Lebensgemeinschaften der Germanen

Die Frage ,die mich interessiert ist ,ob die Germanen wirklich nur dort in Dörfern lebten ,wo römische Lager und Handelsfaktoreien sich mit der zeit dazu entwickelt hatten oder ob die Germanen auch so das ein oder andere Dorf bewohnten ....
 
Fenris Mjöllnir schrieb:
Die Frage ,die mich interessiert ist ,ob die Germanen wirklich nur dort in Dörfern lebten ,wo römische Lager und Handelsfaktoreien sich mit der zeit dazu entwickelt hatten oder ob die Germanen auch so das ein oder andere Dorf bewohnten ....

Wo hast du das denn her? :confused:
 
Aus einem Buch ,das sich "Germania" schimpft aber auch schon älterer Herkunft ist ;)

Dort steht geschrieben ,dass sich die Germanen lediglich zu Heimwesen und Gemeinden zusammenschlossen ,nicht jedoch in wirklichen Dörfern lebten ,da das Leben in eben diesem als unmannhaft galt
 
Bei Wikipedia habe ich das gefunden:

Die Germanen wohnten in relativ kleinen Siedlungen. Aus den Bestattungsplätzen der Germanen schließen Archäologen, dass die Größe von Siedlungen bei etwa zweihundert Menschen lag. Die Siedlungen entwickelten sich selten planmäßig: Dort wo bereits ein Germane siedelte, kamen bald weitere hinzu. Ein Erbe dieser Siedlungsweise sind bis heute die so genannten Haufendörfer in Deutschland und anderen Ländern der germanischen Kulturkreises. Häufig wurden die Dörfer durch eine Art Zaun, selten durch eine richtige Palisade umgeben. Nur in den Grenzregionen zum römischen Reich wurden mit Beginn der Feindseligkeiten und gegenseitigen Übergriffe die Dörfer mit Wällen oder Palisaden geschützt und bewacht.
 
Eben so steht es dort geschrieben :)

Dies würde ich jedoch dann wieder eher als Gemeinde bezeichnen ,die aus mehreren Heimwesen bestand .

In dem Buch wird dies "Allmeind" genannt ,wie ich gerade nachgelesen habe :winke:
 
Fenris Mjöllnir schrieb:
Eben so steht es dort geschrieben :)

Dies würde ich jedoch dann wieder eher als Gemeinde bezeichnen ,die aus mehreren Heimwesen bestand .

In dem Buch wird dies "Allmeind" genannt ,wie ich gerade nachgelesen habe :winke:

Ich krieg ehrlich gesagt immer ziemliche Bauchschmerzen, wenn jemand mit Literatur über Germanen aus dem 19. Jahrhundert kommt. Die ist eigentlich nur sehr, sehr selten ernsthaft zu gebrauchen. Es wird da zuviel Zeug in der Art geschrieben, wie du es in Bezug auf die Mannhaftigkeit und das dörfliche Leben anführst. Da wird entweder viel phantasiert, oder die spärliche Quellen wie Tacitus gänzlich unkritisch übernommen.

Ich würde die bei Wikipedia beschriebene Siedlungsform getrost als Dorf ansehen und nicht als "Allmeinde" oder Gemeinde betrachten, vor allem da es sehr fragwürdig ist, ob die fraglichen germanischen Stämme sich überhaupt über eine solche Differenzierung Gedanken gemacht haben.
 
Ich krieg ehrlich gesagt immer ziemliche Bauchschmerzen, wenn jemand mit Literatur über Germanen aus dem 19. Jahrhundert kommt. Die ist eigentlich nur sehr, sehr selten ernsthaft zu gebrauchen. Es wird da zuviel Zeug in der Art geschrieben, wie du es in Bezug auf die Mannhaftigkeit und das dörfliche Leben anführst. Da wird entweder viel phantasiert, oder die spärliche Quellen wie Tacitus gänzlich unkritisch übernommen.

Ich würde die bei Wikipedia beschriebene Siedlungsform getrost als Dorf ansehen und nicht als "Allmeinde" oder Gemeinde betrachten, vor allem da es sehr fragwürdig ist, ob die fraglichen germanischen Stämme sich überhaupt über eine solche Differenzierung Gedanken gemacht haben.

Ich kann deine Bauchschmerzen verstehen ,aber doch kann man den Wahrheitsgehalt im Vergleich zu dem Auszug aus Wikipedia durchaus erkennen .

