Leben in Höhlen

Es gibt zahlreiche Belege dafür das Menschen früher in Grotten gelebt haben. Angefangen vom Neantertaler ,der den Höhlenbären eventuell auch ausgerottet hat ,oder waren es gar die späteren Homo sapiens? Im Harz in einer Höhle wurden Menschenknochen gefunden,die zu einer Gruppe von Menschen gehörten .An den Knochen wurden Ritz-und Schabspuren entdeckt ,was auch auf eine zeitweise kannibalistische Ernährungsweise mancher Menschen schließen lässt . Zudem war es in Europa im Vergleich zu heute auch mehrere Grade kälter mal abgesehn von den Eiszeiten. Auch dürften Schneehütten auch als Grotten bezeichnet worden sein.Wo auch immer der Mensch solche Behausungen nutzen konnte auf seinen Wanderschaften ,nutze er sie auch. Interessant ist auch das im russischen bzw. auch anderen slawischen Sprachen das Wort Stadt - gorod heisst abgekürzt grad oder grot .Es taucht auch in vielen Ortsnamen auch auf z. B. in Tschechien (Böhmen ) oder auch bekannte Städtenamen in Russland und Serbien Nowgorod , Belgrad usw. .In Deutschland z. B. Grotiza (bei Schwerin) Grotken ,Groten ,Grote -obwohl letzter Ortsnamen nicht unbedingt was mit Grotte bzw Stadt zu tun haben müssen.

Wie @Heine schon feststellte, sind wir hier im Leben-in-Höhlen-Thread.
Wie Höhlen in verschiedenen slawischen Ländern genannt werden, hat er auch aufgeführt. Klingt für mich verdammt ähnlich.

Du beziehst dich in deinen Ausführungen hauptsächlich auf die Slawen im Bereich der späteren Kiewer Rus:
Ich spreche für die russische Sprache,bzw die russischen Slawen und da steht fest das das Wort gorod schon vor dem 7 . Jahrhundert in Gebrauch war ( spätere Städte -und Ortschaftsgründungen lassen darauf schließen). Warum sollte man für Burg- bzw. Burgbefestigung ein anderes Wort erfinden, das scheint mir nicht plausibel. Das Wort gorod gab es vielleicht auch schon in abgewandelter Form und wurde von den Russen in der Steinzeit eventuell für eine befestigte Schneehüttensiedlung bzw .befestigte Bergsiedlung gebraucht. Ob das so war, oder nicht so war kann leider Keiner mit Sicherheit beweisen .Damit erübrigt sich jede weitere Diskussion darüber. Ich meinerseits schließe mich den Theorien einiger "Slawisten" dazu an.
Das ist nun aber gerade kein Berg-/Höhlenreiches Gebiet. OK - im flachen Land sind auch 50 m schon ein Berg. Aber auch wenn sich gerade in Kiew das berühmte Höhlenkloster befindet (möglicherweise haben dort schon die „Urslawen“ den Höhlenbären gejagt und das Ganze später mit einer urzeitlichen Burg gekrönt), ist im Stadtnamen nun gerade nichts von –gorod oder –grot zu sehen.
Auch das diese “ Urslawen“ sich vorher hauptsächlich in Schneehaussiedlungen vor Wetterunbilden schützten, halte ich für weit hergeholt. Zumal das im Sommer (auch im arktischen) nicht klappen dürfte. Außerdem ist die Gegend auch heute noch recht Waldreich. Oder soll sich das Grot (Grotte) auf sämtliche Arten von geschlossenen Behausungen mit einem Eingang beziehen? Quasi weil es dort drin so Dunkel wie in einer Höhle ist.
[FONT=&quot]Dann würde mich aber deine Deutungen/Herleitungen zu weiteren Begriffserklärungen für [/FONT][FONT=&quot]Грот[/FONT][FONT=&quot] auf der russ. Wikiseite [/FONT][FONT=&quot]interessieren. Speziell beim Segel bin ich ganz gespannt.[/FONT]
 
Wer meint das die Menschen der Steinzeit sich noch nicht verständigen konnten mit Kehllauten bzw Lippenlauten oder gar Worten, den kann ich leider nicht helfen .

