Kriege im Zeichen des Nationalismus

Im Zeitalter des Imperialismus bildete sich ein extremer Nationalismus, der mit der Bildung von Nationalstaaten und dem neuen Kolonialismus zusammenhängt, sowie der gesellschaftspolitischen Veränderungen durch die industrielle Revolution.
Das ist diskutabel, ob die Bildung von Nationalstaaten notwendigerweise zum übersteigerten Nationalismus führt.

Es geht hier nicht um die Notwendigkeit, sondern durch die Bildung der Nationalstaaten, wurde auch der Nationalismus der Bevölkerung auf diesen Staat in der Gesamtheit übertragen, bestes Beispiel ist das Deutsche Reich. Jeder dieser Großmachtsstaaten wollte seine Hegemonie ausüben, vor allem im Hinblick auf Kolonien.

Dabei wurde der Nationalismus innenpolitisch vorangetrieben, der dann außenpolitisch genutzt wurde. Beispiele für solche Aktionen sind z.B. die Krieg-in-Sicht-Krise 1873, die den jeweiligen Nationalismus Frankreichs, wie auch Deutschlands beeinflusste.
Oder auch die britischen Kriegsbefürchtungen 1884 gegen Russland, die innenpolitisch dazuführten, daß hier über die Flottenrüstung neu diskutiert wurde. Die britische Nation wurde über die Medien in diese Aktionen und Forderungen nach einer starken neuen Flotte eingespannt. Dieser Vorgang wird auch im britischen als Naval Scare bezeichnet.
So wurde auch der Aufbau eines großen Kolonialreiches in Deutschland von der Bevölkerung vorangetrieben in z.B. gegründeten Flottenvereinen.

Wichtiges Instrument des steigenden Nationalismus sind aber auch die Medien, die die Bevölkerung nun über politische Aktionen ihres Landes oder Regierung vor allem in der Außenpolitik informieren und somit einen größeres Zusammengehörigkeitsgefühl der Bevölkerung erzeugen, bzw. den Hass gegen eine Nation schüren.
 
Ein kurzer Einwand zu den Begrifflichkeiten: ich meine, dass man im Rahmen der Nationalismus-Diskussion durchaus zwischen Nationalismus, Chauvinismus und Patriotismus unterscheiden sollte (wobei durchaus ein enger Zusammenhang zwischen den Genannten besteht).

Bei einigen der hier genannten Beispiele würde ich persönlich eher von Chauvinismus sprechen, bei anderen eher von Patriotismus. Nationalismus ist doch in erster Linie eine politische Ideologie bei der die Nation im Fokus steht und damit Individualinteressen nur untergeordnet eine Rolle spielen. Nicht alles was hier im Zusammenhang mit Nationalismus genannt wurde liegt auch allein im Nationalismus begründet. Daher meine ich, dass eine differenziertere Betrachtung duch Sinn machen würde.
 
Chauvinismus und Patriotismus sind zwei Arten von Nationalismus.:confused:
Nein eben nicht - zumindest nicht nach meinem Verständnis. Man kann auch chauvinistisch sein, ohne nationalistisch zu sein. Man kann Patriot sein, ohne dass man nationalistische Politik unterstützt.
 
Patriotismus = Vaterlandsliebe, ergo nationale Verbundenheit
Chauvinismus = aggressive nationale Verbundenheit

Somit zwei Arten von Nationalismus.:confused:
 
(bezugnehmend auf Lili):

genau. Nationalismus ist mehr eine Hals- äh, Kopfkrankheit. Viele Nationen wurden auch nicht nur aus nationalistischen Gründen gebildet, sondern es gibt andere Gründe:
- Könige und Kaiser haben ihr Herrschaftsgebiet ausgedeht und somit neue Nationen geschaffen
- der Wunsch nach Unabhängigkeit: daraus entstanden Länder wie die Schweiz, Italien oder die USA
Auch ist es so, dass Kleinststaaten im Zeitalter des Imperialismus wohl tendentiell Mühe hatten, ihre Unabhängigkeit zu bewahren, deshalb gab es Zusammenschlüsse

Den Begriff Nationalismus würde ich hier in diesem Kontext generell weglassen: er ist irreführend (auch wenn im einen oder anderen Fall Nationalismus eine Rolle gespielt hat).

@ Walter: Chauvinismus heisst einfach ("ich bin der beste" bzw. "wir sind die besten". Kann auch ganz unabhängig von Nationalgefühl sein. Chauvinismus kann, aber muss nicht mit einem Nationalgefühl verbunden sein.
 
