Literarische Aufarbeitung des Ersten Weltkrieges in Deutschland

Erstmal ein paar Lektüreempfehlungen:
Hemmingway "In einem anderen Land"
Molnar: "Kriegsfahrten eines Ungarn"
Jünger: "In Stahlgewittern"
 
Wie wäre es damit?

http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=7362&ausgabe=200409

http://www.h-net.org/reviews/showrev.cgi?path=14614986320729

http://www.erster-weltkrieg.clio-online.de/_Rainbow/documents/poluzeit/apuz_hirschfeld.pdf

Ansonsten empfehle ich mal Recherchen zu

- Ernst Jünger
- Hermann Löns
- Edlef Köppen
- Erich Maria Remarque
- Arnold Zweig

Da findest Du bestimmt was!

Ich habe nur Autoren aufgeführt, die in deutscher Sprache geschrieben haben und nehme mal an, dass das für den Deutschunterricht reicht.
Wenn auch ausländische Autoren im 1. WK gesucht werden, müsstest Du Dich halt nochmal melden.


Gruß

Jacobum
 
Hallo ich habe eine langfristige Hausaufgabe in Deutsch bekommen,wozu ich keine Informationen finde.Wie erlebten Autoren den 1.Weltkrieg? ( Beispiele mit Erläuterungen!) Könnt ihr mir helfen? am 14.2.2007 muss ich das Thema vortragen...


Vielleicht hilft dir auch der Aufsatz "Exilliteratur während des Ersten Weltkriegs - Deutsche Schriftsteller in der Schweiz" von K. Franz weiter (s. http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=7302&ausgabe=200408 )
Zum Thema "Literatur und Erster Weltkrieg" findest du hier eine Reihe von weiteren Aufsätzen und weiterführende Links:
http://www.literaturkritik.de/public/inhalt.php?ausgabe=200408#toc_nr797


Viel Erfolg!
 
Es gab halt sehr viele autobiografische Berichte über die Frontzeit von vielen später berühmten Autoren (Vorsicht! "Im Westen nichts neues" ist keiner davon).
Die anderen haben ja schon viele genannt, ich möchte noch "Krieg" des späteren Kommunisten Ludwig Renn hinzufügen. Der konservative Schriftsteller Edwin Erich Dwinger, der später eine Nähe zu den Nationalsozialisten hatte, war an der Ostfront eingesetzt und schrieb mehrere Bücher über seine Zeit an der Front, den späteren Bürgerkrieg und die Kriegsgefangenschaft in Russland ("Armee hinter Stacheldraht", "Zwischen weiß und rot").
 
Sehr interessant: Ernst Wilhelm Lotz, ein zu Unrecht vergessener expressionistischer Lyriker.​
Starb am 26. September 1914 bei einem Sturmangriff auf die französischen Stellungen zwischen Cerny-en-Laonnois und Craonne.

Anfangs Kriegsbegeisterung:

„Und auf allen Gesichtern sieht man eine groß leuchtende Begeisterung, es gibt keine Unterschiede mehr zwischen Socialdemokraten, Elsässern und Patrioten, überhaupt kaum Hurrah-Patrioten, nur freudig-ernste Verteidiger des Vaterlandes. Das Wort Vaterland ist mir in diesen Tagen bedeutend geworden, denn wie mächtig muß ein Wort, ein Begriff sein, wenn die, die daran glauben, (…) daß ernste Leute, nicht sowohl dem Zwange gehorchend, sondern mit Wärme sprechen und handeln, um dieses Unsichtbare, Mystische, das auch ihnen erst in diesen Tagen aufgegangen ist, groß zu erhalten.“

Später Ernüchterung:

„Ich habe alle Sensationen des Krieges satt, die einen unmenschlichen Rohling entzücken können. Bei dem Wort Krieg sehe ich nur Unerquickliches, zerplatzte Bäuche, wimmernde Verwundete, weinende Kinder vor brennenden Häusern und brutale Kanonenschläge, die ganze Kolonnen zerfleischen.“

Eines seiner bewegenden Gedichte:

Wir sind nach Süden krank, nach Fernen, Wind,
Nach Wäldern, fremd von ungekühlten Lüsten,
Und Wüstengürteln, die voll Sonne sind,
Nach weißen Meeren, brodelnd an besonnte Küsten.

