Megalithen in Oberfranken/Landkreis Hof?

Sollte ich in diesem Unterforum falsch sein, so steinigt mich bitte und streut Megalithen auf mein Haupt ;)

Schon seit ich denken kann, weiß ich um eine archäologische Fundstätte, nur wenige Kilometer Fußmarsch von meinem Elternhaus entfernt. Es handelt sich hierbei um eine Ansammlung aufgerichteter Steine nahe des oberfränkischen Dorfes Langenbach (Marktgemeinde Bad Steben/Landkreis Hof), im Volksmund bekannt als die "12 Apostel". Mir wurde immer berichtet, es würde ich um eine keltische Kultanlage handeln. Leider ist die Stätte bisher weder erforscht, noch publiziert, sodass verlässliche Informationen leider ausbleiben.

Im Internet habe ich diesen Artikeln zum Thema gefunden: Falsche Apostel Frankenwald | Tourismus : Städte + Gemeinden : Bad Steben : Sehenswertes : Falsche Apostel | Frankenwald | Region Frankenwald | Magazin | Tourismus | Gastronomie | Branchen | Handwerk | Handel | Kronach | Bad Steben |

Leider habe ich nur sehr wenig Ahnung vom Thema und kann diese Informationen damit leider auch nicht überprüfen. Jedoch habe ich einmal nach Megalithen gegoogelt (man verzeihe mir ;) ), und dabei herausgefunden, dass es sich dabei um unbehauene, von Menschenhand aufgerichtete Steine handelt.

Könnte es sich bei den 12 Aposteln wirklich um jungsteinzeitliche oder keltische Zeugnisse handeln? Gibt es irgendeine Publikation (bzw. weiß jemand etwas) über die frühe Siedlungsgeschichte des Frankenwaldes?

Das Thema beschäftigt mich schon, seit ich denken kann. Nun habe ich endlich dieses Forum gefunden und kann nachfragen :)

LG
Die_Schweigende
 
Zuletzt bearbeitet:
Salve oder so
Megalithen haben mit den Kelten nichts zu tun, sie sind älter nämlich wie du richtig vermutet hast gehören sind in das Neolithikum.

Literatur:
Schwarz Klaus: Frühmittelalterlicher Landesausbau im östlichen Franken zwischen Steigerwald,Frankenwald und Oberpfälzer Wald. Monographien des RGZM, Band 5, Mainz 1984
Zur Vegetations- und Siedlungsgeschichte des Frankenwaldes. In: Flora 167, 1978, 81-102.

Schau doch mal in der Nähe an einer Uni vorbei, sofern sie ein Vor- und Frühgeschichtliches (Archäologisches Seminar) hatt.
 
Danke für die tolle Antwort. An unserer Uni gibt es ein Seminar für Ur- und Frühgeschichte, ich werde dort am Montag mal vorbeischauen und mich nach dem Buch erkundigen - ansonsten gibt es ja immer noch Fernleihe :)

LG und nochmals Danke für Deine Hilfe,
Die_Schweigende
 
Du kannst ja mal schauen es gibt eine Reihe:
Archäologische Denkmäler in Deutschland. Dort sind Fundorte zu finden eventuell ist auch was für diese Region vorhanden.
Ansonsten einfach mal die Profs. fragen :)
 
von Grossteinsetzungen hab´ich so gut wie keine Ahnung...

aber kommt die Zahl 12 bei solchen Formationen öfter vor oder sind das eher Einzelfälle?


Würde mich mal interessieren...
 
aber kommt die Zahl 12 bei solchen Formationen öfter vor oder sind das eher Einzelfälle?

Offenbar ja. In der Bretagne (Le Menec) stehen Megalithen offenbar in 12 Reihen hintereinander. Auch im nahe gelegenen Kemario sind 982 Menhire in 10-12 Reihen angeordnet.