Hat das hier jemand so pauschal behauptet?

Wenn wir von der Altsteinzeit ausgehen, so hatten Menschen vor 2 Millionen Jahren sicher noch nicht unser Sprechvermögen. Wie sich der Homo erectus verständigte, ist umstritten. Der Neanderetaler lebte vor etwa 200 000 bis 30 000 Jahren. Die Fähigkeit, Sprache zu verwenden, hat er sicher besessen. Dies kann man allein aus der Existenz des sogenannten Sprachknochens (zwischen Zungenwurzel und Kehlkopf) schließen, ein Charakteristikum des Skelettbaus sowohl des modernen als auch archaischen Menschen. Der moderne Mensch, der vor etwa 200 000 Jahren auftritt, besaß unzweifelhaft Sprachfähigkeit.

Ich spreche für die russische Sprache,bzw die russischen Slawen und da steht fest das das Wort gorod schon vor dem 7 . Jahrhundert in Gebrauch war ( spätere Städte -und Ortschaftsgründungen lassen darauf schließen). Warum sollte man für Burg- bzw. Burgbefestigung ein anderes Wort erfinden, das scheint mir nicht plausibel. Das Wort gorod gab es vielleicht auch schon in abgewandelter Form und wurde von den Russen in der Steinzeit eventuell für eine befestigte Schneehüttensiedlung bzw .befestigte Bergsiedlung gebraucht. Ob das so war, oder nicht so war kann leider Keiner mit Sicherheit beweisen .Damit erübrigt sich jede weitere Diskussion darüber. Ich meinerseits schließe mich den Theorien einiger "Slawisten" dazu an.

Die russische Wurzel gorod gibt es ähnlich in vielen indoeuropäischen Sprachen. Sie geht auf die indoeuropäische Wurzel *gher (= einzäunen, einfassen) zurück, auch auf indoeuropäisch *ghortos (= eingezäunter Ort). Man findet diese Sprachwurzel z.B. in schwedisch gard (= Hof, Haus), althochdeutsch gart (= Garten), litauisch gardas, altslawisch grad (= Burg, Stadt, Garten) usw.

Mit "Grotte" oder "Fels, Stein" hat das alles nichts zu tun. "Grotte" ist verwandt mit vulgärlateinisch crupta oder lateinisch crypta (= Krypta, Gruft) und hat eine völlig andere Herkunft und Ableitung als gorod. Der Begriff "Grotte" ist im Neuhochdeutschen erstmals im 15. Jh. (!) bezeugt und leitet sich von italienisch grotta (= Höhle, Grotte) ab.
 
Ich bin neu hier im Forum und das ist mein allererster Post. Bitte entschuldigt, wenn ich dabei Mist verzapfe...

Zum Höhlenthema: wir können uns ja leider vieles nur vorstellen, und das tue ich jetzt mal. Wäre ich ein Steinzeitmensch, ich glaube, ich hätte einen Heidenrespekt, in so eine Höhle tiefer als unbedingt notwendig hineinzugehen. Ich könnte mir vorstellen, dass Steinzeitmenschen den Eingangsbereich einer Höhle als Wohnbereich bevorzugten, weil das Innere der Höhle, hmmm, eine Art mystischer Ort war? Man weiss ja nichts über ihre (vor)religiösen Vorstellungen, aber gewiss haben sie sich ihre Gedanken zu bestimmten Phänomenen gemacht und Erklärungen dafür im "nichtwissenschaftlichen" Bereich gefunden. In einer Höhle gibt es ein Echo, die Stimme klingt anders, vielleicht riecht es komisch, das muss ihnen doch unheimlich gewesen sein.
Wir wissen ja auch nicht, wie ihr damaliges Weltbild war, vielleicht glaubten sie, eine Höhle ist der Eingang zum Reich der Toten, und nur der Schamane hatte Zutritt.

Das ist jetzt mal ganz laienhaft gedacht. Vielleicht gibt es ja Studien dazu, die kenne ich aber nicht. Ich habe aber auf jeden Fall schon gelesen, dass sie Abris bevorzugten.
 
