Kreuzzug 1152?

fingalo

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Die skandinavischen Quellen berichten folgendes:

Der Heilige Ragnvald Kale Kollsson von den Orkneys zog zusammen mit Bischof Wilhelm dem Alten auf den Orkneys, mit dem Norweger Erling und vielen norwegischen und orknøischen Häuptlingen in den Jahren 1151-55 auf einen Kreuzzug ins Heilige Land. Erling erhielt beim Entern eines muslimischen Schiffes einen Hieb in den Hals, weshalb er seitdem seinen Kopf immer schief trug. Daher bekam er den Beinamen "Skakke" (= der Schiefe). Erling Skakke spielte im norwegischen Bürgerkrieg im 12. Jh. eine bedeutende Rolle. Sein hohes Ansehen in Norwegen beruhte auch auf der Teilnahme an diesem Kreuzzug.

Ich habe bislang nichts über ein Kreuzzugsunternehmen in diesem Zeitraum gefunden. Weiß jemand etwas darüber?
 
Hallo Fingalo,

ich müßte dazu noch mal nachlesen, aber lt. Kuglers "Geschichte der Kreuzzüge" war eine skandinavische Verstärkung von See her bei der Belagerung Askalons 1153 und der erfolgreichen Einnahme der Stadt nach 6-monatiger(!) Belagerung beteiligt.
Es könnte also in dem Kontext durchaus eine Rolle spielen; dies ist aber jetzt mehr eine grobe zeitlich-regionale Einordnung meinerseits als hundertprozentig abgesichert... :grübel:

In diesem Sinne

Timo

PS: Als Kreuzzugsunternehmen darf man in dem Zusammenhang auch nicht nur die offiziell gezählten Kreuzzüge (eben die sieben bekannten) zählen. Es gab während jener Zeit beständig und regelmäßig Fahrten bewaffneter Pilger ins Hl. Land...
 
Zuletzt bearbeitet:
timotheus schrieb:
Hallo Fingalo,

ich müßte dazu noch mal nachlesen, aber lt. Kuglers "Geschichte der Kreuzzüge" war eine skandinavische Verstärkung von See her bei der Belagerung Askalons 1153 und der erfolgreichen Einnahme der Stadt nach 6-monatiger(!) Belagerung beteiligt.
Es könnte also in dem Kontext durchaus eine Rolle spielen; dies ist aber jetzt mehr eine grobe zeitlich-regionale Einordnung meinerseits als hundertprozentig abgesichert... :grübel:
Wäre mir lieb, wenn du genaueres erfahren würdest. Wer war der Anführer der angreifenden Franken?


timotheus schrieb:
PS: Als Kreuzzugsunternehmen darf man in dem Zusammenhang auch nicht nur die offiziell gezählten Kreuzzüge (eben die sieben bekannten) zählen. Es gab während jener Zeit beständig und regelmäßig Fahrten bewaffneter Pilger ins Hl. Land...

Ist mir schon klar. Aber die Schilderung sieht nicht nach bewaffneten Pilgern aus.
 
fingalo schrieb:
Wäre mir lieb, wenn du genaueres erfahren würdest. Wer war der Anführer der angreifenden Franken?

Wie schon erwähnt muß ich dazu mindestens noch einmal einen Blick in den Kugler werfen; nur habe ich den zuhause und nicht im Büro - geht also nicht vor heute abend...

Meinst Du mit den "angreifenden Franken" den christlichen Heeresverband als solchen oder speziell die "Skandinavier"?
Im Falle des Oberkommandos der Christen überhaupt bei Askalon 1153 ist die Frage relativ einfach zu beantworten, denn das war der damals herrschende König von Jerusalem höchstselbst: Baudouin (Balduin) III. aus dem Hause Anjou.

fingalo schrieb:
Ist mir schon klar. Aber die Schilderung sieht nicht nach bewaffneten Pilgern aus.

