Wäre es möglich das ein Lanista einem seiner Gladiatoren die Freiheit schenkt und ihn dann als Leibwächter einsetzt? Oder ihn gar als Leibwächter verwendet wenn er noch sein Sklave ist?
Oder ist das eher unwahrscheinlich weil Gladiatoren ja oft Kriegsgefangene und Verbrecher waren?
Aber es gab auch viele Freiwillige, die vielleicht gut für so einen Job passen würden?
Sicher wäre es möglich, aber wozu erst jemanden freilassen, wenn es abgehalfterte Gladiatoren und solche, die es mal werden wollten reichlich gab, die froh über so einen Job gewesen wären.
Als Straßenkämpfer, Body Guard etc. braucht es nicht unbedingt Athleten-Qualitäten.
Stefan Henschel, eine Größe des alten St. Pauli Kiezes hatte nur wenige Profi-Kämpfe, bei einem seiner ersten Kämpfe machte der "göttliche Zuhälter" in der 3. Runde einen "Knicks". Auf dem Kiez aber konnte sich Henschel aber Jahrzehnte halten, ohne einer Bande wie der GMBH oder der Nutella anzugehören. Etliche Typen versuchten, sich einen Namen zu machen, aber Henschel schlug sie alle ungespitzt in den Boden.
Ein Leibwächter muss aber gar nicht jeden Gegner, Angreifer schlagen können, es genügt, dass alle wissen, dass er (und seine Kollegen) es können und tun werden.
Für einen Leibwächter ist vor allem Loyalität nötig. Um seine Motivation zu fördern wäre es absolut kontraproduktiv, ihm die Freiheit zu schenken und dann hoffen, dass er einen verteidigt.
Da sucht man nicht in der Arena, da nimmt man einen, der für die Arena nicht mehr taugt. Einen der froh ist, dass er eine Chance bekommt, einen der in einem Klientel-Verhältnis steht, einen, dessen Loyalität erprobt ist.
Gladiatoren konnte man unterteilen in 1. Servi Sklaven 2. Damnati Verurteilte und 3. Auctorati.
Damnati waren Kriminelle, die zur Gladiatorenschule verurteilt waren.
Die wurden im Gegensatz zu Kriminellen die zum Tode verurteilt wurden ausgebildet. Wenn ein damnatus wirklich sehr gut fechten konnte sich Fans erwarb, hatte er Chancen, die Verurteilung zu überleben.
Es widersprach aber dem Sinn der Justiz, wenn der römische Staat Kriminelle an der Waffe ausbildete. Man kann davon ausgehen, dass man sich dieser Klientel versuchte zu entledigen, dass sie den Dienst eben nicht überlebten, um ihre erweiterten Kenntnisse in der kriminellen Karriere anwenden zu können. Damnati hielt man für die gefährlichste Klasse, und dementsprechend wurden sie bewacht.
Sklaven waren zumindest ein Wertgegenstand. Der Besitzer, häufig der Lanista selbst, hat kein Interesse daran, dass er stirbt, sondern am Leben bleibt und seinen Wert steigert. Sklaven durften ein Viertel (?) ihrer Einkünfte behalten, und sie konnten durch Freikauf oder Freilassung sich aus der Sklaverei befreien. Das war natürlich auch ein großer Anreiz. Auf Grabsteinen berichten häufig Gladiatoren und Wagenlenker, dass sie sich selbst freigekauft hatten.
Die Auctorati die Freiwilligen waren am privilegiertesten. Es handelte sich um Freie oder Freigelassene, die freiwillig einen Vertrag über üblicherweise 3-4 Jahre. Sie galten anscheinend als ungefährlich, und sie brauchten auch nur zum Training erscheinen, durften aber außerhalb der Gladiatorenschule wohnen, nicht wenige von ihnen hatten Frauen, Kinder und einige besaßen selbst Sklaven. Einige Auctorati waren römische Bürger, die meisten stammten aus der ärmeren Bevölkerung, deren Besitz sich häufig auf das Bürgerrecht beschränkte. Es gab aber durchaus auch Leute selbst aus der Reichsaristokratie, die sich anwerben ließen.
Es gab Leute aus dem Ritter- oder Senatorenstand, die sich anwerben ließen, etliche von ihnen hatten vorher eine Ehrenstrafe provoziert, um sich anwerben zu lassen. Kaiser wie Augustus und Tiberius versuchten mit Gesetzen dagegen vorzugehen.
Es war nicht unüblich, das Personen von Stand Gladiaturfechten als Sport betrieben, ähnlich wie heute Führungskräfte Boxen, Jiu Jitsu, Karate oder Wing Tsun betreiben. Das höchste der Gefühle, was man sich erlauben konnte, ohne seine Reputation zu ruinieren, war beim Aufwärmtraining der Gladiatoren mit Holzwaffen mitzumachen. Auch die Kaiser waren häufig Fans einer bestimmten Armatur im Amphitheater oder eines Rennstalls im Circus: Caligula und Titus waren "parmularii" und bevorzugten die Thraker, die mit Krummschwert und Schild fochten. Domitian dagegen mochte diese nicht und bevorzugte die Murmillones. Commodus war Fan der Secutores.
Bei den Circus-Parteien waren anscheinend die Grünen sehr beliebt. Caligula, Nero, Titus, Lucius Verus und Septimius Geta gehörten zu dieser Partei. Vitellius und Caracalla waren Fans der Blauen, und Caracalla ging sogar soweit, Fans dieser Factio zu exekutieren.