Matrosenaufstand - Kommunisten

Hurvinek schrieb:
Ich helfe mit ein wenig Geschichtsunterricht:

Einbildung ist auch eine Bildung, aber danke, aber bei mir besteht zum Thema Erster Weltkrieg ganz gewiss kein Bedarf an Nachhilfeunterricht von dir.

Vielleicht solltest du deine Dienste hier anbieten: Nachhilfe > Die Schlerhilfe - Ausgezeichnete Nachhilfe

Hurvinek schrieb:
Ab Spätsommer 1918 war allen Truppenteilen bekannt, dass der Krieg verloren ist (Österreich-Ungarn löste sich Im Oktober 1918 schon auf). Waffenstillstandsgespräche waren Ende September 1918 in der OHL in Arbeit. Nur die Deutsche Admiralität wollte Ende Oktober 1918 mit der Flotte auslaufen, um irgendwo in der Nordsee (oder wo auch immer) kämpfend unterzugehen.
Gegen diese Massnahme wurde gemeutert.

Das sind nun wirklich keine Neuigkeiten. Viel interessanter ist, das du überhaupt nicht auf dem Beitrag von @J.S.Schmidt und meine Wenigkeit ein. Stattdessen versuchst du nunmehr einen Nebenkriegsschauplatz zu eröffnen, ob der Krieg für die deutschen Matrosen schrecklich war oder nicht. Ich für meinen Teil habe lediglich von einem schrecklichen Krieg geschrieben und dies ist ganz sicher eine unbestrittene Tatsache.

Und zu noch zu deiner Information: Es kam schon in Sommer 1917 durch die Matrosen in der Hochseeflotte zu Unruhen. Ein wesentlicher Grund war der für die Matrosen unerträgliche Dienst am Bord, sehr schlechte Verpflegung und nicht zuletzt auch die Spannungen zu den jeweiligen Deckoffizieren. Admiral Scheer hat hier gleich sehr hart durchgegriffen und die Verantwortlichen durch Kriegsgerichte zum Tode verurteilen lassen.

Wenn du sorgfältiger gelesen hättest, wäre dir dieser Beitrag nicht entgangen:

Turgot schrieb:
Das Aufbegehren der Matrosen richtete sich doch auch in erster Linie wohl gegen innermilitärische Zustände und weniger gegen die politischen und sozialen Zustände im Kaiserreich.

So waren die Befehlsverweigerungen innerhalb der Flotte für General Scheüch blanke Meuterei und Obstruktion im größeren Stil.

Zu Beginn der Revolte der Matrosen standen keine politischen Forderungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich eröffne einen Nebenkriegsschauplatz, weil ich einen Satz geschrieben habe und sonst auf das Thema eingegangen bin?
Ich kritisiere doch gar nicht, dass keine politische Meuterei stattfand. Es wurde gemeutert, weil die Admiralität nicht allein sondern mit tausenden Matrosen auf See und im Gefecht sterben wollte, obwohl der Krieg zu Ende war.
Die Bedingungen auf den Schiffen und die Beziehungen zwischen Offizieren und Mannschaften war auch schon vor 1914 dieselbige wie im Oktober 1918. Unter schlechter Verpflegungslage litten alle Deutschen im Kaiserreich während des Ersten Weltkrieges. Die Geschichtsschreibung konzentriert sich leider mehrheitlich nur auf die Schlachten an den Fronten. Die Versorgungslage war nicht der Auslöser der Meuterei.
 
Hurvinek schrieb:
Ich eröffne einen Nebenkriegsschauplatz, weil ich einen Satz geschrieben habe und sonst auf das Thema eingegangen bin?

Ich konnte in deinem Beitrag #20 keinen Hinweis auf die Stockholmer Friedenskonferenz entdecken, also bist du auch nicht auf die Ausführungen von J.S.Schmidt #19 und von mir #18 mit einem Wort eingegangen. Du hast doch zu Repos Beitrag #11 den Hinweis gepostet, das diese gar nicht stattgefunden hat. Und dies war in den gegebenen Zusammenhang nicht von Bedeutung, vor allem weil du auch keine weiteren Ausführungen geliefert hast.