Wir sind nach Frauen krank, nach Fleisch und Poren,
Es müßten Pantherinnen sein, gefährlich zart,
In einem wild gekochten Fieberland geboren.
Wir sind versehnt nach Reizen unbekannter Art.

Wir sind nach Dingen krank, die wir nicht kennen.
Wir sind sehr jung. Und fiebern noch nach Welt.
Wir leuchten leise. - Doch wir könnten brennen.
Wir suchen immer Wind, der uns zu Flammen schwellt.“


Literatur (um mal dem "Link-Unwesen" entgegenzuwirken ;) ):

Draws-Tychsen, Hellmut (Hg.): Ernst Wilhelm Lotz. Prosaversuche und
Feldpostbriefe. Aus dem bisher unveröffentlichten Nachlass, Diessen vor München 1954.

Draws-Tychsen, Hellmut (Hg.): Ernst Wilhelm Lotz. Und schöne Raubtierflecken … Ein lyrisches Flugblatt, München 1968.

Esenwein, Jürgen v. (Hg.): Ernst Wilhelm Lotz. Gedichte, Prosa, Briefe, München 1994.
 
Zu ergänzen wäre vielleicht noch Georg Trakl, der als Apotheker an der Westfront diente und mit dem Grauen nicht fertig wurde und sich mit Kokain vergiftete. Sein Gedicht "Grodek" ist recht beeindruckend. Ein absolutes Standardwerk für den Weltkrieg und seine literarische Verarbeitung, ist und bleibt "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus. Ernst Friedrich war überzeugter Pazifist und er gründete das erste "Antikriegsmuseum". Sein viersprachiger Bildband "Krieg dem Kriege" ist bereits viele Male wiederaufgelegt worden. In der Weimarer Republik sorgte es wegen seiner ungeschminkten Bilder vom Krieg für ungeheures Aufsehen. Ein britischer Autor, der in Flandern heute noch viel gelesen wird, ist Wilfried Owen. Erwähnenswert sind auf deutscher Seite auch Walter Bloem, Walter Flex und last but not least Paul Ettighofer. Ettighofer war in der Weimarer Zeit ein sehr beliebter Autor, der in Büchern wie "Gespenster am Toten Mann" und "Das gefesselte Heer" sein eigenes Schicksal an Ost- und Westfront und in französischer Kriegsgefangenschaft verarbeitete. Ettighofer erlebt in den letzten Jahren eine Art Renaissance. Er ist nicht so kritisch wie Remarque und nicht so ironisch- sarkastisch wie Jünger. "Heldentum", "Soldatenehre" "Opfergang", "Waffenehre" das sind für ihn durchaus keine Begriffe, die längst zur hohlen Phrase verkommen waren. Doch sind seine Schilderungen überaus authentisch. Er beschreibt die ungerechte Behandlung der Elsässer in der deutschen Armee und gibt ein ungeschminktes Bild der Lebensbedingungen an der Front. Positiv fällt bei ihm auf, daß er von den Gegnern, seien es Franzosen, Briten, Russen oder Amerikaner stets mit Hochachtung sprach. In der Nazizeit konnte er sich nicht dem "Zeitgeist" verschließen, und seine Bücher aus dieser Zeit weisen zuweilen stark nationalistisch-chauvinistische und rassistische Tendenzen auf, etwa wenn er von "vertierten Senegalnegern" schreibt. Daß man sein Werk wiederentdeckt, ist durchaus berechtigt, denn Ettighofer konnte wirklich gut schreiben und seine Bücher vor 1933 sind überaus lesenswert.
 
Zu ergänzen wäre vielleicht noch Georg Trakl, der als Apotheker an der Westfront diente und mit dem Grauen nicht fertig wurde und sich mit Kokain vergiftete. Sein Gedicht "Grodek" ist recht beeindruckend.

Trakl ist zweifellos ein typischer Vertreter des literarischen Expressionismus. Aber er war als Österreicher ausschließlich an der Ostfront.
Über ihn und sein Gedicht Grodek habe ich mal vor 37 Jahren ein Referat (Facharbeit nennt man sowas heute.) halten "dürfen". Mein Deutsch-Pauker war ganz begeistert über meine Wahl, dabei dachte ich "1914 schon tot, kann nicht soviel Arbeit machen."(

Ob es Selbstmord war, oder ob er sich aus "Versehen" umbrachte, wird wohl immer ungeklärt bleiben.