Hier mal was das Wiktionary zum Begriff Chauvinismus ausspuckt...
Bedeutungen:
[1] Übertriebene Abneigung gegenüber einer oppositionellen Gruppe von Personen[2] Extrem sexistische Einstellung einer Person; übersteigertes Männlichkeitsgefühl; übersteigertes Weiblichkeitsgefühl;[3] Exzessiver Patriotismus, bzw. Nationalismus; übersteigerter Nationalismus
 
Der Begriff Nationalismus hat einen eindeutig negativen Charakter
Wiki schrieb:
In der Umgangssprache und teilweise im neueren Sprachgebrauch wird darunter oft eine Überhöhung der eigenen Nation (siehe Chauvinismus) verstanden.
 
Patriotismus = Vaterlandsliebe, ergo nationale Verbundenheit
Chauvinismus = aggressive nationale Verbundenheit

Somit zwei Arten von Nationalismus.:confused:
Klar gibts beide Begriffe im Zusammenhang mit Nationalismus, es sind aber keine "Arten von Nationalismus" wie du schreibst, da beide Begriffe auch ohne im Zusammenhang mit Nationalismus zu stehen verwendet werden können.

Ich habe jetzt mal eben die Bedeutungen nachgeschlagen (Langenscheidt Fremdwörterbuch):
Nationalismus: 1.übersteigertes Nationalbewusstsein, Überbewertung der eigenen Nation unter Missachtung der Eigenständigkeit und des Existenzrechtes anderer Nationen 2. aufkommendes Nationalbewusstsein, Bestreben einer Nation, ihren eigenen Staat zu gründen
Chauvinismus: 1.extremer Patriotismus und Nationalismus, verbunden mit starker emotionaler Ablehnung alles Fremden 2. fig. Überschätzung alles Eigenen, verbunden mit einer übersteigerten Ablehnung alles Fremden
Patriotismus: begeisterte Verehrung und Liebe zum Vaterland, enge gefühlsmäßige Bindung zur eigenen Nation

Bitte zwing mich nicht auch noch mir jetzt Beispiele einfallen zu lassen, die sind zwar immer plakativ aber nur selten wirklich gut...
 
Liebe Lili und lieber megatrend,

sicherlich kann ich Eure Gedanken und Überlegungen verstehen, aber das ist nun mal Eure subjektive Sicht der Dinge.
Es gibt im Bezug auf die historische Entwicklung ab dem Zeitraum nach 1815 bis zum 1. Weltkrieg nun mal eine sachliche Aufarbeitung. Diese Zeit wird von den Begriffen Imperialismus, Kolonialismus und Nationalismus geprägt. Wenn ihr diesbezüglich Kritik übt, dann bitte überlegt, was ihr kritisiert.

Der User lexu hat nach der Thematik gefragt, somit habe ich versucht es annähernd sachlich zu erläutern. Dabei ist es wichtig, wenn schon nach historischen Ereignissen oder Zusammenhängen gefragt wird, dem Fragenden auch den richtigen geschichtlichen Zusammenhang zu erklären.

Wenn hier nach subjektiver Meinung, Begriffe „zerpflügt“ werden, ohne auch noch dabei in dem Zusammenhang der Eingangsfrage zu stehen, ist das nicht hilfreich und kann zu Verwirrungen führen.

Ich habe hier mal ein paar Auszüge aus Bundeszentrale zur politischen Bildung aufgeführt, die ebenfalls mit den Begriffen arbeiten und die auch z.B. auf Ereignisse hinweisen, die ich auch genannt habe.

@lexu, wenn Du noch Daten benötigen solltest, dann findest Du in diesem Link eine hilfreiche Aufstellung zu diese Thematik, für den 1. und teilweise den 2. Teil Deiner Fragen.

Hier ein paar Auszüge:
Nationalismus
[…]
Die Sicherung der nationalen Existenz, die Wahrung der nationalen Interessen, der "Platz an der Sonne" wurden zu Parolen der Außenpolitik, die fast jedermann überzeugten. Der "sacro egoismo" (italienisch: heiliger Egoismus) verdrängte das Bewusstsein internationaler Solidarität. Erbfeindschaften wurden beschworen - Deutsche und Franzosen, Polen und Russen, Italiener und Österreicher -, das Nachbarvolk als Feind von morgen verdächtigt. Nationale Vorurteile fanden großen Anklang: das "sittenlose Frankreich", die "polnische Wirtschaft", das "tatarische Russland".
[…]

