Luxusbedürfnis vor 100 Jahren

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Gast

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hab in GK eine Aufgabe bekommen, die ich überhaupt nicht gebacken bekomm. auch nichts in büchern und internet finde Aufgabe:erläutere den wandel von existenz- und luxusbedürfnissen eines deutschen stadtbewohners vor 100 jahren und heute

wer mir da irgednwelche quellen oder ansätze geben könnte, der würde mir echt ne hilfe sein. Danke schonmal fürs durchlesen.
 
Dann füttere deine Suchmaschine mal mit den Begriffen
Gründerzeit,
Historismus,
Jugendstil.
Überall Fa.Protz & Co.
 
Guten Morgen,

ich kann dir nur Ansätze geben, keine Quellen. Ich erzähle dir einfach ein paar Dinge, die ich mal gelesen habe, so als Denkanstoß.

So erinnere ich mich da z.B. an eine Unterhaltung, die Janina David Amazon.de: Ein Stück Himmel.: Bücher: Janina David im Kloster mit ihren Mitschülerinnen führt. Es geht darum, ob man schon einmal eine Orange gegessen hat. Janina schreibt, dass es bei ihnen zu Hause regelmäßig Orangen gegeben hatte, und einmal sogar eine Ananas, "aber das würde mir hier sowieso niemand glauben".

Mit anderen Worten: Es gab damals Dinge, die man zwar vielleicht gerne gegessen hätte, sich aber nicht leisten konnte. So etwas gibt es ja heute kaum noch. Ok, vielleicht Hummer oder so etwas, aber wenn man sich unbedingt einbildet, einmal Hummer essen zu müssen, dann kann man das tun und es wird einen nicht in den Ruin stürzen.

Dann denke ich an die Hausarbeit. Waschmaschine, Staubsauger, gar eine Spülmaschine? Die war, soviel ich weiß, noch nicht einmal erfunden. Mit anderen Worten: Da war Handarbeit angesagt. ... Wobei ich es allerdings heute nicht als Luxus empfinde, eine Waschmaschine nutzen zu können, sondern als Notwendigkeit. Da hat sich also ein Luxusbedürfnis offenbar zu einem Existenzbedürfnis gewandelt.

Was die Kleidung angeht, ist überhaupt einiges passiert. Wusstest du, dass man noch bis in die 50er Jahre Hemdkrägen "gewendet" hat? Das bedeutet, man hat den Kragen bzw. die Ärmelmanschette aufgetrennt und andersherum wieder zusammengenäht, weil er innen ja noch gut, außen aber schon abgetragen war.

Ich kann mir keinen Arbeitnehmer vorstellen, der heute ein Hemd mit gewendetem Kragen trägt. Wenn man nicht gerade ein Programmierergenie oder ähnliches ist, würde ich sagen, dass man mit geflickter Kleidung auf Dauer seinen Arbeitsplatz riskiert.

So, das waren jetzt nur mal ein paar Denkansätze.

Schöne Grüße

Petra
 
Ein absolutes Luxusgut des späten 19. Jahrhunderts war auch elektrischer Strom. Erst 1881 eröffnete Edison das erste kommerzielle Kraftwerk in New York. Es lieferte noch Gleichstrom, der ohnehin nicht weit transportiert werden konnte (Reichweite der Leitungen ab Kraftwerk: max. 2 km) und entsprechend teuer war. Erst ab der Jahrhundertwende wandelte sich der elektrische Strom zu einem Massenprodukt, dass dank Wechselstrom auch über weite Strecken transportiert werden konnte.
Daher können viele elektrische Haushaltsgeräte, die um 1890 erfunden wurden, als Luxusgeräte bezeichnet werden, z.B. (Staubsauger, Haarföhn etc.)

Ein weiteres Luxusgut um 1900 war das Automobil. Die "Benzinkutschen" wurden zunächst noch in Einzelarbeit hergestellt und waren entsprechend teuer. Sie wurden in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg zum Lieblingsspielzeug reicher Männer, die als "Herrenfahrer", "Autler" oder "Sonntagsfahrer" die schlecht ausgebauten Landstraßen unsicher machten. Erst in der Zwischenkriegszeit wandelte sich das Automobil zu einem Massenprodukt, dank Henry Fords Fließband-Produktion zuerst in den USA (Model Ford T), nach dem 2. Weltkrieg dann auch in Europa (in der BRD besonders der Volkswagen-Käfer).

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Entstehung der Konsumgesellschaft in den 1950ger Jahren. Sie ist in der BRD mit dem "Wirtschaftswunder", dem Verwischen der Klassenunterschiede in der "Nivellierten Mittelstandsgesellschaft" und dem Wahlmotte "Wohlstand für Alle!" verbunden. Wenn du dich für diese Zeit interessiert, kann ich dir nur das Buch: "Der Traum vom guten Leben" von Arne Andersen empfehlen.
 
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