(Quelle)

Wikipedia hat zum Duodezimalsystem (also dem Zwölfer-System) Folgendes zu sagen:

Die Zahl 12 hatte in vielen Kulturen eine wichtige Bedeutung. Sie gilt als die Zahl der Vollkommenheit. Ein Grund sind vermutlich die 12 Mond-Monate im Jahr. Beispiele der Verwendung der 12 sind die 12 Monate im Jahr, zweimal 12 Stunden pro Tag, 12 Tierkreiszeichen, 12 Zeichen in der chinesischen Astrologie, 12 Sterne auf der Flagge der Europäischen Union (nicht von den Gründungsstaaten abgeleitet). In vielen europäischen Sprachen gibt es eigene Zahlnamen für 11 („elf“) und 12 („zwölf“) anstelle der regelmäßigen Zehnersystem-Namen (wie „zweiundzehn“ oder „zweizehn“). Dies weist, wie auch die Verwendung des Dutzend, auf eine breite Verwendung der Basis 12 hin.
Zusätzlich hat die 12 die Eigenschaft, durch relativ viele Zahlen ganzzahlig teilbar zu sein (1, 2, 3, 4, 6, 12), was die Verwendung als Größeneinteilung (z. B. bei Zoll und Fuß) zur Folge hatte
Ich habe leider keine Ahnung, was davon für die potentiell aus dem Neolithikum stammenden Errichter der "12 Apostel" von Langenbach schon von Bedeutung gewesen sein könnte. Evtl. handelt es sich tatsächlich um eine Zahl, die aus Naturbeobchatungen resultierte und die tatsächlich mit Tages- oder gar Jahreszeiten zu tun hatte. Ich kenne mich hier allerdings viel zu wenig aus um sagen zu können, ob und von welcher Art von Kalender man damals ausging.

Bei Wikipedia habe ich allerdings das hier gefunden: Steinzeitkalender - Wikipedia

Auszug:
Die jungsteinzeitlichen Kalendervorstellungen haben sich [...] in den Megalithbauten des späten Neolithikum [...] niedergeschlagen.
Diese sogenannten Kalenderbauten waren exakt astronomisch auf die Äquinoktien und somit auf die Sonne ausgerichtet. Meist wurde durch geeignete Steinsetzungen oder Torbauten der jeweilige Sonnenauf- oder -untergang an den vier singulären Punkten der Sonnenwenden und Tag-und-Nacht-Gleichen direkt beobachtbar. Das sind die Daten 21. März, 21. Juni, 23. September und 21. Dezember. Der Untergang der Sonne am Tag der Wintersonnenwende, dem 21. Dezember, lag z. B. bei einem Azimut von 217 bis 228 Grad. Danach war eine genaue Eichung des Jahres und Berechnung der wichtigen Daten möglich.
Diesen alten frühen Sonnenkalender finden wir auch im Kalender von Coligny, einem alten Keltischen Kalender wieder.
Ob man hier auf die Zahl 12 kommt, kann ich ebenfalls nicht beantworten. Ich würde eher auf "nein" tippen, aber evtl. kann auch hier jemand anderes mehr sagen.

Die von mir bereits verlinkte Seite zu den 12 Aposteln scheint jedoch genau das zu implizieren:

[FONT=Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif][SIZE=-1][FONT=Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif]
Die Steine dienten wie der aus Selbitz stammende Hofer Vermessungsfachmann Adam Ott meint, der jungsteinzeitlichen Bevölkerung als Observatorium zum Beobachten der Sonne. Wenn man ein gleichseitiges Dreieck nach Westen zieht, stehen jeweils zwei Diabasbrocken enger zusammen. Die Sonne , die hinter den 692 Meter hohen Wachberg aufgeht, steigt zur Sonnenwende im Juni zwischen den beiden Megalithen links im Osten auf. Während der Tag und Nachtgleiche im März und September geht die Sonne etwas weiter im Süden auf: zwischen den beiden rechten Steinen hindurch un Richtung Obersteben am Südhang des Wachberges.
[/FONT][/SIZE][/FONT](Quelle)

