Krieg im Westen 44/45: Auftakt zum Untergang

thanepower

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„Macht Frieden Ihr Idioten.“

Es mußte viel passiert sein, bevor einer der ranghöchsten Soldaten, GFM v. Rundstedt, der Wehrmacht einer vorgesetzten Dienststelle einen derartigen Ratschlag erteilt.

Und es verwundert noch weiter, wenn die ranghöchsten Offiziere im Westen 1944 sich mit der Frage eines Staatsstreichs beschäftigen und die Planung dazu initiierten und gleichzeitig den Atlantikwall ausbauten, um die Verteidigung des "Reichs" zu optimieren.

In dieser Entwicklung spiegelt sich die Dialektik der Ereignisse von 1944 wider und sie waren gleichzeitig der Auftakt zum Untergang und der verzeifelte Versuch von Patrioten die Chance eines Erhaltens zum Separatfrieden mit den West-Alliierten.

Die Situation im Westen 1944 am Atlantikwall war durch eine Reihe spezieller Momente gekennzeichnet, die von den anderen Schauplätzen abweichte und auch zu der etwas abfälligen Einschätzung der "Army in Being" führte durch die Ostfront (vgl. Die Denkschrift von Jodl vom 13.04.44 "Strategischer Überblick...in: Deutsche Geschichte 1933-1945. Dokumente. W. Michalka (Hrsg.), S. 217)

1. Die Streitkräfte wurde bis zur Weisung 51 als Reservoir benutzt, um die horrenden Verluste im Osten zu kompensieren.
2. Für die Länge der Atlantik bzw. Nordseeküste standen keine ausreichenden Truppen zur Verfügung
3. Die Truppen, die zur Verfügung standen waren mangelhaft mobil und in der Zusammensetzung als eher durchschnittlich (Kranke, ältere und Ost-Einheiten) zu bezeichnen (vgl Army of the West. The Weekly Reports of german Army Group B from Normandy to the West Wall, Stackpole, 2007).
4. Die Marine war faktisch nicht in der Lage, aufzuklären oder Bewegungen der Alliierten zu unterbinden
5. Die Luftwaffe hatte sich seit der Battle of Britain nicht mehr erholt und zerrieb sich zwischen der Reichsverteidigung und den Anforderungen an der Ostfront sowie der anderen Kriegsschauplätze. Somit konnte auch sie ihrer Aufgabe des Jagdschutzes am Atlantikwall in keinster Weise gerecht werden und nahezu keinerlei Aufklärung über England und den Kanalhäfen leisten! (vgl ingesamt zur Situation auch: 1. W. Warlimont: Im Hauptquartier der deutschen Wehrmacht 1939 bis 1945, Bd. 2; S. 452ff und auch z.B. 2. Die Invasion 1944. Aus dem KTB des OKW, P.E. Schramm (Hrsg))

Vor diesem Hintergrund erhielt Rommel, als Spezialist für allierte Kriegsführung, von Hitler den Auftrag Ende 43, den Atlantikwall zu inspizieren und zu optimieren. In dieser Rolle geriet er als OB der HG B in den Befehlsbereich des OB West v. Rundstedt (vgl auch Ose).

Entscheidung im Westen 1944. Der Oberbefehlshaber West und die Abwehr der alliierten Invasion: Amazon.de: Dieter Ose: Bücher

Das erste Halbjahr 1944 war durch eine Reihe grundsätzlicher Konflikte über die optimale Dislozierung der operativen Reserven (mot. und Pz-Einheiten) gekennzeichnet. Es ergab sich eine, aus unterschiedlichen Gründen, Übereinstimmung von Hitler und Rommel, die Verteidigung direkt an der Wasserlinie zu führen. Von v. Rundstedt, von Guderian und von v. Schweppenburg (OB der Pz Gr. West) vertraten eine abweichende Position, die eher die operative Reserve gestärkt sehen wollten.

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Motivation von Rommel, den Atlantikwall deshalb so forciert auszubauen, da er aus einer Position der Stärke mit den Allierten über einen Separatfrieden im Westen verhandeln wollte.

Nur aus dieser Position glaubte er, dass sich die Allierten auf einen Waffenstillstand im Westen unter gleichzeitiger Fortführung der Kämpfe im Osten einlassen würden.

