Quintus Fabius schrieb:
Wie wäre es, die Figur des Cato Uticensis hier:
weiterzudiskutieren. [...]
Bevor ich aber aushole und meine Ausführungen begründe, bestehe ich darauf, daß sie ihre Ausführungen zuerst begründen, den:
Sie haben als erster, vor mir ein wertendes, negatives Urteil abgegeben, daher begründen sie bitte wie sie dazu kommen:
Einverstanden, obwohl seit meinem posting die Figur seltsam ubiquitär hier im board wird, und ich mich auch ausgetrickst fühlen könnte, hast doch Du die Unübertrefflichkeit des Mannes gerühmt, wo ich lediglich geschrieben hatte:
miles schrieb:
Cato die Scheiben einwerfen ...?
... wär' das eigentlich gegangen? Der jüngere verfügte ja über hinreichendes Nervpotential, hätte aber wohl als letzter den Glaser gerufen, als endlich Fensterscheiben Mode wurden - militanter Traditionalist, der er war.
Also, schlicht dahingefragt, ab wann kannte die röm. Architektur Fensterscheiben?
...
... also lediglich den Umstand aufgriff, daß der Mann auch seinen 'Freunden' als verschroben erschien, zu einer Zeit, da der Mob grad' öfter vor Häusern weniger beliebter Zeitgenossen rumtobte und - hätte es solche gegeben - eingeworfene Fensterscheiben an der Tagesordnung gewesen wären.
Das mit'm militanten, allen Neuerungen, wenn sie denn nur vernünftig waren, abholden Traditionalisten, sollte ein heiterer Aufhänger für eine durchaus ernstgemeinte Frage sein.
Und meine Art, den Mann auf die Schippe zu nehmen, dürfte gegen die Spottkultur Roms - Satiren und Spott auf Zeitgenossen waren überall im Schwange, umso saftiger, desto weniger gesichert die Dignitas und desto humorloser der Charakter waren - eher blaß gewesen sein: Cato war wenig mehr, als das geborene Opfer.
Da Du Dich hier (lediglich) einer Encyclopädie bedienst, werde ich auch zunächst ohne weitere Quellen argumentieren. Dennoch wäre ich auf weiteres zu Cato gespannt - ich bin da durchaus offen.
Grundlegendes:
Cato maior [M.Porcius Cato Censorius, 234-149 v.Chr.; Censor 184 v.Chr.; Sittenstrenger Vertreter ...
Ich wäre dafür, den mal ganz außen vor zu lassen: zum einen eignete sich der Mann trefflich zur Legende, zum anderen jedoch, weil er nichts mit seinem Ururenkel zu schaffen hatte.
Allerdings scheint mir die ständige Inanspruchname d.ä., wann immer es um 'unseren' Cato geht, bezeichnend; bezeichnend in dem Sinne, daß 'unserer' ersichtlich des fernen Glanzes bedurfte, und er ohne diesen wohl nur noch lächerlicher erschienen wäre.
Cato minor
M.Porcius Cato Uticensis, 95-46 v.Chr.; Urenkel des Cato maior; 72 nimmt er an den Kämpfen gegen Spartacus teil, 67 kämpft er in Makedonien. ...
... beide Kampagnen hätten gut ohne seine Teilnahme stattfinden können ...
65 Quaestor, für den Staatshaushalt zuständig; ...
... über dessen Amtsperiode das beste, was man zu sagen vermochte wohl war, daß er sich 'persönlich nicht bereichert' hatte ...
63 designierter tribunus plebis; ...
... designiert ... der cursus hororum Catos - eine unausgesetzte Folge von Pleiten, die von einer ebenso unausgesetzten Keiferei und Salbaderei begleitet wurde ...
... nun, der Mann neigte öffentlich, wie privat (in seiner Ehe) zur Selbstkasteiung, dafür war er berüchtigt. Seinen Verbündeten gegenüber war jedoch von Sittenstrenge in Rechts- wie Politikfragen nicht soviel übrig. Er verbündete sich ohne mit der Wimper zu zucken mit den größten Schurken seiner Epoche.
was blieb dem Manne übrig? Zum Epikur ging ihm ersichtlich jedes Talent ab ...
Als Vertreter des traditionellen Römertums der frühen Republik spricht sich in der Senatssitzung am 5. Dez. 63 gegen Caesar für die Todesstrafe an den Catilinariern aus (Sall.Cat.52); 58-56 legatio libera in Zypern.
... ein Schurkenstreich - wenn auch legalistisch betrachtet auf der Grenze, so doch sicher gegen jedes mos bestimmt gerade auch das maiorum.
Unterstützt 56 zusammen mit Cicero Milo. ...
Milo, Cicero ... der richtige Umgang für den Hüter der Sitten: ein früher Don Corleone und ein sich jedem Schurken verdingender Advokat!
Die erfolgreiche Bewerbung des Pompeius und des Crassus um das Konsulat wollte, aber konnte er nicht verhindern. ...
... wollte, ... konnte nicht ...
54 Praetor. 52 erfolglose Bewerbung um das Konsulat für das Folgejahr. ...
... eine größere Schmach war wohl nicht vorstellbar, oder?
Als Anhänger der Republik Gegner Caesars. ...
... gab es unter den Caesars Opponenten wirklich auch nur einen einzigen, dem es um die Republik gegangen wäre? War das mos maiorum nicht schon lange der Schild zu jedweder Plünderei urbis orbisque und wenig mehr?
Bei Ausbruch des Bürgerkrieges flieht er zunächst nach Campanien, übernimmt dann im Auftrag des Senats als Propraetor Sizilien, begibt sich zu Pompeius, von dort nach Rhodos. Nach der Niederlage des Pompeius weicht er nach Africa aus. Nach Caesars Sieg am 6.April 46 bei Thapsos tötet sich Cato bei Utica Mitte April 46 v.Chr. mit dem Schwert.
... eine in jeder Hinsicht traurige Gestalt, Dein 'letzter wahrer Römer'?
miles, auch Zeitgenossen, die sich 'persönlich nie bereichert haben' mißtrauisch gegenüberstehend