Was die "12 Apostel" angeht, möchte ich ganz gerne noch auf die Besiedlungsgeschichte des Staffelberges hinweisen. Das Gelände war wohl nachweislich schon vor Errichtung der keltischen Siedlung Menosgada um 1000 v.Chr besiedelt. Auf einer zugegebenermaßen wenig wissenschaftlich anmutenden Seite habe ich das hier gefunden:

Auf dem mehrere tausend Meter südöstlich der Stadt gelegenen Staffelberg waren bereits zur jüngeren Steinzeit, zur frühen Bronzezeit, zur Urnenfelder- und zur späten Hallsteinzeit, also vom 3. bis zum l. Jahrtausend v. chr. ‚ mit Unterbrechungen immer wieder neue Wohnplätze angelegt worden.
(Quelle)

Nun liegt der Staffelberg nicht allzu weit vom Standort der 12 Apostel entfernt, und hier ist wohl einwandfrei eine Besiedlung in der Jungsteinzeit belegt; diese ging später wohl in eine keltische Stadtanlage über.

Die frühen Siedler auf dem Staffelberg könnten evtl. mit der Gruppe identisch sein, die auch die Megalithen in Langenbach errichtete - zumindest sehe ich diese Möglichkeit, wenn man diese Aussage hier betrachtet:

[FONT=Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif][SIZE=-1][FONT=Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif]
[...]von den Oxforder Archäologen und Buchautor Barry W. Cunliff die " Megaliths of Langenbach " genannt, wurden schätzungseise vor 5000 Jahren in der Jungsteinzeit gesetzt, möglicherweise von Bandkeramikern, die wahrscheinlich Vorfahren der Kelten waren.
(Quelle)

LG
Die_Schweigende
[/FONT][/SIZE][/FONT]
 
Zuletzt bearbeitet:
Das mit den Grabenwerken (Gosseck) als astronomisches Kalendarium im weitesten Sinne scheint im Moment zumindesten von einigen Wissenschaftlern angenommen zu werden.
Bei der Megalithbauten würde ich ein wenig mehr differenzieren es gibt ja sowohl die Steinsetzungen, als auch Gräber und zu guter letzt auch noch einzeln stehende Stein.
Die jungsteinzeitlichen Kalendervorstellungen haben sich [...] in den Megalithbauten des späten Neolithikum [...] niedergeschlagen.

Hier wäre ein fundierte wissenschaftliche Quelle wünschenswert in Wiki steht leider immer noch viel Spekulatives.
 
Hallo an Alle,
die Steinreihe der "Zwölf Apostel" bei Langenbach ist vom Münchener Amt für Denkmalschutz als mittelalterliche Steinreihe eingestuft worden! (über eine Fehleinschätzung kann man hier trefflich streiten) Letztes Jahr besuchte ich mit einem Archäologen der Universität Bamberg diese mysteriöse Steinreihe und noch weitere "Anlagen" dieser Art im Frankenwald. Kaum 500 m von den Apostelsteinen entfernt, steht etwas versteckt noch eine kleiner Steinreihe. Der Archäologe meinte, daß das alles hier sehr alt sei und das es solche Artefakte im Frankenwald gar nicht geben dürfte, da frühsteinzeitliche Siedlung bislang nur in klimatisch wärmeren Gegenden gefunden wurden. Er betrachtet die "Zwölf Apostel" als ein Highlight im Frankenwald und meint, dass hier einmal wissenschaftliche Ausgrabungen durchgeführt werden sollten, um endlich einmal gesicherte Kenntnisse zu erhalten, denn bislang ist alles nur Spekulation und die nützen niemand. Literatur über diese Steinreihe gibt es nicht- nur Zeitungsberichte etc. Wer mehr über den Standort der anderen Steinreihe wissen will kann sich gerne mit mir in Verbindung setzen.

es grüßt das
Bergmännchen
 
was weiss man denn darüber ob und warum es solche Steinsetzungen
auch im Mittelalter gab?