Mit der Schreibweise hast du allerdings durchaus recht . Oft wird mit vermeindlichen Charaktereigenschaften umhergeworfen . ;)

Ob die Stämme sich dagegen Gedanken darüber gemacht haben steht ja nicht zur Debatte ,sondern wie wir diese Lebensarten heutzutage Bezeichnen würden .


PS : Ich könnte einen neuen Thread eröffnen ,aber ich frage gleich hier : Gibt es genauere Informationen über den Namen der "Germanen" . Welcher Ursprung ist nun der richtige ? Ich las in verschiedensten Quellen von mehreren möglichen Ursprüngen .
 
So so ....bei den Germanen gab es auch unterschiedliche Siedlungsarten. Genauso verschieden, wie sich die einzelnen Stämme darstellten, waren auch ihre Siedlungsplätze.
In der vorrömischen Eisenzeit sind im südniedersächsischen Bergland Siedlungsplätze mit keltischem Einschlag zu verzeichnen. Da die Kelten Dörfer und Städte kannten, gab es hier wohl auch dorfähnliche Siedlungen.
Dagegen sind im Landkreis Cuxhaven Befestigungen der römischen Kaiserzeit nach Art der Holz-Erde-Mauern gefunden worden, die bestimmte Siedlungsplätze schützten. Es stellt sich die Frage, ob bestimmte Siedlungen als Mittelpunkte für den Handel, Verkehr oder Kult genutzt wurden. Das ist z.Zt. noch nicht geklärt.
Ein weiteres Beispiel:
Auf dem Stapelplatz in Bentumersiel haben sich die Germanen nur in der Sommerzeit aufgehalten. Im Winter lebten sie auf der benachbarten Wurt Jemgum-Kloster.

Die "Heidenschanze" (Ldkr.Cuxhaven) haben die Germanen in dem Zeitraum vom 1Jhd. v.Chr. bis 1.Jhd. n.Chr. besiedelt und diesen Platz mit einem doppelten Wall (den ein hölzernes Innengerüst und eine Außenpalisade (Holz-Erde-Mauer) verstärkten) geschützt.
Der überregionale Handel vollzog sich auf 2 Wegen: einmal per Schiff an der Nordseeküste entlang und dann in die Flüsse Ems, Weser und Elbe oder per Landweg entlang der West-Ost-Richtung am Rand der Mittelgebirgszone. Hier werden auch zahlreiche Siedlungen vermutet.
Aber meist bestand eine Siedlung aus z.B. 8 verstreut auseinanderliegenden Gehöften. Diese Siedlungsart änderte sich erst im 2.Jhd. n.Chr. . Jetzt lagen die Gehöfte enger beieinander und waren durch Zäune abgegrenzt. Das hatte schon eher einen Dorfcharakter. ;)


Quelle: Ur-u.Frühgeschichte Niedersachsens und diverse Germanenbücher
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Aus dem germanischen Siedlungsgebiet liegen archäologische Aufschlüsse aus Siedlungen in großer Fülle und Vielfalt vor. Sie vermitteln ein recht differenziertes Bild von Hausformen und Siedlungsstrukturen.

Über die Tatsache des absoluten Vorrangs der Holzbauweise hinaus lassen sich allerdings kaum Gemeinsamkeiten namhaft machen. Sowohl Mehrgehöftsiedlungen von der Art eines Dorfes wie auch Einzelhofsiedlungen sind belegt. Hingegen waren stadtartige Siedlungen unbekannt und befestigte Siedlungen außerordentlich selten.

Wegen des guten Erhaltungszustandes der Siedlungsreste verdienen die auf künstlich aufgeschütteten Hügeln (Wurten) errichteten Dörfer im Marschenland an der Nordsee besondere Erwähnung.

Bemerkenswert ist auch die vereinzelte Übernahme römischer Bautechniken im Grenzgebiet an der mittleren Donau.
 
Dieter schrieb:
Hingegen waren stadtartige Siedlungen unbekannt und befestigte Siedlungen außerordentlich selten.

Noch zur Ergänzung: die Chatten hatten eine Stadt mit Namen Mattium. Ob sie diese von den Kelten übernommen haben, das ist noch unbekannt, da man den genauen Ort noch nicht gefunden hat. Man vermutet es nur.... Germanicus hat diese in seinem Feldzug gegen die Chatten zerstört.