Ich bin neu hier im Forum und das ist mein allererster Post. Bitte entschuldigt, wenn ich dabei Mist verzapfe...

Zum Höhlenthema: wir können uns ja leider vieles nur vorstellen, und das tue ich jetzt mal. Wäre ich ein Steinzeitmensch, ich glaube, ich hätte einen Heidenrespekt, in so eine Höhle tiefer als unbedingt notwendig hineinzugehen. Ich könnte mir vorstellen, dass Steinzeitmenschen den Eingangsbereich einer Höhle als Wohnbereich bevorzugten, weil das Innere der Höhle, hmmm, eine Art mystischer Ort war? Man weiss ja nichts über ihre (vor)religiösen Vorstellungen, aber gewiss haben sie sich ihre Gedanken zu bestimmten Phänomenen gemacht und Erklärungen dafür im "nichtwissenschaftlichen" Bereich gefunden. In einer Höhle gibt es ein Echo, die Stimme klingt anders, vielleicht riecht es komisch, das muss ihnen doch unheimlich gewesen sein.
Wir wissen ja auch nicht, wie ihr damaliges Weltbild war, vielleicht glaubten sie, eine Höhle ist der Eingang zum Reich der Toten, und nur der Schamane hatte Zutritt.

Das ist jetzt mal ganz laienhaft gedacht. Vielleicht gibt es ja Studien dazu, die kenne ich aber nicht. Ich habe aber auf jeden Fall schon gelesen, dass sie Abris bevorzugten.

Das kann ich mir gut vorstellen. Zumal in solchen Höhlen auch Knochen des Höhlenbären ,Höhlenlöwen ,Hyänen,Schneehasen und Schneehühnern gefunden wurden.
 
Ich spiel doch hier auf die der Knochen der Schneehasen und Schneehühner an:pfeif:, die verstreut mit anderen Knochen von Ungetier wie Höhlenbären:nono: usw. lagen.Ich glaube nicht ,dass die Menschen bei den vielen Knochen-wirrwarr unterscheiden konnten welche Knochen zu den harmloseren Schneehühnern gehörten und sich dadurch in ihrer Angst besänftigen ließen.:nono:
 
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Ich spiel doch hier auf die der Knochen der Schneehasen und Schneehühner an, die verstreut mit anderen Knochen von Ungetier wie Höhlenbären usw. lagen.Ich glaube nicht ,dass die Menschen bei den vielen Knochen-wirrwarr unterscheiden konnten welche Knochen zu den harmloseren Schneehühnern gehörten und sich dadurch in ihrer Angst besänftigen ließen.

Damals war Bio angesagt, sprich die Nahrung war nicht fein abgepackt, sondern wurde erlegt, gerupft oder gehäutet und zubereitet. Der Anblick von Knochen war also etwas Alltägliches. Die anatomischen Kenntnisse stellen sich dann ganz von alleine ein.
 
Das glaube ich sogar.
In einem Dokumentarfilm im Fernsehen ,sagte ein bekannter Ethnologe ,dessen Name mir leider entfallen ist und der bei Menschen eines Ureinwohnerstammes auf Papua Neuguinea mehrere Wochen zugebracht hat, das Kinder der Ureinwohner es problemlos geschafft haben ,auf einer Universität in Europa oder Afrika zu studieren , ohne schlechter als andere Studenten abzuschneiden. Diese Bewohner des Urwaldes auf Papua Neuguinea haben schon immer so gelebt, wie die Menschen aus der Steinzeit. Der Ethnologe schlußfolgerte daraus ,dass das Gehirn der Steinzeitmenschen genauso gut evolutionär ausgeprägt war ,wie das Gehirn der heutigen Menschen und das es auch zu gleichen Leistungen fähig war.
 