Grüße Repo
 
Spontan fallen mir da noch folgende Schriftsteller ein:
Thomas Mann, Heinrich Mann, Hermann Hesse, Ernest Hemnigway

Es spielt sicher eine Rolle, ob man Schriftsteller betrachten möchte, die den 1.WK erlebten, aber nicht in ihrem Werk umsetzten oder Schriftsteller, die dies taten.
Es waren auch nicht immer nur die großen Romane, sondern Essays und Reden, ja sogar Flugblätter oder Aktivitäten in verschiedenen Gruppierungen oder Parteien.

Ernest Hemingway war im 1.WK Sanitäter und Kriegsberichterstatter in verschiedenen Kriegen, erst dann kam er zur Schriftstellerei.

Interessant ist auch die politische Richtung: Kriegsgegner/ Pazifisten und Kriegsbefürworter und auch hier die Gründe warum man dafür war (Alfred Kerr, Robert Musil, Richard Dehmel, Gerhart Hauptmann)
Thomas Mann war für den Krieg als Notwendigkeit um seiner Meinung nach ein noch größeres Übel zu bekämpfen. In zwei Essays, die er unmittelbar nach Kriegsausbruch verfasste – Gedanken im Kriege (August/September 1914) und Friedrich und die große Koalition (September bis Dezember 1914) – verteidigte er den Krieg und brach mit anderen Schriftstellern wie Stefan Zweig, Hermann Hesse, Arthur Schnitzler und Romain Rolland sowie seinem Bruder Heinrich Mann.

Dieser stand dem Kommunismus nahe und lehnte die Teilnahme Deutschlands am 1.WK grundsätzlich ab. Gemeinsam mit Käthe Kollwitz und Albert Einstein unterzeichnete er später Aufrufe zur Aktionseinheit der KPD und der SPD gegen die Nationalsozialisten.

Zurück zu Thomas Mann. Er ist auch ein Beispiel für den Wandel der Einstellung zum Krieg.

In Bekenntnisse eines Unpolitischen (1915-1918), welche er während des 1.WK schrieb ist er nicht nur zutiefst politisch, er distanziert sich bereits kurz nach Erscheinen des Werkes davon.
 
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Mir fällt noch ein gutes österreichisches Werk ein Theodor Czokor, "Der 9. November 1918". Czokor war durchaus kein Freund der Habsburger Monarchie, hat sich aber in vielen Dramen mit dem Zusammenbruch der Donaumonarchie beschäftigt. In einem Rekonvaleszentenheim in den Karavanken treffen sich verschiedene offiziere, die alle aus Grenzprovinzen des Reichs kommen. Durch Schneefall sind die Offiziere von der Außenwelt abgeschnitten. Der Oberst Radosin, aufgewachsen in den Traditionen der k. k. Armee versucht die kleine Gruppe zusammenzuhalten, doch ein Deserteur bringt die Nachricht vom Ende der Monarchie. Radosin weigert sich, sie zu glauben. Die Offiziere fühlen sich nicht länger als Österreicher, sondern als Tschechen, Slowenen, Italiener und Polen. Als Oberst Radosin die alte Fahne hißt, erweist ihr keiner der Offiziere die Ehre, worauf sich der Oberst erschießt. Sein Begräbnis wird zum Symbol des Endes der Monarchie. In einer Verfilmung aus den 60er Jahren stehen die Offiziere um das Grab und jeder schaufelt mit dem Spaten aus einem Stahlhelm Erde ins Grab. "Erde aus Kärnten", "Erde aus Polen", "slowenische Erde", "tschechische Erde", "italienische Erde" und schließlich "Erde aus Österreich".
 
Erwähnenswert ist allerdings auch John McGraw, der als Sanitätsoffizier an der 2. Schlacht von Ypern 1915 teilnahm. Sein Gedicht in "Flanders Fields" wird heute noch viel gelesen, und " In Flanders Fields" heißt heute noch das rennomierte Museum, das in der nach dem 1. Weltkrieg wiederaufgebauten, historischen Tuchhalle am Groten Markt in Ieper untergebracht ist.


In Flanders Fields the poppies grow,
between the crosses, row in row,
that mark our place, and in the sky
The larks still bravely singing, fly
Scarce heard amid the guns below.

We are the Dead. Short days ago
We lived, felt dawn, saw sunset glow,
Loved and were loved, and now we lie
In Flanders Fields.

Take up our quarrel with the foe:
To you from failing hands we throw
The torch; be yours to hold it high.
If we break faith with us who die
We shall not sleep, through poppies grow
In Flanders fields.
 