Und der Markomannenherrscher Marbod muß auf einem burgähnlichen Siedlungsplatz gelebt haben.
In wie weit die germanischen Burgen auch permanent bewohnt waren, ist auch noch nicht erforscht. Waren sie reine Fluchtburgen oder dienten sie auch als Herrschaftlicher Sitz? :grübel:

Bei einer Untersuchung einer germanischen Anlage vor ca. 30Jahren hat man nur festgestellt, daß die Bundeswehr dort gehaust hat..... :rofl:
Obwohl damals hat man auch noch keine Metallsuchgeräte systematisch eingesetzt. :winke:
 
Fenris Mjöllnir schrieb:
Die Frage ,die mich interessiert ist ,ob die Germanen wirklich nur dort in Dörfern lebten ,wo römische Lager und Handelsfaktoreien sich mit der zeit dazu entwickelt hatten oder ob die Germanen auch so das ein oder andere Dorf bewohnten ....

Lieber Fenris, auf dem Gebiet der Chatten ist der Hauptort Mattium bekannt, den die Römer einmal zerstörten. Ich würde schon schreiben, dass es natürlich auch in Germanien Dörfer oder Orte gab.
 
Nun gut . Danke schonmal für diese Antworten . Soll ich zu dieser Frage ein neues Thema eröffnen ? :confused:

PS : Ich könnte einen neuen Thread eröffnen ,aber ich frage gleich hier : Gibt es genauere Informationen über den Namen der "Germanen" . Welcher Ursprung ist nun der richtige ? Ich las in verschiedensten Quellen von mehreren möglichen Ursprüngen .
 
Es gab durchaus auch einige größere germanische Siedlungen. Vor allem ist die wahrscheinlich chattische von Fritzlar-Geißmar zu nennen. Während der Kaiserzeit existierten hier permanent etwa 30 bis 40 Höfe. Hier lebten vermutlich 400 bis 500 Bewohner, womit Geislar von der Größe etwa einem römischen Kastellort oder einer mittleren römischen Zivilsiedlung entsprach.
Gleichwohl wäre es falsch, schon von einer Stadt zu sprechen. Es gab zwar eine bescheidene Handwerksproduktion, doch ansonsten pflegten die Bewohner eine landwirtschaftliche Lebensweise. Laut "Die Römer in Hessen" erreichten von 30 dauerhaft besiedelten chattischen Dörfer noch etwa vier oder fünf die Größe von Geismar.
Abgesehen von den ehemaligen Römerstädten links des Rheins, entwickelten sich erst sehr langsam im rechtsrheinischen Gebiet stadtähnliche Siedlungen.
Es ist wohl tatsächlich so, dass die Germanen noch lange nach der Völkerwanderung auch links des Rheins ihre ländliche, auf Höfe, Weiler und Dörfer beschränkte Siedlungsweise beibehielten.
Rechts des Rheins ist meines Wissens noch überhaupt nicht sicher belegt, dass irgendeiner der Kastellorte oder eine der wenigen städtischen Siedlungen im 5. bis 7. Jahrhundert von den Germanen "übernommen" wurde. Häufig wurde dagegen beobachtet, dass Germanen kleine Siedlungen in der Nähe römischer Überreste gründeten (so auch in der Nähe von Speyer). Vielleicht wollten sie deren Rohstoffe ausbeuten, ohne direkt darin zu siedeln.
Links des Rheins ist die Situation etwas anders. Zumindest die Merowinger residierten ja in den ehemaligen Römerstädten des Rheinlands oder Nordfrankreich. Dabei profitierten sie sicher ein wenig von der verbliebenen romanischen Bevölkerung, die wohl weiterhin wichtige Bereiche wie die Verwaltung, die Kirchenorganisation etc. übernahm. Dort kam es auch häufig zu Kämpfen, so dass es günstiger war, in den ummauerten römischen Städten zu leben.
Warum ist das so ist, müsste eigentlich mal jemand erforschen. Meine Vermutung ist, dass den Germanen vor allem die technischen, zu Beginn aber auch die gesellschaftlichen Voraussetzungen fehlten, um in Städten zu lebten.
Rechtsrheinische Steinbauten aus der Völkerwanderungszeit sind nahezu unbekannt. Sie waren auch stark an geographische Gegebenheiten gebunden, etwa die Anwesenheit von Fließgewässern, weil sie keine Kanalisierungstechnik wie die römische kannten.
Sicher fehlte es auch an der industriellen wie politischen Organisation, um römische Städte ohne weiteres weiterzunutzen - schließlich mussten aufwendige Bauten wie Bäder, Theater oder Stadtmauern ständig imstand gesetzt werden, dies musste jemand bezahlen. Aufgrund des gewaltigen Bevölkerungsrückgangs hätte es wohl schon allein an Arbeitskräften dazu gefehlt. Großbauten gibt es in Deutschland erst wieder ab dem 7. Jahrhundert, als gleichzeitig Karolinger wie die Kirche über den Rhein drängen - in dieser Zeit entstanden viele wohl planmäßig aufgebaute Burgen und eben die ersten Steinkirchen und Klöster.
 