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Das glaube ich sogar.
In einem Dokumentarfilm im Fernsehen ,sagte ein bekannter Ethnologe ,dessen Name mir leider entfallen ist und der bei Menschen eines Ureinwohnerstammes auf Papua Neuguinea mehrere Wochen zugebracht hat, das Kinder der Ureinwohner es problemlos geschafft haben ,auf einer Universität in Europa oder Afrika zu studieren , ohne schlechter als andere Studenten abzuschneiden. Diese Bewohner des Urwaldes auf Papua Neuguinea haben schon immer so gelebt, wie die Menschen aus der Steinzeit. Der Ethnologe schlußfolgerte daraus ,dass das Gehirn der Steinzeitmenschen genauso gut evolutionär ausgeprägt war ,wie das Gehirn der heutigen Menschen und das es auch zu gleichen Leistungen fähig war.

Das war Jared Diamond. Seine Folgerung ist zwar differenzierter (und er hat Jahre in Neuguinea verbracht, nicht nur ein paar Wochen), im wesentlichen ist es jedoch seine Aussage.
 
Das war Jared Diamond. Seine Folgerung ist zwar differenzierter (und er hat Jahre in Neuguinea verbracht, nicht nur ein paar Wochen), im wesentlichen ist es jedoch seine Aussage.
Das wurde auch von Prof. Wulf Schiefenhövel so formuliert . Das vollständige Interview über das VOLK von Papua -Neuguinea ,dass noch wie in der Steinzeit lebt ,findet man in der ARD -Mediathek. Audio: Wulf Schiefenhövel, Menschenbeobachter - 17.02.2013 | ARD Mediathek | Bayern 1
oder man kann auch auf You Toube den Film dazu ansehen.

[MOD: YT- link gelöscht/ siehe Hinweise]
 
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Hallo liebe Forenmitglieder, ich bin der Neue!
Beim Schmökern stiess ich auf diese überaus interessante Diskussion. Vielleicht kann ich hier durch mein Interesse an der Speläologie, meine bescheidenen Erfahrungen und meine Literatur auf diesem Gebiet ein bisschen ergänzen und meinen Senf hinzufügen. Ich gebe hierzu sinngemäss teilweise aus Thomas Bitterlis ¨Speläologisches Inventar der Schweiz, Band III¨ wieder. Ich bin weder geschichtlicher noch speläologischer Fachmann sondern befasse mich aus hobbymässiger Abenteuerlust mit dem Thema Höhlen, befahre diese mal mit mehr, mal mit weniger Aufwand sowohl horizontal als auch vertikal und möchte dazu natürlich dann jeweils auch genauere geschichtliche, geologische odersonstwas Fakten erfahren und beziehe dies teilweise aus oben genanntem Fachbuch zur lokalen Speläologie.

Die Bedeutung der Höhlen in der Urgeschichte muss sicherlich regional unterschiedlich bewertet werden. Ich beschränke mich hier auf meine Herkunft, den Raum Basel, der im Süden durch Verkarstung etliche Höhlen und somit auch Funde der Frühzeit aufweist. Höhlen entstehen in verkarstungsfähigem Gestein, d.h. Kalksteinschichten lösen sich im Wasser auf und bilden Hohlräume. Im Schwarzwald, der aus kristallinem Tiefengestein (Gneis, Granit) besteht, wird man keine Höhlen finden. Es gibt auch Lavahöhlen oder tektonische Höhlen. Höhlen weisen regional sehr unterschiedliche Eigenschaften aus. Klar - sie sind auch auf völlig unterschiedliche Weise und zu unterschiedlichen Erdzeiten entstanden. Der slowenische Karst entwässert mit sehr langen, tiefen, schmalen Schicht- und Kluftfugengängen, südamerikanische Cenotes sind riesig und legendär für Höhlentaucher und entstanden in einer Zeit, als der Meeresspiegel noch niedriger als heute war (Tropfsteine unter Wasser beweisen dies) und vietnamesische Riesenhöhlen (z.B. Son Doong) bieten theoretisch Platz zum Durchfliegen eines Jumbos. Da waren riesige Wassermächte jahrmillionen lange am Werk. Diese Zeiträume muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Entgegen der weit verbreiteten populären Vorstellung waren bei den prähistorischen Menschen die Höhlen als Wohn- und Schutzraum wohl eher zweitrangig. Die Schutzwirkung der Höhle wird vermutlich überbewertet. Es überwiegten sicherlich Siedlungen unter freiem Himmel mit mehr oder weniger aufwändigen Zelt- und Hüttenkonstruktionen. Diese Siedlungen waren im Laufe der Zeit schutzlos der Erosion und Verwitterung ausgesetzt, dass da wohl aufgrund vollständiger Zersetzung heute nicht mehr viel übrig ist. Ganz im Gegensatz dazu bei ehemals besiedelten Höhlen.

