Messiaserwartung: Wie viel Konkurrenz hatte Jesus?

Es ist ein Diskurs vom OT aber sicher interressant: der Messianismus erlebte viel später erneut eine Blüte: und zwar nach der mongolischen (und damit buddhistischen) Eroberung Bagdads und dem damit einhergehenden Ende des Abbasidenkalifats 1258 sahen sich die Muslime dem Buddhismus und seinem karmisch-gerechten Königtum und Inkarnation ausgesetzt und es enstand zur eigenen Legitimation ein sakrales, messianisches Königtum.

An Afterlife for the Khan, Jonathan Brack (übersetzt):
In diesem Buch wird die These vertreten, dass Rashid al-Dins buddhistisch und mongolisch inspiriertes Experimentieren mit islamischen theologischen Diskursen eine entscheidende Zwischenstufe zwischen den beiden dominanteren Rahmen für die Legitimierung islamischer, sultanischer Autorität bildete - der vormongolischen Phase einer restriktiven, legalistischen und genealogisch begründeten Kalifenstruktur und dem postmongolischen unabhängigen Modell einer universellen und sakralen islamischen Herrschaft, die durch heilige und messianische Diskurse gestützt wurde. Die mongolische Besetzung Bagdads und die damit einhergehende Beseitigung des abbasidischen Kalifats im Jahr 1258 stellte ein dramatisches Ereignis dar, das die religiös-politischen Grundlagen der Welt der sunnitischen Mehrheit erschütterte. Diese Katastrophe leitete eine Ära einer beispiellosen Verfassungskrise ein, die sich nach dem Zusammenbruch des ilkhanidischen Staates im Jahr 1335 noch verschärfte. In den folgenden Jahrhunderten wurden neue Strategien zur Legitimierung der sultanischen Autorität formuliert, um diese Krise zu lösen.

Die Muslime am Hof waren buddhistischen Konzepten ausgesetzt und bemühten sich sehr, auf diese zu reagieren. Dabei handelte es sich nicht unbedingt um die Feinheiten des Dharma, sondern vielmehr, wie wir sehen werden, um buddhistische Methoden der Auseinandersetzung mit politischen Autoritäten und Bekehrungsstrategien.

Anhand der theologisch-philosophischen Werke eines persisch-muslimischen Wesirs, der in der intellektuellen Szene des ilkhanidischen Hofes an der Wende zum 14. Jahrhundert aktiv war, zeigt An Afterlife for the Khan, wie die persisch-muslimische Erfahrung mit dem Buddhismus und seinem System des karmisch-gerechten Königtums einerseits und die Anpassung an und der Widerstand gegen das mongolische Modell des vergöttlichten Königtums andererseits Prozesse des kreativen Experimentierens mit neuen Formen des islamischen sakralen Königtums hervorbrachten und beeinflussten. Die Buddhisten vermarkteten Konzepte und Modelle des karmischen Königtums als Mittel zur Übersetzung, Bekräftigung und Konvertierung der Ansprüche ihrer tschingisidischen Gönner auf ein vergöttlichtes Königtum. Die islamische Herausforderung bestand also nicht nur darin, ihre ilkhanidischen Gönner für den muslimischen Glauben zu gewinnen oder - im Falle der bereits konvertierten Mongolen - ihr Bekenntnis zum Islam zu festigen, sondern auch ihre frühere buddhistische Erziehung zu entwurzeln.

Das so enstehende Konzept vom muslimisch-heiligen Königtum (nicht, dass sich die Europäischen Könige weniger Heilig betrachteten, bis zur Reformation) hatte Erfolg:

The Millenial Sovereign, Azfar Moin (übersetzt):
Dieses Buch bespricht zwei wichtige Wissenschaftsbereiche, die nur selten zusammen untersucht werden: das heilige Königtum und das Heiligentum im Islam. Dabei bietet es eine originäre Perspektive auf beide. In historischer Hinsicht liegt der Schwerpunkt auf dem Mogulreich im Indien des 16. Jahrhunderts und seinen Vorläufern und Parallelen im timuridischen Zentralasien und im safawidischen Iran. Diese miteinander verbundenen Milieus bieten einen idealen Ausschnitt, um die Beziehung zwischen muslimischem Königtum und Heiligkeit zu untersuchen und zu überdenken. Denn hier brachten muslimische Herrscher ihre Souveränität und verkörperte Sakralität nach dem Vorbild von Sufi-Heiligen und heiligen Erlösern zum Ausdruck.
Die indische Mogul-Dynastie (1526-1857) und die iranische Safawiden-Dynastie (1501-1722) waren Beispiele für diese Art des heiligen Königtums. Die begründenden und frühen Monarchen dieser beiden Dynastien richteten ihre Höfe nach dem Muster der Sufi-Orden ein und stellten sich selbst als den verheißenen Messias dar.
In ihrer klassischen Phase vertraten sowohl die Moguln als auch die Safawiden einen Stil der Souveränität, der "heilig" und "messianisch" war. Diese Ähnlichkeit ist weder ein Zufall noch eine zufällige Kuriosität, sondern resultiert aus einem gemeinsamen Muster der Monarchie, das auf Sufi- und Jahrtausendmotiven beruht. In dieser Zeit entwickelte sich ein Ensemble von Ritualen und Wissen, um den Körper des Königs heilig zu machen und ihm die Gestalt eines prophezeiten Erlösers zu geben, einer Figur, die die unerträgliche Ordnung der Dinge in Ordnung bringen und eine neue Ära des Friedens und der Gerechtigkeit einleiten würde - das neue Jahrtausend. Gestützt auf messianische Vorstellungen und rationalisiert durch politische Astrologie, versuchte diese Art der Souveränität, Höflinge und Soldaten an den Monarchen als geistigen Führer und weltlichen Herrn zu binden.
 
den Römern war das Königtum aber (ursprünglich) zutiefst verhasst, ("odium regni", nachdem sie sich von den Etruskern befreit hatten folgten auf Romulus sechs "gute" Könige bis es unter Tarquinius Superbus zur Tyrannis kam. Nachdem Brutus die gens Tarquinius aus Rom vertrieben hatte schwor man nie wieder einen König über sich zu dulden... der Ursprung der res publica und des odium regni, Königshass) sie gravierten INRI in das Kreuz Jesu, Jesus von Nazareth, König der Juden, und setzten ihm eine Dornenkrone auf den Kopf.

Ich möchte hier einhaken. Die Römer verabscheuten die Monarchie - für sich selbst. Aus diesem Grund nannte sich Augustus ja auch nie König, gleichwohl der „primus inter pares“ aus Rom wieder eine Monarchie machte. Die griechischen Basilei waren den Römern ziemlich schnuppe, jedenfalls war das Führen eines solchen Titels kein Hindernis für Rom solche Basilei in ihr Klientelverhältnis aufzunehmen. Auch die judäisch-samarischen Könige (die Klientelkönige Roms waren, führten diesen Titel.
 
Ich möchte hier einhaken. Die Römer verabscheuten die Monarchie - für sich selbst. Aus diesem Grund nannte sich Augustus ja auch nie König, gleichwohl der „primus inter pares“ aus Rom wieder eine Monarchie machte. Die griechischen Basilei waren den Römern ziemlich schnuppe, jedenfalls war das Führen eines solchen Titels kein Hindernis für Rom solche Basilei in ihr Klientelverhältnis aufzunehmen. Auch die judäisch-samarischen Könige (die Klientelkönige Roms waren, führten diesen Titel.

