Lots Frau

Dido

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Lots Frau erstarrte in der Bibel zur Salzsäule.

In der Bibelstelle Lukas 17, 31-33 heisst es dazu unter anderem:

"Denket an Lots Frau. Wer sein Leben zu retten versucht, der wird es verlieren. Wer es aber verliert, der wird es bewahren."

Diese Bibelstelle ist ziemlich zweideutig, denn mit dem Leben verlieren könnte der Tod gemeint sein, aber eben auch nur die Vertreibung aus der Stadt. Aber das nur am Rande.

Dabei stellt sich mir aber die Frage ob man Lots Frau jetzt als
- neugierig
- mitfühlend
oder ganz anders bezeichnen könnte.
Eigentlich wollte ich wissen ob man sie vielleicht als Inbegriff des Märtyrertums sehen kann, allerdings müsste man da den Begriff Märtyrer etwas weiter fassen. Die ursprüngliche Bedeutung umfasst nur den Tod und das Leiden für den religiösen Glauben, wenn man aber auch einen Märtyrer so versteht, dass er für eine Sache stirbt, könnte man dann nicht sagen, sie ist mit diesen Menschen als Märtyrerin gestorben.

(ich gebe zu das Thema ist eher religiös als geschichtlich, aber vielleicht kann mir trotzdem jemand weiterhelfen. Ich hoffe die Grenze wird hier nicht zu streng gezogen, und das Thema gelöscht, finde ich nämlich irgendwie interessant, denn Lots Frau wird ja vieles nachgesagt. Außerdem würde mich interessieren ob sie irgendwo mit Namen genannt wird, denn eine Namenlosigkeit würde für mich meine Überlegung noch bestärken?)
 
Der Name von Lots Frau wird nicht genannt, auch nicht der seiner beiden Töchter.

Ob Lots Frau aus Neugierde oder Mitleid (oder auch einfach nur aus Achtlosigkeit) zurückblickte, geht aus dem Bibeltext nicht hervor; es ist müßig, darüber zu spekulieren.
Märtyrertum kann ich auch nicht erkennen. Sie ist infolge ihres (nicht einmal zwangsläufig bewussten) Ungehorsams gestorben, aber es gibt keinen Hinweis darauf, dass sie mit den Menschen in Sodom und Gomorra sterben wollte.
 
Es wäre schon mal interessant zu schauen, wie denn die jüdischen Kommentatoren Gen. 19, 26 interpretierten. Denn dass Lukas Gen 19, 26 einfach so ins Evangelium übernimmt, ist eigentlich nicht sehr wahrscheinlich. Der biblische Satz muss also für seine jüdischen und judenchristlichen Zeitgenossen in einem entsprechenden Interpretament bekannt gewesen sein.
Denkbar wäre (Vorsicht: Hypothese!), dass das Zurückschauen - wieder in Rückbezug auf Lukas' Ausführungen - als Zeichen dafür, dass Lots Frau ihr Leben in Sodom nicht aufgeben wollte, weil sie es dort zu etwas gebracht hatten, interpretiert wurde.
 
Das mit den Kommentatoren ist eine gute Idee, das habe ich aber leider noch nie gemacht, und weiss nicht wie es geht. Kannst du mich vielleicht über PN instruieren?

Die Hypothese finde ich persönlich schlüssig: Sie versucht sich die Erinnerung zu bewahren und verliert dabei alles.
Weitere Hypothese: Es könnte auch eine Mahnung sein, nicht an Altem und Vergänglichem zu hängen sondern zu leben und im Wahrsten Sinne nach vorne zu sehen. Eine Lehre für das Leben, die gerade in einer Zeit passt, in der manches sehr mühsam war.
 
Es könnte auch eine Mahnung sein, nicht an Altem und Vergänglichem zu hängen sondern zu leben und im Wahrsten Sinne nach vorne zu sehen.
Wohl nur in diesem Falle, in dem das Alte sündig ist und Gott der Familie Lot ein neues Leben in Abkehr von Sodom und Gomorra anbietet. Frau Lot war zu dieser Abkehr wohl nur unzureichend bereit.
 
Wohl nur in diesem Falle, in dem das Alte sündig ist und Gott der Familie Lot ein neues Leben in Abkehr von Sodom und Gomorra anbietet. Frau Lot war zu dieser Abkehr wohl nur unzureichend bereit.
Darf ich fragen, wie du darauf kommst? Soviel ich weiss, geht es doch nicht nur an dieser Bibelstelle darum, dass Güter vergänglich sind, und man an diesen nicht hängen sollte. Darüberhinaus ist Lots Familie nicht die einzige, die gezwungen ist zu wandern. Wenn man jetzt noch dazunimmt, dass früher das Leben härter war, gehe ich mal davon aus, dass sich viele Menschen des Mittelalters und schon früher mit Lots Familie identifizieren konnten. Die Salzsäule von Lots Frau ist also quasi der mahnende Zeigefinger.

Oder bin ich da jetzt auf dem Holzweg? Ich warte ja noch auf die Anleitung, wie ich Kommentare ausfindig machen kann und überprüfen kann warum der Bibeltext eben in der Bibel landete, dann sehe ich wahrscheinlich, dass meine Theorie total daneben ist.
 