Das Problem hierbei sind auch die unterschiedlichen Bezeichnungen in verschiedenen Zeiten; das Wort "Kreuzzug" wurde mW erst in späteren Zeiten verwandt, während die Zeitgenossen des 12. und 13. Jh. immer von "bewaffneten Pilgerfahrten" sprechen. Sie sahen dies in ihrer Zeit eben als Pilgerreise/-fahrt unter Waffen; unabhängig davon, wie wir dies heute mit dem Begriff und Inhalt einer Pilgerreise/-fahrt in Einklang bringen können.
Fazit - und etwas grob gesagt: jeder, der damals ins Hl. Land zog, war in der Sichtweise seiner Zeit ein Pilger... ;)
 
timotheus schrieb:
Wie schon erwähnt muß ich dazu mindestens noch einmal einen Blick in den Kugler werfen; nur habe ich den zuhause und nicht im Büro - geht also nicht vor heute abend...
Macht nix, habe Zeit.:fs:

timotheus schrieb:
Meinst Du mit den "angreifenden Franken" den christlichen Heeresverband als solchen oder speziell die "Skandinavier"?
Zunächst mal die angreifenden Franken selbst - zum Zwecke der Verknüpfung mit den dortigen Ereignissen. Ob die Skandinavier überhaupt einen besonderen Anführer hatten, ist wohl zweifelhaft. Aber wenn einer bekannt ist, wär's gut.
timotheus schrieb:
Im Falle des Oberkommandos der Christen überhaupt bei Askalon 1153 ist die Frage relativ einfach zu beantworten, denn das war der damals herrschende König von Jerusalem höchstselbst: Baudouin (Balduin) III. aus dem Hause Anjou.
Danke. Das ist schon was.
 
Ich hab kurz in meinem Kugler nachgeschaut, dort schreibt er bei der Belagerung von Askalon 1153 von einer größeren Anzahl Pilgerschiffe, "wie es scheint vornehmlich aus Norwegen, die um Ostern in den christlichen Häfen gelandet waren und mit deren Hilfe es gelang die Belagerten von See und von Lande aus härter zu bedrängen".
 
Marbod schrieb:
Ich hab kurz in meinem Kugler nachgeschaut, dort schreibt er bei der Belagerung von Askalon 1153 von einer größeren Anzahl Pilgerschiffe, "wie es scheint vornehmlich aus Norwegen, die um Ostern in den christlichen Häfen gelandet waren und mit deren Hilfe es gelang die Belagerten von See und von Lande aus härter zu bedrängen".
Das dürften die sein!
Danke
 
@Marbod: Danke nochmals, daß Du das so schnell verifizieren konntest :yes:

@Fingalo: Freut mich, wenn Dir jegliche Bemerkungen meinerseits weitergeholfen haben. Ebenfalls gern geschehen...

Viele Grüße

Timo
 
Historischer Kontext im Hl. Land um 1150 - Kurzabriß...

Hallo Fingalo,

vielleicht ist dies ja für Dich auch interessant...

fingalo schrieb:
... zum Zwecke der Verknüpfung mit den dortigen Ereignissen. Ob die Skandinavier überhaupt einen besonderen Anführer hatten, ist wohl zweifelhaft. Aber wenn einer bekannt ist, wär's gut.

Ich teile Deine Zweifel betreffs eines besonderen Anführers der Skandinavier; gefunden habe ich keinen - nicht einmal einen entsprechenden Titel o.ä.
Aber da Dich evt. das Umfeld um das Jahr 1150 interssieren könnte, erlaube ich mir, einige Dinge hier noch einzustellen... :winke:

Namen wichtiger Personen im Umfeld der Belagerung und Eroberung Askalons habe ich mir erlaubt, hervorzuheben :fs:

