Historischer Kontext im Hl. Land um 1150 - Kurzabriß...
Hallo Fingalo,
vielleicht ist dies ja für Dich auch interessant...
fingalo schrieb:
... zum Zwecke der Verknüpfung mit den dortigen Ereignissen. Ob die Skandinavier überhaupt einen besonderen Anführer hatten, ist wohl zweifelhaft. Aber wenn einer bekannt ist, wär's gut.
Ich teile Deine Zweifel betreffs eines besonderen Anführers der Skandinavier; gefunden habe ich keinen - nicht einmal einen entsprechenden Titel o.ä.
Aber da Dich evt. das Umfeld um das Jahr 1150 interssieren könnte, erlaube ich mir, einige Dinge hier noch einzustellen... :winke:
Namen wichtiger Personen im Umfeld der Belagerung und Eroberung Askalons habe ich mir erlaubt, hervorzuheben :fs:
Ein wichtiger Punkt liegt zunächst im Jahr 1144: Imadeddin Zenghi, der Atabeg von Mossul und Aleppo, erobert Edessa und reduziert die Grafschaft (immerhin der älteste lateinische Kreuzfahrerstaat (1098)) auf ein Minimalterritorium, womit das Land aber faktisch aufhört zu existieren.
Aufgrund des Falls von Edessa kommt es - grob gesagt - zum 2. Kreuzzug 1147/49 (mit Beteiligung französischer Kreuzfahrer unter Louis VII de Capet und deutscher Kreuzfahrer unter Konrad III von Hohenstaufen), der jedoch ohne Erfolg ist; da von christlicher Seite unsinnigerweise versucht wird, ersatzweise das verbündete(!) Damaskus zu erobern (ebenfalls ohne Erfolg aufgrund erschöpfter Nahrungsvorräte), verlieren die Lateiner ("Franken") zudem einen muslimischen Verbündeten.
Anm.: Zenghis Nachfolger Nureddin gelingt es bis 1154 sogar noch, die Reste der Grafschaft Edessa zu erobern, selbst Damaskus zu nehmen und bis Antiochia vorzurücken!
Im Königreich Jerusalem gilt es für den jungen König
Baudouin III, seine Macht zu festigen, da er zum Zeitpunkt seiner Krönung (1143) gerade einmal 13 Jahre alt ist und in den folgenden Jahren den machtpolitischen Einfluß seiner Mutter Melisende (und v.a. der Hofclique rundum) zurückdrängen muß.
Er übernimmt deswegen wohl auch das Kommando vor Damaskus (1147 - im Alter von 16 Jahren!) und später vor Askalon (1153).
Im übrigen stützt sich Baudouin III politisch auf die beiden Ritterorden (Templer und Johanniter), deren Großmeister ebenfalls in der
curia regia, dem Kronrat von Jerusalem, sitzen.
Im Januar 1153 beginnt der Sturm auf Askalon, doch die Stadt kann nicht so schnell eingenommen werden; es konnten wohl nicht einmal ansatzweise Erfolge erzielt werden. Erst - wie Marbod bereits aus dem Kugler zitierte - als die Skandinavier zu Ostern gelandet waren, konnte die Belagerung entsprechend verstärkt werden.
Dennoch dauerte es bis August, ehe ein Belagerungsturm an die Mauerwerke der Stadt gebracht werden konnte; dieser wurde von den Verteidigern jedoch in Brand gesetzt. Einzig der drehende Wind wendete das Schicksal erneut, den die Flammen schlugen nun - lt. Kugler - gegen die Mauern und brachten diese an einer Stelle zum Einsturz.
In die Bresche stürmten die Templer nun in einer sehr eigensinnigen und selbstmörderischen Aktion, für die sie später vom Chronisten Guillaume de Tyr ob dieses Eigensinns arg gescholten wurden. Bei diesem Angriff wurde ihr Kontigent vollständig niedergemacht, einschließlich des Großmeisters
Bernard de Tremelay.
Der König überlegt nun ernsthaft, das Unternehmen aufgrund dieses Verlustes doch abzubrechen; in seiner Umgebung werden aber drei Personen benannt, welche ihn zum Aushalten überreden: der Jerusalemer
Patriarch Foucher, der
Erzbischof von Tyr(us) und der Johannitergroßmeister
Raymond du Puy.
Drei Tage später wagte die Besatzung Askalons einen Ausbruch, doch auf offenem Feld waren sie den Christen unterlegen und erlitten so eine schwere Nierlage. Daraufhin wurde Askalon am 12. August 1153 den Truppen Jerusalems übergeben...
Wie hieraus ersichtlich wird, war die bewaffnete Fahrt der Skandinavier im Kontext ihrer Zeit den Historikern eher nur eine Randnotiz wert :grübel:
In diesem Sinne
Timo
PS: EDIT :S
Hatte die Literatur vergessen anzufügen... :autsch:
B. Kugler "Geschichte der Kreuzzüge"
W. Zöllner "Geschichte der Kreuzzüge"
J. Riley-Smith "Illustrierte Geschichte der Kreuzzüge"
R. Barth "Taschenlexikon Kreuzzüge"
M. Bauer "Die Tempelritter"
J. Delaville Le Roulx "Les Hospitaliers"