Ja, nicht nur Romulus und die "guten" altrömischen Könige wurden äußerst positiv bewertet, sondern auch fremde Herrscher wie Phillip V, Antiochus III, Perseus oder Kyros und sogar erbitterte Erzfeinde wie der Etruskerkönig Porsenna und Pyrrhos. Ennius Annalen IV beschreiben Pyrrhos sehr positiv als großzügig, mit Anstand und respektvoll ggü. seinem Feind. Nach Plutarch wiederum berichtet der griechische Philosoph Kineas, der als Gesandter Pyrrhos in Rom verweilt, seinem König der römische Senat erschien ihm wie "eine Versammlung von Königen". Catos Senatsrede de falsis pugnis bezeichnet Ptolemaios IV. als rex optimus atque beneficissimus (der beste und gütigste König). Ciceros Dialog de re publica verwendet die Begriffe rex und regnum nach Platons Vorbild eines βασιλικὸς ἀνήρ (vasilikós anír, königlicher Mann) für vorbildliche Staatsmänner (will aber auch gewusst wissen dass die römische, historisch gewachsene Staatsform entgegen der Platons keine philosophische Utopie ist) und hält es für notwendig, dass ein Volk von reges geführt wird, er prägt dafür den Begriff moderator rei publicae. Die Republik habe alle Vorteile einer Monarchie, der umfassenden Machtfülle in der Hand von Einzelnen, aber durch die Begrenzung der Amtszeit auf ein Jahr, ein "Einjahreskönigtum" quasi, sowie den Senat und die gleichzeitige Herrschaft von zweien (Konsuln), keinen ihrer Nachteile. Sie habe alle Vorteile einer Aristokratie, der "Herrschaft der Besten", dadurch dass die fähigsten der Bürger in den Staat rekrutiert würden, aber durch die Wahl der Beamten durch die Volksversammlung keinen ihrer Nachteile. (367. v. Chr. erließen die licinisch-sextischen Gesetze, dass nicht nur adlige Plebejer, sondern auch talentierte Bürger Konsuln werden konnten. Cicero warnt deutlich davor nicht Abstammung sondern virtutes, Talente, für Staatsmänner von Entscheidung sein zu lassen). Entsprechend inszenierten Staatsmänner sich zunehmend mit 'königlichen' Eigenschaften und es wird das wichtigste die Konkurrenten darin zu übertrumpfen, die römische Republik verfällt der Prunksucht und Dekadenz. Cäsar weitet die einst strengen Regelungen für die Sonderregierungsform für Ausnahmezustände, die Diktatur, für sich immer weiter aus und lässt sich zuletzt zum Diktator auf Lebenszeit ernennen, dafür wird er prompt ermordet. Sein Adoptivsohn und Nachfolger Octavian kaschiert dann seine de facto Alleinherrschaft als "Prinzipat" und wird Augustus, das Ende der Republik.
 
Dazu auch:

Barbara Schmitz, Geschichte Israels

Die Anhänger eines Glaubens glauben aber ja daran, also wussten von dem gerade zitierten nichts. Tropen aus der Exoduserzählung werden vielfach in der Bibel wiederverwendet, insofern ist an was du sagst womöglich was dran, die Geschichte von Herodes Kindermord in Bethlehem wird heute überwiegend als legendär verstanden. Die Wahrheit ist vermutlich wie so oft irgendetwas dazwischen.

Bitte stets die Seitenzahlen bei einer Zitation aus Literatur mitliefern, ebenso das Erscheinungsjahr...

Hier kann weiterhin das Exodus-Motiv des in einem Binsenkorb versteckten und geretteten Mose sinnvoller weise mit dem Hinweis ergänzt werden, dass es wahrscheinlich als Motiv aus jener Phase stammte, in welcher Sargon II. von Assyrien das Nordreich Israel beherrschte und vielfach die Bewohner des Nordreiches deportiert worden waren.

Sonst fragt sich vielleicht die/der eine/andere UserIn, wie es das Motiv von Sargon II. in den Exodus geschafft hat...;)
 
3. Aufl. 2022, S. 135

Zudem wurde das AT zum bedeutendsten Teil in exilisch-nachexilischer Zeit redigiert und niedergeschrieben, also im Babylonischen und Persischen Exil und kurz danach (Jerusalemer Geschichtswerk). Dabei wurden alte Geschichten und Erinnerungsfragmente an die dann aktuelle Zeit angepasst. Der YHWH-Monotheismus stammt aus dieser Zeit.
Als man den Exodus niederschrieb wurden also wohl auch eine Menge verblasster Erinnerungen vermischt.
Der "Bund Gottes mit Israel" ist etwa eine verdrehte Abschrift des Vasallenvertrags Königs Manasse von Juda mit Assurbanipal, der noch im Tempel in Jerusalem herumlegen musste und von den späteren Generationen der Heimkehrer aus dem Exil vielleicht auch einfach nicht mehr richtig verstanden wurde bzw das was sie verstanden ist dann eben was als "Bund Gottes" geschrieben wurde. Das macht diesen "Bundesvertrag" allerdings auch zu einer besonderen Novität in der Menschengeschichte:

Sacred Kingship in World History 2022 S. 105 Pharaonic Kingship and it's Biblical Deconstruction schrieb:
Die Autoren des Deuteronomiums haben das Modell eines politischen Vertrags von Assyrien übernommen. Der Treueeid, den König Assarhaddon im Jahr 672 v. Chr. seine Untertanen und Vasallen seinem designierten Nachfolger Assurbanipal schwören ließ, macht sich bis in den Wortlaut des biblischen Textes hinein bemerkbar. Einer dieser Vasallen muss König Manasse von Juda gewesen sein, so dass man davon ausgehen kann, dass eine Abschrift des Nachfolgevertrags und des Eids im königlichen Archiv in Jerusalem aufbewahrt wurde. Bei der Anwendung dieser assyrischen Vorlage auf den Bund zwischen JHWH und dem Volk haben die biblischen Autoren sie in zweierlei Hinsicht übernommen und angepasst. Erstens schließt Gott diesen Vertrag nicht mit dem König in seiner Eigenschaft als Vertreter des Volkes vor den Göttern, sondern direkt mit dem Volk selbst; zweitens gelten die Treueklauseln nicht zwischen dem Volk und dem König in seiner Eigenschaft als Vertreter der Götter vor dem Volk, sondern zwischen dem Volk und Gott. In einer verblüffenden Neuerung wird damit die Stellung des Königs als Vertreter und Vermittler umgangen. Durch die "Übertragung" der König-Gott-Beziehung und der König-Volk-Beziehung auf die Beziehung zwischen Gott und seinem Volk wird die assyrische Staatsideologie in die israelitische Bundestheologie überführt. Die Tatsache, dass Gott seinen Bund mit dem Volk als Ganzem schließt und nicht durch die Fürsprache des Königtums, der Priesterschaft oder einer anderen repräsentativen Autorität, wird zur Grundlage für eine neue, spezifische, emphatische und in gewissem Maße "demokratische" Auffassung des Volkes. Das Volk - nicht Mose, nicht die siebzig Ältesten, nicht Aaron, nicht die Leviten - nimmt die Rolle eines souveränen Partners im Bund ein.

Ein ganzer Abriss über das Neuassyrische Reich im Bezug auf Palästina:

Christian Frevel Geschichte Israels 2 Aufl 2018 S. 202-204 schrieb:
Während die Spätbronzezeit durch die ägyptische Dominanz in der Levante geprägt war, die am Ende der Übergangszeit (Eisen I-IIA) noch einmal kurz in Palästina aufschien, sind das 9.-7. Jh. v. Chr. vor allem durch das Aufkommen der neuassyrischen Großmacht und ihren Einfluss auf Israel und Juda bestimmt. Es bleibt allerdings dabei, dass die balance of power zwischen Ägypten und Mesopotamien das Geschehen bestimmt. Israel und Juda auf der syro-palästinischen Landbrücke sind eingespannt in die Machtansprüche, die sich in etwa die Waage halten. Mit der Schwäche bzw. Stärke einer der Großmächte verschieben sich die Verhältnisse meist auch in Israel und Juda, zum Teil mit erheblichen Folgen. Bereits am Ende des 10. Jh.s v. Chr. schafft Adad-nērārī II. (912-891 v. Chr.) die ersten Grundlagen des neuassyrischen Reiches durch die Annexion (Eingliederung/Aneignung) von Gebieten (Feldzüge gegen Babylon und die Aramäer) und die Einführung einer staatlichen Verwaltung. Unter Aššur-nāṣirpal II. (884-859 v. Chr) weitet sich der Machtbereich durch Vasallitätsverhältnisse nach Westen aus. Unter ihm und seinem Nachfolger Salmanassar III. (859-824 v. Chr.) dehnen die Neuassyrer das Reich auf Kilikien und Syrien sowie weit in den Osten aus, während im Norden das Reich von Urartu als mächtiger Gegner die Herrschaftsansprüche begrenzt. Im unmittelbaren Westen des Reiches leisten die aramäischen Kleinstaaten Widerstand, der sich besonders in der antiassyrischen Koalition in der Schlacht bei Qarqar 853 v. Chr. manifestiert, als das assyrische Reich auf Südsyrien auszugreifen versucht.
Den Höhepunkt erreicht die neuassyrische Expansionspolitik im 8. Jh. v. Chr. unter Tiglat-Pileser III. (745-727 v. Chr.), der nahezu ganz Vorderasien in seine Vasallität zwingt und seine brutale Annexionspolitik religionspolitisch resp. ideologisch durch den Weltmachtanspruch des Staatsgottes Aššur legitimiert. Mit der aufgezwungenen pax assyriaca sind regelmäßige Tributzahlungen der Vasallen verbunden. Mit der Einbindung in das assyrische Wirtschafts und Handelssystem sind aber nicht nur die Nachteile der Ressourcenabschöpfung, sondern zugleich durch die Teilnahme am internationalen Handel, bessere Ressourcenverwertung oder die Erhöhung der Produktionskraft Chancen für die ökonomische Entwicklung der Vasallen verbunden. Wenn Vasallenkönige jedoch untreu werden oder gegen die Herrschaft aufbegehren, wird mit großer militärischer Härte vorgegangen, was oftmals mit Deportationen der ansässigen Bevölkerung und mit der Neuansiedlung fremder Bevölkerungsteile aus dem assyrischen Herrschaftsbereich einhergeht. Die untreuen Vasallen werden entweder ersetzt oder das Gebiet zu einer assyrischen Provinz umgewandelt.

In Palästina führt der erneute Widerstand syrischer Koalitionäre schließlich zur Eroberung Samarias (722/20 v. Chr.) unter Salmanassar V. (727-722 v. Chr.) und dem Ende der politischen Eigenständigkeit des Nordstaates Israel. Der schwächere Südstaat kann die politische Eigenständigkeit zunächst unter den Sargoniden noch bewahren, mit denen Assur unter dem Usurpator Sargon II. (722-705 v. Chr.) und seinen Nachkommen Sanherib (705-681 v. Chr.), Asarhaddon (681-669 v. Chr.) und Assurbanipal (669-631 v. Chr.) den Höhepunkt seiner Macht mit Ausdehnung nach Zypern und Ägypten erreicht. Ab dem 8. Jh. v. Chr. beginnt das seit Tiglat-Pileser III. (745-727 v. Chr.) in Personalunion verwaltete Babylonien unter Marduk-apla-iddin Il. (722-710 u. 703 v. Chr.) wieder zu erstarken, was 689 v. Chr. zur Zerstörung Babylons führt. Ab dem Ende des 7. Jh.s v.Chr. zeigen sich deutliche Zeichen des Zerfalls des neuassyrischen Großreiches, was nicht nur Babylon, sondern auch Ägypten wieder erstarken lässt. Mit dem assyrisch-babylonischen Bruderkrieg (652-648 v. Chr.) zwischen Assurbanipal und Šamaššumumkīn (668-648 v. Chr.), den noch Asarhaddon als Herrscher in Babylonien eingesetzt hatte, bricht der Konflikt zwischen Babylon und Assur auf. Babylon wird noch einmal niedergerungen (648 v. Chr.), doch in der Folgezeit erstarkt das babylonische Reich unter Nabopolassar (626-605 v. Chr.), der die Hauptstadt prächtig ausbaut und die »Rache Marduks« für die traumatische Eroberung Babylons durch Sanherib 689 v. Chr (R. Albertz bezeichnet sie als Gründungsmythos des neubabylonischen Reiches) nimmt: 614 v. Chr. wird Assur erobert, 612 v. Chr. fällt Ninive und mit der Eroberung Harans 609 v. Chr. treten die Meder und Neubabylonier endgültig das Erbe der Neuassyrer an.
Neben den Neuassyrern und Neubabyloniern bestimmen die Ägypter die großpolitische Szene. Sie nutzen Schwächephasen Assurs zum Ausbau ihrer hegemonialen Machtansprüche, die in der zweiten Hälfte des 8. Jh.s v. Chr. nach einer Periode außenpolitischer Schwäche wieder anwachsen. Die Kontrolle des Handels auf der via maris war dabei ebenso entscheidend wie der Zugriff auf die Ressourcen etwa im Negeb und der Sinaihalbinsel. Dazu lassen sich die Ägypter erstmals 713 v. Chr. auf eine am Ende erfolglose antiassyrische Koalition mit den Kleinstaaten der südlichen Levante ein. Die folgenden Jahrzehnte sind durch weitere Unruhen gekennzeichnet. 701 v. Chr. scheint sich Ägypten an einer Schlacht gegen die Assyrer in Elteke zu beteiligen, jedoch behält Assur die Oberhand und drängt die Macht am Nil zurück. Pharao Tirhaka (690-664 v. Chr.) versucht erneut die Assyrer zurückzudrängen, wird aber durch Assurbanipal (669-631 v. Chr.) geschlagen. Theben wird 664 v. Chr. eingenommen und Ägypten »erobert«. Damit aber war das Kapitel keinesfalls abgeschlossen, denn als die Neuassyrer durch Babylon unter Druck geraten (s. o.), kommt es erneut zu einem Wechsel der dominierenden Kräfte in der südlichen Levante. Psammetich I. (664-610 v. Chr.) expandiert ein weiteres Mal nach Palästina und führt Juda unter König Joschija in eine ägyptische Vasallität. Dieses ägyptische Zwischenspiel vor der neubabylonischen Eroberung des ägyptischen Heeres bei Karkemisch (am Eufrat an der heutigen türkisch-syrischen Grenze) 605 v. Chr. ist für die judäische Geschichte an Bedeutung kaum zu unterschätzen. Es begründet die Hoffnung der letzten Könige von Juda, Ägypten würde helfend eingreifen und das Schlimmste verhindern. Darin hat Juda sich und seine außenpolitische Bedeutung allerdings überschätzt, denn die Ägypter nutzen die Belagerung Jerusalems, um die phönizischen Handelsstädte wieder unter ihre Kontrolle zu bekommen.
 