Bemerkenswert sind eine Reihe von Punkten.
a. Das Ausblenden der Forderung der bedingungslosen Kapitulation als Vorbedingung für einen Waffenstillstand.

b. Die Erkenntnis, dass vor dem Hintergrund des strategischen Bombenkriegs im „Reich“, eine Fortführung des Krieges nur noch unter extremen Opfern bzw. Verlusten der Angehörigen der Wehrmacht stattfinden konnte

c. Die operative Bewegungsfreiheit, als Voraussetzung für eine erfolgreiche Fortführung des Krieges im Westen, nach einer erfolgreichen Invasion aufgrund des sich abzeichnenden logistischen Zusammenbreuch im Frühsommer 44 der Wehrmacht im Westen nicht mehr gewährleistet wäre.

Vor diesem fragmentarisch skizzierten Hintergrund geriet das Führungspersonal im Westen in den Konflikt zwischen der Anforderung, weiterhin Krieg gegen die Alliierten zu führen und gleichzeitig durch einen Staatsstreich, den „Führer“ zu verhaften und durch ein deutsches Gericht aburteilen zu lassen.

Mit dieser Forderung stellte sich Rommel deutlich gegen den Widerstand, da er Hitler nicht zum Märtyrer machen wollte. Andererseits sollte die Amtsenthebung von Hitler durch eine "rechtsstaatliche" Institution des deutschen Volkes, einem ordentlichen Gericht, erfolgen.

Die Teilnehmer der militärischen Widerstands im Westen waren sich bewusst, dass sie unter dem Einsatz ihres Lebens diese Position vertreten müssen und viele mußten ihr Leben lassen. Aber gleichzeitig haben sie auch dazu beigetragen, die Diskussion über die Legitimität von Befehlen als Traditionsbestand zu hinterlassen.

Vielleicht eine der wertvollsten militärischen preußischen Traditionen, die im Rahmen der "inneren Führung" ihren Niederschlag fand.

In diesem Zusammenhang zitierte Rommel "gerne" mit bitterer Ironie den „Führer" aus „Mein Kampf: „Wenn durch die Hilfsmittel der Regierungsgewalt ein Volkstum dem Untergang entgegengeführt wird, dann ist die Rebellion eines jeden Angehörigen eines solchen Volkes nicht nur Recht, sondern Pflicht ….Menschenrecht bricht Staatsrecht“. (H.Speidel: Invasion 1944. S.61).

Der Kampf im Westen, vielleicht weil er bis 1944 nicht mit der gleichen Härte geführt wurde wie der im Osten, ermöglichte den beteiligten Spitzenmilitärs eine reflektierte Position einzunehmen und über das Ende des "Tausenjährigen Reichs" frühzeitiger und konsequenter nachzudenken wie ihre Kollegen im Osten.
 
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Das Thema finde ich persönlich besonders spannend und relevant weil es zum Kanon der nationalsozialistischen Legendenbildung gehört.

Zu diesem Themenkreis gehören interessanterweise die Mythen und Legenden, die bereits im Dritten Reich formuliert worden sind und bereits noch zu Lebzeiten von Hitler von ihm selber formuliert wurden.

Zu diesen Legenden gehören:
1. Der Führer wollte 1939 keinen Weltkrieg und hat GB ein Friedensangebot gemacht, auf das Churchill nicht eingegangen ist (z.B. Buchanon)

2. Mit dem Angriff auf die SU 1941 ist der "Führer" einem Angriff durch Stalin zuvorgekommen und hat so die Unterjochung durch die "Roten Horden" Stalin verhindert. (z.B. Suworow)

3. Der "Führer" hatte 44 im Westen alles richtig gemacht und wenn es mit rechten Dingen zugegangen wäre, dann wäre die Landung der Alliierten verhindert worden. Nur durch den Verrat der höchsten Generalität (Schwarze Kapelle) konnte die erfolgreiche Abwehr durch die WM verhindert werden. Eine moderne Version der Dolchstosslegende nur dieses Mal gerichtet gegen die Generalität statt gegen die "Sozis".

Vor diesem Hintergrund hat sich eine mehr oder minder umfangreiche Literatur zu den Vorgängen im Westen 44 entwickelt, die systematisch die Verratshypothese ausbaut.

Wurde bei Carrel noch angedeutet, dass es durch die Friktionen des Krieges zu "merkwürdigen" Vorfällen im Westen gekommen ist, fällt bei anderen revisionistischen Autoren die Scheu völlig fort, die Hitlerschen Thesen zu vertreten. Bei Irving und bei Georg ist es nicht mehr die verheerende militärische Gesamtsituation, die zwangsläufig zu der Erschöpfung der WM im Westen geführt hat gekoppelt mit einer haushohen Überlegenheit der West-Alliierten in nahezu allen militärischen Belangen, sondern der gezielte Verrat durch die deutschen Generale.