Siedlungsreste in Abris und Höhlen blieben weitgehend dadurch erhalten, dass abwitternde Felsbereiche im Eingangsbereich einer Höhle diese Hinterlassenschaften vor der Verwitterung bewahrte. So blieben nicht nur anorganische Steinwerkzeuge, sondern beispielsweise auch organische Tierknochenreste und Holzkohlenreste erhalten. Durch wiederholte Besiedlung einer Höhle überlagern sich die Hinterlassenschaften verschiedener Aufenthalte. Wenn die Sedimentation rasch genug stattfindet, lassen sich offenbar die verschiedenen Siedlungshorizonte gut trennen. Auch die materielle Kulturentwicklung lässt sich hier dann offenbar gut nachvollziehen. Die Funde reichen hier meiner o.g. Quelle zufolge rund 500´000 Jahre alten Steinwerkzeugen bis zu sorgfältig ausgearbeiteten Kunst- und Schmuckobjekten von vor rund 7000 Jahren, also kurz vor der hiesigen Sesshaftigkeit und Ackerbautätigkeit.

Das leichtere Auffinden urgeschichtlicher Siedlungsplätze in Höhlen und ihre scheinbar reichere Ausbeute gegenüber Freilandsiedlungen liessen so verschiedene, nicht unbedingt zutreffende, populäre Vorstellungen erwachsen. Aus diesen Befunden entstand unter anderem wohl auch das romantische Bild der ¨Höhlenbewohner¨.

Welche Bedeutung Höhlen im spirituellen, geistigen Leben urgeschichtlicher Menschen hatte, wissen wir heute nicht. Unsere heutigen Deutungen beruhen auf heutige Vorstellungen unseres Kulturkreises und ethnographische Vergleiche. Dass der frühe Mensch ein grosses Interesse an Höhlen hatte, zeigen seine Spuren in zahlreichen Höhlen. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass mehrere hundert Meter tief in die Höhlen eingedrungen wurde (edit: oder nur bei selten guten Bedingungen wie gute Begehbarkeit, ausreichende Deckenhöhe, etc. Solche Höhlen gibt es ja durchaus, sind aber nicht repräsentativ). Neben den vielleicht befürchteten Mystik-Risiken war auch das Realrisiko ein sehr grosses. Auch heute noch sind Höhlenbefahrungen ohne entsprechende Hilfsmittel nicht ungefährlich. Selbst "einfache" Verletzungen wie Verstauchungen oder Brüche können zu aufwändigen mehrtägigen Rettungsaktionen der Höhlenrettung führen. Die Rettungsmassnahmen reichen hier im aufwändigsten Falle bis zur Bohrung oder Sprengung kleinerer Bereiche, damit die verletzte Person durch den Tunnel passt. Ich verweise hier mal auf eine mehrstündige Rettung einer Frau im solothurnischen Nidlenloch mit ¨nur¨ einem Schlüsselbeinbruch ca 1000m vom Eingang entfernt. Will sagen: derartig riskante Manöver (mit Fackel statt Geleucht!) hätte so mancher urzeitlicher Expeditionist unter Umständen mit dem Leben bezahlt. Höhlen sind keine Stollen sondern zumeist sehr eng, es wird gekrochen und geklettert. Und es ist meist plitschnass, die Unterkühlung fordert in der Nässe rasch ihren Tribut. Es ist meistens steil. Oft überwindet man in 1h nur ein- oder zweihundert Meter. Mir sind keine vorzeitlichen menschlichen Knochenfunde in hiesigen tieferen Höhlenbereichen bekannt (aber das soll ja nichts heissen). Hingegen wurden in den Cenoten menschliche Skelettteile gefunden. Darüber weiss ich jedoch nicht viel. Sie könnten auch hinein gefallen, geopfert, angeschwemmt worden sein. Ich weiss nicht, wie die Flutung der Cenoten und menschliches Leben zeitlich zueinander passen.

