Lausitzer Kultur

Das war leider nix mit dem Link.


:confused:


Auf meinem Ausdruck von 11/07 ist zwischen "lausitzer_kultur" ein Tiefstrich, welcher im vorhergehende Beitrag wegen der Unterstrichlinie nicht erkennbar außer der Lücke ist. Vielleicht versuchst Du es noch einmal damit. Allerdings ist das Wort "kultur" nur als Anfangsbuchstabe wahrscheinlich wegen der Zeilenlänge ausgedruckt. Dort steckt möglicherweise noch ein Problem. Vielleicht mußt Du bei archaeologie-online auch angemeldet sein.
 
Nach einem langen Streit ob die alten Lausitzer Vorfahren der Germanen oder Slawen seien ist man heute wohl weitgehend der Meinung, dass es sich hierbei um Protoillyrer handelt.

Wie weiter oben schon Hyokkose und der polnische Archäologe Bartek sachkundig schrieben, kann man das gerade NICHT sagen:

Hyokkose schrieb:
Das hört sich stark nach dem "Panillyrismus" an, der einst halb Europa von "Illyrern" oder "Protoillyrern" besiedelt sah. Derartige Thesen waren noch in den 1950ern und 60er Jahren in wissenschaftlichen Publikationen zu finden, sind aber m. W. seither ad acta gelegt. (Bekanntlich feiern ja alle ad acta gelegten Hypothesen früherer Generationen im Internet fröhliche Urständ.)

Man ist ja heute im allgemeinen viel vorsichtiger mit Spekulationen, die archäologische Kulturen mit Ethnien verbinden sollen, die erst 1000 Jahre oder gar später faßbar werden.

Bartek schrieb:
... die ganze Diskussion, wer die Vorfahrer der Slawen war oder woraus stammen sie ist heute noch ganz sinnlos.

In älteren Lexika findet man noch solche Hinweise auf bestimmte Ethnien, was aber bei Licht besehen Kaffesatzleserei ist. Wer will heute noch sagen oder nur vermuten, welche Völker 1400 v. Chr. die Lausitzer Kultur trugen?

Ganz abgesehen davon, dass diese Völker möglicherweise noch in prähistorischer Zeit untergingen und keinerlei Fortsetzung in historisch bezeugten Völkern fanden.
 
Ganz abgesehen davon, dass diese Völker möglicherweise noch in prähistorischer Zeit untergingen und keinerlei Fortsetzung in historisch bezeugten Völkern fanden.

Die bronzezeitliche LK geht ja bruchlos in die früheisenzeitliche Billendorfer über. Da wirkt einiges an Hallstatteinfluss aus dem Süden auf die Keramik, obwohl sich die Gefäßformen und Verzierungen trotz Veränderungen problemlos ableiten lassen. Die Eisentechnologie dürfte auch aus dem Süden übernommen worden sein. Interessant ist, dass in der Übergangsphase teilweise wieder Stein für Werkzeuge zum Einsatz kommt. Hier zeigt sich ein deutlicher Metallmangel. Bronze ist nicht mehr genügend vorhanden, die Eisentechnologie wird noch nicht beherrscht.
Beachtlich ist dann das langsame regelrechte Versickern der LK irgendwann nach 500, 400 v. Chr. Im Norden geraten sie unter den Druck von Jastorf. Aber da lassen sich auf Gräberfeldern auch Verschmelzungsprozesse beobachten. In der eigentlichen Lausitz aber verschwinden sie regelrecht. Gut beobachtet wurde das z.B. in einem begrenzten Gebiet nördlich von Uhyst bei Hoyerswerda. Da dort der Braunkohlenabbau näher rückte wurde die Gegend von interessierten Schülern zusammen mit den örtlichen Archäologen und Studenten seit den 70ern systematisch untersucht. Heute würde man das Survey nennen. Ein absolutes Hoch an Fundstellen brachte die Jung- und Jüngstbronzezeit und die Ältere Eisenzeit – also genau die Zeit der LK. Dann ist eine ganze Weile Ruhe. Es gibt zwar einige „germanische“ Befunde, die Slawen scheinen aber nur ab und zu durchgereist zu sein und dicht wird es erst wieder in der Frühdeutschen Zeit.
Keine Spuren einer gewaltsamen Beseitigung und Verdrängung, keine Zeichen von Abwanderung. Allerdings verliert die Keramik zum Ende hin deutlich an Qualität. Die Gräber sind voll von kleinen schlecht gemachten Gefäßen. Dazu muss man wissen, dass gerade die LK berühmt für ihre geschmackvolle und gut gemachte Keramik ist.
 
