Mattium- "Hauptstadt der Chatten"

Aragorn

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Im Jahr 15 n.Chr. wird Mattium der Hauptort der Chatten, beim Rachefeldzug des Germanicus restlos zerstört. Die Bewohner fliehen in die Wälder , werden getötet oder versklavt. Mattium wird nie wieder aufgebaut.
Doch wo lag Mattium? Was bedeutet der Name dieser Siedlung? Wer waren die Erbauer dieses Ortes? War Mattium ein keltisches Oppidum? Wie sah das Alltagsleben dort aus?
 
Bei Metze nahe Gudensberg, genauer gesagt auf einem Berg namens "Altenburg". Dort fand man auch Tonscherben, die auf eine frühe Besiedlung schließen lassen. Ich nehme an, dass die Siedlung ein Oppida war, dass in früherer Zeit von Kelten angelegt worden sein könnte, aber auch die Chatten könnten die Burg errichtet haben, vielleicht sogar die Mattiaker.
Sie könnten in Nordhessen gesiedelt haben, bevor sie dann von den Chatten verdrängt wurden, und nach Süden ausweichen mussten, etwa in den Taunus und das Gebiet um Wiesbaden (Aquae Mattiacum). Hätten sie dieses Oppidum erbaut, könnte das Wort "Mattium" mit dem Stammesname der Mattiaker durchaus verwandt sein. Vielleicht heißt Mattium sogar " Stadt der Mattiaker".

Nachdem Mattium von Germanicus niedergebrannt worden war, wurde die Mader Heide, nicht weit von Mattium entfernt, zum kulturellen Mittelpunkt des chattischen Stammesgebiets.
 
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mattium-hauptstadt der chatten

guten abend liebe freunde,

die altenburg war bereits im frühen neolithikum von stämmen aus
der michelsberger kultur belegt.
in den fünfziger jahren glaubte man, daß es sich um das
spätere chattische "mattium" handele.
dieses ist zwischenzeitlich wiederlegt.

befunde der ausgegrabenen keramikteile lassen lediglich eine
datierung für das erste jahrhundert vor christus zu.
alle keramikfunde und ebenfalls der zerstörungshorizont der metallteile
deuten darauf hin, daß die zerstörung bereits vor
erreichung der letzten latene-stufe erfolgte.
diese bedeutet im klartext, daß die altenburg bereits
über fünfzig jahre unbewohnt war, als das chattische
mattium zerstört wurde.

mit allerbestem gruß max
 
Ehrlich? Das wusste ich bisher nicht, ich bin immer davon ausgegangen, dass Mattium mit der Altenburg identisch sei.
Wo wird Mattium denn noch lokalisiert? Im Stammesgebiet der Mattiaker, rund um Wiesbaden?
 
mattium-hauptstadt der chatten

guten morgen aragorn,
mir ist leider keine genaue ortsbestimmung von mattium bekannt.
möglicherweise werden wir dies auch nie erfahren.
da es keine schriftlichen aufzeichnungen gibt und natürlich auch
keine ortsschilder welche ausgegraben werden können.

so kann es stets nur hypothesen geben, welche dann etwas mehr
oder auch weniger wahrscheinlich sind. wenn ein ort auf
grund der fundlage in vielen punkten dafür in betracht
kommen könnte, müßte dieser natürlich in der schon von
dir geschilderten region liegen.
mit allerbestem gruß max
 
Die Orte Metze, Maden und noch ein driiter Ort, der mir gerade nicht einfällt und ich meine Geschichtsbiblothek im Odenwald nicht bei mir habe, alle im Schwalm-Ederkreis sollen die Urzelle der Chatten gewesen sein.Die Zerstörung Mattiums hat den Römern nicht viel genutzt, da unter Tiberius die Eroberung Germaniens jenseits des Rheins aufgegeben wurde.
Die Chatten waren die Konsequentesten Gegner der römischen Invasoren, :thx:
 
Maden wurde im 7. oder 8. Jhdt. erstmals als "Mathanon" urkundlich erwähnt. In "Mathanon"
könnte der Name Mattiums fortleben, auch wenn Maden wahrscheinlich erst später zum politischen Mittelpunkt des Chattenlands wurde.

Marburg wurde wegen der Namensähnlichkeit ebenfalls einmal als potentieller Mattium-Standort vermutet.
 
Mattium - Eine Sakrallandschaft

In der Wikipedia (...ok, is "nur" die Wikipedia) hab ich einen Artikel gefunden, der Mattium, den sog. Hauport der Chatten, nicht als Oppidum darstellt, sondern als eine Sakrallandschaft, die alle religiösen Institutionen und rechtssprechenden Organe des Stammes beinhaltete. Zudem sei das ganze Gebiet von einer Linie von Befestigungen, zu der auch die Altenburg bei Niedenstein, welche vormals als Mattium gedeutet wurde, gehört haben soll. Bei mir stellt sich jetzt die Frage, inwiefern sich diese Thesen mit den, den Chatten zugeschriebenen Funden decken und ob eine solche Sakrallandschaft überhaupt in der damaligen Zeit im rechtsrheinischen Gebiet überhaupt möglich war, d.h. kannten die Chatten bzw. die Menschen rechts des Rheins um Christi Geburt überhaupt so etwas wie eine Sakrallandschaft? Interessiert mich sehr, weil ich im Bezug auf die Chatten noch nie etwas von dieser These gehört habe.