Was die Temperaturen in Höhlen angeht: normalerweise entspricht die konstante Innentemperatur einer Höhle dem Jahresmittel ihrer Gegend. Möglicherweise gibt es da auch Ausnahmen, soweit ich weiss, wartet irgend eine mexikanische Höhle mit über 40 Grad Celsius auf. (Höhlenforschung: In der Kammer der Kristallriesen - Natur & Umwelt- GEO.de)

So, my 2 cents :)
liebe Grüsse,
roquepommel
 
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Sowohl als auch ... kurzer Abriss

Entgegen der weit verbreiteten populären Vorstellung waren bei den prähistorischen Menschen die Höhlen als Wohn- und Schutzraum wohl eher zweitrangig. Die Schutzwirkung der Höhle wird vermutlich überbewertet. Es überwiegten sicherlich Siedlungen unter freiem Himmel mit mehr oder weniger aufwändigen Zelt- und Hüttenkonstruktionen. Diese Siedlungen waren im Laufe der Zeit schutzlos der Erosion und Verwitterung ausgesetzt, dass da wohl aufgrund vollständiger Zersetzung heute nicht mehr viel übrig ist. Ganz im Gegensatz dazu bei ehemals besiedelten Höhlen.

In Bilzingsleben und Schöningen konnte nachgewiesen werden, dass es Lagerplätze unter freiem Himmel gab.
Aus dem späten Gravettien stammt der Lagerplatz auf dem Linsenberg in Mainz; aus dem Spätglazial sind Andernach, Gönnersdorf (Rekonstruktion der Behausung), Nebra zu nennen. Bei Ehingen-Mühlen nutzte man einen Felsüberhang und ergänzte den Schutz mit einer Behausung (markierter Grundriss durch Steinplatten). Belege für Freilandsiedlungen fand man am Federsee (BaWü) aus dem Mesolithikum. Es wurden ebenso sandige, trockene Kuppen als Lagerplatz gewählt. In Norddeutschland gibt es ohnehin keine Höhlen, bei den Mittelgebirgen ist Schluss damit. Als Fundort sei hier deshalb noch Friesack (Brandenburg) zu nennen, wo man u. a. Netzreste (Fischerei), Seile aus Weidenbast und einen aus Birkenrinde gefalteten Behälter entdeckte.
Es ist also durchaus noch was übrig.


Welche Bedeutung Höhlen im spirituellen, geistigen Leben urgeschichtlicher Menschen hatte, wissen wir heute nicht.

In Höhlen fand man auch Bestattungen wie z. B. das Grab eines jugendlichen Neandertalers in Le Moustier. Das vom Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte erworbene Grab wurde leider im 2. WK zerstört. Weitere Fundstellen sind La Chapelle-aux-Saints und La Ferrassie. In La Ferrassie waren die Bestatteten sogar z. T. mit Platten abgedeckt.

Ich lese zu meinem Erstaunen etwas von Graslagern, die offenbar als Schlafplätze benutzt wurden und getrennten Schlaf- und Arbeitsbereichen. Ich muss meinen Einwand also zurücknehmen.

In der Sesselfelsgrotte (Abri) im Altmühltal zeugen mindestens 10 Fundschichten von der Besiedlung durch Neandertaler. In Folge (Aurignacien) wurden Höhlen wie die Geißenklösterle-Höhle besiedelt, in der man Flöten fand. Reiche Funde gab es auch in den Höhlen Vogelherd, Hohlenstein-Stadel und Hohle Fels.

Die Menschen haben, so vorhanden ,auch in Höhlen gewohnt ...
Hätten sie allerdings nur in Höhelen gewohnt, wären sie wegen Inzucht ausgestorben, da die Höhlen nun mal auch sehr weit auseinanderliegen und ein Kontakt zwischen Menschengruppen schlecht möglich gewesen wäre ....

