Literatur Kriegsfotografie 1. Weltkrieg

M

Malte:)

Gast
Hallo :)
Ich schreibe in diesem Halbjahr im Geschichte Leistungskurs meine Facharbeit, und habe mich, auch aus Gründen des aktuellen Bezuges, für den Ersten Weltkrieg entschieden.
Ich beziehe mich in der Facharbeit auf die Rolle der Kriegsfotografie als Propagandamittel sowie die Veränderung der Darstellungsweise der Fotos im Laufe des Krieges.
Bevor ich nun in die Bibliothek laufe und irgendwelche Bücher mit Bildern ausleihe, wollte ich fragen ob ihr zufällig gute Literaturvorschläge habt zu diesem Thema.
Ich habe schon bei Amazon nach Bildsammlungen des Ersten Weltkrieges gesucht, bin mir aber nicht so recht sicher inwiefern diese wissenschaftlich sind, oder spielt das bei Bildern eigentlich keine Rolle?
Ich liste mal die Werke auf die ich schon als Lesezeichen markiert habe. Kennt jemand von euch eins davon und kann was dazu sagen?

Der Erste Weltkrieg: Eine europäische Katastrophe (ISBN: 978-3806227642)
Der 1. Weltkrieg: Dargestellt mit über 500 Fotos, Karten und Schlachtplänen (ISBN: 978-3846820018)
Die letzten Tage der Menschheit: Der Erste Weltkrieg in Bildern. Mit Texten von Karl Kraus (ISBN: 978-3863120047)
Der Erste Weltkrieg: Die visuelle Geschichte (ISBN: 978-3831025275)


Hoffe auf Antworten, sollte ich welche bekommen vielen Dank im vorraus ;-)

Liebe Grüße
Malte
 
Hallo Malte,

vorne weg: Ich bin kein Spezialist für die Fotographie des Ersten Weltkrieges. Aber im Prinzip sind wir beim ersten Weltkrieg ganz am Anfang der Zeit der Pressefotographie, die offizielle Propaganda griff noch auf Zeichner zurück, embedded journalists gab es noch nicht.
Ich würde also i.d.R. eher Privatfotos von Technikfreaks oder Portraitfotos erwarten, die Soldaten von sich für ihre Daheimgebliebenen machen ließen. Letztere hatten sicherlich auch propagandistische Zwecke, aber nicht so elaboriert.

Aber: Ich lasse mich wie immer gerne eines Besseren belehren.
 
Ich würde also i.d.R. eher Privatfotos von Technikfreaks oder Portraitfotos erwarten,
was mich selber erstaunt hatte:
bei google earth gibt es die Möglichkeit, sich historische Luftbilder anzeigen zu lassen - bzgl. meines Steckenpferds, den Festungen, bin ich dort auf diverse Luftaufnahmen aus der Zeit des ersten Weltkriegs gestoßen. (allerdings lässt sich da nicht immer die Quelle der Bilder ausfindig machen)

vermutlich sind Luftbilder (z.B. gibt es quasi davor-danach-Bilder von Verdun, Fort Douamont und Fort Vaux) ein Sonderfall innerhalb der eigentlichen Fragestellung, aber vielleicht lässt sich auch auf diesem Umweg (beginnende Luftfahrt etc) zusätzliches Material ausfindig machen.
 
Also ich habe in meiner Sammlung einen sehr schönen Bildband aus dem Jahr 1928 "Der Weltkrieg im Bild. Originalaufnahmen des Kriegs-Bild und -Filmamtes aus der modernen Materialschlacht", Berlin-Oldenburg 1928 ("Im Buchhandel nicht erhältlich."), "Den Frontkämpfern gewidmet", sogar mit Pergamentpapier zwischen den Seiten ;)
Blättert man diesen Bildband durch, erschleicht sich teilweise der Gedanke, dass einige Fotos wohl nachgestellt sind, aber wie auch immer, es sind Zerstörungen zu sehen, Aufmärsche, Abtransport Verwundeter, grosskalibrige Kanonen, etc., aber keine echten Kampfhandlungen und so gut wie keine Opfer/Tote - man kann davon ausgehen, dass diese Fotos hinter der Front "geschossen" wurden.
Aber eine gewisse/angestrebte Propaganda in der Gesamtheit des Bildbandes ist unübersehbar!

Der Bildband hat 350 Seiten - bis auf eine kurze Einleitung - ausschliesslich mit Fotos.
Beispielfotos aus dem Bildband: http://www.cpgg.info/docs/flugzeug_ueber_gizeh_wk1.JPG ;)
oder zum Seekrieg:
http://www.geschichtsthemen.de/Panzerkreuzer-l.jpg
http://www.geschichtsthemen.de/Skagerrak02-l.jpg
http://www.geschichtsthemen.de/Skagerrak03-l.jpg
http://www.geschichtsthemen.de/Torpedoboot02-l.jpg

Den Bildband gibt es antiquarisch zu kaufen, sogar über Amazon, die Preise tendieren zwischen 35 und 80 Euro...
 
