich Recht, da habe ich wohl etwas verwechselt - was auch mir einmal gegen 3 Uhr früh passieren kann ;)
Das Wichtige für eine Schulklausur, um die es hier ja geht, bleibt aber dennoch: Friedrich II. gewinnt Jerusalem und bezeichnet sich als König (lt. Zöllner wird er sogar für 1225/28 von einigen Historikern als solcher gezählt, und Konrad IV. eben erst ab 1228)

Danke für die wichtige Korrektur trotz allem.

Dank & Gruß

Timo
 
timotheus schrieb:
... Zusammensetzung
- einheitliches Kreuzfahrerheer unter einem gebannten(!) Herrscher
- Ordenskontigente der Templer und Johanniter dürfen Friedrich II. deshalb im Heiligen Land nicht zur Seite stehen ...

Aber der "Deutsche Orden" ist ausgezogen, seinem Kaiser beizustehen!

- Und der hat alle verfügbaren Mittel eingesetzt, um Templer und Johanniter zur Heerfolge zu verpflichten.

Was diese dann auch, - entgegen der päpstlichen Weisung, - taten!
 
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