Die Beläge, die zumindest Georg (Verrat in der Normandy) anführt, sind erschreckend lächerlich und falsch. Erschreckend ist zudem, dass es einen Kreis von Autoren gibt, die diese plumpe Form der Geschichtsfälschung offensiv betreibt und offensichtlich im rechtsradikalen Umfeld auf deutliche Sympathien trifft.

Debei sind bezogen auf dieses Thema absolut seriöse Fragestellungen eigentlich noch offen. Unklar ist die Vorstellung von Rommel, er könnte küstennah mit einer mobilen Reserve die Alliierten "Dünkirchen", sprich ins Meer zurück werfen.

Diese Vorstellung hält Halder (Hitler als Feldherr) für unrealistisch und die späteren Ereignisse, bei denen Speidel darauf hinweist, dass man in der Reichweite der allierten Flotte nicht wirkungsvoll mit Panzern operieren könnte, scheinen diese Auffassung zu bestätigen. Auf dieser Linie der Einschätzung liegt das Vordringen der 21. Pz. Division zwischen Sword und Juno am Abend der 06 Juni. Es zeigt, dass Feuchtinger eigentlich keine Konzeption hatte, wie er diesen Vorstoss erfolgreich ausbauen sollte. Nicht zuletzt, da er über keine infantristischen Reserven verfügte.

Sieht man mal von Omaha-Beech ab, dann haben die Alliierten keinen wirklichen Widerstand vorgefunden, was auch nicht verwundert, da die Divisionen in der Normandy einen Bereich von ca. 80 bis 120 km überwachen sollten.

Vor dem Hintergrund der Potenziale der West-Alliierten gab es nichts, was ihren Vormarsch aufhalten konnte. Nur die Kampfkraft der WM konnte eine Verzögerung bewirken.
 
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"...12. Mai ...Denn an diesem Tag wurde der technische Krieg entschieden....Mit dem Angriff von 935 Tagbombern ...auf mehrere Treibstoffwerke ....begann eine neue Epoche des Luftkrieges; sie bedeutete das Ende der deutschen Rüstung." (A. Speer: Erinnerungen; S. 357 ff).

Ähnlich bewertet Wagenführ (Die deutsche Industrie im Kriege 1939-1945, S. 91) die Situation, wenn er schreibt, "...trat im Sommer 1944 eine neue und, wie man mit Fug und Recht sagen kann- entscheidende hinzu: der systematische Luftkrieg gegen die Verkehrsanlagen und die Grundstoffindustrie."

Mit diesem Schlag wurde die Luftwaffe am schwersten getroffen und in der Folge wurde drastische Sparmassnahmen erforderlich, mit verheerenden Konsequenzen für die Jagdabwehr über dem "Reich" und natürlich auch für die Ausbildung immer dringlicher benötigter neuer Piloten.

Die Dimensionen kann man am anschaulichsten durch einen direkten Vergleich illustrieren:

Monat 1944// Flugbenzin// Bomenlast
Mai // 156// 5146
Juni // 52// 17697
Juli// 35// 21404
August// 17// 26320
September// 10// 10997
Benzin in 1000 Tonnen und Bombenlast in "short tons"(ebd S. 105)

Das "Geilenbergprogramm" sollte dieser für die Luftverteidigung absolut bedohliche Entwicklung entgegenwirken, aber es griff nicht angesichts der dramatischen Überlegenheit der Alliierten in der Luft.

Vor diesem Hintergrund ergab sich für die Luftwaffenführung die Frag, ob sie den dringenden Forderungen von Speer nachgeben sollte und zum Schutze der Hydrieranlagen eine Jägerverteidigung des Reichs mit ca. 2000 Maschinen priorisieren sollte, oder die Jäger an die einzelnen Fronten abgeben sollte.

Den Forderungen von Speer zum Schutz der Hydrierwerke wurde nicht entsprochen mit der Konsequenz, dass die Luftwaffe mehr Flugzeuge bereithielt als sie aufgrund der Treibstofflage einsetzen konnte. Der Jägerleitstab, der zwischenzeitlich die Produktion von Flugzeugen dramatisch gesteigert hatte, bleib der Erfolg versagt, weil die Herstellung von Flugbenzin ein zu zentralisiertes und zu leicht zu treffendes Ziel war.