Wohl nur in diesem Falle, in dem das Alte sündig ist und Gott der Familie Lot ein neues Leben in Abkehr von Sodom und Gomorra anbietet. Frau Lot war zu dieser Abkehr wohl nur unzureichend bereit.

Inhärent ist dem Ganzen auch noch die Drohung des absoluten
" göttlichen Vernichtungswillens " für den den Fall der Nichtbefolgung
seiner " Anordnungen " ; " Hinweise " ; " Willensbekundungen ".....
Und der sofortige Vollzug der " Vernichtung" des nicht - oder
zuweniggläubigen Menschen .......

Ich sehe das ganze als Instrument der Autoritäts-Setzung an .
 
Ich warte ja noch auf die Anleitung, wie ich Kommentare ausfindig machen kann und überprüfen kann warum der Bibeltext eben in der Bibel landete, dann sehe ich wahrscheinlich, dass meine Theorie total daneben ist.

Um zu schauen, wie die jüdischen Kommentatoren diese die Stelle auslegten gehst du am besten in eine gut sortierte Bibliothek, also keine Kommunalbibliothek, sondern etwas größeres, und schaust mal nach Übersetzungen des palästinensischen oder des babylonischen Talmud.* Diese sind zwar in der schriftlichen Form erst später entstanden, nämlich nach der Zerstörung des Tempels 70 n. Chr., aber sie greifen ausdrücklich orale Traditionen auf, die älter sind.


*Ich habe vor Jahren mal eine englische ÜS der Mishna angeschaut, hab ich als etwas sperrig in Erinnerung.
 
Inhärent ist dem Ganzen auch noch die Drohung des absoluten "göttlichen Vernichtungswillens" für den den Fall der Nichtbefolgung seiner "Anordnungen"; "Hinweise"; "Willensbekundungen"...
Und der sofortige Vollzug der "Vernichtung" des nicht- oder
zuweniggläubigen Menschen .......

Ich sehe das ganze als Instrument der Autoritäts-Setzung an.

Man muss sehen, weshalb Sodom und Gomorrah vernichtet wurden. Zunächst ist der biblische Text da relativ unklar: Wegen der Sünde in diesen Städten. Als dann die Engel(? - die zwei Begleiter JHWHs jedenfalls) Sodom betraten und sich als Gäste bei Lot einquartierten, da drohte man ihnen ganz unverhohlen mit Vergewaltigung. Daher kommt auch das Wort Sodomie für Homosexualität in vergangener Zeit. Inzwischen hat der Begriff ja eine andere Bedeutung. Ich würde daher nicht unbedingt sagen, dass die Verfasser dieser Geschichte hier Gottes Autorität betonen wollten, als vielmehr die Sündhaftigkeit dieser Städte unterstreichen. Gottes Autorität wird sogar gewissermaßen in Frage gestellt, denn die Vorgeschichte ist ja die, dass Abraham der zuvor mit den drei Männern (JHWH und Begleiter) gespeist hat, nach der Ankündigung der Zerstörung mit Gott um die Rettung der Städte hadert. Letztendlich bekommt er Gott so weit, dass dieser ihm zugesteht, dass - wenn nur eine gerechte Seele in der Stadt zu finden sei, diese nicht zerstört würde. Gewissermaßen ist hier natürlich auch ein Bruch in der Erzählung. Lot und seine Töchter werden zwar gerettet, aber die Stadt nicht. Die zurückbleibenden Schwiegersöhne, von denen wir nicht wissen, ob sie zu den potentiellen Vergewaltigern gehörten oder einfach nur nicht an die Zerstörung der Stadt glaubten, wurden genau so vernichtet, wie Lots Frau.

Soviel ich weiss, geht es doch nicht nur an dieser Bibelstelle darum, dass Güter vergänglich sind, und man an diesen nicht hängen sollte.
Welche Stelle meinst du, Lukas 17, 32-33 oder Gen. 19, 26?
 
Um zu schauen, wie die jüdischen Kommentatoren diese die Stelle auslegten gehst du am besten in eine gut sortierte Bibliothek, also keine Kommunalbibliothek, sondern etwas größeres, und schaust mal nach Übersetzungen des palästinensischen oder des babylonischen Talmud.* Diese sind zwar in der schriftlichen Form erst später entstanden, nämlich nach der Zerstörung des Tempels 70 n. Chr., aber sie greifen ausdrücklich orale Traditionen auf, die älter sind.


*Ich habe vor Jahren mal eine englische ÜS der Mishna angeschaut, hab ich als etwas sperrig in Erinnerung.

Ah ok danke, das dürfte kein Problem sein.