In meinem Beitrag #21 schrieb ich:

Turgot schrieb:
Und zu noch zu deiner Information: Es kam schon in Sommer 1917 durch die Matrosen in der Hochseeflotte zu Unruhen. Ein wesentlicher Grund war der für die Matrosen unerträgliche Dienst am Bord, sehr schlechte Verpflegung und nicht zuletzt auch die Spannungen zu den jeweiligen Deckoffizieren. Admiral Scheer hat hier gleich sehr hart durchgegriffen und die Verantwortlichen durch Kriegsgerichte zum Tode verurteilen lassen.

Diese Angaben sind auch nachprüfbar, beispielsweise in der Enzyklopädie Erster Weltkrieg von Krumreich, Hirschfeld und Renz.

Und was machst du daraus:

Hurvinek schrieb:
Die Versorgungslage war nicht der Auslöser der Meuterei.

Wo steht denn bitte oben in meinem Beitrag #21, das die Versorgunslage der Anlaß für die von Meutereien 1918 waren?:confused:

Hurvinek schrieb:
Die Geschichtsschreibung konzentriert sich leider mehrheitlich nur auf die Schlachten an den Fronten

Das ist so nicht zutreffend. Es gibt eine ganz ordentliche Anzahl von Publikationen, die sich mit den unterschiedlichsten Aspekten des Krieges beschäftigen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ging, wenn ich @Repo hier korrekt verstehe, ja auch überhaupt gar nicht darum, ob diese Konferenz stattgefunden hat. Es reichte nämlich schon der Gedanke, die Vorstellung die Möglichkeit nach den schrecklichen Jahren des Krieges, im Zuge der Bemühungen der Sozialdemokraten, zur Konkretisierung und Auslotung eines Friedens, hat schon so vollkommen ausgereicht..

Hierauf bin ich eingegangen. Der erste Satz ist verständlich, dass du @repo versuchst zu verstehen. Nachfolgender Satz lese ich als deine Meinung.
Wenn dem nicht so ist, ist doch alles i.O.
 
Mit als Auslöser der 1917er Vorkommnisse rechnet man die "Stockholmer Friedenskonferenz".

Noch eine Anmerkung zu den Friedensbemühungen seit Juni 1917. Die Sozialistenkonferenz in Stockholm fand als solche nicht statt, aber die vielfach verschobene dritte "Zimmerwalder Konferenz" sozialistischer Führer fand schließlich vom 5. -12.10.1917 in Stockholm statt. Für die SPD nahmen daran Ebert, Scheidemann und Legien teil, für die USPD Bernstein, Haase, Kautsky und Ledebour. Die sozialistischen Parteien der Entente-Staaten waren im übrigen nicht vertreten.

Desweiteren gab es die Friedensresolutionen des Reichstages. Am 19.07.1917 verabschiedete eine aus Sozialdemokraten, den Abgeordneten der Fortschrittlichen Volkspartei und des linken Flügels des Zentrums bestehende Mehrheit des Reichstages eine Resolution, in der die Beendigung des Krieges ohne Annexionen und Kriegsentschädigungen gefordert wurden.

Sowie die Friedensvorschläge des Papstes Benedikt XV Sommer 1917.

Dies beeinflußte das Denken der Mannschaften der Kriegsschiffe enorm, war aber nicht der Auslöser für die Meutereien im Sommer 1917.

Quelle:
H.Herwig: Das Elitekorps des Kaisers

Es wurde gemeutert, weil die Admiralität nicht allein sondern mit tausenden Matrosen auf See und im Gefecht sterben wollte, obwohl der Krieg zu Ende war.

@Hurvinek: Wie kommst auf diese These? Verwechselst Du vielleicht den Zeitraum von Sommer 1917 mit Sommer 1918?
 
Noch eine Anmerkung zu den Friedensbemühungen seit Juni 1917. Die Sozialistenkonferenz in Stockholm fand als solche nicht statt, aber die vielfach verschobene dritte "Zimmerwalder Konferenz" sozialistischer Führer fand schließlich vom 5. -12.10.1917 in Stockholm statt. Für die SPD nahmen daran Ebert, Scheidemann und Legien teil, für die USPD Bernstein, Haase, Kautsky und Ledebour. Die sozialistischen Parteien der Entente-Staaten waren im übrigen nicht vertreten.

?

Denen von ihren jeweiligen Regierungen die Pässe verweigert wurden.
 