Auch an diesem Punkt sieht man die Warnung von Friedrich dem Großen einmal mehr illustriert, dass wer alles verteidigen will, alles verliert.

Und so blieb die Landungsfront der Wehrmacht in der Normandy ein "Haus ohne Dach" und die Frage der operativen Kriegsführung mit dem Ziel die Alliierten wieder in Meer zu werfen lediglich ein "interessantes", sehr abstaktes Konstrukt.
 
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Eine Legende bildet man sich immer erst, wenn es zuende ist.

Nein das ist absolut nicht zutreffend. Die revisionistischen, rechtsradikalen Autoren sind absolut unkreativ und wiederholen lediglich die Mythen, die bereits durch Hitler oder durch Goebbels formuliert worden sind.

Ein Beispiel zur Präventivkriegslegende. Liddell Hart zitiert Rundstedt:
"Er (also Rundstedt) sagte mir: "Hitler bestand darauf, dass wir losschlagen, ehe Russland zu stark wird, weil es weit näher dran ist, loszuschlagen, als wir uns vorstellen. "" (Liddell Hart: Deutsche Generale des Zweiten Weltkriegs, S. 146).

Diese Thema variieren Suworow, Post, Scheil, Hoffmann, Maser, Schulze-Ronhoff etc. und repetieren im Kern diese Hitlersche Aussage oder sollte man eher sagen die Hitlersche Rechtfertigungs-Mythologie.

In ähnlicher Weise wirkte die Untersuchung, die Hitler durchführen liess, warum die Meldung der 15. Armee über Schiffsbewegungen im Kanal an den OB West und den OB HG B lediglich zu einer Alamierung der 15. Armee führte, aber nicht bei der 7. Armee.

Diese Untersuchung und die die Entwicklung im Rahmen des 20 Juli bildet den Hintergrund, dass es bereits während des Krieges zu der Legendenbildung gekommen ist bei der Frage der Invasion.

Ansonsten, gerade weil das, was "die da" angestellt haben, "abartig" war, ist es immer wieder sinnvoll darüber nachzudenken :winke:, aufzuklären und sich diesen ideolgischen Wiederholungstätern entgegenzustellen!

Auch wenn sie heute ihre populistisch klingenden, schwachsinnigen Thesen - zum Glück - lediglich publizieren und darauf verzichten sie in der Praxis erneut unter Beweis zu stellen, sollte man nicht unterschätzen, dass sie kontinuierlich daran arbeiten, Hitlers Politik zu rehabilitieren.
 
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"...12. Mai ...Denn an diesem Tag wurde der technische Krieg entschieden....Mit dem Angriff von 935 Tagbombern ...auf mehrere Treibstoffwerke ....begann eine neue Epoche des Luftkrieges; sie bedeutete das Ende der deutschen Rüstung." (A. Speer: Erinnerungen; S. 357 ff).


Ich denke auch, dass die systematischen Luftangriffe auf die deutschen Hydrierwerke wesentlich zur deutschen Niederlage beigetragen haben - ganz im Gegensatz zu den von Bomber-Harris leidenschaftlich proklamierten Terrorluftangriffen gegen Frauen und Kinder. Während die Angriffe gegen die Zivilbevölkerung im Prinzip den Zusammenhalt zwischen dem deutschen Volk und der nationalsozialistischen Führung ähnlich stärkten wie seinerzeit 1940 deutsche Luftangriffe auf Stadtzentren den Widerstandswillen der englischen Bevölkerung, wirkten sich die Luftangriffe auf Hydrierwerke innerhalb weniger Monate katastrophal auf die deutsche Kriegführung aus. Hier hatten die Alliierten also ein wirksames Mittel gefunden, um durch strategische Luftangriffe eine schnelle Entscheidung herbeizuführen (oder doch zumindest zu begünstigen).
Man muß sich das mal vor Augen halten: das Reich war zahlenmäßig ohnehin schon an Jagdflugzeugen den Allierten unterlegen und nun konnten nicht einmal mehr alle Maschinen eingesetzt werden, weil Spritmangel große Teile am Boden hielt. Schlimmer noch: der Nachwuchs an Jagdfliegern konnte wegen des Spritmangels nicht mehr in dem Maße ausgebildet werden, wie es zum Bestehen von Luftkämpfen erforderlich gewesen wäre.
Das hatte natürlich auch Rückwirkungen auf alle anderen Bereich der Rüstungsproduktion: in dem Maße, wie die deutsche Reichsluftverteidigung schwächer wird, ist es den Allierten möglich gewesen, auch andere Rüstungszentren nachhaltig auszuschalten oder zumindest in ihrer Produktion zu behindern. Gerade die Amerikaner haben mit ihren Tagangriffen dieses Ziel ja kontinuierlich verfolgt.
Die deutsche Rüstungsproduktion steigerte sich zwar trotz alliierter Luftangriffe im Jahre 1944 weiterhin im Vergleich zu den Jahren vorher. Es wäre aber einmal interessant zu sehen, um wieviel höher die Produktion eigentlich hätte sein können, wenn die Luftangriffe schwächer gewesen wären - beispielsweise als Folge einer funktionierenden Jagdabwehr. In diesem Rahmen wären Statistken interessant, aus denen man die Veringerung des Ausstoßes von Rüstungsgütern bei angegriffenen Rüstungsbetrieben bzw. infolge ausgeschalteter Zulieferer ablesen könnte.
 
