Matriarchat

Yggdrassill

Mitglied
Es gibt ja bestimmte Hinweise das im Altertum es Mutterechtliche Gesellschaften gab. Gibt es dazu Literatur oder andere Medien? Oder kann mir darüber etwas sagen?
Bin sdehr intressiert an den Thema.
 
Yggdrassill schrieb:
Es gibt ja bestimmte Hinweise das im Altertum es Mutterechtliche Gesellschaften gab. Gibt es dazu Literatur oder andere Medien? Oder kann mir darüber etwas sagen?

Mit stichhaltigen Informationen kann ich Dir leider nicht dienen, habe allerdings weil ich gerade bei google unterwegs war mit den Suchbegriffen "Matriarchat" und "Altertum" bzw. "Antike" jede Menge informativ erscheinender links gefunden. Probiers mal aus.
 
Fortsetzung aus der Minos-Diskussion

Zitat:" Da bisher nirgends auf der Welt ein "Matriarchat" aufgetaucht ist"

Naja, in der Moderne schon. Das Sekundär-Matriarchat bei den Nachkommen der Plantagensklaven im karibischen Raum. Aber das ist ein anderes Thema, obwohl es aus sozio-kultureller Sicht sehr spannend ist.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Cassandra schrieb:

Da lese ich folgendes:

"Trotzdem sei dies nicht einfach eine Herrschaft der Frauen, schreibt Peggy Sanday, die mehrere Jahre unter den Minangkabau gelebt hat. Bei den Minangkabau würden Entscheidungen gemeinsam getroffen: Statt Dominanz und Wettbewerb zähle Zusammenarbeit und Ausgleich. Dies sei der Grund, warum westliche Forscher die Minangkabau bisher nicht als Matriarchat erkannt hätten."




Cassandra schrieb:


Da lese ich:

"Ein Frauenparadies ist also auch Yongning nicht. Und als ich selbst die Frage stellte, warum die Mosuo-Frauen denn so besonders tüchtig seien, in der Hoffnung, ungebrochenes Selbstbewußtsein präsentiert zu bekommen, erhielt ich die ernüchternde Antwort: "Wir müssen. Die Männer tun ja nichts!" Die Bequemlichkeit, die die Mosuo-Männer genießen, kann man also von zwei Seiten sehen.

Im Familienrat wird so lange diskutiert, bis alle einer Meinung sind"




Cassandra schrieb:

Und da finde ich - nebst viel journalistischer Soße - den Satz:

"Nur die Politik ist Männersache"


Cassandra schrieb:
Matriarchat: griechisch mêtêr Mutter und archê Anfang, Ursprung

Kann sein, nur komt "Matri-" nicht aus dem Griechischen, sondern aus dem Lateinischen "mater", das Ganze ist auch kein griechischer Begriff, sondern eine Neuschöpfung des 19. Jahrhunderts. Gemeint ist: Frauenherrschaft, und zwar nicht nur in der Familie (da kommt das überaus häufig vor), sondern im politischen Sinne.
 
Laut meinen Quellen, definiert sich Matriarchat nicht über Frauenherrschaft:

Wikipedia:

Das Matriarchat (griechisch μητριαρχία) ist eine Gesellschaftsform (Staatsform), die sich von allen anderen Gesellschaftsformen dadurch unterscheidet, dass sie keine Herrschaftsstrukturen und institutionalisierte Hierarchien aufweist.[...]

Der Begriff

Der Begriff Matriarchat ist eine Nachbildung aus dem 19. Jahrhundert und entspricht etymologisch Bezeichnungen wie Patriarchat, Monarchie, Hierarchie usw. (griechisch mêtêr Mutter und archê Anfang, Ursprung, später Herrschaft).

Als die ersten Ethnologen und Matriarchatsforscher begannen sich mit Völkern zu beschäftigen, die Matrilokalität und Matrilinearität aufwiesen, zogen sie fälschlicherweise den Schluss, dass Mütter die Herrscherinnen sind, analog zu ihrer eigenen patriarchalen Kultur. Die moderne Matriarchatsforschung stellte diesen Fehlschluss in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts richtig und erforscht seitdem dieses Feld. Der erste Weltkongress für Matriarchatsforschung fand 2003 in Luxemburg statt. In der Wissenschaft wird der Begriff Matriarchat beibehalten, obwohl er manchmal als "Mutterherrschaft" oder "Frauenherrschaft" missinterpretiert wird; beides hat es nach heutigem Forschungsstand nie gegeben. Matriarchat wird heute im Sinn von "mütterlicher Anfang", Beginn eines Kreislaufs, verwendet, weil diese Gesellschaften vom zyklischen Denken geprägt sind im Unterschied zu linear. (Siehe auch Wörterbucheintrag zu Matriarchat) [...]
 
Aus "wissen.de- Lexikon"
Matriarchat
[lateinisch + griechisch]
Mutterherrschaft Frauenherrschaft
eine (gedachte) Gesellschaftsform mit ausschließlicher Autorität der Frauen, oft mit dem Mutterrecht verwechselt. Das Matriarchat findet sich aber selbst bei Völkern mit starkem politischem Einfluss der Frauen und ausgeprägtem Mutterrecht nicht.