Ein wichtiger Punkt liegt zunächst im Jahr 1144: Imadeddin Zenghi, der Atabeg von Mossul und Aleppo, erobert Edessa und reduziert die Grafschaft (immerhin der älteste lateinische Kreuzfahrerstaat (1098)) auf ein Minimalterritorium, womit das Land aber faktisch aufhört zu existieren.
Aufgrund des Falls von Edessa kommt es - grob gesagt - zum 2. Kreuzzug 1147/49 (mit Beteiligung französischer Kreuzfahrer unter Louis VII de Capet und deutscher Kreuzfahrer unter Konrad III von Hohenstaufen), der jedoch ohne Erfolg ist; da von christlicher Seite unsinnigerweise versucht wird, ersatzweise das verbündete(!) Damaskus zu erobern (ebenfalls ohne Erfolg aufgrund erschöpfter Nahrungsvorräte), verlieren die Lateiner ("Franken") zudem einen muslimischen Verbündeten.
Anm.: Zenghis Nachfolger Nureddin gelingt es bis 1154 sogar noch, die Reste der Grafschaft Edessa zu erobern, selbst Damaskus zu nehmen und bis Antiochia vorzurücken!

Im Königreich Jerusalem gilt es für den jungen König Baudouin III, seine Macht zu festigen, da er zum Zeitpunkt seiner Krönung (1143) gerade einmal 13 Jahre alt ist und in den folgenden Jahren den machtpolitischen Einfluß seiner Mutter Melisende (und v.a. der Hofclique rundum) zurückdrängen muß.
Er übernimmt deswegen wohl auch das Kommando vor Damaskus (1147 - im Alter von 16 Jahren!) und später vor Askalon (1153).
Im übrigen stützt sich Baudouin III politisch auf die beiden Ritterorden (Templer und Johanniter), deren Großmeister ebenfalls in der curia regia, dem Kronrat von Jerusalem, sitzen.

Im Januar 1153 beginnt der Sturm auf Askalon, doch die Stadt kann nicht so schnell eingenommen werden; es konnten wohl nicht einmal ansatzweise Erfolge erzielt werden. Erst - wie Marbod bereits aus dem Kugler zitierte - als die Skandinavier zu Ostern gelandet waren, konnte die Belagerung entsprechend verstärkt werden.
Dennoch dauerte es bis August, ehe ein Belagerungsturm an die Mauerwerke der Stadt gebracht werden konnte; dieser wurde von den Verteidigern jedoch in Brand gesetzt. Einzig der drehende Wind wendete das Schicksal erneut, den die Flammen schlugen nun - lt. Kugler - gegen die Mauern und brachten diese an einer Stelle zum Einsturz.
In die Bresche stürmten die Templer nun in einer sehr eigensinnigen und selbstmörderischen Aktion, für die sie später vom Chronisten Guillaume de Tyr ob dieses Eigensinns arg gescholten wurden. Bei diesem Angriff wurde ihr Kontigent vollständig niedergemacht, einschließlich des Großmeisters Bernard de Tremelay.

Der König überlegt nun ernsthaft, das Unternehmen aufgrund dieses Verlustes doch abzubrechen; in seiner Umgebung werden aber drei Personen benannt, welche ihn zum Aushalten überreden: der Jerusalemer Patriarch Foucher, der Erzbischof von Tyr(us) und der Johannitergroßmeister Raymond du Puy.
Drei Tage später wagte die Besatzung Askalons einen Ausbruch, doch auf offenem Feld waren sie den Christen unterlegen und erlitten so eine schwere Nierlage. Daraufhin wurde Askalon am 12. August 1153 den Truppen Jerusalems übergeben...

Wie hieraus ersichtlich wird, war die bewaffnete Fahrt der Skandinavier im Kontext ihrer Zeit den Historikern eher nur eine Randnotiz wert :grübel:

In diesem Sinne

Timo

PS: EDIT :S
Hatte die Literatur vergessen anzufügen... :autsch:

B. Kugler "Geschichte der Kreuzzüge"
W. Zöllner "Geschichte der Kreuzzüge"
J. Riley-Smith "Illustrierte Geschichte der Kreuzzüge"
R. Barth "Taschenlexikon Kreuzzüge"
M. Bauer "Die Tempelritter"
J. Delaville Le Roulx "Les Hospitaliers"

