Krieg in Ostrom eine Sünde?

canis22

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Ich habe letztlich gelesen, dass anders als in anderen Reichen der Krieg ,selbst wenn er der Verteidigung des Landes diente, als verwerflich galt. Oströmische Soldaten wurden angeblich im Volk nicht mal als Märtyrer bezeichnet ,wenn sie im Krieg starben.
Der Grund sei eben die Sündentat, jemanden zu töten, die man begang.
Obwohl ich weiß ,dass das oströmische Reich sehr religiös geprägt war und sich selbst als Friedensträger Gottes sah hat es mich trotzdem sehr gewundert, dass die Soldaten eines Reiches, das eine Zeitlang eines der größten Militärmächten war , eigentlich nicht kämpfen durften.
Waren christliche byzantinische Soldaten wirklich so unbeliebt und warum hat sich dieser religiöse Gedanke nicht in katholischen Reichen entwickelt?
 
Wo hast du das denn gelesen?

Würde mich auch interessieren!

Krieger als Märtyrer? Jetzt in religiösem Sinne, wie im Islam oder Christentum? Doch eher nur unter besonderen Bedingungen....

Die Einheit der christlichen Kirche zwischen (römisch-) Katholisch und Orthodox zerbrach erst endgültig im Schisma von 1054. Vorher kann gar nicht unterschieden werden, trotz diverser Differenzen. Das der Krieg unterschiedlich bewertet worden wäre, ist mir völlig neu! Schon die Kirchenväter zu (gesamt-) Römischer Zeit hatten sich zum Soldatenstand geäußert, besonders zum Verteidigungskrieg. Abspaltungen im Osten, die Byzanz bekämpfte gab es schon vorher. Das Problem des Monophysitismus...

Du müsstest deine Frage näher erläutern, vor allem deine Quelle
 

Aber das ist keine oströmische Eigenheit. Auf dem Balkan, in Rom und auch entlang des Rhein (Thebäische Legion!) gibt es verschiedene Märtyrerorte, weil hier reale wie fiktive Legionäre bestattet sind oder sein sollen, welche aufgrund ihres Pazifismus, der aus dem Übertritt zum Christentum resultierte, die römische Heerordnung durcheinander brachten und dafür hingerichtet wurden.
 
Tatsache ist, dass das Christentum insgesamt das Töten in jeder Form als eine Sünde angesehen hat. Augustinus hat hierbei einen Text über den "gerechten Krieg" gefasst, um Kriege in manchen Situationen doch zu rechtfertigen. Wie dieser Text in Byzanz ausgelegt bzw. rezipiert worden war, weiß ich nicht. So viel kann ich aber sagen, dass fränkische Soldaten auch in Verteidigungskriegen immer Buße leisten mussten. Erst mit den Kreuzzügen hat sich im Westen eine Form des Krieges entwickelt, für die man keine Buße zu leisten hatte.
 
Wenn ich es recht verstehe, geht es hier um die Beziehung zwischen Fünftem Gebot und Kriegsdienst im christlichen Abendland.

Dass hierbei die Konstantinische Wende die entscheidende Zäsur dartellt, wurde schon gesagt. Diese Wende vollzog sich überaus schnell: Schon 314 beschloss die Synode von Arelate die Exkommunikation fahnenflüchtiger Soldaten; diejenigen Christen, die das Martyrium erlitten hatten wegen Verweigerung des Militärdienstes (#5), wurden aus den kirchlichen Kalendern entfernt. [1]

Diskussionsbedürftig ist demnach die Zeit danach, sei es (#1) in "Ostrom" (zu einer noch zu bestimmenden Zeit) oder (#8) bei den Franken (bis zu "den Kreuzzügen"). These ist wohl, dass in dieser Zeit sozusagen mit schlechtem Gewissen Krieg geführt wurde und dass es eines nachträglichen Bußaktes bedurfte, um den Kriegsführenden wieder völlig in die christliche Gemeinschaft zu re-integrieren.

Nun hätte ich gern noch einige Belege für diese - oder eine anders formulierte - These.


[1] Adolf von Harnack, Mission und Ausbreitung des Christentums in den ersten drei Jahrhunderten (1924), S. 588 f.
 
Nun hätte ich gern noch einige Belege für diese - oder eine anders formulierte - These.

Carl Erdmann hat dazu ein ganzes Buch geschrieben: Die Entwicklung des Kreuzzugsgedankens. Dieses ist, obwohl 1935 erstveröffentlicht, nach wie vor Standard zum Thema. Erdmann zitiert darin diverse Bußkataloge.
 
Carl Erdmann hat dazu ein ganzes Buch geschrieben: Die Entwicklung des Kreuzzugsgedankens. Dieses ist, obwohl 1935 erstveröffentlicht, nach wie vor Standard zum Thema. Erdmann zitiert darin diverse Bußkataloge.

Wenn Du das zur Hand hast - wird darin denn an Ostrom respektive Franken angeknüpft?

Ein paar Hinweise zum Thema gibt Hehl [1]. Darin werden auch "ältere karolingische, an 'Staatlichkeit' orientierte Modelle" erwähnt, gemäß derer auf eine Bußauferlegung verzichtet werden konnte".

Zu irgend einem Zeitpunkt - schon ab Augustinus? - ist offenbar die Meinung aufgekommen, dass es von der Intention abhängt, ob Töten sündhaft ist oder nicht. Nur wer sich bewußt sei, "im Kampf 'durch Zorn, Haß, eitle Ruhmsucht' oder ein anderes schlechtes Motiv geleitet gewesen zu sein, sollte sein geheimes Vergehen in geheimer Beichte bekennen und dafür seine Buße erhalten".

[1] Europa an der Wende vom 11. zum 12 ... - Google Bücher insb. ab S. 119 unten
 
Wenn Du das zur Hand hast - wird darin denn an Ostrom respektive Franken angeknüpft?

An Ostrom eigentlich nicht, aber z.B. an karolingerzeitliche Theologen, unter anderem solch prominenten wie Hrabanus Maurus. Erdmann führt noch mehr Belegstellen an, diverse Bußbücher, wobei sich die meisten darauf festlegen, dass für das Töten in der Schlacht der Krieger 40 Tage Buße einlegen musste. Wir wissen natürlich um die Problematik normativer Quellen und dürfen wohl davon ausgehen, dass die vierzigtägige Buße nicht der Normalfall war, aber sie war von den Theologen gefordert. Ein englisches Bußbuch, dass Poenitentiale Arundel forderte eine einjährige Buße. (Angaben von Erdmann, Die Entstehung des Kreuzzugsgedankens, S. 14 (FN 32), Nachdruck von 1955.)
 
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