"Wir sind die wahren Patrioten! Nieder mit dem Krieg! wir wollen nicht mehr weiter Krieg führen!"
Albin Köbis am 2. Aug. 1917 vor 800 Matrosen und Heizern der Prinzregent Liutpold
 
@Hurvinek: Wie kommst auf diese These? Verwechselst Du vielleicht den Zeitraum von Sommer 1917 mit Sommer 1918?

Wieso verwechseln? Der Kieler Matrosenaufstand im Oktober/November 1918 fand 1918 statt. Köbis/Reichpietschs Meuterei 1917 ist nicht Thema.
 
Hier geht es doch in der Tat um den Aufstand von 1918.
Hurvinek und Turgot führten beide wichtige Faktoren an, die zu dem Aufstand führten (auch wenn Hurvineks Stil stellenweise unverschämt wurde).
Denn es wirkte natürlich vieles auf die Soldaten ein: Der Krieg ging ganz offensichtlich verloren, die Lage war katastrophal, die Vorgesetzten schienen ihren Sinn für die Realität zu verlieren.
Unter diesen Umständen war es sehr schwer, noch ernsthaft für diese Sache in den Krieg zu ziehen.
 
Unter diesen Umständen war es sehr schwer, noch ernsthaft für diese Sache in den Krieg zu ziehen.

Völlig richtig.

Ich möchte noch einmal auf die bereits im frühen Kriegsstadium erfolgten Desertionen bei der Marine hinweisen. Das war offenbar Alltag, natürlich in viel geringerem Maß als 1918 Normalität. 1918 wurde dann die mit Gewalt noch durchsetzbare Disziplin gesprengt.
 
Februar 1917, Kleiner Kreuzer Nürnberg, die Mannschaft bittet um Erhöhung der Brotration:
I. Offizier des Schiffes:
Heute haben verschiedene Leute um mehr Brot gebeten. Das gibt es nicht, da müssen sie eben hungern. Sollte einer von ihnen dabei eingehen, bin ich gerne bereit, ihn mit allen Kriegsehren beerdigen zu lassen.
 
Februar 1917, Kleiner Kreuzer Nürnberg, die Mannschaft bittet um Erhöhung der Brotration:
I. Offizier des Schiffes:
Heute haben verschiedene Leute um mehr Brot gebeten. Das gibt es nicht, da müssen sie eben hungern. Sollte einer von ihnen dabei eingehen, bin ich gerne bereit, ihn mit allen Kriegsehren beerdigen zu lassen.


Mein Reden, siehe auch mein Beitrag #21.
 
Ich kritisiere doch gar nicht, dass keine politische Meuterei stattfand. Es wurde gemeutert, weil die Admiralität nicht allein sondern mit tausenden Matrosen auf See und im Gefecht sterben wollte, obwohl der Krieg zu Ende war.
Die Bedingungen auf den Schiffen und die Beziehungen zwischen Offizieren und Mannschaften war auch schon vor 1914 dieselbige wie im Oktober 1918. Unter schlechter Verpflegungslage litten alle Deutschen im Kaiserreich während des Ersten Weltkrieges. Die Geschichtsschreibung konzentriert sich leider mehrheitlich nur auf die Schlachten an den Fronten. Die Versorgungslage war nicht der Auslöser der Meuterei.


Um hier wieder ein wenig Chronologie rein zu bekommen, werde ich nochmals bei den Ereignissen der Matrosen Sommer 1917 beginnen.
Im groben Überblick haben wir Befehlsverweigerungen bis zur Meuterei von Teilen der Schiffsmannschaften von Juni 1917 bis Aug 1917. Diese werden von der Admiralität niedergeschlagen und es schien, als ob die Ruhe wiederhergestellt war.
Da sich aber an den Gründen für die Aktivitäten der Matrosen im Sommer 1917 eigentlich nichts änderte, schwelte es im Untergrund weiter.
Zusätzlich waren nun durch geschickte Propaganda, gerade durch die USPD, die unzufriedenen Matrosen offen für revolutionäres Gedankengut.
Als im Okt 1918 der deutsche Flottenvorstoß von dieser kommunistischen Propaganda genutzt wurde, dieses Gefecht, als das „letzte große Gefecht“ indem alle geopfert werden, darzustellen, verweigerten abermals die Matrosen ihre Befehle. Was im Sommer 1917 als Meuterei begonnen hatte, war nun mehr ein Aufstand der gesamten Matrosen der Hochseeflotte, der in einer Revolution endete.

