Leningradblockade 1941-44

Ich war bis jetzt der Annahme das die brutale deutsche Kriegsführung der sich abzeichnenden Niederlage geschuldet war, aber offensichtlich war der Feldzug wirklich von den relevanten Stellen von Beginn an als Vernichtungskrieg angelegt.

Man kann sogar sagen, dass das Verhalten von Wehrmacht und SS die Niederlage beschleunigt hat. Denn der Backe-Plan (so nach Staatssekretär Herbert Backe) sah vor, die slawische Bevölkerung zu Sklaven zu degradieren und verhungern zu lassen. Sprich, das Getreide, was z.B. in der Ukraine geerntet wurde, sollte ins Reich abfließen und für die Ukrainer nichts übrig bleiben. Dieser Backe-Plan war also Teil des Generalplans Ost, dessen langfristiges Ziel die flächige Germanisierung weiter Teile an Ostsee ("Memel-Narew-Gebiet", "Ingerman(n)land") und Schwarzem Meer ("Gotengau") war und in den Gebieten dazwischen in Zentralorten. Der Backe-Plan war - um es ganz deutlich zu sagen - schon vor dem Überfall auf die SU den Wehrmachtsoffizieren bekannt gemacht worden.

Mit einer solchen "Umvolkungs"-Politik brachte man die zunächst den Deutschen durchaus wohlgesonnene Bevölkerung gegen sich auf, schuf erst das Partisanenproblem in der Etappe. Auch, dass man willkürlich Menschen als "Banditen" und "Saboteure" erschoss, führte erst dazu, dass die anfänglich kaum überlebensfähigen Partisanengruppen, die zunächst aus versprengten Rotarmisten bestanden, Unterstützung aus der lokalen Bevölkerung erhielten.

Die Planungen für die Gewinnung des "Lebensraums im Osten" nahmen erst zwischen 1939 und 1942 konkret Gestalt an, waren aber bereits früh angelegt. 1924 gab die NSDAP Mein Kampf heraus. Darin steht zu lesen (S. 741 ff.):

So sehr wir heute auch alle die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit Frankreich erkennen, so wirkungslos bliebe sie in der großen Linie, wenn sich in ihr unseraußenpolitisches Ziel erschöpfen würde. Sie kann und wird nur Sinn erhalten, wenn sie die Rückendeckung bietet für eine Vergrößerung des Lebensraumes unseres Volkes in Europa. Denn nicht in einer kolonialen Erwerbung haben wir die Lösung dieser Frage zu erblicken, sondern ausschließlich im Gewinn eines Siedlungsgebietes, das die
Grundfläche des Mutterlandes selbst erhöht und dadurch nicht nur die neuen Siedler in innigster Gemeinschaft mit dem Stammland erhält,
sondern der gesamten Raummenge jene Vorteile sichert, die in ihrer vereinten Größe liegen.
[...]
Das Recht auf Grund und Boden kann zur Pflicht werden, wenn ohne Bodenerweiterung ein großes Volk dem Untergang geweiht erscheint. Noch ganz besonders dann, wenn es sich dabei nicht um ein x-beliebiges Negervölkchen handelt, sondern um die germanische Mutter all des Lebens, das der heutigen Welt ihr kulturelles Bildgegeben hat. Deutschland wird entweder Weltmacht oder überhaupt nicht sein.
Zur Weltmacht aber braucht es jene Größe, die ihm in der heutigen Zeit die notwendige Bedeutung und seinen Bürgern das Leben gibt.
Damit ziehen wir Nationalsozialisten bewußt einen Strich unter die außenpolitische Richtung unserer Vorkriegszeit. Wir setzen dort an, wo man vor sechs Jahrhunderten endete. Wir stoppen den ewigen
Germanenzug nach dem Süden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Land im Osten. Wir schließen endlich ab die Kolonial- und Handelspolitik der Vorkriegszeit und gehen über zur Bodenpolitik der Zukunft.
Wenn wir aber heute in Europa von neuem Grund und Boden reden, können wir in erster Linie nur an
R u ß l a n d und die ihm untertanen Randstaaten denken.