Hier nochmal der Link zum Artikel:
--> Mattium - Wikipedia
 
Bei mir stellt sich jetzt die Frage, inwiefern sich diese Thesen mit den, den Chatten zugeschriebenen Funden decken und ob eine solche Sakrallandschaft überhaupt in der damaligen Zeit im rechtsrheinischen Gebiet überhaupt möglich war, d.h. kannten die Chatten bzw. die Menschen rechts des Rheins um Christi Geburt überhaupt so etwas wie eine Sakrallandschaft?

Ich habe mir den Wikipedia-Artikel angeschaut und halte die Behauptungen hinsichtlich der Bedeutung von Mattium für spekulativ und in keiner Weise durch schriftliche Quellen oder archäologische Befunde gestützt. Wenn man bedenkt, dass sogar über die Lage von Mattium bis zum heutigen Tage Uneinigkeit besteht, wie will man da eine "Sakrallandschaft" postulieren, die ich eher für eine esoterische Ausgeburt halte.

Bekanntlich gibt es zahlreiche germanische Stämme, von deren Kultzentren wir durch Textquellen wissen. Aber gleich eine "Sakrallandschaft" zu propagieren, nur weil sich auf chattischem Stammesgebiet auch andere Heiligtümer finden, geht enschieden zu weit. Das müsste man dann auch für andere Stämme postulieren, denn man kann davon ausgehen, dass sich auch dort bekannte und weniger bekannte Heiligtümer finden, ohne dass indes gleich eine Heilige Landschaft entsteht.

Schon wenn ich unter den Quellenangaben auch Felix Dahns Völkerwanderung und ein Schulbuch vom Schöningh Verlag entdecke, geht mir des Geistes Kind auf!
 
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Bezieht sich Deine Skepsis darauf, daß es "nur" ein Schulbuch ist - oder auf den Verlag?

Ein Schulbuch ist keine historische Publikation im eigentlichen Sinn und Schulbuchautoren keine versierten Fachhistoriker. Ich weiß, wovon ich hier rede.
 
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Dieter hat natürlich Recht - die historischen und archäologischen Nachweise lassen eine Deutung von "Mattium" als Sakrallandschaft nicht zu.

Trotzdem vielleicht ein paar Überlegungen, wie man auf so eine - für die Geschichtsbetrachtung des späten 19./frühen 20. Jahrhunder typische - kommen kann:

Bereits erwähnt wird ja die Verbindung einiger Ortsnamen des Raumes mit Wodan, insbesondere der von Gudensberg. Leider habe ich selbst kein hessisches Ortsnamenlexikon, aber man sieht hier:

Etymologie, Étymologie, Etymology - Wortgeschichte & Wortgeschichten<br> In Planung 42

dass es noch eine andere etymologische Deutung für Gudensberg gibt. Vielleicht schaffe ich es in den nächsten Tagen mal, in der Literatur nachzuschauen.

Zweitens ist es natürlich die Story von der Donareiche, die zu solchen Spekulationen veranlasst. Aber auch hier ist vor Zirkelschlüssen zu warnen, die der Artikel betreibt, indem er nahegelegene Ortsnamen dem Donar zuordnet. Denn in Wahrheit spricht der Originaltext aus der Vita von einer "Jupitereiche"; auch wenn Jupiter häufig die latinisierte Variante für Donar darstellt, sollte man - zumindest für weitergehende etymologische Betrachtungen - bedenken, dass ein anderer, örtlicher Gott gemeint sein könnte.

Und allgemein: historisch gibt es keine Belege für die Religion der Chatten; sicherlich gab es eine, aber was Willibald in der Vita Bonifacii über die Religion der Hessen (als wahrscheinliche Chatten-Nachfolger) und die Gebräuche schreibt, unterscheidet sich nicht wesentlich von den sonstigen Charakterisierungen von Heiden in Schriften dieser Epoche. Es ist kein einziger originär auf die Chatten/Hessen zu beziehender Brauch erkennbar.

Archäologisch ist in dieser Region überhaupt noch nichts ausgegraben worden, was sich als germanisches Heiligtum interpretieren ließe. Die derart starke Fundlücke und auch Schilderungen lassen vermuten, dass in erster Linie Ahnenkult sowie die Verehrung markanter natürlicher Geländepunkte betrieben wurden.