Hier nochmals aufgeführt, die zusammengetragen Daten von Gründen der Meuterei 1917 und dem Matrosenaufstand 1918. Wichtig ist hier die Bezeichnung der beiden Ereignisse zu trennen, die repo in einem anderen Thread schon richtig darlegte und von mir als Änderung in dem untenstehenden Beitrag übernommen wurde.
Denn Sommer 1917 kann nur von einer Meuterei, bzw. Unruhen gesprochen werden, aber Ende 1918, war es ein Aufstand, der Matrosenaufstand.
Wenn das nicht beachtet wird, kann es halt zu Missverständnissen kommen.



Koop/Mulitze, Die Marine in Wilhemshaven, Revolution-Abrüstung-Scapa Flow, S168f;

Meuterei 1917
Gründe:
  • Untätigkeit der Hochseeflotte
  • eintöniger Drill um Kampfmoral aufrecht zu erhalten
  • Verhältnis zwischen Offizierkorps und Mannschaft
  • Gleiche Verpflegung für Offiziere und Mannschaft
  • Urlaubsregelung
Ursache:
Die Verkettung von den Gründen sind in der Ursache zu suchen und stellten sich im Ablauf wie folgt dar:
Juni - 1917 Dienstverweigerung auf SMS Helgoland
06.06.1917 Hungerstreik auf SMS Prinzregent Luitpold
05.07.1917 Dienstverweigerung auf SMS Friedrich der Große
12.07.1917 weitere Dienstverweigerung auf SMS Friedrich der Große
19.07.1917 weiterer Hungerstreik auf SMS Prinzregent Luitpold
20.07.1917 kl. Kreuzer SMS Pillau verlassen 140 Mann unerlaubt das Schiff
01.08.1917 600 Mann verweigern den Dienst SMS Prinzregent Luitpold
02.08.1917 Dienstverweigerung auf SMS Prinzregent Luitpold
08.08.1917 Untergrundzelle auf der SMS Helgoland aufgedeckt
10.08.1917 Dienstverweigerung auf SMS Posen
16.08.1917 Verweigerung der Kohlenübernahme SMS Westfalen
16.08.1917 Resolution der Besatzung in Bezug auf Urlaub SMS Rheinland

Nach Niederschlagung der Unruhen werden mehrere Matrosen verhaftet und zum Tode verurteilt. Köbis und Reichpietsch werden am 05.10.1917 erschossen.

Matrosenaufstand 1918

Gründe bzw. die Liste an Forderungen an den Stationschef Wilhelmshaven Nov 1918:
  • Einsetzen einer Vertrauenskommission
  • Aufhebung des Grußzwanges
  • Gleiche Verpflegung für Offiziere und Mannschaft
  • Urlaubsregelung
  • Abschaffung der Zensur
  • Rückzug der Armee-Einheiten vom Bahnhof
  • Freier Zugang von Reichstagsabgeordneten zur Festung Wilhelmshaven
Ursache:
Hauptsächlich für das erneute aufflammen der Unruhen innerhalb der Marine, waren die nicht beseitigten Probleme, aus der schon die Meuterei 1917 resultierte, sowie die der Mythos der letzten alles opfernden Seeschlacht. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich schon das politische Moment in die Marine „eingeschlichen“, obwohl Besatzungen der Kriegsschiffe nicht politisch sein sollten.

Beginn der Unruhen, nachdem die gesamte Hochseeflotte sich für die Aktion zur Entlastung des Westheeres im Bereich der Hoofden Ende Oktober 1918 sammelte:

27.10.1918 Teile der Besatzung kehren nicht an Bord zurück auf SMS Derfflinger; SMS Von der Tann; SMS Strassburg
30.10.1918 Befehlsverweigerungen auf SMS Kronprinz, SMS Markgraf, SMS König, SMS Thüringen, SMS Helgoland, SMS Regensburg

 
Die unterschiedliche Verpflegung Offiziere - Mannschaften war übrigens kein Marineproblem, das galt im Heer ebenso.
Tucholsky schreibt in "Militaria" seitenlang darüber. Unter anderem kolportiert er, wie Frontsoldaten durch den Ort mit dem Hauptquartier des Kronprinzen zogen, und weiß behandschuhte Ordonnanzen mit Bohnenkaffee und frischen Brötchen über die Straße schoben.

