Kriegsmarine und Kriegsverbrechen?

Köbis17

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Hallo Zusammen,

immerwieder wird die Wehrmacht mit Kriegsverbrechen in der Zeit des 2. Weltkrieges in Verbindung gebracht.
Aber bei der Wehrmacht handelt es sich um die Landstreitkräfte.

Nun meine Frage, gibt es auch Kriegsverbrechen der Kriegsmarine im 2. Weltkrieg?
 
Hallo Zusammen,

Aber bei der Wehrmacht handelt es sich um die Landstreitkräfte.


Ich glaube, dass das so nicht zutreffend ist.

Der Begriff Wehrmacht ist eien Sammelbegriff für die gesamten Streikräfte des Dritten Reichs. Die einzelnen Teilstreitkräfte waren das Heer, die Luftwaffe und die Reichskriegsmarine.
 
Die Allierten haben ja in Nürnberg vergeblich versucht Dönitz Kriegsverbrechen nachzuweisen. Das er trotzdem verkanckt wurd, war wohl einem Kunstgriff der Anklagevertretung zu danken.

1943 gab es einen Fall, wo die Besatzung eines allierten Torpedobootes von Streitkräften der Marine gefangengenommen wurde. Diese Soldaten wurden dem SD zwecks weiterer Informationsbeschaffung überstellt und dann erschossen. Hier leigt sicher ein Kriegsverbrechen vor, ich weiß aber nicht, in wie weit die Marine hierfür zur Rechenschaft gezogen werden könnte. (1)

(1) Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Gerichtshof Nürnberg. Nürnberg 1947, Bd. 1, S. 351-355.
 
Die Oberbefehlshaber der Kriegsmarine als Teilstreitkraft der Wehrmacht wurden vom IMT für schuldig befunden:

Raeder: Punkt 1, 2 und 3

Dönitz: Punkt 2 und 3

Quelle:

Protokolle des IMT, 1. Oktober 1946

O.k. Allgemeinplatz.

Zur Tötung von Schiffbrüchigen hat bb verlinkt, da kann ich aber nicht mitdiskutieren, da gibt es hier Berufenere.

Das Schicksal der Zwangsarbeiter und Häftlinge, welche die U-Bootbunker bauten, Häfen, in Werften arbeiteten etc., sollte dabei aber nicht vergessen werden. Meist laufen solche Forschungen nicht unter dem Rubrum "Kriegsmarine", sondern "OT", "RM für Bewaffnung und Munition", "SS", "WVHA", "Besetzte Gebiete" usw.

Hier geht es zu einem Teilbestand der KM.

http://startext.net-build.de:8080/b...ndex.htm?kid=3661115BFD7F4192B083FCA42E3B692B

Ich habe darüber nie gearbeitet, aber da gibt es auch Literaturhinweise. Ich möchte kein "Klugscheißer" sein, aber da finden sich bestimmt massig "Anforderungslisten" für Zwangsarbeiter und Häftlinge, "Standrechtliche Hinrichtungen" durch Angehörige der KM, Urteile von "Marinegerichten" usw.

M.
 
Dönitz: Punkt 2 und 3


Stimmt. Dönitz wurde nur der Verbrechen gegen den Frieden freigesprochen.

Anzumerken ist, das wohl einer der wichtigen Anklagepunkte, Führung des uneingeschränkten UBootkrieges als Kriegsverbrechen einzustufen, gescheitert ist. Das war sicherlich auch einer entsprechenden Aussage von Nimitz geschuldet, in der dieser erklärte amerikanische Boote hätten japanische Schiffe ohne jede Vorwarnung versenkt.

Das ändert natürlich nichts daran, das Dönitz eine üble Figur war.


Auf den deutschen Werften waren KZ Häftlinge eingesetzt. Das alleine hätte schon ausreichen müssen. Auch wenn Dönitz behauptet, keine entspechende Befehlsgewalt gehabt zu haben.
 
Ich glaube, dass das so nicht zutreffend ist.

Der Begriff Wehrmacht ist eien Sammelbegriff für die gesamten Streikräfte des Dritten Reichs. Die einzelnen Teilstreitkräfte waren das Heer, die Luftwaffe und die Reichskriegsmarine.

@Turgot hat natürlich Recht, Wehrmacht ist der Oberbegriff. ;) Aber nur zur nähren Erläuterung noch ein Nachschlag zu den Teilstreitkräften, den Begriff Reichskriegsmarine gab es nicht. Von 1922 an gab es die Reichsmarine und ab 1935 war es die Kriegsmarine.

Okay, die hohen Offiziere wurden zur Verantwortung gezogen, aber sicherlich nicht nur, weil sie der Kriegsmarine angehörten, sondern weil sich ihre Ämter und Befugnisse weit in das Naziregime verzweigten.

Das Beispiel von BeBe finde ich da schon interessanter und die grundsätzliche Frage, wie konnten die angehörigen Matrosen Kriegsverbrechen begehen, die vergleichbar mit denen des Heeres waren? Doch nur im Einsatz zu Land, oder hatten die Aktionen gegen Schiffbrüchige auch einen rassistischen Hintergrund?

In diese Richtung würde mich eine Durchleuchtung der Kriegsmarine interessieren.
 
Aber nur zur nähren Erläuterung noch ein Nachschlag zu den Teilstreitkräften, den Begriff Reichskriegsmarine gab es nicht. Von 1922 an gab es die Reichsmarine und ab 1935 war es die Kriegsmarine.