 
Zuletzt bearbeitet:
timotheus schrieb:
Wie hieraus ersichtlich wird, war die bewaffnete Fahrt der Skandinavier im Kontext ihrer Zeit den Historikern eher nur eine Randnotiz wert :grübel:
Das habe ich auch bemerkt. Amin Maaluf, Der Heilige Krieg der Barbaren - Die Kreuzzüge aus der Sicht der Araber - erwähnt diesen Umstand überhaupt nicht, vermutlich haben arabische Quellen die Normannen nicht für eine Erwähnung wert befunden. Vielleicht wussten sie auch gar nicht, wo die Schiffe eigentlich herkamen.
Aber im Norden schien es sehr zum Ruhme beigetragen zu haben.

Vielen Dank nochmal an Euch beide:winke:
 
Wenn die Norweger und Orkneyer - was ja wahrscheinlich ist - an der Belagerung Askalons beteiligt waren, ergibt sich aus dem Schicksal Erling Skakkes, dass die Bewohner von Askalon offenbar auch versuchten, mit eigenen Schiffen gegen diese Flotte vorzugehen, was nirgends sonst erwähnt wird.
Eine andere Möglichkeit ist natürlich, dass sie auf dem Hin-oder Heimweg mit Piraten zu tun bekamen, was die Seefahrer und die Chronisten nicht so ohne weiteres unterschieden haben werden.
 
fingalo schrieb:
Wenn die Norweger und Orkneyer - was ja wahrscheinlich ist - an der Belagerung Askalons beteiligt waren, ergibt sich aus dem Schicksal Erling Skakkes, dass die Bewohner von Askalon offenbar auch versuchten, mit eigenen Schiffen gegen diese Flotte vorzugehen, was nirgends sonst erwähnt wird.
Eine andere Möglichkeit ist natürlich, dass sie auf dem Hin-oder Heimweg mit Piraten zu tun bekamen, was die Seefahrer und die Chronisten nicht so ohne weiteres unterschieden haben werden.

Naja, Askalon gehörte bis zur Eroberung zu Ägypten, und die Ägypter hatten eine Flotte, die ab und an erwähnt ist.
Sarazenische Piraten waren mW während des gesamten Mittelalters und darüber hinaus im Mediterran mehr oder weniger "allgegenwärtig".
Und auf der anderen Seite - da gebe ich Dir vollkommen recht - ist es schwierig, heute herauszufinden, was sich hinter dem Begriff "muslimisches Schiff" im konkreten Fall verbirgt.
Ich schaue noch einmal nach, ob ich dazu noch etwas finde... :fs:
 
fingalo schrieb:
Das habe ich auch bemerkt. Amin Maaluf, Der Heilige Krieg der Barbaren - Die Kreuzzüge aus der Sicht der Araber - erwähnt diesen Umstand überhaupt nicht, vermutlich haben arabische Quellen die Normannen nicht für eine Erwähnung wert befunden. Vielleicht wussten sie auch gar nicht, wo die Schiffe eigentlich herkamen...

Dazu ist mir gestern übrigens auch die entsprechende Stelle bei Delaville besonders aufgefallen, dem die Cartulaire Generales des Johanniterordens und die Chroniken des Guillaume de Tyr zugrundeliegen.
Die Textpassage lautet dort ganz lapidar "de Paques de nombreux pelerins", also "zu Ostern zahlreiche Pilger", die zur Verstärkung der Belagerer anrückten.
Ich finde das an der Stelle äußerst interessant, welchen Stellenwert bestimmte Ereignisse in manchem historischen Umfeld bei verschiedenen Seiten genießen - oder eben auch nicht :rolleyes:
 
Erling war nicht der erste Norweger auf einem Kreuzzug. 1108 zog Sigurd Josarlfari als erster europäischer König auf dem 2. Teil des 1. Kreuzzugs mit und bekam von König Balduin einen Splitter des Hl. Kreuzes zum Geschenk für seine Mitwirkung bei der Eroberung Sidons. Was er sonst dort getrieben hat, weiß ich auch nicht.
 