Welche Stelle meinst du, Lukas 17, 32-33 oder Gen. 19, 26?
Ich meine Lukas 17, 32-33
 
Letztendlich bekommt er Gott so weit, dass dieser ihm zugesteht, dass - wenn nur eine gerechte Seele in der Stadt zu finden sei, diese nicht zerstört würde. Gewissermaßen ist hier natürlich auch ein Bruch in der Erzählung. Lot und seine Töchter werden zwar gerettet, aber die Stadt nicht.
Diesen Bruch sehe ich nicht: Abraham handelte die drei Männer auf zehn Gerechte herunter. So viele gab es in der Stadt eben nicht. Wahrscheinlich war überhaupt Lot der einzige Gerechte, seine Familie und seine Schwiegersöhne in spe sollte er wahrscheinlich nur gnadenhalber mitnehmen dürfen, um ihm ihren Verlust zu ersparen.
 
Ich denke mal, die Geschichte mit Lots Weib ist eine Ätiologie für eine bestimmte weithin bekannte Felsformation.

Das Verbot zurückzublicken, kommt ja häufiger vor. Mir fällt gerade Orpheus ein. Vielleicht ist es auch nicht das "Zurück", das verboten ist, sondern der Anblick des Grauens hinter den Flüchtenden. Da hätten wir bei Gorgo die Parallele. Scheint mir plausibler. Denn Homosexualität war den damaligen Wüstenstämmen so ziemlich der schlimmste Greuel. Lev. 18, 22. Dafür war der schrecklichste Untergang gerade angemessen.

Interessant in diesem Zusammenhang ist die Reihenfolge der Wertigkeit von Gastfreundschaft und der Unversehrtheit der Töchter, die Lot ja dem Pöbel statt seiner Gäste anbietet. Die Legende scheint einer sehr alten Tradition zu entstammen. Denn später hatten Frauen doch eine bessere Stellung, Judit z.B. und vor allem Lev. 19, 29.
 
Ob die Benennung diverser Halitformationen nach Lots Frau nicht eher rezent sind?

Im konkreten Einzelfall sicherlich. Es ist überhaupt fraglich, ob die damalige Formation die Zeiten überdauert hat. Aber das Prinzip ist sicherlich alt. D. h. die Tatsache, dass es rezente Identifikationen gibt, spricht nicht dagegen, dass es auch zur damaligen Zeit solche gegeben hat.
 
Also mit Verlaub, ich halte die Geschichte von Lots Frau als einer der krummen
Mythen des Alten Testaments und dürfte keinen realen Hintergrund haben! Man muss sich mal vorstellen, nur weil die Frau sich um geblickt haben soll, wurde sie getötet. Hier scheint eine große Frauenfeindlichkeit des Autors der wahre Hintergrund des Schreibers gewesen zu sein.
Wer daran glaubt, glaubt auch an die Schöpfungsgeschichte mit dem entstehen der Welt in sieben Tage, oder an die Vertreibung aus dem Paradies, nur weil der Adam einen Appel gegessen hat.
 
Also mit Verlaub, ich halte die Geschichte von Lots Frau als einer der krummen Mythen des Alten Testaments und dürfte keinen realen Hintergrund haben!

Ja und nein. Ereignishistorisch hat die Geschichte so, mit Jahwe und den Engeln, der Warnung und der Weigerung der Warnung zu folgen sicher nicht stattgefunden und das hat sicherlich auch niemand hier gemeint.
Es gibt allerdings durchaus Gründe anzunehmen, dass die Geschichte durch eine Naturkatastrophe inspiriert ist. Ob diese Gründe wiederum wasserdicht sind, ist dabei eine andere Frage.
Auf jeden Fall gibt die Geschichte aber Auskunft über die Vorstellungen vom Gastrecht im Nahen Osten, die ja hier von Lots Familie eingehalten, vom Rest der Stadt aber missachtet werden.
 
@Col.Race
es ist nicht wirklich das Thema ob da wirklich eine Frau in Stein verwandelt wurde, oder warum.

vielmehr geht es hier darum, was der schreiber den Lesern mitgeben wollte als er die Geschichte schrieb. das damit auch, wie fingalo anmerkte die damalige Wertigkeit mitschwingt oder sonstetwas zwischen den Zeilen steht - das sind die Informationen die aus dem Text heute noch zu entnehmen sind.
(nicht umsonst gibt es ähnliche Geschichten mit wechselnden Protagonisten in allen Weltreligionen - man hatte ähnliches zu vermitteln gesucht.)

damals war aber "Gottes Zorn" wohl noch eine echte Bedrohung, und ein probates Mittel um Leute zu etwas zu animieren bzw zu dessen Unterlassung.

die welt entstand in 6 Tagen, sonntags kam Formel 1. ;)
 
Es gibt allerdings durchaus Gründe anzunehmen, dass die Geschichte durch eine Naturkatastrophe inspiriert ist.

Diese These kenne ich auch und halte sie für sehr wahrscheinlich.
Auf jeden Fall gibt die Geschichte aber Auskunft über die Vorstellungen vom Gastrecht im Nahen Osten, die ja hier von Lots Familie eingehalten, vom Rest der Stadt aber missachtet werden.

Sorry, das ist mir zu weit weg!
die welt entstand in 6 Tagen, sonntags kam Formel 1. ;)

du hast Recht, ich bin über meine ungenauigkeit völlig zerknirscht. Ich denke aber, daß diese Boliden 4 PS hatten...wo sind die smilies
 
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