Danke für die Richtigstellung.:)
 
War da nicht auch noch ein gewisser Ex-Marinerichter, der es im Ländle später zum Ministerpräsidenten brachte...
 
War da nicht auch noch ein gewisser Ex-Marinerichter, der es im Ländle später zum Ministerpräsidenten brachte...


Richtig.
Wobei ihm zum verderben wurde, dass er "alles vergessen" hatte.

Aber bei der Marine gibt es etliche verwunderliche Dinge.

Todesurteile gegen Meuterer, vollstreckt nach der Kapitulation, mit britischen Flinten.
 
Todesurteile gegen Meuterer, vollstreckt nach der Kapitulation, mit britischen Flinten.
Jetzt tust du den Briten aber Unrecht. Die erfuhren nicht einmal, was dort in Schleswig-Holstein noch ablief.
DER SPIEGEL*28/1965 - S. Zt. erschossen
DER SPIEGEL*28/1978 - Der Kerl gehört gehängt!

Inoffizielle "Offiziersehrengerichte" liefen noch jahrelang in Gefangenenlagern, nicht selten endete so ein Delinquent mit eingeschlagenem Schädel auf der Latrine und niemand, auch die alliierten Posten hatten etwas bemerkt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Solche Auswüchse gab es übrigens während des ganzen Krieges, nachdem die Briten Lagerleitungen "selbst" organisiert laufen ließen.

Zusammenstöße gab es zwischen überzeugten Nazis und dem Rest der Lagerbelegschaft. Berichte habe ich insbesondere bzgl. der DAK-Angehörigen gelesen (Gefangennahmen bis 1943), die auf später Gefangene trafen.
 
Entschuldigt bitte, dass ich dazwischengrätsche.

Aber wir sollten die Geschichte der Kriegsmarine nach der Kapitulation der Wehrmacht im Sinne der Fragestellung doch trennen von der Frage nach der Beteiligung derselben an Kriegsverbrechen.

Ich würde es begrüßen, wenn weitere Fälle wie der von mir angeführte hier diskutiert werden würden. Oder aber auch, wenn wir uns an diesem Fall erst einmal festbeißen könnten.
 
@Sil: Zusammenstöße gab es zwischen überzeugten Nazis und dem Rest der Lagerbelegschaft. Berichte habe ich insbesondere bzgl. der DAK-Angehörigen gelesen (Gefangennahmen bis 1943), die auf später Gefangene trafen.

Solche Schilderungen kenne ich auch. Unter den in Italien gefangenen Landsern Italien waren diese DAK-Veteranen die sogenannten "Ober-POWs" mit entsprechender interner Hierarchie bei gewissen anfallenden Arbeiten und bei der Zigarettenration sowie den Fresspaketen. Das hatte meist aber nichts mit politischen Differenzen zu tun.
 
Oder aber auch, wenn wir uns an diesem Fall erst einmal festbeißen könnten.

Sorry, natürlich.

Bzgl. Libau bin ich schon am recherchieren. Der Fall ist wohl hier beschrieben, wobei ich das Buch nicht besitze:
Heinz-Ludger Borgert: Kriegsverbrechen in der Kriegsmarine. In: Wolfram Wette / Gerd Ueberschär (Hg.): Kriegsverbrechen im 20. Jahrhundert. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2001, S.309-323, zu Libau S. 311/312.

@melchior hat ebenfalls wichtige Stichworte zur Zwangsarbeit geliefert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber wir sollten die Geschichte der Kriegsmarine nach der Kapitulation der Wehrmacht im Sinne der Fragestellung doch trennen von der Frage nach der Beteiligung derselben an Kriegsverbrechen.

Hast ja recht, aber was hindert uns, Teile auszulagern? Bei der Marine werden wir offenbar nicht sehr fündig.
 
Hier habe ich noch einen Hinweis auf die völkerrechtswidrige standrechtliche Aburteilung sog. "Badogliohöriger ital. Truppen" - angeordnet durch die Führung der Kriegsmarine - gefunden:

Deutsche Kriegsverbrechen in Italien ... - Google Bücher Ab S. 49.



Die Württembergische Landesbibliothek Stuttgart bietet eine Übersicht über "Unterlassene Hilfeleistung an oder Erschießung von Schiffbrüchigen" während des Zweiten Weltkrieges. Dort sind auch deutsche Kriegsverbrechen dokumentiert. Die Quellen können z. T. online eingesehen werden.

Tötung von Schiffbrüchigen
 
Nochmal zu den Werften und dem Arbeitseinsatz. Hier wurden vor allem Facharbeiter aus den besetzten Ländern requiriert, zB gab es eine "Holländer-Aktion". Es zeigte sich jedoch schnell, dass die Ressourcen ausgeschöpft waren, so dass bereits die Vermerke vom Juli 1942 Hinweise auf russische Landarbeiter und Jugendliche enthalten. Der Vermerk belegt mit seinen "Dringlichkeiten" auch, wie unter den Kriegsbedingungen später dann die Arbeitskräfteanforderungen abglitten (eine Kopie ging auch an Sauckel).

Der Vermerk enthält übrigens Angaben zur "Graf Zeppelin" (war hier mal Thema). Die Fertigstellung wurde nach der Aufhebung des Baustopps nun mit Herbst 1943 angesetzt (Hilfsträger aus den umzubauenden Fahrgastschiffen Europa, Potsdam, Gneisenau mit Ziel 1944/46).
http://www.geschichtsforum.de/f68/flugzeugtr-ger-graf-zeppelin-11822/
 

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