Hallo Fingalo,

eines muß ich gestehen: Du verlangst mir einiges ab, meine fremdsprachige Literatur nochmals Satz für Satz zu lesen und zu übersetzen :still::D=)

fingalo schrieb:
Wenn die Norweger und Orkneyer - was ja wahrscheinlich ist - an der Belagerung Askalons beteiligt waren, ergibt sich aus dem Schicksal Erling Skakkes, dass die Bewohner von Askalon offenbar auch versuchten, mit eigenen Schiffen gegen diese Flotte vorzugehen, was nirgends sonst erwähnt wird.
Eine andere Möglichkeit ist natürlich, dass sie auf dem Hin-oder Heimweg mit Piraten zu tun bekamen, was die Seefahrer und die Chronisten nicht so ohne weiteres unterschieden haben werden.

Ich habe in J. Delaville Le Roulx "Les Hospitaliers" eine Textpassage gefunden - quasi direkt nach der erwähnten mit den "zahlreichen Pilgern" -, die einen Schluß diesbezüglich zulassen kann!
Aufgrund meiner eigentlich nur mäßigen Kenntnis der französischen Sprache beschränke ich mich auf den wichtigsten Satzteil und erlaube mir eine eher freie Übersetzung...

Im Anschlußsatz zu dem bereits erwähnten heißt es u.a. weiter:

Delaville Le Roulx schrieb:
... apres cinq mois de siege, une forte escadre egyptienne parvient a disperser la flottille chretienne et a ravitailler les assieges.

was auf Deutsch so viel heißt wie

Freie Übersetzung schrieb:
... nach fünf Monaten der Belagerung (Anm. d. Verf.: Juni/Juli 1153) gelang es einem starken ägyptischen Geschwader, die christliche Flottille und den Nachschub für die Belagerer zu zerstreuen.

Ob dieses "ägyptische Geschwader" aus dem Hafen Askalons stammte oder aber vom fatimidischen "Hinterland" (z.B. aus Damiette), darüber schweigt sich der Autor leider aus.
Es handelt sich jedoch - angesichts seiner Quellentreue ist der Schluß mE nach zulässig - wohl tatsächlich um ein Geschwader der ägyptischen Flotte, die eben auch in anderer Literatur zu den Kreuzzügen mehrmals besonders erwähnt und deshalb auch als die damals stärkste Flotte auf islamischer Seite angesehen wird - und eben nicht um Piraten o.ä.
Nicht näher differenziert wird die "christliche Flottille", wobei es mir persönlich - gemessen am bisher herausgearbeiteten Kontext - unwahrscheinlich erscheint, daß die zu Ostern im Hl. Land eingetroffenen Skandinavier nicht zumindest Teil dieser gewesen sein sollen.

In diesem Sinne

Timo
 
Zuletzt bearbeitet:
fingalo schrieb:
Erling war nicht der erste Norweger auf einem Kreuzzug. 1108 zog Sigurd Josarlfari als erster europäischer König auf dem 2. Teil des 1. Kreuzzugs mit und bekam von König Balduin einen Splitter des Hl. Kreuzes zum Geschenk für seine Mitwirkung bei der Eroberung Sidons. Was er sonst dort getrieben hat, weiß ich auch nicht.

Das ist richtig, und dafür bemühe ich doch direkt noch einmal B.Kugler "Geschichte der Kreuzzüge"... :fs:
Anm.: es gab nach 1100 eine Reihe weiterer bewaffneter Kriegszüge, welche als Kreuzzüge (außerhalb der "Großen Sieben") angesehen werden. Es waren Nachsendungen aus dem Abendland, welche dem 1. Kreuzzug folgten (den Anfang machten italienische Kreuzfahrer im Jahr 1101 (ohne Erfolg).
Den Sigurd habe ich bislang nicht betrachtet, weil ich mich auf die Zeit des Erling (eben um 1150) konzentriert hatte...