Das Schicksal selbst scheint uns hier einen Fingerzeig geben zu wollen. Indem es Rußland dem Bolschewismus überantwortete, raubte es dem russischen Volke jene Intelligenz, die bisher dessen staatlichen Bestand herbeiführte und garantierte. Denn die Organisation eines russischen Staatsgebildes war nicht das Ergebnis der staatspolitischen Fähigkeiten des Slawentums in Rußland, sondern vielmehr nur ein wundervolles Beispiel für die staatenbildende Wirksamkeit des germanischen Elementes in einer minderwertigen Rasse. So sind zahlreiche mächtige Reiche der Erde geschaffen worden. Niedere Völker mit germanischen Organisatoren und Herren als Leiter derselben sind öfter
als einmal zu gewaltigen Staatengebilden angeschwollen und blieben bestehen, solange der rassische Kern der bildenden Staatsrasse sich erhielt. Seit Jahrhunderten zehrte Wiederaufnahme der Ostland-Politik Rußland von diesem germanischen Kern seiner oberenleitenden Schichten. Er kann heute als fast restlos ausgerottet und ausgelöscht angesehen werden. An seine Stelle ist der Jude getreten. So unmöglich es dem Russen an sich ist, aus eigener Kraft das Joch der Juden abzuschütteln, so unmöglich ist es dem Juden, das mächtige Reich auf die Dauer zu erhalten. Er selbst ist kein Element der Organi-
sation, sondern ein Ferment der Dekomposition. Das Riesenreich im Osten ist reif zum Zusammenbruch. Und das Ende der Judenherrschaft in Rußland wird auch das Ende Rußlands als Staat sein. Wir sind vom Schicksal ausersehen,Zeugen einer Katastrophe zu werden, die die gewaltigste
Bestätigung für die Richtigkeit der völkischen Rassentheorie sein wird.
Unsere Aufgabe, die Mission der nationalsozialistischen Bewegung, aber ist, unser eigenes Volk zu jener politischen Einsicht zu bringen, daß es sein Zukunftsziel nicht im berauschenden Eindruck eines
neuen Alexanderzuges erfüllt sieht, sondern vielmehr in der emsigen Arbeit des deutschen Pfluges, dem das Schwert nur den Boden zu geben hat.​

Natürlich war 1924 nicht vorauszusehen, dass der spinnerte (und noch nicht unumstrittene) Führer einer Splitterpartei mal erst Reichskanzler und dann "Führer" des Deutschen Reiches würde. Jedoch ist in diesen Worten schon all das angelegt, was keine zwanzig Jahre später in die Tat umzusetzen gesucht wurde.
 
Sehe ich auch so wie Freund Xander.

Nach allen was man über Hitlers Kriegsführung aus seriösen Quellen lesen kann, und was man von einigen damaligen Zeitzeugen (ich bin Jahrgang 41 und hatte Kontakt mit Zeitzeugen) hören konnte, ging es Hitler und seinen Kumpanen nicht nur darum eine europäische >Einheitsfront gegen den Bolschewismus< zu schaffen. Erinnert sei da, an der Blockade waren ja auch Finnen und Spanier (Blaue Division) beteiligt.

Nein, es ging darum diesen Bolschewismus auszurotten.
Und es ging diesen Faschisten auch darum, die Russen und andere Nationalitäten auszurotten, sowie auch einige Teile hinter den Ural zu jagen.

Das sich im Oktober 1941 Hitler dann für die unmenschliche Blockade entschied, also Abstand nahm von der militärischen Eroberung der Stadt von der aus die Oktoberrevolution 1917 begann, hing wohl auch mit den Angriffsplänen und Angriff auf Moskau (Oktober 1941) und auch Angriffsplänen/Angriff auf Stalingrad (neben der deutschen Wehrmacht waren da noch weitere 4 Länder beteiligt) zusammen.

Erinnert sei auch an Schostakowitschs 7. Sinfonie, die in Kuibyschew am 5.03.1942 uraufgeführt wurde.
 
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