Frage: Was ist über die Intensität der NS-Propaganda zu laufenden Tiefflieger-Angriffen seit 1944 bekannt (die anlief, während Belege dafür trotz intensiver Nachforschungen nicht zu gewinnen waren). Welchen Nachhall hatte diese Propaganda auf die Zivilbevölkerung, die in das Kriegsgeschehen geriet? Ist es denkbar, dass die Präsenz der laufenden Berichterstattung auf die Wahrnehmung von Zeitzeugen Einfluß hatte, insbesondere eine Erklärung für nicht eindeutige Situationen bietet? Wie blieben diese Wahrnehmungen nach Kriegsende haften?
Nachdem mir dieser Thread mittelbar den Titel "Ochsenfrosch" verschafft hat. Was mich nicht so sehr amüsiert.
Ich zZ aus anderen Gründen eh nicht schlafen kann, habe ich mal ein paar Tausend Seiten meiner regionalen Literatur für die Jahre 44/45 durchgesehen.
Um es vorab zu sagen. Nichts mit Propaganda und Tiefflieger, gar nichts.
Es gibt Nachkriegsberichte von Augenzeugen über Angriffe auf Züge, bei denen berichtet wird, wie zuerst ein "Scheinangriff" geflogen wurde, um erst im zweiten Anflug, wenn die Menschen sich bereits in Sicherheit gebracht hatten, Loks und Waggons zusammenzuknallen. Um nur mal einen Punkt aufzulisten.
Vom 23.2.45 habe ich einen Zeitungsbericht gefunden:
"Wenn Tiefflieger kommen
Auf dem Feld beschäftigte Personen müssen selbst auf die Annäherung von Flugzeugen Obacht geben. Zu einem Tiefflug ansetzende Flieger oder plötzlich über Erhöhungen, über Wälder oder über Ortschaften auftauchende niedrig fliegende Maschinen müssen stets als feindliche angesprochen werden. ... Vom Flugzeug aus fallen alle hellen kontrastreichen Farben besonders auf, ebenso wird jede Bewegung auf der Erde schnellstens erkannt. Deshalb...."
aus dem Kreisamtsblatt der Wille
im selben Blatt wendet sich die Reichsbahn am 24.2.45 "An alle, die reisen müssen!"
Reisegepäck - luftschutzmäßig!
Wer heute reist, muss damit rechnen, dass feindliche Terrorflieger den Zug angreifen. (Ein Grund mehr, nur dann zu reisen, wenn es dringend nötig ist!) Darum: bei der Zusammenstellung des Reisegepäcks an diese Möglichkeit denken! Nichts mitnehmen, was nicht unbedingt gebraucht wird! Nach Möglichkeit aber eine warme dunkle Decke einpacken. (falls Schnee lieg, auch ein weißes Laken oder Nachthemd als Tarnschutz im Gelände!) Reiseproviant nicht vergessen, denn der Zug kann viele Stunden Verspätung haben. Und: Auf alle Fälle ein Verbandspäcken einstecken, das man sich aus etwas Verbandmull selbst herstellen kann"
hört sich eher an wie ein Offenbarungseid.
Am 21. März hat der Gauleiter Murr ein drittes "Sirenen-Warnsignal" verkündet:
"Akute Luftgefahr
(zwei etwa zwei Sekunden lang aufeinanderfolgende Heultöne)
Verhalten: sofort in Deckung gehen, Aufsuchen der Luftschutzräume im Hause; es besteht keine Zeit mehr, die entfernter liegenden LS-Räume aufzusuchen"
Dann könnte ich noch mit Anleitungen zum Bau von Luftschutzräumen dienen, aber das war´s dann auch.
Im Gegensatz noch zum Jahr 1943 fehlen
alle redaktionellen Berichte zu Luftangriffen!
In der Nachkriegsliteratur fällt dann auf, dass die Tieffliegeropfer unverhältnismäßig oft Frauen waren.
Fazit: Augenzeugenbeeinflussung durch Propaganda,
ist nicht.