Wundert mich nämlich...
 
Vorgeschichtliche Relikte insbesondere Wallstrukturen aber auch Steinsetzungen wurden sehr gerne als Flur bzw. Grundstücksgrenzen genutzt.
Ich persöhnlich kenne den Fall aus einer Ausgrabung eine Hallstattzeitlichen befestigten Höhensiedlung, wo sich einige Wallstrukturen als vermutl. Abgrenzung der Flächen der Waldbauern heraustellten und nach Aussage der jeweiligen Pächter schon z.t. seit dem 18 Jh. so bekannt sind.
Meiner Meinung nach kann nur eine wissenschaftliche Ausgrabung zweifelsfrei zur Klärung des Problemes beitragen.

Die Quelle auf die du dich beziehst ist wirklich gut.
Aber beim Lesen der Angaben zur Steinsetzung ist keinesfalls die Rede von einem gesicherten Mittelalterlichem Baudatum.
Es wird davon gesprochen das einige Steinsetzung auch als Grenzen, etc. im Mittelalter dienten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber beim Lesen der Angaben zur Steinsetzung ist keinesfalls die Rede von einem gesicherten Mittelalterlichem Baudatum.
Grüezi

Sieh mal hier. Ich habe den Text jetzt nur schnell überflogen, aber ich glaub den meinte ich.


Gruss Pelzer
 
Besiedelung Frankenwald um 800 v. Christus

Hier ein Beispiel, dass der Frankenwald schon zur Urnenfelderzeit bekannt war - und dieses ist sogar seit langem erforscht!!:yes:


Die Heunischenburg bei Kronach-Gehülz

Ach ja, Steinsetzungen fanden auch noch im Mittelalter statt.
(z.B Handels- und Zollgrenzen)

Gruß Bergmännchen
 
@ pelzer
Jup absolut richtig da stehts drinne
Ach ja, Steinsetzungen fanden auch noch im Mittelalter statt.
(z.B Handels- und Zollgrenzen)
@ Bergmännchen
Hab ich auch nicht bestritten sondern darauf hingewiesen, das man entwender schon vorhandene, zumeist vorgeschichtliche Relikte nutze oder sie verlagerte. Möglich ist natürlich immer auch eine Neuerichtung mit selbst gebrochenen Material
 
Hallo,

habe auf Wunsch von Urvo mal ein paar Bilder von den zwölf Apostel
hier eingestellt - und gleich kapiert wie das geht!!:yes:

Gruß

Bermännchen
 

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@pelzer
ich finde die Steinreihe hat sehr viel Ähnlichkeit mit der "Megalith-Steinreihe" von Riferswill. Allerdings habe ich noch ein Luftbild der Apostel, auf der man sehen kann, dass sich diese Steinreihe noch unterirdisch fortsetzt.

@DERGeist
völlig richtig warum sich die Mühe machen und nochmals wo Felsblöcke herausbrechen, wenn es schon welche gibt. So geschehen auch hier bei uns. So hat man z.B. nach dem 2. Weltkrieg von den sogenannten Keltengräbern die Deckplatten abgenommen und damit die Scheunenzufahrten befestigt!! für die Bauern waren diese riesigen Steine auf ihren Feldern und Wiesen nur hinderlich - und deswegen suchte man nach "besseren Nutzungsmöglichkeiten" Überliefert sind 7 - 8 dieser Gräber. (vermutlich handelte es sich hier um Dolmengräber) Heute stehen nur noch 2 und diese hat man versucht "zusammenzuschieben". So nach und nach legte man dann noch Lesesteine hinzu und jetzt sieht aus wie ein riesen großer Steinhaufen.

Grüße von

Bergmännchen
 
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