Kreuzzugsliteratur

Hallo timotheus,
eine Diskussion über diese Ausstellung hatte ich noch im Hinterkopf, deswegen schreib ich explizit die Buchhandlungsausgabe.
Ich meine damit dieses Buch: link

Immerhin wird das Buch u.a. an der Uni Würzburg als einführende Literatur für Vorlesungen gelistet und gewisse Autoren (Burger, Nicolle, usw.) dürften nicht den schlechtesten Ruf haben.

Das Saladin und auch Richard Löwenherz in der heutigen Zeit als edle und großzügige Gebieter darstehen und dies wohl nicht immer waren, dürfte wohl feststehen.
 
Hi Timo,
abgesehen von Peter Milgers Buch, kannst du dich noch an die 13-teilige Doku erinnern, auf die ich eine Seite zuvor aufmerksam machte?
http://www.geschichtsforum.de/526183-post17.html
Mich würde mal deine Meinung interessieren, welche Aspekte der Doku sind auf jeden Fall veraltet, oder einseitig geschlussfolgert, usw., welche Teile sind noch heute gut zum ersten Einblick in die Kreuzzüge? Es geht ja darüber hinaus auch über die Rolle der Kirchen bis hin zum ersten Weltkrieg in der letzten Folge oder über die Entdeckung Amerikas. Was hältst du von diesen Themen ausserhalb der Kreuzzüge?
Nebenfrage: Kennst du andere empfehlenswerte Dokus, die dem Stand der Literatur entsprechen?
 
... deswegen schreib ich explizit die Buchhandlungsausgabe.
Ich meine damit dieses Buch: link

Immerhin wird das Buch u.a. an der Uni Würzburg als einführende Literatur für Vorlesungen gelistet und gewisse Autoren (Burger, Nicolle, usw.) dürften nicht den schlechtesten Ruf haben.

Das Saladin und auch Richard Löwenherz in der heutigen Zeit als edle und großzügige Gebieter darstehen und dies wohl nicht immer waren, dürfte wohl feststehen.

Dann entschuldige ich mich ob der Überreaktion, die sich freilich auf die Ausstellung selbst bezog.

... kannst du dich noch an die 13-teilige Doku erinnern, auf die ich eine Seite zuvor aufmerksam machte?
http://www.geschichtsforum.de/526183-post17.html
Mich würde mal deine Meinung interessieren, welche Aspekte der Doku sind auf jeden Fall veraltet, oder einseitig geschlussfolgert, usw., welche Teile sind noch heute gut zum ersten Einblick in die Kreuzzüge? Es geht ja darüber hinaus auch über die Rolle der Kirchen bis hin zum ersten Weltkrieg in der letzten Folge oder über die Entdeckung Amerikas. Was hältst du von diesen Themen ausserhalb der Kreuzzüge?

Ach, weißt Du, wie lange es her ist, seit ich das gesehen habe? (Ich mußte gerade noch einmal kurz bei Youtube "spicken" gehen...)

Zur Sache...
Diese Dokumentation ist grundsätzlich nach wie vor empfehlenswert; nur die Bewertung bestimmter Vorgänge, welche vor über 20 Jahren noch nur als grausam, gewalttätig u. dgl. begriffen wurden, wurde inzwischen dahingehend korrigiert, daß sich die Kreuzzugsforschung in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr dafür eingesetzt hat, sich zu bemühen, diese Ereignisse aus der Zeit heraus zu verstehen (Stichwort: Wo Gläubige bedroht sind, ist der Glaube bedroht, und wo der Glaube bedroht ist, ist die Ordnung der Welt als solche bedroht).

Unterm Strich: Sehr gute Dokumentation!

Der Punkt, wie lange Ideen und/oder Gedanken der Kreuzzugsbewegung - bis weit in die Neuzeit(!) - sowie kreuzzugstypische bzw. aus dem Kontext der Orientkreuuzüge herstammende Stereotype nachwirken - bis weit in die Moderne(!) -, wird ja gerade auch von der britischen Kreuzzugsforschung (die bekanntlich seit mehr als einem Jahrzehnt hauptsächliche Forschungsakzente liefert/setzt) nachhaltig thematisiert und betont (eben auch z.B. Riley-Smith).

Kennst du andere empfehlenswerte Dokus, die dem Stand der Literatur entsprechen?

Ich kann - so überraschend es an der Stelle erscheinen mag - die 4-teilige BBC Doku Die Kreuzzüge (mit Terry Jones, den die meisten wahrscheinlich von Monty Python kennen werden) empfehlen: http://www.geschichtsforum.de/180457-post22.html
Anm.: Diese Doku ist aber auch inzwischen schon wieder 15 Jahre alt...
 
Danke schön. :yes:
In der letzten Folge wurden ja z.B. Postkarten des 1. WK gezeigt, die christl. Durchhalte-Sprüche und mehr hatten, die sehr an die Sprache und den Topos der Kreuzzüge erinnern.
Übrigens: Mal einen Blick in den Blog riskiert? :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke schön. :yes:

Kein Problem; gern geschehen :cool:

In der letzten Folge wurden ja z.B. Postkarten des 1. WK gezeigt, die christl. Durchhalte-Sprüche und mehr hatten, die sehr an die Sprache und den Topos der Kreuzzüge erinnern.