Voraussetzung für einen Lagerplatz ist immer die Nähe eines Gewässers. Die schönste Höhle ist nichts wert, wenn nicht ausreichend Wasser in der Nähe ist. Über die Flusssysteme hielt man auch Kontakt und pflegte den Handel. Dass Talauen intensiv genutzt wurden, zeigten Ausgrabungen in der Neckartalaue bei Rottenburg-Siebenlinden.
 
Nachtrag

... Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass mehrere hundert Meter tief in die Höhlen eingedrungen wurde (edit: oder nur bei selten guten Bedingungen wie gute Begehbarkeit, ausreichende Deckenhöhe, etc. Solche Höhlen gibt es ja durchaus, sind aber nicht repräsentativ). Neben den vielleicht befürchteten Mystik-Risiken war auch das Realrisiko ein sehr grosses.
...
Was die Temperaturen in Höhlen angeht: normalerweise entspricht die konstante Innentemperatur einer Höhle dem Jahresmittel ihrer Gegend.
Mir kam soeben die Grotte di Castellana (Nähe Bari) in den Sinn, die ich vor 2 Jahren besuchte. Dort herrscht durchgehend eine Temperatur von 16 – 18°C. Das ist eine sehr angenehme Temperatur sowohl im heißen Sommer und erst recht im kalten Winter.
Die Höhlen von Castellana. Apulien
Anders dagegen die „Eisriesenwelt“ im Salzburger Land mit Temperaturen unter 0°C.

Die Grotte di Castellana war offensichtlich nicht von Menschen besiedelt, zumindest ist mir nichts darüber bekannt. Und die „Eisriesenwelt“ eignet sich denkbar schlecht für ein kuscheliges Zuhause. Es gibt also durchaus jede Menge Höhlen, aber nicht jede ist als Behausung geschaffen. Oder sie war bereits bewohnt. Und das Fell eines Bären muss bekanntlich erst erlegt sein, bevor man sich darin warm einwickeln kann. Zunächst musste eine Höhle auch erst einmal entdeckt werden.

Die Mystik spielt sicherlich auch eine große Rolle. Die Menschen hatten nur Fackeln, um Höhlen ausleuchten zu können. Da kann es schon zu gespenstischen Eindrücken kommen. In die riesige Drachenhöhle auf Mallorca drangen die Menschen auch in späterer Zeit offensichtlich nicht weiter als 200 m ein, also nur so weit, dass der Höhleneingang noch sichtbar war. Den See, auf dem man heute Boot fahren kann, kannten die „Höhlenmenschen“ wohl nicht. Coves del Drac ? Wikipedia

Auch in heutiger Zeit werden noch Höhlen in Europa bewohnt. Gemeint sind die Sassi von Matera (UNESCO-Weltkulturerbe; Besuch sehr zu empfehlen). Der englische Reiseführer Fodor’s soll es so formuliert haben: „Matera ist der einzige Ort der Welt, in dem die Bewohner behaupten können, dass sie in den gleichen Häusern wohnen, in denen ihre Ahnen vor 9000 Jahren lebten.“

In römischer Zeit ließ Tiberius in Sperlonga eine Grotte mit in den Bau der Villa einbeziehen. Eingerichtet wurden dort ein Triklinium und ein Nymphäum.

Höhlen hatten also zu keiner Zeit ihre Anziehungskraft als Behausung verloren.
 
Ob nun "die meisten" Neanderthaler im offenen Gelände und nicht in Höhlen lebten oder dort nicht viel Zeit verbrachten, wie einige Presseberichte streuen, sei mal dahingestellt.

Hier eine Meldung:
Neanderthals conducted much of their activities in the open landscape - HeritageDaily - Heritage & Archaeology News

Immerhin ist die Studie aus der Nature interessant, die sich jetzt mit einem Fund in offenem Gelände beschäftigt:

http://download.springer.com/static...fdf931d63277757654f32e6797314cb432631e2b7b144
The first Neanderthal remains from an open-air Middle Palaeolithic site in the Levant
 
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