Off Topic, da das eigentlich Neitzels "Soldatenprotokolle" betrifft, aber hier als Beleg verwendet wurde:
"
So berichtete etwa Unteroffizier Fischer, Pilot einer Me109, seinem Kameraden: »Ich habe alles umgelegt – Autobus auf der Straße, Zivilzug in Folkestone. Wir hatten Befehl, unten in die Städte reinzuschmeißen. Jeden Radfahrer habe ich beschossen.« Oder der Pilot Greim, der ebenfalls den Luftkrieg gegen England mitmachte: »Das erste Mal sind wir noch vorbeigeflogen, dann haben wir noch einmal Angriff gemacht und haben reingehalten, mein lieber Freund, das hat Spaß gemacht!« Ein anderer sekundierte mit der punktgenauen Vokabel für die lustvolle Gewaltausübung: »Die Sache hat mir einen Mordsspaß gemacht.«In keiner dieser Spaßgeschichten von Luftwaffensoldaten kommt ein Mitgefühl mit den Opfern vor. Ob Frauen, Kinder, Alte, Radfahrer oder feindliche Soldaten – sie waren Ziele, die man mit Vergnügen abknallte. So wurde die Unmenschlichkeit rasch zur Normalität, die gar nicht mehr reflektiert zu werden brauchte."
Du verwechselst hier Neitzels (zutreffende) Darstellung des
Referenzrahmens für Brutalitäten im Krieg, fehlendes Mitgefühl im Kapitel "Spaß" und "Jagd"
mit einem etwaigen Ereignis-Hintergrund. Ähnlich erging es zum Teil den Luftwaffen-Untersuchungen bei Nachforschung von Kriegsverbrechen der "Luftgangster" und "Murder & Co.", mit falschen Aussagebelastungen.
Beispiel Hans Hartigs (2. und 4./JG 26), bislang kein nachgewiesener Feindflug über "Südengland":
http://www.geschichtsforum.de/575403-post78.html
Vor dem Hintergrund prahlt Hartigs vor seinen Kameraden:
"Ich bin persönlich nach Süd-England geflogen. Wie sind
stündlich geflogen in 1943 und haben den Befehl gehabt, auf alles zu schießen,
nur auf nichts Militärisches. Wir haben Frauen und Kinder mit Kinderwagen umgelegt."
Ebenso ist die Story von v.Greim zu werten: ereignisgeschichtlicher Hintergrund unbewiesen, Darstellung zweifelhaft ("kostümierte Damen mit Schloßkapelle" anvisiert, zweimaliger Anflug)
Oder Uffz. Fischer ("Ich hieß in unserer Staffel der Berufssadist" - "Jeden Radfahrer habe ich beschossen" - vermutlich 1941!).
Ebenso Berichte,
nachts im Tiefflug angeblich gezielt in beleuchtete Fenster von Häusern reinzuzielen, oder im Tiefflug "die Straße entlang", mit eingebauten Scheinwerfer, den man anmacht, wenn ein Auto entgegenkommt. "Die dachten, es käme ein Auto ihnen entgegen". Dann das Auto abschießen (alles nachts!)
Oder die bewusste Versenkung eines "Kindertransportes" durch ein UBoot. "Woher wusstest Du, dass das Schiff die Kinder an Bord hatte? - Weil wir so ein großes Buch hatten (da stehen alle Namen drin), da gucken wir nach"
Neitzel geht es hier um die Gefühlswelt, bei der "Abschießen und Spaßhaben" zusammengehören,
nicht um Beweise für reale Ereignisse. In die gleiche Kategorie argumentiert Schnatz, wenn er "Späße" wie diese in Berichten von US-Piloten kommentiert: "25 Kühe" oder "10 Nazi-Supermen" oder: "eine Kuh, eine Radaranlage, eine Lokomotive" (möglichst noch genau in der genannten Reihenfolge). Die NS-Bezeichnung "Murder & Co.", auf Karikaturen und in der Propaganda, ist übrigens auf eine Aufschrift einer Bomberjacke eines US-Piloten zurückzuführen, vermutlich ein makabrer "Witz" im Stil der "Nose-Art" oder Bepinselung von Bomben mit "Grüßen".
Es geht also darum, welche Rückschlüsse von solchen Erzählungen auf die Soldaten möglich sind, nicht darum, ob die Geschichten wahr sind.