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Erich Maria Remarque

Durch Zufall habe ich heute erfahren dass Remarque bei uns – quasi in der Nachbarschaft – als Lehrer tätig war. Da hier im Forum einige Remarque Fans sind wollt ich Euch folgenden Artikel nicht vorenthalten.

Auf 33 Seiten hat Erich Maria Remarque in dem 1931 erschienen Roman „Der Weg zurück“ seine Zeit als Junglehrer in Lohne autobiografisch beschrieben.
Er unterrichtete vom 1.August 1919 bis zum 31 März 1920 an der damaligen Volksschule. Anschließend wechselte Remarque zur Volksschule nach Klein Berßen, wo er bis November 1920 tätig war.
Das bekannteste Werk des leidenschaftlichen Kriegsgegners, das 1929 seinen Weltruhm begründete, heißt „Im Westen nichts Neues“. Schonungslos werden dem Leser in dem Roman die Gräuel und die Sinnlosigkeit des Ersten Weltkriegs vor Augen geführt. Der Autor zog sich mit diesem Werk die Todfeindschaft der Nationalsozialisten zu. Die Bücher „Im Westen nichts Neues“ und „Der Weg zurück“ wurden 1933 von den Nazis verbrannt. Remarque wurde 1938 ausgebürgert. Der Autor wurde 1898 in Osnabrück geboren und zog 1916 in den Ersten Weltkrieg.
Quelle: Ems-Zeitung vom 18.01.2008 – Verfasser „lj“.

Manche Bemerkungen führen in den Tod. „Deutschland kann den Krieg nicht gewinnen, Russland ist zu groß“, sagte August Perk 1943 zu einer Nachbarin in Nordhorn.
Die Frau denunzierte den aus Lohne stammenden Mann, der ab 1940 bei Rawe in Nordhorn arbeitete. Die Nazis sperrten ihn ein. Perk überstand die Strapazen der Haft nicht. Der gläubige Katholik starb am 12.Mai 1945 in einem Braunschweiger Krankenhaus im Alter von 47 Jahren. Was August Perk Schreckliches als Soldat im Ersten Weltkrieg erlebte, hat der Weltberühmte Schriftsteller Erich Maria Remarque in seinem Buch „Im Westen nichts Neues“ verarbeitet. Das Werk wurde in über 50 Sprachen übersetzt und gilt mit geschätzten Verkaufzahlen zwischen 15 und 20 Millionen als eines der meistgelesen Bücher in der ganzen Welt. Remarque war vom 1.August 1919 bis zum 31.März 1920 Junglehrer in Lohne.
Mit Perk, der damals in einer Schmiede arbeitet, traf er sich häufig. Der Lohner berichtete dem Lehrer stundenlang von seinen Kriegserlebnissen.
 
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"Sperrfort Rocca Alta" von Luis Trenker. Luis Trenker hat selbst als Einjährig-Freiwilliger in Rocca Alta mitgekämpft.

Der Film "Berge in Flammen" von und mit Luis Trenker ist eine heute noch beeindruckende Schilderung der Kämpfe in den Alpen während des WWI.

Gneisenau
 
Mir ist noch eine Kriegsberichterstatterin eingefallen. Alice Schalek war die einzige weibliche Kriegsreporterin im 1. Weltkrieg. Sie stammte aus einer jüdischen Familie und hatte bereits 1913 verschiedene Reisen, u. a. nach Ostasien unternommen. 1915 wurde Schalek als österreichische Korrespondentin zugelassen, und mehrfach berichtete sie über die Kämpfe am Isonzo und den Dolomiten. Alice Schalek war selbst eine versierte Bergsteigerin. Während des Krieges verfasste sie patriotische Berichte wie ihr Buch "Tirol in Waffen". Karl Kraus hat ihr in seinen "Die letzten Tage der Menschheit" ein Anti- Denkmal gesetzt. Darin kommt "die Schalek" mehrfach vor, in einer Episode feuert sie selbst ein Geschütz auf die italienischen Stellungen ab. Sie prozessierte deshalb gegen Kraus, gab aber 1917 auf. Nach dem 1. Weltkrieg schrieb sie wieder Reiseberichte. Sie wurde 1939 von den Nazis verhaftet, konnte aber, dank Beziehungen über die Schweiz aus Österreich ausreisen.
 
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