Marx´ Theorie - Arbeiterbewegungen

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
G

Gast

Gast
Hallo Leute.
Ich bereite mich gerade auf meine morgige Geschichts-Klausur im Leistungkurs vor. Dabei bin ich auf Folgendes gestoßen:
Die Arbeiterbewegungen richteten sich angeblich nicht nach der Theorie von Marx zur Lösung der Sozialen Frage. Aber Warum??? Also warum wurde die Marx´sche Theorie nicht von den Arbeiterbewegungen versucht umzusetzen?

Ich hoffe auf schnelle Hilfe. Danke im Voraus!
 
Hieße sich danach zu richten nicht, eine Revolution herbeizuführen?!

Nur mal so als Gedanke... :pfeif:
 
Hmm, wirst ja die Klausur schon geschrieben haben, aber große Teile der Arbeiterklasse folgten nicht Marx, sondern die Arbeiterklasse ist total hetreogen. Da gibt es Christen, Juden, Marxisten, Sozialdemokraten, etc. Die Arbeiterklasse als solche, war immer total gesplittert.
 
Die Arbeiterklasse zeichnet sich doch nich durch ihr gemeinsames Auftreten aus. Arbeiter ist jeder der über keine Produktionsmittel verfügt. Im weitesten Sinne beschreibt das nur das Verhältnis zu den Produktionsmitteln worüber sich die Arbeiterklasse definiert, deswegen verschwindet sie nich einfach oder war kurzzeitg weg.
 
Die Frage, die Ihr euch(und unserem Gast) stellt, ist natürlich richtig: Wer ist die ominöse Arbeiterklasse?

Der Begriff alleine ist ja schon Bestandteil der "Marxschen Theorie". Nach Marx definiert sie sich wirklich über das Verhältnis zu den Produktionsmittel: Jeder, der gewzungen ist, seine bloße Arbeitskraft zu verkaufen, ist Proletarier (=Arbeiter). Die Klasse, denen er seine Arbeitskraft verkauft und die im Besitz der Produktionsmittel ist, ist die Bourgeoisie.

Eine weitere Frage, die vorher zu klären ist: Welche Zeit wird betrachtet?

Für Deutschland kann man sagen: Die SPD war im 19. Jh. eine revolutionäre Partei, die sich vor allem in ihrer Programmatik auf MarxsThesen berief. Und in der SPD und denen mit ihr verbündeten Freien Gewerkschaften waren mehr Arbeiter organisiert, als in jeder anderen politischen Partei, Bewegung, Gewerkschaft oder was auch immer.
Eine andere Frage ist, wie das praktisch umgesetzt wurde. Spätestens seit der Revisionismus-Debatte (angestoßen von Eduard Bernstein) war klar, das auch in der SPD (in den Gewerkschaften sowieso) viele eher für Reformen denn für eine Revolution eintraten; damals sprach die Führung der Partei (August Bebel, Wilhelm Liebknecht, Karl Kautsky) noch klar dagegen. Bis zur Novemberrevolution 1918 (oder der Spaltung in MSPD und USPD etwas vorher) wurde klar, dass sich auch dies geändert hatte (Friedrich Ebert als Stichwort)
 
Produktionsmittel sind Rohstoffe, Maschinen etc. Der Arbeiter erzeugt bei Bearbeitung von Rohmaterialien, bzw. bei der Weiterverarbeitung von Zwischenprodukten (mittels der Maschine) einen Wert, der über den reinen Wert des Rohstoffs bzw. des Anteils der Kosten für den Betrieb der Maschine hinaus geht: der Mehrwert. Bis dahin ist alles völlig frei von Weltanschauungen. Die Weltanschauung beginnt dort, wo der Marxist sagt: "Der Arbeiter wird um den Mehrwert betrogen", bzw. der Kapitalist "der Unternehmer darf als Bereitsteller von Rohstoffen und Maschinen natürlich einen Teil des Mehrwertes für sich einbehalten."
 
Marx hat doch in 1. Linie das Gesellschaftssystem Kapitalismus umfassend analysiert und auch aus heutiger wirtschaftlicher Sicht war diese Analyse sehr zutreffend. Und aus dieser Analyse heraus formulierte er seine Sicht der konsequenten Änderung des Systems. Und erst seine Lösung ist der Marxismus.
 
Bis dahin ist alles völlig frei von Weltanschauungen. Die Weltanschauung beginnt dort, wo der Marxist sagt: "Der Arbeiter wird um den Mehrwert betrogen", bzw. der Kapitalist "der Unternehmer darf als Bereitsteller von Rohstoffen und Maschinen natürlich einen Teil des Mehrwertes für sich einbehalten."

Sehr schön auf den Punkt gebracht. :yes:

Die spannende Frage ist nun (wie auch bei tekker), welche Klasseneinteilungen daraus resultieren. Bei der Arbeitskraft ist dieses auf den ersten Blick einfach.