Imperialismus

[…]
· schließlich ein Nationalismus, dessen Ehrgeiz und Energien nach emotionaler Befriedigung und kollektiver Selbstbestätigung im Überlegenheitsgefühl großer über kleiner, "zivilisierter" über "primitive" Völker verlangten. […]


Kolonialismus

[…]
Die Geschichte des 19. Jahrhunderts verzeichnet die beschämend brutale Ausbeutung der eingeborenen Bevölkerung (Opiumkrieg gegen China, Kongogreuel) aus nackter Erwerbsgier, daneben jedoch auch die zivilisatorische Förderung durch Krankenhäuser, Schulen, Eisenbahnen oder die Durchsetzung von Rechtssicherheit[…]

Quelle:
Bundeszentrale für politische Bildung
Nationalismus - Imperialismus - Erster Weltkrieg - Informationen zur politischen Bildung (Heft 163)

Und noch eine Bemerkung von mir, ich habe das Gefühl, dass der Begriff Nationalismus in erster Line gern auf die Zeit des 3. Reiches reduziert wird und damit auch immer mit Deutschland in den Mittelpunkt rückt. Das ist so aber sicherlich nicht richtig und sollte Beachtung finden, denn das Wort „National“ findet auch außerhalb des Faschismus und Rassismus Verwendung.
 
Liebe Lili und lieber megatrend,

sicherlich kann ich Eure Gedanken und Überlegungen verstehen, aber das ist nun mal Eure subjektive Sicht der Dinge.
Das hat nichts mit einer subjektiven Sicht zu tun, sondern es geht hier um Definitionen und Abgrenzungen sowie um die richtige und falsche Verwendung von Begriffen.

Es gibt im Bezug auf die historische Entwicklung ab dem Zeitraum nach 1815 bis zum 1. Weltkrieg nun mal eine sachliche Aufarbeitung. Diese Zeit wird von den Begriffen Imperialismus, Kolonialismus und Nationalismus geprägt. Wenn ihr diesbezüglich Kritik übt, dann bitte überlegt, was ihr kritisiert.
Ich habe in keinster Weise die historische Aufarbeitung kritisiert, ich habe deine Wortwahl kritisiert.

Der User lexu hat nach der Thematik gefragt, somit habe ich versucht es annähernd sachlich zu erläutern. Dabei ist es wichtig, wenn schon nach historischen Ereignissen oder Zusammenhängen gefragt wird, dem Fragenden auch den richtigen geschichtlichen Zusammenhang zu erklären.
genauso wie es wichtig ist, die richtigen Begriffe zu verwenden...

Wenn hier nach subjektiver Meinung, Begriffe „zerpflügt“ werden, ohne auch noch dabei in dem Zusammenhang der Eingangsfrage zu stehen, ist das nicht hilfreich und kann zu Verwirrungen führen.
Also mal ganz ehrlich, den Schuh lasse ich mir nicht anziehen, dass ich hier "nach subjektiver Meinung Begriffe 'zerpflügt'" hätte. Und ich meine doch, dass die korrekte Verwendung der einzelnen Begrifflichkeiten durchaus was mit der Eingangsfrage zu tun haben. Zusätzlich bin ich der Ansicht, dass insbesondere die fehlhafte, unvollständige und pauschalisierende Verwendung von Begrifflichkeiten für Verwirrung sorgt.
 
Liebe Lili,

ich habe keine Begriffe in einem falschen Zusammenhang benutzt, sondern in dem Zusammenhang auf die Epoche des Imperialismus im 19.Jh. den Begriff Nationalismus verwendet.

Und diese geschichtlichen Darstellungen habe ich nun noch mit Angaben zum Thema von der Bundeszentrale für politische Bildung untermauert.

Natürlich kann man die Begriffe noch verfeinert darstellen und auf die jeweilge Situation abstimmen, aber darum geht es hier nicht, ob z. B. die Kriegsbegeisterung der Bevölkerung der Nationalstaaten nun Patriotismus ist oder Chauvinismus, sondern zusammengefasst wird dieses Verhalten in dieser Epoche unter dem Begriff Nationalismus.