Ich nehme mich jetzt einfach mal zwischendurch Fenris' frage an...

Fenris Mjöllnir schrieb:
... Ich könnte einen neuen Thread eröffnen ,aber ich frage gleich hier : Gibt es genauere Informationen über den Namen der "Germanen" . Welcher Ursprung ist nun der richtige ? Ich las in verschiedensten Quellen von mehreren möglichen Ursprüngen .

Zwar weiß ich nicht, ob Du diese Variante auch gelesen hast, aber nach meinen Informationen verlasse ich mich auf die Lesart, daß der Name Germanen bzw. Germani erstmals bei Poseidonos von Apameia (ca. um 90 v.Chr.) belegt ist.
Die Germanen als Völkergruppe führten selbst wohl keinen gemeinsamen Namen, einer der Stämme (die Tungri(?)) erscheinen aber eben in der antiken Literatur als Germani. Diesen Namen übertrugen dann wohl die keltischen Stämme auf alle ihre nichtkeltischen östlichen Nachbarn. (nach Herder Lexikon "Germanische und keltische Mythologie" und dtv Atlas Weltgeschichte Bd. 1; Bücher sind von 1993 bzw. 1999 - es könnte also neuere Erkenntnisse geben).

:sorry: für den Zwischenruf; ich wollte nur Fenris' Frage beantworten :winke:

Weitermachen... :fs:
 
Dann darf ich den Zwischenruf wohl auch noch beantworten =)


Ich las folgendes :

Zum einen :

"Ger" wird mit "Speer" übersetzt . So nahmen die Männer den Namen "Speermänner" an ,was auf ihree kriegerische Art hinweist .

oder :

Die Kelten könnten den Germanen den Namen "Gairmanen" gegeben haben .
"Gairm" oder "garm" bedeutet soviel wie Lärmer ,Schreier etc. .
Soll also auf ihre Kampfweise aufmerksam machen und wurde dem zu folge als Schimpfwort gebraucht . Ein Schimpfwort ,dass die Germanen daraufhin evtl. annahmen und stolz trugen .

dazu noch :

Viele andere Namen sind nach "Germania" auch aus solch Schimpfworten entstanden .

zB der Name der "Hugenotten" etc.


PS : Nunja halt wieder veraltete Literatur auf deren Aussage ich mich nicht felsenfest stützen kann :winke:
 
Fenris Mjöllnir schrieb:
"Ger" wird mit "Speer" übersetzt . So nahmen die Männer den Namen "Speermänner" an ,was auf ihree kriegerische Art hinweist .
[/i]

Lieber Fenris, das mit den Speermännern habe ich auch gehört. Vielleicht ist das der Ursprung des Namens.
 
heinz schrieb:
Lieber Fenris, das mit den Speermännern habe ich auch gehört. Vielleicht ist das der Ursprung des Namens.

Das haut nicht hin, denn das Wort "Ger", das sich aus dem germanischen "gaiza" entwickelt hat, gab es zu der Zeit noch gar nicht, als der Name "Germanen" aufkam.

Im übrigen hatten wir diese Diskussion schon einmal:

http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=793
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Srry hyokkose . Da kann ich ja froh sein ,dass ich doch keinen Thread erstellt habe =)

Nunja wenigstens waren meine Vorschläge in der Diskussion auch vertreten . Aber die dortige Erläuterung klingt schon plausibel .

Thema beendet
 
Dann wäre ja die beliebte Kreuzworträtselfrage die nach dem germanischen Wort für Speer fragt falsch :D;)
 
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