Aus Brockhaus:
Matriarchat (lat.-grch.) das, Bez. für eine Gesellschaftsordnung, in der die Frau, im Besonderen die Mutter (s. Mutterrecht), die Vorherrschaft innehat. - Ggs.: Patriarchat

Im Kleinen Pauly findet sich nichts zu diesem Begriff (ergo: maximal mittelalterlicher Begriff, wohl eher Neuzeit.)

Im Hilfswörterbuch für Historiker (Mittelalter und Neuzeit) findet er sich ebenfalls nicht (ergo: kein historischer Begriff)

Gegenprobe:
Im Lexikon der Alten Welt sowie im Neuen Pauly findet sich der Begriff ebenfalls nicht.

Im Bertelsmann "Fremdwörterbuch" findet sich immer wieder der Verweis ggs. zu Patriarchat, auch wenn dieses Büchlein mehrere Lesarten zuläßt. Keinesfalls vernachläßigt es dabei aber eine weibliche Vorherrschaft.

Concludo: Wikipedia irrt, was die Bedeutung angeht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Cassandra schrieb:
Der Begriff Matriarchat ist eine Nachbildung aus dem 19. Jahrhundert und entspricht etymologisch Bezeichnungen wie Patriarchat, Monarchie, Hierarchie usw. (griechisch mêtêr Mutter und archê Anfang, Ursprung, später Herrschaft).

In den Begriffen Patriarchat, Monarchie, Hierarchie bedeutet "-archat"/"-archie" nichts anderes als "Herrschaft", und genau in diesem Sinne wurde - und wird (laut Duden, Brockhaus etc.) auch "Matriarchat" verstanden.



Cassandra schrieb:
Als die ersten Ethnologen und Matriarchatsforscher begannen sich mit Völkern zu beschäftigen, die Matrilokalität und Matrilinearität aufwiesen, zogen sie fälschlicherweise den Schluss, dass Mütter die Herrscherinnen sind, analog zu ihrer eigenen patriarchalen Kultur. Die moderne Matriarchatsforschung stellte diesen Fehlschluss in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts richtig und erforscht seitdem dieses Feld. Der erste Weltkongress für Matriarchatsforschung fand 2003 in Luxemburg statt. In der Wissenschaft wird der Begriff Matriarchat beibehalten, obwohl er manchmal als "Mutterherrschaft" oder "Frauenherrschaft" missinterpretiert wird; beides hat es nach heutigem Forschungsstand nie gegeben. Matriarchat wird heute im Sinn von "mütterlicher Anfang", Beginn eines Kreislaufs, verwendet, weil diese Gesellschaften vom zyklischen Denken geprägt sind im Unterschied zu linear. (Siehe auch Wörterbucheintrag zu Matriarchat)

Dann sind wir uns ja in der Sache einig, und das Problem liegt nur an den Begriffsverwirrung, die zwangsläufig dann entsteht, wenn jemand einem Begriff einen neuen Sinn unterlegt.

Cassandra schrieb:
Das Matriarchat (griechisch μητριαρχία ) ist eine Gesellschaftsform (Staatsform), die sich von allen anderen Gesellschaftsformen dadurch unterscheidet, dass sie keine Herrschaftsstrukturen und institutionalisierte Hierarchien aufweist.[...]

Ich dachte immer, eine Gesellschaftsform ohne Herrschaftsstrukturen würde als "Anarchie" bezeichnet. Was das mit "Mutter" zu tun hat, will mir nicht recht einleuchten.

Tib. Gabinius schrieb:
Im Kleinen Pauly findet sich nichts zu diesem Begriff (ergo: maximal mittelalterlicher Begriff, wohl eher Neuzeit.)

Der Begriff wurde im 19. Jahrhundert geprägt, insofern liegt Wikipedia schon richtig. Daß die Griechen einen Begriff "μητριαρχία" (metriarchia) hatten, wäre mir allerdings neu. Meines Wissens gab es in der Antike allerdings den Begriff "γυναικοκρατία" (gynaikokratia = Frauenherrschaft).
 
Gab es ein Matriarchat?

Eine Reihe von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen vertreten die Hypothese, wonach es Gesellschaftsordnungen mit Mutter- bzw. Frauenherrschaft gab (weibliche Häuptlinge, Königinnen, u.a.). Sie postulieren ein solches Mutterrecht, das dem patriarchalischen Vaterrecht vorangegangen sein soll, besonders für vor- und frühgeschichtliche Bauernkulturen sowie auch einige Hochkulturen (z.B. die minoische Kultur auf Kreta).

Eine große Zahl von Wissenschaftkern lehnt die Vorstellung eines Matriarchats ab, doch ist der Streit darum bis heute nicht endgültig begraben.