Ich habe irgendwo einen Vergleich der Verpflegungssätze Flotte und Stadt Dresden für den Februar 1917, die Marine bekam deutlich mehr zu essen.
Das Problem war nicht die Verpflegung an sich, sondern die Ungleichheit.

OT:
Der Gröfaz hat übrigens daraus gelernt, in Großdeutscher-Zeit, hatten Offiziere und Mannschaften dieselbe Verpflegung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Problem war nicht die Verpflegung an sich, sondern die Ungleichheit.

Dazu mal ein Beispiel aus dem Tagebuch eines Soldaten

fe2zcl.jpg



Gruß

Cisco
 
Gustav Noske am 12. November 1926 vor dem Untersuchungsausschuss des Reichstags:

...Die Offiziere mit denen ich mich in Kiel abzufinden hatte, haben bestritten, dass eine solche Absicht bestand. (Angriffsfahrt) ...Ich muss sagen, dass diese Auffassung der Offiziere in Kiel von damals sich nicht mit den Darlegungen deckt, die ich im Dolchstoßprozeß in München von Herrn Admiral von Trotha mit anhören konnte.
Die Mannschaften wussten, dass Waffenstillstandsverhandlungen schwebten. Das war doch der Grund, dass sie mit dem Ende des Krieges rechneten; sie wollten nach Hause zu Frau und Kindern und nicht in den Tod. ....

In den weiteren Darlegungen bestreitet Noske, dass überhaupt ein politischer Wille hinter der Meuterei stand. Er hätte auch keinerlei Probleme gehabt, die Sache dann in den Griff zu bekommen. Die Flotte als Krieginstrument wäre aber zu diesem Zeitpunkt schlicht nicht mehr vorhanden gewesen.

Quelle: Ernst Leghan, Meuterei in der Kaiserlichen Marine, Koehlers Verlagsges. 1970


Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen.
 
Das so genannte „Zimmermann-Telegramm“ wird vom britischen „Marinenachrichtenamt“ abgefangen. In dem Kabel von Außenstaatssekretär Zimmermann an die deutsche Botschaft in Washington bietet Deutschland der mexikanischen Regierung unter Kommandant Carranza (PNA) ein Bündnis gegen die USA an und verspricht Mexiko die „Rückeroberung“ der US-Staaten Arizona, New Mexico und Texas. Außerdem wird der Kriegseintritt Japans auf Seiten der „Mittelmächte“ in Aussicht gestellt. In Mexiko arbeitet der deutsche Hauptmann Richard Schwiertz bereits Pläne für einen deutsch-mexikanischen Angriff auf das amerikanische San Diego aus.
[...]

Quelle:
Internetseite der FDJ
Deutscher Imperialismus

Aber was war dran an der Sache, hat vielleicht jemand nähre Daten zu eventuellen ausgearbeiteten militärischen Aktionen, zu Land und zu Wasser?


Mir nicht bekannt.
Sollte es so etwas gegeben haben, würde ich den als militärischen Witz ansehen.

Schön das du das so siehst, schon allein der Gedanke, einen deutschen Truppentransport nach Mexiko zu planen, läst einen Fragen, ob da nicht nur die Sonne zu heiß war, sondern ob da auch bewußtseins erweiternde Drogen im Spiel waren.

OT.:Interessant finde ich eigendlich daran, das diese im Beitrag #93 aufgestellte Behauptung einer Planung mal wieder einer Seite des linksradikalen Spektrum entspringt und verdeutlicht, wie auch nur kleine Information im Geschichtlichen Zusammenhang falsch bewertet oder interpretiert werden können.
So ähnlich stelle ich mir dies auch bei der Thematik zum Thread "Opferung der Hochseeflotte", wie die ahnungslosen Matrosen mit kleinen falschen Infos in ihren Ansichten beeinflußt wurden.

In wie weit wurden die Matrosen von Parteiorganisationen der USPD oder linksradikaler Gruppierungen mit Informationen über den Zustand der Kriegsereignisse in z.B. Veranstaltungen beeinfluß.

