Kyffhäusersage

uri.enrage

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Was könnt ihr mir alles zu der Kyffhäusersage erzählen?
Es gibt ja 2 verschiedene eine auf Friedrich II und später auf Friedrich I bezogen, was ist der Unterschied und weshalb änderte man das?
Ich muss einen 4 Seitigen oder längeren Aufsatz darüber schreiben das benotet wird deswegen bin ich für jede Information dankbar am besten mit Quelle.

und bitte postet mir keinen Link zu Wikipedia den so intelligent bin ich auch :D.

LG
 
Soweit ich weiß, war die Sage, wie du schon sagtest ursprünglich auf Friedrich II. bezogen, der auf Sizilien im Ätna schläft. Und zu Luthers Zeiten, war es in Deutschland dann Barbarossa, der im Kyffhäuser schläft. Mit der Sage sollte offensichtlich die schwindende Zentralmacht im Reich kompensiert werden, denn dieselbe Sage gibts noch für andere Berge und andere Kaiser, wie Karl den Großen, und den Untersberg bei Salzburg.
Es wurde wohl aus dem Grund Barbarossa gewählt, da er als der letzte große deutsche Kaiser angesehen wurde, anders als sein Enkel, der sehr selten in Deutschland war.
 
Es gab im 14./15. Jh. auch einen Oberrheinischen Revolutionär, der den staufischen Endkaiser offenbar in den Schwarzwald setzte. Und es soll noch viele weitere Versionen der Sage gegeben haben. Die Version mit dem Kyffhäuser ist einfach diejenige, die sich - aus welchen Gründen auch immer - durchgesetzt hat.
 
Die Kyffhäusersage hat sich ursprünglich auch auf Friedrich II. bezogen - gerade weil er so selten in Deutschland zu sehen war, glaubte man nicht an seinen Tod, was den Boden für viele "falsche Friedriche" bereitet hat. Im 16. Jahrhundert wurde diese spezielle Sage aus irgendeinem Grund auf Friedrich Barbarossa übertragen.
Die Zentralmacht war übrigens zu keiner Zeit am Schwinden, da es eine solche nie gegeben hat; die Sehnsucht nach einer zentralistischen "alten Kaiserherrlichkeit", die dann auch die Kyffhäusersage für sich instrumentalisiert hat, entstand erst im 19. Jahrhundert. Solche Sagen im Zusammenhang mit den beiden Friedrichen entstanden wohl eher deshalb, weil beide nicht in Deutschland gestorben waren (und Barbarossas Gebeine auch noch verschwunden sind), was eben manche wohl dazu veranlasste zu glauben, dass sie noch leben würden.
 
Die Kyffhäusersage hat sich ursprünglich auch auf Friedrich II. bezogen - gerade weil er so selten in Deutschland zu sehen war, glaubte man nicht an seinen Tod, was den Boden für viele "falsche Friedriche" bereitet hat. Im 16. Jahrhundert wurde diese spezielle Sage aus irgendeinem Grund auf Friedrich Barbarossa übertragen.
Die Zentralmacht war übrigens zu keiner Zeit am Schwinden, da es eine solche nie gegeben hat; die Sehnsucht nach einer zentralistischen "alten Kaiserherrlichkeit", die dann auch die Kyffhäusersage für sich instrumentalisiert hat, entstand erst im 19. Jahrhundert. Solche Sagen im Zusammenhang mit den beiden Friedrichen entstanden wohl eher deshalb, weil beide nicht in Deutschland gestorben waren (und Barbarossas Gebeine auch noch verschwunden sind), was eben manche wohl dazu veranlasste zu glauben, dass sie noch leben würden.

Aus irgendeinem Grund kanns doch wohl nicht sein : D muss doch bestimmt einen bestimmten Grund haben oder sagen wir so was wäre eure Meinung nach ein Grund dafür?
Und wofür brauchte man die Sage ? Wurde sie für irgendwelche Propaganda benutzt fals ja für welche?
 
Selbstverständlich gibt es einen Grund, nur kennen wir (bzw. ich) den nicht. Germanisten vielleicht, allerdings bin ich keiner. Vielleicht war Barbarossa generell populärer oder volkstümlicher als der doch sehr "entfernte" Friedrich II. Keine Ahnung.

Wozu man die Sage brauchte dürfte wohl einfacher zu beantworten sein: Zur Unterhaltung. Genauso wie jede andere Sage auch. Propagandistische Zwecke erhielt die Kyffhäusersage eben erst im 19. Jahrhundert, als sie von Preußen dazu instrumentalisiert wurde, Wilhelm I. als "Barbablanca" mit Barbarossa gleichzusetzen, der die alte deutsche Kaiserherrlichkeit und den deutschen Nationalstaat wiedererrichtet hätte - so wie es die Sage prophezeit hatte, dass es Barbarossa tun würde.
 
