Kurze Einführung in die Geschichte des Islam (I)

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Leopold Bloom

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Die Anfänge des Islam


Um 570 wird Mohammed in Mekka geboren. Er gehört einer vornehmen aber verarmten Familie an. Mekka war zu dieser Zeit eine Karawanen- und Kaufmannstadt, die allerdings recht glanzlos an der "Weihrauchstraße" zwischen Jemen und Palästina lag. Sein Leben verläuft lange relativ unspektakulär. Erst mit etwa 40 Jahren beginnt Mohammed in der Wüste zu meditieren und verkündet daraufhin die Botschaft, die er von Gott (Allah) empfangen hat.

Mohammed hat mit Sicherheit Christen und Juden kennengelernt, nicht umsonst sind etliche Elemente dieser Religionen auch im Islam enthalten. Er betrachtet den Islam (wörtl.: Hingebung) als eine Art Fortführung und Endform des Christen- und Judentums. Mohammed versuchte den beduinischen Vielglauben in ein monotheistisches Gewand zu kleiden und den vorherrschenden heidnischen "Wallfahrtsrummel" gen Mekka und zur Kaaba in eine neue theologische Ideologie einzubinden.
Dabei zieht er entlang der christlich-jüdischen Tradition die Linie von Abraham (arab. Ibrahim) über Moses (Musa) bis Jesus (Isa). Gerade Jesus erhält später im Koran einige für die arabisch-islamische Welt außerordentliche Ehrenbezeichnungen (vgl. 4. Sure). Mohammed macht nie einen Hehl daraus, dass er in Jesus einen Vorgänger sieht und bezeichnet das Neue Testament gar als "Heiliges Buch". Zwar grenzt er sich später in Teilen der Suren wieder von Christen und Juden ab, räumt ihnen aber Sonderstellungen unter den Ungläubigen ein.

Mohammeds Clan der Kureischiten waren die Hüter der heiligen Stätte. Diese waren schon von der zuvor betriebenen Vielgötterei abgerückt und hatten eine einzelne Figur aufgestellt, die sie schlicht "Gott" nannten; arabisch Al-Lah.

Als Mohammed ein reicher und bekannter Kaufmann ist, beginnt er um 610 zu meditieren und Botschaften zu empfangen.

Mohammed macht sich in seiner Heimatstadt Mekka schnell Feinde, indem er fordert, die Götzenbilder von der schon damals heiligen Stätte der Kaaba zu entfernen und seinem Glauben zu folgen. Er geht noch weiter und entwickelt analog zu Jesus auch sozialrevolutionäre Elemente: Alle Menschen sind vor Gott gleich, allein der Gehorsam gegenüber Allahs Geboten zähle. Gerechtigkeit und Mildtätigkeit sind bis heute zentrale Elemente des Islam. Er findet so schnell Anhänger unter Kameltreibern, Lastenträgern oder Sklaven.
622 muss Mohammed aus Mekka zusammen mit seinen Anhängern fliehen. Diese "Auswanderung" (Hedschra) markiert den Beginn der islamischen Zeitrechnung. Er flieht nach Medina, wo er mehr Anhänger findet und zum "Gegenschlag" ausholt. Er unterwirft mit dem Schwert den Großteil Arabien und kehrt 8 Jahre nach seiner Flucht nach Mekka zurück, wo er 632 stirbt.

Mohammed hatte keinen Nachfolger bestimmt und so kommt es bereits unmittelbar nach seinem Tod zu Streitigkeiten um seine Nachfolge.
Die eine Partei ist sich darin einig, dass nur jemand aus der Prophetenfamilie die Nachfolge würde antreten können und sieht in Mohammeds Schwiegersohn Ali (verheiratet mit der einzigen Tochter Fatima) den einzig wahren Nachfolger.
Ein anderer Teil entschied sich für Abu Bakr und wählte den Vater von Mohammeds Lieblingsfrau Aischa zum Kalifen.

Hier bereits beginnt die Spaltung des Islam, die sich Jahre später endgültig vollziehen soll. Bereits 2 Jahre darauf stirbt Abu Bakr und erneut treten die Wahlmänner zusammen. Wieder wird Ali übergangen und mit Omar ein anderer zum Kalifen gewählt. Sowohl Abu Bakr als auch Omar setzen die Eroberung fort und besetzen nach und nach Persien, Syrien, Mesopotamien und Ägypten.
Nach der Ermordung Omars scheint die Zeit für Ali gekommen. Mittlerweile aber war die Dynastie der Omaijaden aus Damaskus mächtig geworden und setzt ihren Kandidaten Osman/Othman durch. Dieser sammelt erstmalig Zitate, die Mohammed geschrieben und gesagt haben soll. 653 wird die erste schriftliche Version des Koran abgeschlossen.

Erst mit dem Tod Osmans führt kein Weg mehr an Ali vorbei. Er wird Kalif. Allerdings hat er in Muawija, ein Omaijade einen Widersacher und auch in anderen Teilen bleibt seine Wahl umstritten. 661 wird Ali während eines Gebets in der Moschee von Kufa ermordet. Sein Sohn Hussein verzichtet auf das Kalifenamt, dieses übernimmt stattdessen Muawija. Erst mit dem Tod Muawijas meldet Hussein wieder Anspüche an. Muawijas Sohn und Nachfolger Yesid läßt Hussein in der Schlacht von Kerbela töten.

Endgültig kommt es zum Schisma zwischen der "Schiat Ali" (Partei Alis), den heutigen Schiiten und den Sunniten. Keine 60 Jahre nach der Hedschra bekämpfen bekämpfen sich Muslime im Namen des Islam.


by Leopold Bloom
 
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