Die Gründung der Soldatenräte 1918/19 waren ebenfalls unter Initiative von Matrosen geschehen. So war der erste Vorsitzende ein Matrose, der Oberheizer Kuhnt. Aber selbst im Sommer 1917 waren diverse Matrosen schon im Bereich linker Parteien tätig und traten mit diversen Politikern in Kontakt, so z.B. auch Reichpietsch.


 
Köbis17
...wie die ahnungslosen Matrosen mit kleinen falschen Infos in ihren Ansichten beeinflußt wurden.

Reichpietsch war ja 1917 im Frühjahr bei Dittmann, USPD.
Dittmann sagte später er hätte versucht Reichpietsch zu bremsen, da er immer die Auffassung vertreten habe, dass man keinen in eine Sache hineinhetzen dürfe, die er in allen Auswirkungen gar nicht übersehen könne.
"Sie" hätten die Flotte immer als untaugliches Kriegsmittel gesehen, wie "sie" dann die Flotte hätten als taugliches Mittel zur Beendigung des Krieges hätten sehen können?

Der "politische Kopf" 1917 war wohl Sachse.

Für Oktober 1918 fehlen meines Wissens aber alle Hinweise auf politische Agitation im Vorfeld, so verzweifelt sie auch gesucht wurden.
Ich denke Noske hat das schon zutreffend geschildert.
 
Die Menagekommission des Flagschiffes Friedrich der Große, in der Reichpietsch, Beckers und Weber arbeiteten, entwickelte sich schrittweise zur Flottenzentrale der Matrosenbewegung.
Bei Treffen in den Lokalen des Flottenstützpunktes mit Aktiven von anderen Schiffen wurden die nächsten Schritte gemeinsam beraten. In Wilhelmshaven, aber auch in Kiel und Cuxhaven entstanden Verbindungen zu den Werftarbeitern und deren politischen Organisationen. Flugschriften, Zeitungen und andere Materialien der USPD und der Linksradikalen gelangten so auf die Schiffe. Max Reichpietsch benutzte einen Urlaub in Berlin um Kontakte zur Führung der USPD aufzunehmen.
Dort wurden Hoffnungen geweckt, eine für den 15. August nach Stockholm eingeladene Konferenz sozialistischer Parteien - sie kam nicht zustande - werde zu Aktionen gegen den Krieg aufrufen.
Auf den Schiffen begann daraufhin eine Unterschriftenaktion für einen Friedensappell an diese Konferenz, zugleich verbunden mit der Beitrittserklärung zur USPD. Mindestens 5 000 Unterschriften wurden dabei auf den kampfstärksten Einheiten der Flotte gesammelt. Diskutiert wurde auch, den für den 15. August aus Stockholm erwarteten Friedensappell mit einem Flottenstreik zu unterstützen und jeden Einsatz gegen streikende Arbeiter zu verweigern. Die Sorgen der Herrschenden in OHL und Regierung über eine drohende Verbindung von Arbeiter- und Soldatenbewegung waren also durchaus begründet.
 
Vorausschickend: die Agitation lief nicht nur von linker Seiter, sondern auch durch staatliche Propaganda, die falsch zur Kriegslage unterrichtet. Ein ganz prägnantes Beispiel ist die Marneschlacht, wozu nur genehmigte Darstellungen in die Öffentlichkeit gelangten (Stegemann etc., dagegen wurde eine vorherige andere Publikation - Name entfallen - beschlagnahmt).


Zur Agitation der USPD, das wurde beobachtet, berichtet und sehr ernst genommen:
14.6.1917 Schreiben OB an Militärbefehlshaber: Richtlinien für die Maßnahmen zur Unterdrückung der Agitation der USPD
7.8.1917: Bericht des Kommandos des IV.Geschwaders ... über Umfang und Organisation der sozialisitschen Propaganda ...
23.8.1917: Schreiben des Staatssekr. des Reichsmarineamtes: Maßnahmen gegen die Agitation der USPD durch Zeitungen und Flugblätter
26.9.1917: Verbot der Zeitungen der USPD, Staatssekr. des Reichsmarineamtes
30.10.1918: Rede Hippers: "In einen Teil der Besatzungen sind Gedanken hineingetragen ... Es tauchen auch Gerüchte auf ... Das sind Irreführungen, das sind unwahre Gerüchte.

QGPPP 2. Reihe, 1/II.
 
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