Für die Kapitalseite sind die real existierenden Verhältnisse dergestalt, dass am Kapital- und Beteiligungsmarkt vorwiegend institutionelle Anleger (Kapitalsammelstellen) auftreten. Etwas vereinfachend ausgedrückt, sind dieses Vermögensanlagen von der Masse der Bevölkerung, von Riester-Renten und kleineren Sparverträgen über Unternehmens-Pensionszusagen, Rückdeckungsversicherungen bis hin zu X-Mio.-Depots in Investmentpapieren.

Was da für die Übernahme von Anteilsbesitz eingebracht wird, wurde zuvor für Pensionsansprüche, Versicherungen, Einlagen, etc. gesammelt. Dieser Bereich betrifft derzeit die ganz überwiegende Masse des eingesetzten Eigenkapitals (wenn man den Staat außer Acht läßt). Schaut man sich nun arbeitsplatzbezogen die Masse des eingesetzten Kapitals im Produktionsstock an (Kapitaleinsatz mit der Masse der hieraus erzielten Arbeitsplätze), trifft man auf den sogenannten Mittelstand. Dieser ist (eigen-)kapitalarm, stellt mit dem geringen Anteil am aufgebrachten Eigenkapital 90 % der inländischen Arbeitsplätze außerhalb des Staates. Die Kette ließe sich nun über die Betrachtung der Fremdkapitalgeber beliebig fortführen.
 
Würde ich anders sehen. Marx sagt zu etwaigen Lösungsansätzen sehr wenig. "Der Marxismus" ist sein Gesamtwerk und was daraus gemacht wurde, und da steht, da geb ich Dir recht, die Analyse im Mittelpunkt.


Könnten wir uns einigen, daß der Kapitalismus als System von Marx wissenschaftlich richtig analysiert wurde?
 
Könnten wir uns einigen, daß der Kapitalismus als System von Marx wissenschaftlich richtig analysiert wurde?

Zu welchem Zeitpunkt?
Was ist wissenschaftlich richtig?
Anhand welcher "systemrelevanten" Kriterien?
Auf welcher empirischen Basis?

Ist das eine rhetorische Frage? :grübel:
 
Kapitalismus als System
Kapitalismus ist eine Gesellschaftsordnung, die global momentan besteht, d.h. sie ist überall zu finden.
Für weitergehende Fragen könntest du ja Marx' Kapital lesen oder das hier
Kritik der politischen Ökonomie. Einführung
Heinrich, Michael
 
Kapitalismus als System .Vielleicht schon, wenn du mir sagst, was das von mir Hervorgehobene denn ist?!?

Kapitalismus ist, wenn die reichsten 400 Steuerzahler der USA ein Vermögen besitzen, daß beispielsweise 161 (einhunderteinundsechzig in Worten) Millionen Menschen in Afrika in einem Jahr als Bruttosozialprodukt erwirtschaften.

Oder im Vergleich der UNO aus deren wirtschaftswissenschaftlichen Institut: Das reichste eine Prozent der Weltbevölkerung besitzt demnach 40 Prozent des Geld- und Immobilien-Vermögens. Den reichsten 10 Prozent gehören 85 Prozent. Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung muss dagegen mit nur einem Prozent des Besitzes auskommen.
 
Kapitalismus ist, wenn die reichsten 400 Steuerzahler der USA ein Vermögen besitzen, daß beispielsweise 161 (einhunderteinundsechzig in Worten) Millionen Menschen in Afrika in einem Jahr als Bruttosozialprodukt erwirtschaften.

Das ist kein System, sondern ein (Verteilungs-)Zustand.

Er beschreibt zunächst einen einfachen ökonomischen Sachverhalt: Da das Vermögen dieser Steuerzahler überwiegend Unternehmensvermögen bzw. in Unternehmen gebundenes Vermögen darstellt, ist hier die Tatsache angesprochen, dass es global tätige Unternehmen gibt, die die Größe mancher Volkswirtschaften überschreiten. Diese Vermögensmassen stellen u.a. selbst Steuerzahler dar, bzw. sind im privaten Eigentum und werden wertmäßig Steuerzahlern zugerechnet. (B.Gates als Beispiel)

Zum "System":
Daneben ist hier die Notwendigkeit eines angemessen Besteuerungssystems angesprochen, insbesondere einer funktionierenden Erbschaftsteuer, soweit sie nicht Unternehmensvermögen (und damit Arbeitsplätze) gefährdet. Btw: In den USA ist vor einiger Zeit der Versuch gescheitert, die Erbschaftsteuer abzuschaffen, die ein Aufkommen von rd. 70 Mrd. Dollar p.a. hat.
 
Ich sehe diesen Zustand aber schon als wesentlichen Aspekt des Systems an. Denn das "System" an und für sich beruht einfach nur auf dem Grundprinzip der Gewinnmaximierung. Sprich, der Reiche will immer reicher werden und der Arme auch einmal reich sein.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben