MA-Arbeit Comic MAUS/Levinthal Mein Kampf

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Paul123

Gast
Guten Tag,

Ich schreibe momentan an meiner Masterarbeit in Geschichte bzw, bin eigentlich eher noch bei der Recherche. Mein vorläufiger Titel lautet: "Erinnerung aus zweiter Hand- die Auseinandersetzung von KünstlerInnen mit dem Holocaust anhand der Beispiele Maus von Art Spiegelman und Mein Kampf von David Levinthal".

Im weitesten Sinne geht es also um die Erinnerung einer Generation an den Holocaust, die diesen selbst nicht miterlebt hat. Natürlich geht es hier auch um die alternative Geschichtsschreibung, da es sich bei Maus um einen Comic und bei Mein Kampf um eine Fotoreihe von inszenierten Spielzeugszenen handelt.

Mir fehlt bisher jedoch eine klar definierte These oder Fragestellung. Damit tue ich mich gerade sehr schwer. Daher würde ich mich freuen, wenn hier Menschen sind, die diese Medien vielleicht kennen und Ideen haben unter welchen Aspekten man diese beiden Medien miteinander vergleichen/analysieren/untersuchen könnte. Es sollen natürlich keine komplett ausformulierten Thesen oder so sein, aber ein paar Denkanregungen, was euch vielleicht interessieren würde, wären sehr nett.

Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen! :)
 
Natürlich geht es hier auch um die alternative Geschichtsschreibung,
Eigentlich ja eher um alternative Formen der Geschichtsschreibung/darstellung.Das kann ein gewichtiger Unterschied sein, wobei zu fragen wäre, ob ein Comic überhaupt eine alternative Art ist oder nicht eigentlich die ursprünglichste... das besondere bei Spiegelman ist ja, dass es Menschen nur in der Gegenwart des Rahmenerzählers gibt, in der Rückschau aber alles Tiere sind.
 
Eine wichtige Besonderheit ist bei Spiegelman die Tiermethaper,das stimmt. Diese wird natürlich auch Beachtung finden wenn ich mich mit dem Comic auseinandersetze. Diese nutzt Spiegelman ja auch um deutlich zu machen, dass nicht er es ist der sich erinnert und er zum Beispiel keine Menschen darstellen wollte, die er selbst nie gesehen hat etc. Auch die Tiermethapher ist also unter anderem eine Hilfe für ihn ein Thema darzustellen, welches er nicht selbst erlebt hat. Ebenso macht es Levinthal mit seinen Bildern. Er zeigt mit den Bildern das auf, was er vermittelt bekommen hat. Ihm ist es nicht in erster Linie wichtig den Holocaust selbst darzustellen, sondern auch die Auseinandersetzung damit wie man etwas erinnern kann, was man nicht selbst erlebt hat. Die Fragestellungen bzw. These die ich noch suche, sollte also möglichst so formuliert werden, dass ich beide Medien dahingehend untersuchen kann....und da fehlt mir noch ein bisschen die Richtung.
 
Guten Tag,

Ich schreibe momentan an meiner Masterarbeit in Geschichte bzw, bin eigentlich eher noch bei der Recherche. Mein vorläufiger Titel lautet: "Erinnerung aus zweiter Hand- die Auseinandersetzung von KünstlerInnen mit dem Holocaust anhand der Beispiele Maus von Art Spiegelman und Mein Kampf von David Levinthal".

Im weitesten Sinne geht es also um die Erinnerung einer Generation an den Holocaust, die diesen selbst nicht miterlebt hat. Natürlich geht es hier auch um die alternative Geschichtsschreibung, da es sich bei Maus um einen Comic und bei Mein Kampf um eine Fotoreihe von inszenierten Spielzeugszenen handelt.

Mir fehlt bisher jedoch eine klar definierte These oder Fragestellung. Damit tue ich mich gerade sehr schwer. Daher würde ich mich freuen, wenn hier Menschen sind, die diese Medien vielleicht kennen und Ideen haben unter welchen Aspekten man diese beiden Medien miteinander vergleichen/analysieren/untersuchen könnte. Es sollen natürlich keine komplett ausformulierten Thesen oder so sein, aber ein paar Denkanregungen, was euch vielleicht interessieren würde, wären sehr nett.

Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen! :)

Ich kenne Levinthals Werk nicht, aber Art Spiegelmans' Maus. Die Art der Darstellung mit den Tieren wurde schon angesprochen und ist wichtig, aber für meinen Geschmack auch die Art, wie sich Art Spiegelmans "Alter Ego" seinem Vater im Comic narrativ annähert, auch seine Intention. Ich glaube, ein zentrales Thema ist, dass Spiegelmans Leben indirekt durch den Holocaust beeinflusst wurde, in der Form, dass sich die Traumata auf sein Leben auswirkte. Wenige Jahre nach dem Selbstmord seiner Mutter 1968 veröffentlichte Spiegelman einen kurzen autobiografischen Strip namens "Prisoner on the Hell Planet", den man als kleine, aber wichtige Vorstudie der Thematik in "Maus" interpretieren kann. Sie wurde später auch ein Teil von "Maus".

http://3.bp.blogspot.com/-mJaPHAdVlOY/T-a7GwE6N1I/AAAAAAAAAFw/TzVUK3dVdLE/s1600/prisoner.jpg

Noch stärker als in Maus, steht hier Spiegelman selbst im Mittelpunkt, der die Zeit vom Selbstmord bis nach dem Begräbnis seiner Mutter beschreibt und zeigt, was er fühlt. Der Bezug zum Holocaust ist noch nicht sehr direkt, aber doch präsent - eventuell in den Sträflingsklamotten abzulesen, in denen sich Spiegelman zeichnet, auf jeden Fall aber in einem kleinen Panel auf Seite 4 oben, in dem zu sehen ist, welche Erklärungen Spiegelman für den Tod seiner Mutter sucht.

Man könnte das so fortsetzen, dass Spiegelman für "Maus" endlich die Familientraumata aufarbeiten wollte, und das es somit nicht allein um eine Darstellung des Holocaust durch Dritte geht, sondern auch darum, was der Holocaust mit Spiegelmans Eltern und ihm selbst gemacht hat.
Spiegelman ist sich dabei der Unzulänglichkeiten bewusst, die einstige Realität darzustellen, und dies wird sowohl in der Rahmenhandlung thematisiert als auch ästhetisch dargestellt. Eine Schlüsselszene für diese Ebene ist sicher das Gespräch Spiegelmans mit seinem Psychiater (der auch Holocaust-Überlebender ist und in Auschwitz war). Ist glaube ich, am Anfang des 2. Bandes zu finden. Auch hier ist der Dialog ebensowichtig wie die Darstellung - ich meine mich zu erinnern, dass hier eine Zeichnung zu sehen ist, in dem Spiegelman und der Psychiater so gezeichnet sind, dass man sieht, dass sie nur Tiermasken aufhaben, die einzige in dieser Form im Buch.

Na ja, dies mal als ein paar Anregungen.
 
aber für meinen Geschmack auch die Art, wie sich Art Spiegelmans "Alter Ego" seinem Vater im Comic narrativ annähert, auch seine Intention. Ich glaube, ein zentrales Thema ist, dass Spiegelmans Leben indirekt durch den Holocaust beeinflusst wurde, in der Form, dass sich die Traumata auf sein Leben auswirkte. Wenige Jahre nach dem Selbstmord seiner Mutter 1968 veröffentlichte Spiegelman einen kurzen autobiografischen Strip namens "Prisoner on the Hell Planet", den man als kleine, aber wichtige Vorstudie der Thematik in "Maus" interpretieren kann. Sie wurde später auch ein Teil von "Maus".

einem kleinen Panel auf Seite 4 oben, in dem zu sehen ist, welche Erklärungen Spiegelman für den Tod seiner Mutter sucht.
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Man könnte das so fortsetzen, dass Spiegelman für "Maus" endlich die Familientraumata aufarbeiten wollte, und das es somit nicht allein um eine Darstellung des Holocaust durch Dritte geht, sondern auch darum, was der Holocaust mit Spiegelmans Eltern und ihm selbst gemacht hat.
Spiegelman ist sich dabei der Unzulänglichkeiten bewusst, die einstige Realität darzustellen, und dies wird sowohl in der Rahmenhandlung thematisiert als auch ästhetisch dargestellt. Eine Schlüsselszene für diese Ebene ist sicher das Gespräch Spiegelmans mit seinem Psychiater (der auch Holocaust-Überlebender ist und in Auschwitz war). Ist glaube ich, am Anfang des 2. Bandes zu finden. Auch hier ist der Dialog ebensowichtig wie die Darstellung - ich meine mich zu erinnern, dass hier eine Zeichnung zu sehen ist, in dem Spiegelman und der Psychiater so gezeichnet sind, dass man sieht, dass sie nur Tiermasken aufhaben, die einzige in dieser Form im Buch.

Na ja, dies mal als ein paar Anregungen.

Ist schon ein paar Jahre er, dass ich Maus gelesen habe. Aber war da nicht auch Sprachlosigkeit zw. Vater und Sohn bzw. kulturelle Distanz ein wichtiges Thema?
 
Ist schon ein paar Jahre er, dass ich Maus gelesen habe. Aber war da nicht auch Sprachlosigkeit zw. Vater und Sohn bzw. kulturelle Distanz ein wichtiges Thema?

Der Ursprung der Geschichte liegt darin, dass Art Spiegelman seinen Vater gezielt befragt, weil dieser nie näher über den Holocaust gesprochen hatte. Im Comic zeigt sich dann, dass sie nicht das beste Verhältnis hatten (aber auch kein völlig Furchtbares). Eiin Hauptkonflikt liegt in den zahlreichen Marotten von Vladek Spiegelman, die auch auf die Lagererlebnisse zurückgehen, und dem gleichzeitigen Unverständnis seines Sohns, sich in dieser Hinsicht einfühlsam zu verhalten.
 
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