Das Problem der nicht vorhandenen Kampfhandlungen bei den Bildern aus dem 1. WK liegt zum grossen Teil an der Ausrüstung der Photographen. Zum einen war noch sehr viel Plattenkameraausrüstung im Umlauf. Da musste man einiges schleppen. Die Platten, auf denen die Negative aufgenommen wurden waren aus Glas, also hochgradig bruchgefährdet.
Zum anderen waren die Emulsionen für die Filme nicht so lichtempfindlich wie vor 30 Jahren und gleichzeitig waren die Objektive auch nicht Lichtstark. Stichwort Ur-Leica. Daraus ergaben sich lange Belichtungszeiten. Und Unschärfen.
Die Propaganda ist wohl erst nach dem Krieg richtig aufgekommen. Deutschland war hochgradig traumarisiert und politisch zerstritten. Und jede Gruppierung und Splittergruppierung wollte die Deutungshoheit über das gewesene und die Zukunft haben, daraus ergab sich das jede Gruppierung ihre eigene Propaganda machte.
Denn Durchbruch der Propaganda brachte vor allem der Volksempfänger, ein Radio welches kaum Senderauswahl hatte, und die Wochenschau. Und das zusammen mit der Zensur durch die Behörden.
Aus den Gründen währe also ein anderes trauriges Jubiläum auch nicht schlecht für Deine Arbeit. Die 75. Wiederkehr des Beginns des 2. WK.

Apvar
 
Das trifft eher auf den amerikanischen Bürgerkrieg zu. Im ersten Weltkrieg gab es schon Kleinbildkameras (z.B. die Kodak-Box) mit Zelluloidrollen als Träger. Wichtige Fotos wurden jedoch auf großformatigen Balgkameras gemacht, die Qualität ist oft erstaunlich gut. Besonders die Bilder der Luftaufklärung, die mit sehr großen Negativen gemacht wurden, zeigen eine erstaunliche Schärfe.

Es zirkulieren einige Fotos die angeblich aus dem Krieg stammen, tatsächlich jedoch aus Filmen stammen, die in der Zwischenkriegszeit gedreht wurden. Daneben exisitieren jedoch einige tatsächlich echte Kampfszenen aus den Schützengräben. Diese sind aber sehr rar.

Vor vielen Jahren hatte ich mal eine mehrbändige Geschichte des 1 WKs gelesen, ich glaube es war ein französisches Werk von Larouse, ebenfalls strak bebildert. Darunter waren sehr viele Fotos die ich sonst nirgends gesehen habe, inklusive einiger dieser wenigen Bilder aus der ersten Frontlinie. Ein sehr beeidruckendes war völlig verwackelt, da während des Auslösens die Kamera durch einen Artillerienahtreffer umkippte.

Hier in D gab es vom Econ-Verlag einen großen Band über den 1 WK mit Janusz Piekalkiewicz als Herausgeber. Dieser enthielt sehr viele gute Bilder, wenn auch einige davon eindeutig falsch zugeordnet.
 
Hallo,

das Buch zu den letzten Tagen der Menschheit mit Fotos hast du schon erwähnt; vom gleichen Autor Anton Holzer ist zu deiner Fragestellung noch Die andere Front: Fotografie und Propaganda im Ersten Weltkrieg relevant, zumal er sich auf dieses Thema spezialisiert hat.

lg, Marie Luise
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich würde auch "die andere Front" empfehlen. Die Bilder stammen von den östlichen Kriegschauplätzen - aber warum nicht.

Zum Anlass des 2004er Jubiläums kam im Gero-Epoche-Heft "Erster Weltkrieg" ein Kapitel "Autochrome - Die Farben des Krieges". Alles Farbfotografien aus französischen Archiven. (gestellte) Schützengrabenszenen aber auch zerstörte Städte, Fotos aus der Rüstung, Zivilleben.

Leider wenig Text.

Falls du auch noch einen Ausblick über den WWI hinaus bringen willst (etwa um Veränderungen aufzuzeigen):
"The Mexican Suitcase". Da geht es um die Bilder der Fotoikonen Capa, Chaim und Taro im Spanischen Bürgerkrieg.
 
Brigitte Hamann, "Der erste Weltkrieg. Wahrheit und Lüge in Bildern und Texten", ISBN 978-3492045902 könnte noch interessant sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist vielleicht etwas OT, denn es geht hauptsächlich um Kriegsopfer und ist auch "erst" 1924 erschienen. Obwohl ich mich als Pazifist sehe, denke ich, könnte man es auch "Anti-Kriegspropaganda" nennen. Vorsicht, die Bilder sind sehr grausam.

Ernst Friedrich, Krieg dem Kriege, ISBN 3-421-05840-7
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Titel "Weimarer Republik" irriert.
Auf den ersten 115 (von 922) Seiten im DIN A4 Format sind Textdokumente und Bilder vom WK 1 abgebildet. Dieser Sammelband ist natürlich primäre eine Fundgrube für Interessenten, Historiker, Studenten, Lehrer und Dozenten an der Weimarer Republik.

auch hier gilt: Vorsicht, die Bilder sind sehr grausam.

Hrsg: Vom Kunstamt Kreuzberg und dem Inst. f. Theaterwissenschaften der Universität Köln, 3. Aufl., August 1977

Elefanten Press GmbH, Berlin

Exklusiver Vertrieb außerhalb der Ausstellung:
Zweitausendundeins, Frankfurt a.M.
 
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