Louis le Grand schrieb:
Wodurch das ganze politische Relevanz erhält und somit erklärt, warum es im Bild festgehalten wurde. Danke. :winke:
Ich habe mal den relevanten Katalogtext zusammengestellt (gar köstlich):
Das bedeutungsvolle Zusammentreffen mit dem König von Frankreich fand am 27. September (1714) in Fontainebleau statt. Augusts diplomatischer Vertreter, Conceiller von Suhm, notierte für diesen Tag: »Son Altesse Rojale arriva hier au soir verra aujourdhuy Sa Majesté Tres Chrétienne.« Noch vor dem großen Empfang, ebenfalls am 27. September, hatte der Prinz das Schreiben seines Vaters Liselotte (von der Pfalz) persönlich übergeben. Ungeachtet dessen, daß der Prinz als Graf von der Lausitz inkognito angereist war, erlangte dessen Empfang durch Ludwig XIV offiziellen Charakter. Deshalb ließ August das Ereignis von dem nach Dresden geholten französischen Maler Louis de Silvestre in einem für beide Seiten ausgeführten repräsentativen Gemälde festhalten). Madame, in der Mitte des Bildes, weist mit der Hand auf Friedrich August. Dieses Bild, wie auch Silvestres »Allegorie auf den Abschied des Kurprinzen« ließ August der Starke von P Mercier als Gobelins (Verlust) nacharbeiten. Der Empfang des sächsischen Prinzen ist durch einen Brief von Liselotte, die eine unkorrekte Zeitungsmeldung berichtigt, genau wiedergegeben: »Was ich zu dem König sagte, war nur: >Monsieur, voicy le prince electoral de Saxsen, qui souhaitte, que je le pressente a. V. M.< Der printz dratt herzu mitt recht hohen undt guten minen undt machte dem König ohne dem geringsten ambaras sein compliment, hatt gleich deß Königs undt gantzen hoffs aprobation dadurch erworben. Der König hatt ihm gar höfflich geantwortet.«
Über den Prinzen war Liselotte des Lobes voll: »Es ist Ein schöner herr groß vor sein alter Er ist woll Einen halben Kopff Lenger alß sein Herr Vatter hatt gutte Minen, Er gefelt alle menschcn woll hir, Er ist gar nicht affectirt, gestern jagte Er mitt solchen freüden daß Es eine rechte Lust Zu sehen war ...«
Mit Genugtuung berichtete sie in ihrem Brief vom 29. September 1714 König August II. über die große Resonanz des Prinzen. Der Freundschaftsvertrag der beiden Regenten wurde durch gegenseitige Geschenke besiegelt. Ludwig XIV. übersandte sechs spanische Rösser mit französischen Prunksätteln und Reitzeugen. Augusts Gegengeschenk belegen die königlichen Schattullen-Rechnungen vom Juni 1715: »aufs genaueste behandelten trucken bere Wein [Tokayer?], so zum praesent vor Ihre königl. Mayt. von Franckreich gekauffet worden.« Der Prinz hatte laut dem Bericht von Liselotte beim Abschied von Ludwig XIV. am 28. Mai 1715 in Marly »einen schönnen demanten gar artig Eingefaßt, der oberste demant so den Knopff Vormirt wirdt allein m/10 thaller geschätzt alle die demante seindt brillants« bekommen. Das »Theatrum Ceremoniale« berichtete, daß es sich bei dem Geschenk um einen kostbaren Degen gehandelt hätte und bemerkte, daß »die Estirne«, die der Prinz am französischen Hof genossen habe, »überhaupt ungemein« gewesen sei." Die Nachricht vom Tod I,udwigs XIV. teilten der Regent, Philipp II. von Orleans, und der noch unmündige Ludwig XV. in persönlichen Schreiben an den König August und an den Kurprinzen mit. In Sachsen und Polen wurde daraufhin eine dreimonatige Trauer angesetzt. Die guten Beziehungen setzten sich unter dem Regenten fort. In Vorbereitung auf die Hochzeit Friedrich Augusts II. mit der Kaisertochter Maria Josepha ließ August der Starke prächtige Möbel, Kleidcr, Stoffe, Reitzeuge, Waffen und die königliche Kutsche in Paris anschaffen. Den Bericht über das Hochzeitsfest im September 1719 hielt Liselotte bereits am 21. Oktober in den Händen: » Baron von Gortz hatt mir den gefahlen gethan, alle relation von den schönnen festen in Dresden zu schicken. Es ist gewiß magnifiq [gewesen] ... Unter unß gerett, so finde ich auch, daß die festen zu lang gewehrt haben undt die unkosten zu starck geweßen sein. Der keyßer [Karl VI.] hatt in dießem stück recht.« Madame kannte die Beschwerlichkeit solcher Feste nur zu gut: »Die freüden von Dreßden, da hette ich mich woll nicht bey gewünscht, muß ein ewiger zwang gewesen sein; den wen, mett verlöff, met verlöff, ... man überall hübsche, saubere kackstühl oder heimliche gemächer hatt, wo man, wens nöthig, einen abtritt nehmen könte, so findr ich alles schön; aber wen einem große noht ahnkompt undt man fest halten muß, findt man alles heßlich und wolte lieber hindert meill davon in einem bawernhauß sein und nichts, alß kühe, schwein, schaff undt hüner undt ganß sehen, alß das schönste fest und bal sehen, so einem nur unbeschwehrlich ist; den man muß man auch gebutzt sein, schwere kleyder anhaben, welches ich abscheülich haße. Suma, auß diesem allem secht Ihr, ... daß ich dieße lustbarkeit niemandts mißgönne ...«
Jutta Bäumel,
Zum Beispiel Sachsen - Die sächsischen Kurfürsten aus Sicht der Liselotte von der Pfalz in:
Katalog der Ausstellung Liselotte von der Pfalz, Madame am Hofe des Sonnenkönigs, Heidelberg 1996, S 219ff