Wenn Du die Geschichte neu Darstellen möchtest, bitte nur zu, aber dann solltest Du dich im Bezug auf das Thema konkretisieren.
 
ich habe keine Begriffe in einem falschen Zusammenhang benutzt, sondern in dem Zusammenhang auf die Epoche des Imperialismus im 19.Jh. den Begriff Nationalismus verwendet.
Doch, hier zum Beispiel:
Im Zeitalter des Imperialismus bildete sich ein extremer Nationalismus, der mit der Bildung von Nationalstaaten und dem neuen Kolonialismus zusammenhängt, sowie der gesellschaftspolitischen Veränderungen durch die industrielle Revolution.
Wie bitteschön kann sich ein "extremer Nationalismus" bilden? Bei wem bildet er sich denn? Welche Voraussetzungen mussen denn dafür gegeben sein? Und das ist jetzt keine "was war zuerst die Henne oder das Ei"-Diskussion...

auch hier passt der Begriff "Nationalismus" nicht wirklich:
Es geht hier nicht um die Notwendigkeit, sondern durch die Bildung der Nationalstaaten, wurde auch der Nationalismus der Bevölkerung auf diesen Staat in der Gesamtheit übertragen
Wie soll denn das funktionieren? (Man beachte, der Nationalismus ist eine politische Ideologie...)

Auch was du zur Innenpolitik und insbesondere zur Meinungsbildung innerhalb der nationalistischen Staaten schreibst, ist zwar nationalistisch motiviert, sollte aber ganz andere Vorstellungen und Überzeugnungen wecken. Schau dir mal zeitgenossische Zeitungsartikel an, da gehts nicht um die Sache oder um politische Programme, da werden ganz bewusst Gefühle angesprochen um eben auch ganz bewusst eine gewisse Meinungsbildung zu erzielen.

Natürlich kann man die Begriffe noch verfeinert darstellen und auf die jeweilge Situation abstimmen,
Genau darauf bezog sich mein Einwand hauptsächlich.

aber darum geht es hier nicht,
Doch, genau darum geht es hier, man kann nicht alles mit Nationalismus erklären.

Wenn Du die Geschichte neu Darstellen möchtest, bitte nur zu, aber dann solltest Du dich im Bezug auf das Thema konkretisieren.
Will ich nicht, wie oft denn noch?
 
Im Zeitalter des Imperialismus bildete sich ein extremer Nationalismus, der mit der Bildung von Nationalstaaten und dem neuen Kolonialismus zusammenhängt, sowie der gesellschaftspolitischen Veränderungen durch die industrielle Revolution.
Vielleicht andere Worte:

Es entstand zum Ende des 19.Jh. eine Rivalität zwischen den Völkern /Nationalstaaten, bedingt durch außenpolitische Aktionen, im z.B. Kampf um Überseeabsatzmärkte oder Kolonien. Noch deutlicher wird die Veränderung der Gesellschaft durch den Druck wirtschaftlicher Konkurrenz. Hinzukommt die Informationspolitik der Medien, wie der Tageszeitung für Jedermann. Dieser Druck nach außen und innen führte in den einzelnen Nationen zu einem Nationalismus untereinander.

Wie in dem Link oben schön beschrieben, mit den Bezeichnungen: das "sittenlose Frankreich", die "polnische Wirtschaft", das "tatarische Russland" usw.

Der Nationalismus war sicherlich auch schon vor dem Zeitalter des Imperialismus vorhanden, aber durch die oben beschriebenen Ereignisse, bildete sich ein extreme Nationalismus, oder wenn Du so möchtest, ein Chauvinismus.

Es geht hier nicht um die Notwendigkeit, sondern durch die Bildung der Nationalstaaten, wurde auch der Nationalismus der Bevölkerung auf diesen Staat in der Gesamtheit übertragen

Damit meine ich die schon vorhandenen Elemente des Nationalismus, die sich z.B. in Deutschland durch die Bildung vieler kleiner einzelner Staaten nun auf das gesamte Deutsche Reich bezogen, es heißt auch nicht dass Preußen oder Bayern einen Platz an der Sonne benötigt, sondern Deutschland.

Was ich jetzt aber nicht nachvollziehen kann, ist Kritik zu üben, ohne konkret zu werden und etwas zu dem Thema beizutragen.
Belehre mich und mach es besser! Aber nicht so.
Will ich nicht, wie oft denn noch?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Was ich jetzt aber nicht nachvollziehen kann, ist Kritik zu üben, ohne konkret zu werden und etwas zu dem Thema beizutragen.
Belehre mich und mach es besser! Aber nicht so.
Lili schrieb:
Will ich nicht, wie oft denn noch?
Damit wollte ich mich gegen deine Behauptungen verwahren, ich würde die Geschichtsschreibung kritisieren, mit meiner subjektiven Meinung Begriffe zerpflügen und die Geschichte neu darstellen wollen.

Schön langsam bin ich auch mit meinem Latein am Ende wie konkret ich noch werden soll, damit ich deiner Meinung nach was zum Thema beitrage. Aber lassen wir das, scheinbar willst du nicht...
 
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