Im hiesigen ForenAbschnitt 'Christentum' wird sich die Beschäftigung mit oder Untersuchung auf tradierte(n) Motive(n) im Neuen Testament gut einfügen.

Die Beiträge zur jüdisch-hebräischen Frühgeschichte/Religionsgeschichte, zum AT und seiner Genese, wie oben, @CarnifexUltra , werden sich wohl besser im Forenabschnitt 'Judentum / Israel / Naher Osten' einfügen.
 
Um noch etwas dazu zu sagen, das auch tatsächlich die Frage des OPs beantwortet: es gab eine ganze Menge "Konkurrenz", also andere potentielle Messiasse. Jesus wird durch die späteren Autoren und einzigen primären Quellen Paulus, die Evangelisten, Apostelgeschichte und Josephus zum Messias und Sohn Gottes erklärt, die sind zutiefst widersprüchlich, erzählen komplett unterschiedliche Geschichten und über weite Strecken äußerst unglaubhaft.
Zu anderen Personen die zu jener Zeit wie Jesus vor Volksmengen auftraten und an seiner Stelle als "König der Juden" gekreuzigt hätten werden können stellt Josephus (Antiqua Judaica/Jüdische Altertümer, Bellum Judaica/Jüdischer Krieg) die beste Quelle dar.
Aber zuerst einmal was diese Propheten eigentlich wollten bzw sagten.
Die Heilige Schrift verlangt, dass ihr Gott der Herr von Allem und Jedem auf der Erde ist, für alle Ewigkeit.


Psalm 145 schrieb:
1 Ich will dich erhöhen, mein Gott und König, / und deinen Namen loben für immer und ewig. (…) 13 Dein „Reich“ ist ein „Reich“ für alle Zeiten, / und deine Herrschaft währt von jedem Geschlecht zu Geschlecht.