Kugler schrieb:
Im Sommer 1110 kam eine prächtig gerüstete norwegische Flotte nach Syrien. 10.000 Mann waren an Bord, an ihrer Spitze der junge König Sigurd. Den alten Wikingern gleich, nach Heldentaten dürstend, war er schon drei Jahre zuvor von der Heimat abgesegelt, hatte an den spanischen Küsten viele Mohammedaner erschlagen und beraubt, in Sizilien mit den stammverwandten Normannen verkehrt, und sehnte sich nun sowohl nach dem Gebete am Heiligen Grabe wie nach heißem Kampfe mit den Feinden Jesu Christi. Balduin (Anm. d. Verf.: Baudouin/Balduin I. de Boulogne, König von Jerusalem 1100/18) schenkte ihm auf sein dringendes Verlangen ein Stück von der Reliquie des Heiligen Kreuzes; dann ging's hinaus gen Sidon, die Scharte, die die Jerusalemiten dort vor zwei Jahren (Anm. d. Verf.: 1108 erfolgloser Sturm des Heeres von Jerusalem mit seeseitiger Untestützung durch hauptsächlich italienische Kreuzfahrer; auch in dem Umfeld Kampf mit der ägyptischen Flotte!) erlitten hatten, endlich auszuwetzen. Die Stadt wurde erneut von Heer und Flotte beider Könige, denen sich auch ein venezianisches Geschwader hinzugesellte, eng eingeschlossen und bald in große Not gebracht. Die Belagerten wehrten sich verzweifelt, mit allen Mitteln, so daß sie sogar einen Meuchelmordversuch gegen Balduin gemacht haben sollen. Als ihre Kraft erschöpft war, am 11. Dezember 1110, wurde ihre Unterwerfung dennoch mit Güte aufgenommen. Die Vornehmen durften auswandern, die kleinen Leute blieben unbehelligt in der Stadt zurück. König Sigurd verließ nicht lange darauf das Morgenland und ging über Konstantinopel zur Heimat. Dort (Frage d. Verf.: In Konstantinopel oder in Norwegen?) hat er später in wüstem Treiben seine Vergangenheit geschändet, aber als der hochsinnige Jorsalasari - Jerusalemfahrer - hat er trotzdem noch lange in der dankbaren Erinnerung seines Volkes gelebt.

Anm.: der für heutige Leser teilweise etwas befremdliche Ton (z.B. romantisiertes Wikingerbild) hat v.a. den Grund, daß dieses Buch im Original aus dem Jahr 1880 ist; dies sollte man dabei auch bedenken!
Andererseits gibt es mW nach aber nur wenige Bücher zum gesamten Umfeld aller Kreuzzüge des 11.-13. Jh., welche derart detailliert Fakten auflisten...

Viele Grüße

Timo
 
Mir ist beim nochmaligen Lesen heute ein Tippfehler aufgefallen, den ich jetzt allerdings nicht mehr korrigieren kann... :rotwerd::oops::sorry:

In dem Kugler-Text zu König Sigurd muß es natürlich heißen "Jorsalafari" statt "Jorsalasari" :autsch:
Sachen gibt's... :fs:
 
timotheus schrieb:
Mir ist beim nochmaligen Lesen heute ein Tippfehler aufgefallen, den ich jetzt allerdings nicht mehr korrigieren kann... :rotwerd::oops::sorry:

In dem Kugler-Text zu König Sigurd muß es natürlich heißen "Jorsalafari" statt "Jorsalasari" :autsch:
Sachen gibt's... :fs:
Na ja, das hätte ich auch so gemerkt:rolleyes:
Aber Du warst mir eine große Hilfe, und ich werde Dich in mein Abendgebet einschließen.:winke:

Vielen Dank
 
fingalo schrieb:
Na ja, das hätte ich auch so gemerkt:rolleyes:
Aber Du warst mir eine große Hilfe, und ich werde Dich in mein Abendgebet einschließen.:winke:

Vielen Dank

Keine Ursache; gern geschehen - wozu kauft man sich teure Bücher, wenn nicht dazu, um immer wieder dort nachzuschlagen? ;)
 
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