Die Kyffhäusersage hat sich ursprünglich auch auf Friedrich II. bezogen - gerade weil er so selten in Deutschland zu sehen war, glaubte man nicht an seinen Tod, was den Boden für viele "falsche Friedriche" bereitet hat. Im 16. Jahrhundert wurde diese spezielle Sage aus irgendeinem Grund auf Friedrich Barbarossa übertragen.
Wobei ich zu Zeiten Luthers mir eine Sehnsucht nach einer "Zentralmacht" eigentlich weniger vorstellen kann. Gab es da zu dem Zeitpunkt nicht eher eine Bedrohung durch eine "Zentralmacht" ganz konkret in der Person von Karl V.?
Oder sah man Barbarossa im Gegensatz zum "Spanier" Karl eher als einen Deutschen an?
 
An eine Sehnsucht nach Zentralmacht zur Zeit Luthers glaube ich auch weniger... Inwiefern aber Karl V. als Bedrohung in Form einer Zentralmacht angesehen werden kann, bin ich mir auch unsicher. Sein Kampf gegen die Reformation hat ja eher mit seinem kaiserlichen Selbstverständnis als eine Art weltliche Führungsfigur der Kirche zu tun als mit einem Plan zur Zentralisierung des Reiches. Dass er und die Fürsten dabei dennoch aneinandergeraten sind, versteht sich von selbst. Hochtrabende politische Konzepte würde ich aber auch ihm nicht unterstellen.
Übrigens war es v. a. auch die Zeit Karls V., in der sich mit dem Reichstag und den Reichskreisen (Exekutionsordnung 1555) nicht ungewichtige Instanzen herausgebildet haben, die auf ihre Art auch die Reichsfürsten bündelten und "zentralisierten" - ohne dass es großen Widerstand dieser dagegen gegeben hätte.
 
Mit dem Tode Friedrichs II. begannen sich Legenden um seinen Tod zu ranken.
Die Gerüchte, dass er noch lebe, sind vielleicht darauf zurückzuführen, dass sein Sohn seinen Tod zunächst aus politischen Gründen geheim hielt.
Auch dass er seine gesteckten Ziele nicht erreicht hatte, ließ Gegner und Befürworter an seinem Tod zweifeln.
So ist etwa ein Kontrakt aus dem Jahr 1257 bekannt, in dem zwei Edelleute einem Goldschmied 60 Scheffel Getreide versprachen, wenn dieser nachweise, dass Friedrich II. noch lebe.
Der Glaube an seine Mission und Wiederkehr wurde besonders von den Anhängern Joachim von Fiores genährt. Er galt als „messianische Rettergestalt, ein Vollstrecker der göttlichen Vorsehung, ein Heils- und Friedensbringer, dessen Rolle allerdings die Züchtigung der Kirche einschloss.“ Die Erwartungen an ihn sind also besonders mit seiner Opposition zur Kirche zu erklären. In der kaiserlosen Zeit nach seinem Tode verband sich dieser Gedanke mit der Sehnsucht nach einem starken Herrscher, der das Land eine. Bald traten die ersten „falsche Friedriche“ auf, wie Dietrich Holzschuh 1284 in Köln. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts hatte die Sage sich etwa so ausgeprägt:

„Kaiser Friedrich der II. wird am Ende der Zeiten wiederkommen, um Reich und Kirche zu erneuern. Dann wird er auch zum letzten Kreuzzug rüsten, übers Meer fahren, das Heilige Land erobern und am dürren Baum seinen Schild (oder seine Krone) aufhängen, um dem Kaisertum auf immer zu entsagen, weil das anbrechende Reich des Friedens keiner Herrschaft mehr bedarf.“

Galt der Kaiser zunächst noch als Wanderkaiser, der von Ort zu Ort zog, wird er in der Chronik des Wigand Gerstenberger Ende des 15. Jahrhunderts in den Kyffhäuser versetzt.
Im „Volksbüchlein vom Kaiser Friedrich“ wird 1519 erstmalig Barbarossa als der entrückte Kaiser genannt. Dort wird ein „hohle perg“ genannt, der auf einer Flugschrift von 1537 als Kyffhäuser identifiziert wird.
Nach Ablauf der natürlichen Lebensspanne Friedrichs II., wurde die Sage phantastischer ausgestaltet und mit schmückendem Beiwerk versehen. „Dass Verblassen des Kaiserbildes und das Verwischen seiner historisch-individuellen Züge machen ihn verwechsel- und schließlich austauschbar.“
Nachdem die Hoffnungen auf die Eroberung Jerusalems schon mit Friedrich dem II. verbunden worden waren, denke ich dass hier ein Scharnier für die Übertragung auf Barbarossa sein könnte. Ursprung der Kaisersage waren ja unter anderem die unvollendeten Aufgaben Friedrichs. Und Barbarossa ist ja auf dem Weg Jerusalem zu erobern gestorben.