Seit einiger Zeit versuche ich, näheres über die Lausitzer Kultur zu erfahren; vor allem auch, welche Völker wohl aus ihr hervorgegangen sein könnten. Aber meine Bibliothek und auch das Internet verraten nur wenig darüber.

Wer weiß mehr? :grübel:
Eine Zuweisung von Völkern zu entsprechenden Kulturen ist schon in einiger Maßen schriftkundigen Zeiten schwierig. Ich denke da nur an das Germanenproblem, wer ist Germane, ab wann und wo. Dabei haben wir etliche römische Quellen. Wie schwer ist es da erst für die jüngere Bronzezeit Völkernamen zu finden, vor allem, da wir spätere Völkernamen auf frühere Kulturen übertragen oder Namen erfinden müssen. Wenn wir über die LK sprechen, müssen wir uns zuerst von den zwei großen Völkergruppen der Neuzeit oder des Mittelalters trennen, den Germanen und den Slawen. Die Germanen, besser Frühgermanen treten erst zum Ende der Lk auf bzw. während deren Endphase, der Billendorfer Kultur. Von Slawen kann man wohl frühestens ab dem ersten, zweiten Jahrhundert nach Christus sprechen. Es ist hier also fast wie zwischen Kelten und Germanen, zwischen den späteren Germanen und Slawen lagen Völker die weder Germanisch noch Slawisch, weder frühgermanisch noch frühslawisch waren, die sogar existierten als man weder von Germanen noch von Slawen sprechen konnte. Es ist hier schon der Name Illyrer oder Protoillyrer aufgetaucht. Hyokkose hat es schon richtig gesagt, dieser Terminus ist weitgehend überholt, vor allem weil die eigentlichen Illyrer mit dem westlichen Balkan identifiziert werden. Es ist hier ebenfalls erwähnt worden, daß die Lausitzer mit der Urnenfelderwanderung in Verbindung gebracht werden. Es ist dabei sicherlich schwer zu sagen, ob sie Auslöser dieser Wanderungen waren oder lediglich hineingezogen wurden. In diesem Zusammenhang sehe ich aber das Auftreten der Veneter in Italien und Gallien, bzw. dem späteren östlich der Weichsel. Ich halte diese westlichen Ableger für Spuren der Urnenfelderzeit und folge da gerne der Bezeichnung Veneter für die LK. Unproblematisch ist das natürlich nicht. Letztlich schließt man aus dem Vorhandensein der Veneter östlich der Weichsel nur auf ein östliches Ursprungsgebiet und zudem treten die östlichen Veneter erst hunderte von Jahren nach dem Ende der LK ins Rampenlicht und dann auch nur undeutlich. Ich sehe in diesen Lausitzer Venetern ein westindogermanisches Volk bzw. eine westindogermanische Völkergruppe, die ihren westlichen Nachbarn, den Vorläufern von Germanen, insbesondere den der Kelten und Italikern nahe stand. Erst das Vordringen frühgermanischer Gruppen am Ende der Bronzezeit und in der Eisenzeit von Elbe und Oder und von der Ostsee und das erscheinen keltischer Gruppen von Süden führt zu einer Ostwärtsbewegung in die Räume in denen sich später die Slawen bilden werden, welche dann als Veneter/Wenden bezeichnet werden.
 
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