Mefo-Wechsel

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Gast

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Hi!

In meinem Geschichtsvortrag über die Wirtschaft der NS-Zeit spielt der Mefo-Wechsel eine wichtige Rolle. In den Grundzügen habe ich das System verstanden. Ich weiß aber einfach nicht, wie ich den Wechsel etwas ausführlicher erklären/vermitteln kann. Ich bitte um eure Hilfe. Danke im Voraus!

MfG
 
Jetzt weiß ich ehrlich gesagt nicht was Du willst.
Zum Mefo-Wechsel das:
Schacht hat da in gewisser Weise Geld drucken lassen, ohne welches zu drucken!

Grundsätzlich zum Wechsel: Ein Wechsel unterscheidet sich von einem Zahlungsmittel dadurch, dass er gleichzeitig ein Kreditmittel ist. Der Aussteller bekommt sofort sein Geld, der Bezogene muss erst nach z. Bsp. 3 Monaten bezahlen, hat also solange einen zusätzlichen Kredit in der Höhe.
Zum Wechsel:

Die Seiten solltest Du Dir schon durcharbeiten, aber es handelt sich doch um relativ komplizierte Dinge, die ohne eine gewisse Bereitschaft und Vorwissen beim Auditorium nicht verstanden werden.
Wäre ich vorsichtig.
 
Ich weiß nicht, ob es Dich, verehrter Gast, nach Jahr und Tag noch interessiert, aber hier folgt ein interessanter Auszug aus der Encyclopaedia Germanica, der den eigentlichen Gedanken dieses Projekts veranschaulicht:

Der Mefo-Wechsel war ein 1934 von Hjalmar Schacht entworfenes Finanzierungsinstrument zur Vorfinanzierung von Reichsausgaben (Rüstungsausgaben) und damit zur Verschleierung von künftigen Staatsschulden, die das Reichsbankgesetz nur begrenzt zuließ, siehe unten. Aus Geheimhaltungsgründen wurden die Mefo-Wechsel als Sonderwechsel bezeichnet. Erst lange nach dem Ausgabestopp wurden sie als Mefo-Wechsel bekannt.
Bezogener von Mefo-Wechseln war die Metallurgische Forschungsgesellschaft m. b. H., für deren Schulden das Reich die selbstschuldnerische Bürgschaft übernahm. Das Stammkapital für die Metallurgische Forschungsgesellschaft zeichneten im Mai 1933 vier große namhafte deutsche Unternehmen, nämlich Siemens, Gutehoffnungshütte, Krupp und Rheinmetall in Höhe von einer Million Reichsmark. Die Mefo GmbH war von Anfang an als Scheinfirma konzipiert worden; sie hatte keine weitere Funktion bzw. Geschäftszweck. Die Geschäftsführung wurde durch einen Vertreter des Reichswehrministeriums und einem Vertreter der Reichsbank gestellt. Die Reichsbank stellte das übrige Personal für die verwaltungsmäßige Abwicklung der Wechselgeschäfte.
Alle Unternehmen, die im Auftrage des Staates Aufgaben ausführten, stellten nun die Mefo-Wechsel aus. Die Reichsbank erklärte sich bereit, diese Wechsel jederzeit entgegenzunehmen und in Bargeld umzutauschen. Die Laufzeit der Wechsel betrug anfangs sechs Monate und wurde immer wieder verlängert, so daß die Wechsel letztendlich fünf Jahre im Umlauf waren. Das Problem war jedoch, daß mit der Ausgabe der Mefo-Wechsel eine galoppierende Bargeldvermehrung einsetzen mußte, wenn alle Lieferanten die Wechsel bei der Reichsbank einlösen würden. Schacht jedoch baute vor und stattete die Wechsel mit einem Jahreszins von 4 % aus. Es geschah, was er beabsichtigte. Die Wechsel wurden unter den Lieferanten als beliebtes Zahlungsmittel verwandt, welches obendrein auch noch einen Zinsertrag brachte.
Die Mefo-Wechsel waren nichts anderes als ein Darlehen der Reichsbank an das Reich. Dieser Weg der Finanzierung wurde so beschritten, da das Reichsbankgesetz größere Darlehenssummen, die über 400 Millionen RM hinausgingen, nicht zuließ.
Insgesamt wurden von 1934 bis zum 31. März 1938 Mefo-Wechsel in Höhe von zwölf Mrd. Reichsmark ausgegeben. Sie finanzierten ca. 45 % der bis dahin aufgelaufenen Rüstungsausgaben (bis Ende 1939 waren es ca. 20 %). Von diesen zwölf Milliarden RM wurden jedoch acht Milliarden vom Markt aufgenommen. Sie wurden also nicht bei der Reichsbank eingelöst. Schachts Absicht, eine merkbare Inflation zu verhindern, ging somit auf.
Ab April 1938 wurden die Mefo-Wechsel durch kurzfristige Reichs-Schatzanweisungen ersetzt. Die zur Einlösung kommenden Mefo-Wechsel konnten, neben der Barauszahlung, wiederum in andere kurzfristige Wechsel eingetauscht werden. In der Zeit vom 31. März 1938 bis 31. März 1939 explodierte die Ausgabe dieser kurzfristigen Schatzanweisungen. So wurden in nur einem Jahr 4,2 Milliarden RM davon ausgegeben.
Reichsbankdirektorium und Reichsfinanzministerium handelten Ende 1938 einen Tilgungsplan für die im Jahre 1939 fälligen Mefo-Wechsel aus. Dieser sah vor, daß 1939 bereits 3,2 Mrd. RM an Wechseln zurückgezahlt werden sollten. Des weiteren sollten jedes Jahr eine Mrd. RM (inkl. Zinsen) aus dem Reichshaushalt beglichen werden. Die 11,9 Mrd. RM an Mefo-Wechsel sollten somit nach 17 Jahren getilgt sein. ...

Mefo-Wechsel - Encyclopaedia Germanica
 
Huhu,
ich weiß ich bin kein Gast, aber da mir die Schreibrechte für die Neuzeit fehlen und ich es ein bisschen eilig habe, nochmal eine Frage.

Zwar wurde der Mefo-Wechsel schon recht ausführlich erklärt, aber nochmal für ganz ganz Dumme :scheinheilig:

Die Mefo GmbH hat Aufträge an 3. vergeben und diese nicht mit Bargeld sondern mit diesen Mefo-Wechseln bezahlt. Diese konnten (theoretisch) bei der Reichsbank eingelöst werden, wurden sie aber größtenteils aufgrund der Zinsen nicht. Die Mefo selbst hat dafür aber nicht persönlich gehaftet sondern die Regierung. Hab ich das richtig verstanden?
Wieso kam es dann zu einer sog. "zurückgestauten" Inflation? Es war doch kein Bargeld im Umlauf? :grübel:

Himmel, ich schreib morgen Klausur und hab keinen Plan davon^^
Bitte dringendst um Hilfe ôo
 
Nicht eingelöst wurden sie nicht wegen der Zinsen, sondern weil es verschleierte langsfristige staatliche Rüstungskredite waren. Wären sie kurzfristig eingelöst worden, wäre es tatsächlich zu einem erhöhten Geldumlauf mit den entsprechenden Inflationsfolgen gekommen.
 
Und was passierte damit letztendlich? Ich dachte, die letzten Wechsel wurden spätestens 1938 eingelöst? Ursprünglich sollten sie ja nur 6 Monate laufen.
 
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