Nein das ist absolut nicht zutreffend. Die revisionistischen, rechtsradikalen Autoren sind absolut unkreativ und wiederholen lediglich die Mythen, die bereits durch Hitler oder durch Goebbels formuliert worden sind.

Aber hier kann man die doch wohl ignorieren, oder nicht?
Was die schreiben sollte doch jeder Geschichtsfreund sofort in die Mülltonne schmeissen.
 
ja natürlich, es ist sehr positiv, wie hier durch die Moderatoren verfahren wird!

Dennoch ist die Konstanz der Mythen erstaunlich und das die Epigonen Hitlerscher "unfehlbarer" Ideologie noch so befangen sind in ihrem Denken, dass sie "lediglich" seine Argumentation aufgreifen und variieren.
 
1. ganz im Gegensatz zu den von Bomber-Harris leidenschaftlich proklamierten Terrorluftangriffen gegen Frauen und Kinder.

2. Man muß sich das mal vor Augen halten: das Reich war zahlenmäßig ohnehin schon an Jagdflugzeugen den Allierten unterlegen und nun konnten nicht einmal mehr alle Maschinen eingesetzt werden, weil Spritmangel große Teile am Boden hielt.

3. Es wäre aber einmal interessant zu sehen, um wieviel höher die Produktion eigentlich hätte sein können, wenn die Luftangriffe schwächer gewesen wären - beispielsweise als Folge einer funktionierenden Jagdabwehr. In diesem Rahmen wären Statistken interessant, aus denen man die Veringerung des Ausstoßes von Rüstungsgütern bei angegriffenen Rüstungsbetrieben bzw. infolge ausgeschalteter Zulieferer ablesen könnte.

Zu 1. Eine "unmoralische" Antwort. Der Einfluss der Bombardierung auf die Produktivität ist durchaus messbar. Overy (Die Wurzeln des Sieges, S. 174) konstatiert, dass durch die Bombardierungen "Millionen von Arbeitern" der Arbeit" fernbleiben. Bei Ford und BMW ca. 20 bis 25 % der Belegschaft.

Die indirekten Auswirkungen der Bombardierungen zwang das NS-Regime, umfangreiche Resourcen in die "Reichsverteidigung" zu stecken, die als Personal oder Kampfmittel an der Front fehlten. Ca. 2 Mio Personen waren mit der Reichsverteidigung beschäftigt.

Insofern ist hier der Einfluss einer indirekten Kriegsführungsstrategie durchaus zu sehen wie sie sie Engländer so präferieren.

Zu 2. Bei der Frage der Zulieferung bzw. des Zuflusses von Flugzeugen ist das Verhältnis von Produktion und Abgang bereits bezeichnend und zeigt die Härte des Luftkrieges.