Natürlich; wiewohl ich dies dahingehend etwas relativieren möchte, daß
1. das bspw. preußische "Mit Gott für König/Kaiser und Vaterland" ebenso wirkte und
2. auch ein alter Schlachtenaberglaube allgemein noch andauerte, der sich nicht nur einfach auf die Orientkreuzzüge zurüchführen läßt: Erster Weltkrieg - Aberglaube - Wikipedia
Es kamen also - je weiter die zeitlichen Entwicklungen in die Neuzeit reichen - mehrere Aspekte zusammen.

Auch die bis zum 1. Weltkrieg vorherrschenden Vorstellungen vom Krieg überhaupt entstammten noch einer Gedankenwelt, welche weit vor dem 20. Jh. ihren Ursprung hatte: Erster Weltkrieg - Bild des Soldaten - Wikipedia
Besonders eindrucksvoll erkennbar war dies bekanntlich gerade auch beim Luftkrieg, wenn wir uns z.B. an den Roten Baron erinnern.

Anm.: Der Einfachheit halber an der Stelle der Verweis auf den Artikel der Wikipedia...
:fs:

Übrigens: Mal einen Blick in den Blog riskiert? :D

Ja; den habe ich mir gestern ebenfalls zu Gemüte geführt... :friends:
 
erwünschte Literatur

Hallo zusammen!

Ich würde gerne einmal einige Gedanken und auch Fragen zum Thema in die Runde geben.

Zunächst kann ich die Arbeiten von Peter Milger nur empfehlen, sie besitzen eine besondere Qualität, die hier noch gar nicht angesprochen wurde, - was sie aber auf keinen Fall sind, - "veraltet".

Die "altbürgerliche" Geschichtsschreibung, wenn ich es einmal so nennen darf, seit dem 19.Jh., und in der ersten Hälfte des 20.Jh. diente verstärkt dazu, die damaligen konservativen aber auch sehr nationalistisch angehauchten Machtstrukturen mit einer langen "Tradition" zu versehen, und sie dadurch als legitim und unumstößlich erscheinen zu lassen, sie "kulturell" zu untermauern.

Zum einen sollte mit den "heroischen" Taten des europäischen Adels die Überlegenheit der westlichen Welt aufgezeigt werden (Kreuzzüge), aber mehr noch sah man ja damals im Mittelalter mit seinen Kaisern eine Art "deutsches Ideal". Ein sehr gutes Beispiel bietet da ua. das Reiterstandbild Wilhelms I. am Kyffhäuserdenkmal (1896) mit Bezug zu Barbarossa.

Nun, was hat das mit Peter Milger zu tun?
In seinem Buch "Die Kreuzzüge, Krieg im Namen Gottes" stellt er eine ganze Reihe (!) von Chronisten und Zeitzeugen voran. Milger macht deutlich, dass man sich der Wahrheit nur nähern kann. (Seine Arbeitsweise wird dabei als journalistisch beschrieben) Dadurch, dass er im Buch Zeitzeugen aus verschiedenen Lagern abwechselnd sprechen lässt, kann sich aber ein objektiveres Bild der Geschehnisse herausfiltern lassen. Chronisten oblagen gewissen Verbindlichkeiten zu ihren Herren, und waren dadurch ideologisiert. Genauso wie es uns die Geschichtsbücher des wilhelminischen Zeitalters, bis hin zum Nationalsozialismus auch zeigen. Hier sind es nicht mehr die Chronisten selbst, sondern jene, die Geschichtpolitik betreiben halfen. Nur am Rande, auch in der Bundesrepublik setzte sich Geschichtpolitik fort ...


Was mir am Forum auffällt, dass es hier viele Mitglieder gibt, die auch bestimmte "Interessen" haben. Sie haben einen besonderen Grund sich hier zu bewegen. Mittelaltervereine organisieren sich verstärkt seit den letzten 10-15 Jahren. Ich gehe sicher nicht fehl, wenn ich erkenne, dass eine ganze Reihe von Mitgliedern auch hier anzutreffen ist. Oft sind sie leicht an ihren Fragen zu erkennen, dreht es sich doch meist um "Ausrüstung" vornehmlich der Ritter und Kreuzfahrer, aber auch anderer meist (!) militärischer Figuren aus der Geschichte.

Wer im Netz einmal "quer-surft" wird bemerken, dass sich viele mit eben diesen Figuren identifizieren!

Aber was nun?
Wenn ich mich mit den kriegerischen Gestalten identifiziere, wie objektiv wird dann meine Haltung zur Geschichte sein, wenn ich weiß, dass diese Identifikationsfiguren eigentlich auch viele negative Aspekte in sich verkörperten?

Erklärt wird ja in der Regel nicht, dass man "Ritter spiele", oder dass man sich auch einmal als "Held" fühlen möchte, sondern man erklärt uns, man wolle "Geschichte darstellen".

Man muss einmal darüber nachdenken, dass es längst einen Markt an Büchern (Spielfilme, Dokumentationen) gibt, die dieses Klientel bedient! Das heißt auch, es gibt Literatur, die mehr oder weniger das zum Ausdruck bringt, was die Leser hören möchten, oder zumindest negative Aspekte ausblendet.

So ist das übrigens auch in dem neuen Medium Internet! Diese Vernetzung macht es möglich, kritische Sichtweisen zu umgehen, indem es mir gelingt, mich direkt zu Gleichgesinnten hinzubegeben, mit welchen ich mich dann sozialisieren kann, ohne dass ich mich mit unangenehmen oder kritischen Fragen auseinandersetzen müßte, die mir mein direktes Umfeld vielleicht stellen würde ...

Was meinen Sie dazu?
 
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