Im Weiteren erfuhr die Sage weitere Ausschmückungen und dichterische Freiheit
Interessant ist auch, dass auch noch im 1696 die Sage auf Friedrich den II. gemünzt wurde. So berichtet Johann Hofmann dass er an einem goldenen Tisch sitze, durch den sein Bart gewachsen sei. Bei Georg Henning Behrens wird der Bart 1703 dann rot und der Träger zu Barbarossa. Auch er weist allerdings darauf hin, einige hielten den entrückten Kaiser für Friedrich II.

Naja, und das war ja eigentlich nur die Vorgeschichte, denn im 19. Jahrhundert wurde die Sage dann ja noch mal wichtiger. Aber das will ich heute nicht mehr nachlesen.

Hier mal ein Literatur-Tip:
Friedrich Barbarossa im Kyffhäuser ... - Google Bücher
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Rolle Barbarossas als Schanier?
Könnte man theoretisch behaupten, dass Barbarossas Plan von der Eroberung Jerusalems und der Vollendung dieses Planes als weiterführender Akt von der Bevölkerung angesehen wurde und das Friedrich II. einfach diesen Plan zu Ende gebracht hat, weil Barbarossa auf dem Weg nach Jerusalem verstarb?
Leider schade ,dass dieses google buch immer wieder einige Seiten "verschluckt"
 
Ja aber dieses Buch ist richtig gut
Ich bin eben fertig geworden wenn ich es zurückkriege und es nicht allzuschlecht ist kann ich es mal posten.

LG und danke :)
 
Propagandistische Zwecke erhielt die Kyffhäusersage eben erst im 19. Jahrhundert, als sie von Preußen dazu instrumentalisiert wurde, Wilhelm I. als "Barbablanca" mit Barbarossa gleichzusetzen, der die alte deutsche Kaiserherrlichkeit und den deutschen Nationalstaat wiedererrichtet hätte - so wie es die Sage prophezeit hatte, dass es Barbarossa tun würde.

Preußen ist wohl eher auf den Zug aufgesprungen. Die Barbarossasage war bereits während der Befreiungskriege sehr beliebt und mit der Forderung nach einem geeinten, deutschen Staat verbunden.

Die Zentralmacht war übrigens zu keiner Zeit am Schwinden, da es eine solche nie gegeben hat
Mit der Zentralmacht ist das Königtum als zentrale Schlüsselinstitution gemeint, und diese hatte im 10. und 11. Jahrhundert beispielsweise mehr Macht und Einfluss als im 16.Jhd.
 
Nein, hatte sie nicht. Oder anders ausgedrückt: Die Form der königlichen Herrschaftsausübung im Hochmittelalter ist mit derjenigen in der frühen Neuzeit nur schwer zu vergleichen. Im Hochmittelalter war der König allerdings auch auf den Konsens seiner Fürsten angewiesen - und direkte Herrschaft konnte er bloß in der Gegend ausüben, in der er gerade anwesend war. Das Problem hierbei war, dass es Gegenden gab, die der König sehr selten besuchte (so genannte "königsferne" Gegenden), beispielsweise Bayern im 10. oder Sachsen im 11. Jahrhundert.
Im 16. Jahrhundert war das hochmittelalterliche Wanderkönigtum zwar bereits mehr oder weniger ausgestorben, doch hatte der König nach wie vor den Vorsitz auf dem Reichstag inne (wo, im Gegensatz zu früh- und hochmittelalterlichen Hoftagen, wenigstens alle Reichsfürsten versammelt waren). Auch auf den Reichstagen des 16. Jahrhunderts kam es auf den Konsens zwischen den Fürsten an, wobei dieser Konsens da anders zustande kam als im Hochmittelalter (durch Wahlen in den einzelnen Kollegien im Reichstag statt durch Vermittlung des Königs auf Verhandlungen hinter verschlossenen Türen, wobei auch den Wahlen geheime Verhandlungen vorausgegangen waren).
Auch was die königliche Hausmacht anging, betrug diese im Hochmittelalter wie auch in der Frühneuzeit nicht den allergrößten Teil des Reiches, so dass auch hierbei die Macht des Königs in all den Jahrhunderten kaum geschwunden war.

Das sind jetzt alles nur vereinzelte Aspekte aus dem äußerst komplexen Gesamtzusammenhang, aber zusammenfassend kann man sagen, dass es eine köngliche Zentralmacht nie gab und was auch immer man unter "königlicher Macht" verstehen möchte, diese bis in die Neuzeit hinein nicht wesentlich geschmälert wurde, wie so häufig dargestellt.
 
Ja, stimmt, einige Rechte gingen allmählich vom König auf die Fürsten über wie beispielsweise das Münzrecht (der Trend setzte bereits im Hochmittelalter ein). Das ändert aber nichts daran, dass es nie eine Zentralmacht gegeben hat, die geschrumpft wäre. Die wesentlichen Aufgaben des Königtums blieben erhalten.
 
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