Vielleicht lässt sich bei einer Diskussion über dieses Thema ein Bombardement von Links und Verweisen auf andere Threads vermeiden.
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@ hyokkose

Schade, ich dachte, ich wäre der Erste! Wir sollten das Thema dann ersatzlos herausnehmen!
 
Dieter schrieb:
Eine Reihe von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen vertreten die Hypothese, wonach es Gesellschaftsordnungen mit Mutter- bzw. Frauenherrschaft gab (weibliche Häuptlinge, Königinnen, u.a.). Sie postulieren ein solches Mutterrecht, das dem patriarchalischen Vaterrecht vorangegangen sein soll, besonders für vor- und frühgeschichtliche Bauernkulturen sowie auch einige Hochkulturen (z.B. die minoische Kultur auf Kreta)
Eine große Zahl von Wissenschaftkern lehnt die Vorstellung eines Matriarchats ab, doch ist der Streit darum bis heute nicht endgültig begraben.
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Lieber Dieter,
ich glaube schon, dass es vor der Einwanderung der Indogermanen nach Europa in den früheren Kulturen das Matriachat vorherrschend war. Das kann man auch deutlich an den Skulpturen, welche Damen in außerordentlicher Leibesfülle zeigte, sehen.
Anscheinend wurden solche Figuren für den Fruchtbarkeitskult gebraucht.
 
Dass das Matriarchat auf längere Sicht hin eine politische Utopie ist, wissen wir spätestens seit der Lektüre von Aristophanes Komödie "Frauen in der Volksversammlung" ;) :still:
 
heinz schrieb:
Lieber Dieter,
ich glaube schon, dass es vor der Einwanderung der Indogermanen nach Europa in den früheren Kulturen das Matriachat vorherrschend war. Das kann man auch deutlich an den Skulpturen, welche Damen in außerordentlicher Leibesfülle zeigte, sehen.
Anscheinend wurden solche Figuren für den Fruchtbarkeitskult gebraucht.

Wo lieber heinz liegt in der künstlerischen, vielleicht sogar kultischen Darstellung von übergewichtigen Damen ein Beweis für die Vorherrschaft eines Matriarchates (oder sogar seine Existenz)?
 
Tib. Gabinius schrieb:
Wo lieber heinz liegt in der künstlerischen, vielleicht sogar kultischen Darstellung von übergewichtigen Damen ein Beweis für die Vorherrschaft eines Matriarchates (oder sogar seine Existenz)?

Demnach sind die Niederländer in Rubens-Zeiten oder die heutigen kolumbianischen Zeitgenossen des Herrn Botero auch Matriarchalisch eingestellt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Übrigens ist "FRAUenHERRschaft" auch eine sprachliche Unmöglichkeit. Schon jemandem aufgefallen?

:)
 
Ein kleiner Exkurs meinerseits zum Thema Geschlecht.

Heutzutage spricht man in diesem Zusammenhang von Gender. Gender ist eben nicht das genetische oder biologische Geschlecht. Gender ist das soziale Geschlecht. Wäre ich vor 50 Jahren Haus- und Familienmann gewesen, wäre mein Gender weiblich, weil diese Arbeiten von der Gesellschaft weiblich besetzt waren. Genauso wie Frauen in der Bundeswehr männliche Rollen besetzen.

So kann man in vielen frühen Gesellschaften (z.B. den Hethitern) beobachten, dass der König immer männlich war, weil die Gesellschaftsordnung dies verlangte, die Königin(-mutter) aber gelegentlich die eigentliche Macht im Staate war. Andererseits gibt es hier und da Königinnen auf dem Thron, deren Auftreten kaum als matriarchalische Revolution gesehen werden kann, sondern eher übergangsweise biologisch-weibliche Ausfüllung einer gesellschaftlich-männlichen Position.

Gibt es Gesellschaften, inder die Genderrollenverteilung von Machtpositionen mindestens gleichberechtigt ist, wenn nicht gar dominant weiblich? Diese Frage zeigt die Schwierigkeit der matriarchalischen-patriarchalischen Diskussion.

1) Was sind die Machtpositionen einer Gesellschaft X?
2) Welche Rollen der Gesellschaft X sind sozial-geschlechtlich vordefiniert?
3) Inwiefern wirkt die sozial-geschlechtliche Definition auf die Position? (Z.B. wenn "Soldat" ein weiblicher Beruf wäre, z.B. wenn "Kindererziehung", "Kindergärtner", "Grundschullehrer" männliche Berufe wäre, usw.)

Was Cassanras Beitrag mit "keine Herrschaftsstrukturen" ansprach, lese ich als Antwort auf meinen Punkt 3: Wenn die politische Führerschaft weiblich (Gender!) definiert wäre, welche Merkmale würden wir in der politischen Kultur wiederfinden?

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P.S. Genderforscher sehen Frauen als politische Führer und Konzernoberhäupter in Westeuropa keineswegs nur positiv. Sie kritisieren die Vermännlichung der Frauen. Karrierefrauen in Europa haben z.B. tiefere Stimmen, als der Durchschnitt der Frauen - nur ein Zeichen der Anpassung an "männliche" Umstände.

END EXKURS
 
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