Jahr // Produktion // Verlust
42 // 15409 // ca. 9000
43 // 24807 // 17495
44 // 39804 // ca. 32000
(Quelle: Produktion Overy, S.425, Verlust: Plötz: Geschichte der Wetkriege, S. 140)

Das sind die Zahlen für die verlorenen Maschinen, denen ähnlich hohe Verluste bei den Piloten gegenüber gestanden haben dürften. Nicht zuletzt auch durch diese qualitativen Unterschiede zu den sehr gut ausgeildeten Kampfpiloten der West-Alliierten reduzierten sich die Chancen für die Luftwaffe, erfolgreich operieren zu können.

zu 3. Laut Overy (ebd S. 172) kamen Speer und sein Stab Januar 45 zusammen, um die Auswirkungen der Bombardierungen auf die Rüstngsindustrie zu quantifizieren. Ihre Schätzungen:
Defizit bzw. Minus:
- 35 % Panzer
- 31 % Flugzeuge
- 42 % Nutzfahrzeuge

Das sind aber sicherlich nur theoretische Größen, da die Ausweitung der Produktion auch ein Ressourcenproblem war. Speziell die Beschaffung von Buna für die Gummiproduktion. Ähnliche Einschränkungen gelten vermutlich auch für andere Bereiche, da auch die Verfügbarkeit von Kugellagern nicht beliebig war.
 
Im Grunde war der Krieg 41 vor Moskau verloren. Das ist der Weisung Hitlers vom 21.08.1941, im Norden und Süden der Ostfront weiterhin offensiv vorzugehen, während sich die Heeresgruppe Mitte auf Halten der Position beschränken sollte zu verdanken. Genau an diesem Tag ging der erste britische Versuchskonvoi "Dervish" von Island aus nach Achangelsk in See. Der bestand zwar nur aus sieben Handelsschiffen, doch es war der Anfang des sich gegen Deutschland in Bewegung setzenden Räderwerkes.
Schon Ende August kam das OKW in einer Denkschrift zur Einsicht, dass der Feldzug gegen die Sowjetunion im Jahr 41 nicht mehr zu beenden sei. Damit war die strategische Planung des Blitzkrieges gescheitert.

Wäre die Jagdwaffe im Osten nicht derart beschäftigt gewesen, hätten sich Briten und Amerikaner in der Luft über Deutschland nie derart durchsetzen können.
 
Die Frage sollte eigentlich nicht lauten warum verlor das dritte Reich den Krieg sondern wie hielt es Deutschland solange aus Krieg gegen eine solche Übermacht zu führen.
 
Schon Ende August kam das OKW in einer Denkschrift zur Einsicht, dass der Feldzug gegen die Sowjetunion im Jahr 41 nicht mehr zu beenden sei. Damit war die strategische Planung des Blitzkrieges gescheitert.
Und trotzdem haben die es nicht geschafft, Ihren Leuten Winterklamotten zu geben?
Da müssen sich einige aber ziemlich sicher gewesen sein, schnell mal die Sowjetunion platt zu machen. So ein riesen Land mal schnell zu überrollen, geht gar nicht.
 
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Und trotzdem haben die es nicht geschafft, Ihren Leuten Winterklamotten zu geben?
Da müssen sich einige aber ziemlich sicher gewesen sein, schnell mal die Sowjetunion platt zu machen. So ein riesen Land mal schnell zu überrollen, geht gar nicht.

Die ursprünglichen Planungen gingen soviel ich weiß davon aus, dass man die Sowjetunion innerhalb von lediglich acht Wochen niederwerfen könnte. Das war wohl nicht nur eine fixe Idee von Hitler, sondern selbst eigentlich eher nüchtern kalkulierende Militärs wie der Generalstabschef des Heeres, Halder, hielten das für möglich. Wie man auf so ein schmales Brett kommen konnte, ist mir allerdings auch ein Rätsel. Vielleicht hatte man sich da von der schwachen Leistung der Roten Armee im Winterkrieg gegen Finland täuschen lassen. Und von dem eigenen Erfolg gegen Frankreich. Man ist auch wohl von zahlenmäßig schwächeren Streitkräften der Sowjetunion ausgegangen - obwohl es diesbezüglich rechtzeitig Hinweise gegeben hatte, dass die Sowjets zahlemnmäßig sehr viel stärker waren als allgemein angenommen.
 
Zu 1. Eine "unmoralische" Antwort. Der Einfluss der Bombardierung auf die Produktivität ist durchaus messbar. Overy (Die Wurzeln des Sieges, S. 174) konstatiert, dass durch die Bombardierungen "Millionen von Arbeitern" der Arbeit" fernbleiben. Bei Ford und BMW ca. 20 bis 25 % der Belegschaft. ...

Dazu eine Einschränkung:

Die direkten Einwirkungen des Bombenkrieges sind - gemessen an den Arbeitsstundenausfällen durch 1. Angriffszeiten 2. Schäden 3. Reperaturleistungen durchaus überschaubar. In den kriegswichtigen Sektoren Luftrüstung, U-Boot-Bau und Panzer 1942/Mitte 44 kann man das mE mit weit unter 5%, zT unter 1% der absoluten Arbeitszeiten veranschlagen. Overys Zahlen - die Fehlzeiten - halte ich für völlig überzogen bzw. sind erst eingetreten, als der Krieg bereits militärisch entschieden war.

Weit mehr Ausfälle in der Rüstung als durch Bombenangriffe bis Ende 1944 dürften durch Organisationsprobleme, Kompetenzgerangel, falsche Linienentscheidungen (Modelle), mangelnde Tiefenrüstung und Rohstoffengpässe entstanden sein.

[Näheres müßte ich nachschlagen, dass ist eine grobe Einschätzung]

Die wesentliche Folge lag in den indirekten Auswirkungen des Luftkrieges: Bindung sehr großer personneller und materieller Ressourcen in Luftabwehr und Schadensbeseitigung, Flak- und Munitionsproduktion im Luftkrieg, Bindung der deutschen Jagdwaffe.

Voraussetzung für die Luftoffensive gegen die Treibstoffindustrie war zB nach den "Schweinfurter Erfahrungen" die vorherige Luftschlachten, andererseits durch Ausschaltung von Flugplätzen und Schwächung von Produktionsstätten. Die vollen Auswirkungen der"Treibstoffoffensive" würden sich - auch nach Speer - gegen Ende 1944 zeigen, da die Luftwaffe quasi lahmgelegt wurde nach ihren größten Produktions-Rekorden. Die reduzierte Ausbildung wegen Treibstoffmangel ist da Randthema, wenn Piloten mit ein paar Dutzend Stunden Flugerfahrung gegen Bomberströme geschickt wurden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Big_Week
 
Hallo

Der Gesamtbedarf an Flugbetriebsstoff war schon Mitte 1942 höher als das Aufkommen. Aus diesem Grund wurden schon 1942 die Pilotenausbildung zusammengekürzt, trotzdem gab es auch in der Flugoperationsführung erhebliche Einschränkungen.
Mit dem Einschränken der den Anfängerpiloten zV stehenden Flugstunden
begann sich eine Qualitäts-Schere zwischen den westallierten und deutschen Anfängerpiloten zu bilden.
Die Angriffe auf die Hydrierwerke waren nur der "Todesstoß". Der technische Krieg war schon erheblich früher entschieden. Speer stellt das alles viel zu positiv dar.

Nun hat ja die Luftflotte Reich im Frühjahr 1944 erhebliche Mengen an Piloten und Flugzeugen zurückgehalten. Geplant war, laut und auf Anregung Gallands, ein Einsatz großer Jägermassen um ganze Bomberpulks vernichten zu können.
Diese Jäger wurden allerdings mit Beginn der Invasion in der Normandie dorthin verlegt und zerschlagen.

Im Herbst 1944 wurde dieser Versuch noch einmal gestartet. Wiederum wurden diese Jäger in der Op. Bodenplatte verbraucht.

Hitler hat dem Aufbau dieser Jägerreserven zugestimmt, ich meine aber gelesen zu haben das der Verlegung- bzw. Einsatzbefehl (Invasionfront und Op. Bodenplatte) ebenso von ihm kamen.

@silesia
Die direkten Einwirkungen des Bombenkrieges sind - gemessen an den Arbeitsstundenausfällen durch 1. Angriffszeiten 2. Schäden 3. Reperaturleistungen durchaus überschaubar. In den kriegswichtigen Sektoren Luftrüstung, U-Boot-Bau und Panzer 1942/Mitte 44 kann man das mE mit weit unter 5%, zT unter 1% der absoluten Arbeitszeiten veranschlagen. Overys Zahlen - die Fehlzeiten - halte ich für völlig überzogen bzw. sind erst eingetreten, als der Krieg bereits militärisch entschieden war.
sehe ich ebenso.


Die wesentliche Folge lag in den indirekten Auswirkungen des Luftkrieges: Bindung sehr großer personneller und materieller Ressourcen in Luftabwehr und Schadensbeseitigung, Flak- und Munitionsproduktion im Luftkrieg, Bindung der deutschen Jagdwaffe.
dazu Bindung großer Teil der deutschen Elektroindustrie in der Funkmeß- und Luftnachrichtenmaterialherstellung. Die Bindung der deutschen Tagjagdwaffe in der Abwehr der US-Einflüge war bis Mitte 1943 eher gering. 1943 wurde die Tagjagdwaffe im Mittelmeer stark abgenutzt.



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Ich glaube eine "Präventivkriegdiskussion" sollte man in einem anderen Thread führen. Das ganze ist doch "ein bißchen" umfangreich.

Diese Thema variieren Hoffmann, Schulze-Ronhoff etc. und repetieren im Kern diese Hitlersche Aussage oder sollte man eher sagen die Hitlersche Rechtfertigungs-Mythologie.
Schulze-Ronhof hat ja nun
mit seinem Buch "Der Krieg, der viele Väter hatte" ein absolut rechten (im wahrsten Sinne des Wortes) Schmarrn abgeliefert. Aber wo hätte er etwas zur Präventivkriegthese geschrieben? (Zutrauen würde ich es ihm allerdings)

Joachim Hoffmann siehe einfach:
Außerdem bezog Hoffmann in diesem Werk ebenfalls Stellung zur sog. Präventivkriegthese, wie schon in vorausgegangenen Veröffentlichungen in den 1980er Jahren. Er stellte zwar fest, dass Stalin selbst einen Angriff auf das Deutsche Reich vorbereitet hätte, doch dies sei weder Grund noch Anlass für Hitlers Entschluss zum Überfall auf die Sowjetunion gewesen. Vielmehr hätten beide Diktatoren unabhängig voneinander einen Krieg vorbereitet, und Hitler sei Stalin lediglich zuvor gekommen.
Wikipedia
dazu sollte man auch mal definieren was man unter "Präventivkrieg" versteht.
a.) wie ihn die UNO-Charta versteht oder
b.) wie ihn die Bush-Clique für die USA plante.
Das ergibt nämlich einen großen Unterschied.
 
florian17160;47we4653 schrieb:
Und trotzdem haben die es nicht geschafft, Ihren Leuten Winterklamotten zu geben?
Da müssen sich einige aber ziemlich sicher gewesen sein, schnell mal die Sowjetunion platt zu machen. So ein riesen Land mal schnell zu überrollen, geht gar nicht.

Das war wirklich so. Winterausrüstung stand nicht m Kriegsplan der Nazis für den Ostfeldzug. 1936 wurde ein Vierjahresplan verabschiedet, der 1939 Makulatur wurde, weil man in Krieg ging.
Wobei mich wundert, wie bei einem Sieg trotzdem die Deutsche Wehrmacht dort warm gehalten werden sollte.
 
Wobei mich wundert, wie bei einem Sieg trotzdem die Deutsche Wehrmacht dort warm gehalten werden sollte.

Dann hätte man ja über die Bevölkerung als "Helotenvölker" geherrscht und diese hätten dafür gesorgt, dass dem Mangel abgeholfen worden wäre... So muss man sich wohl die Nachendsiegskonzeption der Nazis vorstellen.
 
Ich glaube eine "Präventivkriegdiskussion" sollte man in einem anderen Thread führen. Das ganze ist doch "ein bißchen" umfangreich.
Vielen Dank für diesen Hinweis, ist mir vorher wohl noch nicht aufgefallen.

Und es geht auch gar nicht um diese These, sondern darum dass auf einer Metaebene übereinstimmende Muster vorhanden sind, welche Themen durch Revisionisten thematisiert werden und welche nicht.
 
Vielen Dank für diesen Hinweis, ist mir vorher wohl noch nicht aufgefallen.
:grübel:
bitte schön

Und es geht auch gar nicht um diese These, sondern darum dass auf einer Metaebene übereinstimmende Muster vorhanden sind, welche Themen durch Revisionisten thematisiert werden und welche nicht.
http://www.geschichtsforum.de/474570-post5.html
Ein Beispiel zur Präventivkriegslegende. Liddell Hart zitiert Rundstedt:
"Er (also Rundstedt) sagte mir: "Hitler bestand darauf, dass wir losschlagen, ehe Russland zu stark wird, weil es weit näher dran ist, loszuschlagen, als wir uns vorstellen. "" (Liddell Hart: Deutsche Generale des Zweiten Weltkriegs, S. 146).

Diese Thema variieren Suworow, Post, Scheil, Hoffmann, Maser, Schulze-Ronhoff etc. und repetieren im Kern diese Hitlersche Aussage oder sollte man eher sagen die Hitlersche Rechtfertigungs-Mythologie.
:autsch:
aha, na dann.
Es geht also gar nicht um das Beispiel sondern allgemein um ... .

:pfeif:
 
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