Der Wikipedia-Artikel "Mattium" ist stark überarbeitungsbedürftig, weil er
- die Sakrallandschaft als Faktum konstatiert
- die Literaturquellen für diese Deutung völlig unklar sind. Einzelne Bestandteile der Theorie waren mir bekannt, aber die Interpretation Mattiums als geschlossener Sakrallandschaft auch vollkommen neu; so was behaupten nicht mal die gegenüber paganen Theorien aufgeschlosseneren Autoren wie Karl Demandt.
 
Guntbotere de marca

Hallo an alle
Bin geboren und aufgewachsen in "Guntbotere de marca" ,welches circa 8km südlich von Fritzlar an einer Schwalmfurt liegt.Würde gern wissen was der Name,wahrscheinlich ahd bedeutet und ob jemand einen älteren Namen für den Ort weiß
 
Hier Hessens älteste Siedlungsnamen und was sie bedeuten findest Du Folgendes:
GOMBETH I'22,10
807 C(XII) "in Guntbotere marca" (CL, Nr.3588)
1123 "in Gumbethde" (UB Mainz I, Nr.514)
PN: *Gundbod mit zu -e abgeschwächtem lat. Genitiv-i (KAUFMANN 1961, S.8; ARNOLD (S.289) sieht darin einen einfachen PN als SN). Der Beleg 807 C ist als Insassenname im Gen. Plural aufzufassen.
Ergänzung:
Also etwa "da, wo Gund-Bodo lebt"
Gund = Kampf
Bodo = Gebieter
oder Boto = Bote :)
 
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@deSilva
danke für die Auskunft.hatte schon die Vermutung das es etwas mit"Kampf" zu tun hat,da Gombeth wahrscheinlich auch die südliche Pforte zum Bezirk Mattium nicht zu verwechseln mit dem Ort Mattium wahrscheinlich Metze war,allein die Lage,Schwalmfurt, läßt die Vermutung zu.Hatte aber auch schon irgendwo gelesen,das Guntbotere de marca,Gombeth mit dem Wort Combat zutun hat,was ja soviel wie Kampfplatz bedeutet.Ist meines Erachtens möglich den nicht weit von dort befanden sich einige der wichtigsten Heiligtümer der Chatten oder vielleicht auch der Germanen allgemein(Donareiche,Woutansberg) um nur einige zu nennen.Könnte es nicht sein,nur ein Gedankenspiel das es sich bei Mattium sowohl um einen "heiligen Bezirk als auch um die darin befindliche Fliehburg Mattium handelt,dies wäre eventuell auch eine mögliche Erklärung dafür das die Chatten im Gegensatz zu allen anderen Germanenstämmen,auser den Friesen,nicht abgewandert sind,sie mussten ja die Heiligtümer schützen.wie gesagt nur ein Gedanke würde mich naber interessieren wie andere darüber denken.

Hoffe auf regen Gedankenaustausch Guntbot
 
Wenn Du vorraussetzt, dass solche Heiligtümer eine lange Tradition haben und der Glaube eine starre unveränderliche Sache ist. Wäre das eine Theorie.
 
Hatte aber auch schon irgendwo gelesen,das Guntbotere de marca,Gombeth mit dem Wort Combat zutun hat,was ja soviel wie Kampfplatz bedeutet.

Hier wieder das gleiche wie bei Sauerland: eine alte Form - nach der Du ja selber den Thread benannt hast - ist belegt, die solche Thesen ausschließt. Desweiteren handelt es sich bei combat - wieder mal - um ein aus dem Lateinischen (combattuere) abgeleitetes französisches Wort. Über das "-platz" schauen wir mal großzügig hinweg.
Entsprechend dem Link von deSilva musst Du dir wohl einen freien fränkischen Bauern vorstellen, dem dieses Land zu Karls des Großen Herrschaft gehörte.
 
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Mattium ist wohl eher ein Gebiet als eine Burganlage oder ähnliches laut Wikipia.
Des Weiteren wäre ich sehr vorsichtig mit den Ortsnamen.
Die ersten Erwähnungen von Wodan sind aus dem 7. Jahrhundert.
Tacitus erwähnt nur jemanden als Merkur, ob es Wodan ist, bleibt eine Annahme, kein Wissen!
Immerhin sind mehr als 500 Jahre zwischen Merkur und der ersten Erwähnung von Wodan dazwischen, wenn man sich die besser dokumentierten linksrheinischen Gebiete ansieht sind da einige Götter gekommen und gegangen in derselben Zeit.
Die Forschung nimmt z.B. an das Wodan den Thyr (Ziu) verdrängt hat, bei den Germanen.
Eine Abkehr von eher Fruchtbarkeitsgöttern zu Kriegsgöttern wird von manchen Religionsforschern mit dem Kontakt zu den Römern in Verbindung gebracht, dass wäre dann bei Tacitus in der frühen Phase dieser Abkehr.
 
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