2. Sam 16 schrieb:
Dein Thron soll ewiglich bestehen

etc

Das stammt ursprünglich aus Ägypten, dort war der Pharao Sohn von Ra, Gott auf Erden, Herr von Allem über und unter der Erde und die Pharaonen waren vielleicht tatsächlich die Väter bzw. Vor-Väter der meisten dort, Ramses II hatte 95 Kinder.
Als die Stämme auszogen wurde diese Ansicht allerdings zum gewaltigen Problem für andere Völker die sich nicht so gerne ihrem Gott den es gar nicht mehr gibt unterwerfen wollten.
Die Griechen hatten sich dann komplett vom altorientalischen, despotischen Gott-/Königtum abgewandt und die Politik entwickelt. Für sie war Alleinherrschaft überhaupt Tyrannei und die dynastische die allerschlimmste. Sich in der Proskynese vor dem Herrn oder Propheten vor die Füße zu schmeißen und sie anzubeten war für sie unerträglich, nicht einmal Alexander konnte das seinen Männern aufzwingen und ich bin der Meinung das ist auch genau die Reaktion die er auslösen wollte.
Die Griechen entwickelten eine eigenständige Kultur die in vielerlei Hinsicht ein Kontra zur bestehenden Weltordnung war, und sie gewannen die Überzeugung ihre Kultur ist die überlegende und ihre Herrschaftsform, die Politik, müsse zur Weltherrschaft geführt werden und Gottes längst nicht mehr bestehende sondern durch falsche Despoten ersetzte Alleinherrschaft ablösen.
Diese uralte Weltordnung lies sich nicht in kurzer Zeit austreiben und so blieb den hellenistischen Herrschern nichts als den ihnen zugetragenen Gott-/Königstitel anzunehmen, womit sie von den Römern letztlich beerbt wurden.

Was nun Jesus und alle anderen Propheten verlangten ist genau das, was der griechisch-römische Okzident am allermeisten verabscheuten, das Reich Gottes auf Erden wiederherzustellen. Das sei nur durch eine Apokalypse und ein Endgericht zu erreichen welche dann die falsche hellenistisch-römische Weltherrschaft vernichtet.

Sueton Vespasian 4.5 schrieb:
Im ganzen Osten war die alte, einhellige Meinung verbreitet gewesen, dass das Schicksal aus Judäa kommende Männer dazu bestimmt habe, zu eben dieser Zeit die Welt zu beherrschen.

Ein solcher Prophet war etwa Judas der Galiläer, der um 6 n. Chr. wirkte und bei dem Josephus den Beginn der fatalen Abläufe verortet die zum Krieg und Zerstörung des Zweiten Tempel führten. "Kein König außer Gott!" war eine seiner Parolen.
Josephus erwähnt auch einen Simon der "sich die Krone aufsetzte" und "zum König ernannt" wurde, das ist dabei noch gar nichts anderes als was unzählige andere zu der Zeit taten und von den Römern so weit akzeptiert wurden wie sie sich fügten, aber dies waren Juden. Es gab auch den ein oder anderen Juden der ein Königtum nach hellenistischer Art errichten konnte wie Alexander Jannai, dazu mussten sie sich aber zutiefst hellenisieren, was mit der Mehrheit der Juden nicht vereinbar war.
Weitere die zu Zeiten Jesu nach der jüdischen Krone griff waren Athronges, Johannes von Gischala und Menachem.

Die zeichnen sich alle dadurch aus, dass sie in weltlich-kriegerischer, hellenistischer Form nach dem Königtum strebten. David, von dem jeder Messias abstammen müsse (unsere darwinistisch-evolutionäre Vorstellung von Abstammung gab es so nicht) vereinte Kriegerkönigtum mit prophetischen Priesterkönigtum, diese nach der Krone strebenden hätten also Messiasse (griech. christos) sein können. Johannes, Jesus, Theudas und weitere Propheten strebten hingegen nicht nach der hellenistischen Krone sondern waren eschatologische prophetische Messias-Anwärter die das Ende der Welt nicht bloß erwarteten, sondern auszulösen gedachten.

In Exodus erklärt Mose wie man seinen Altar bauen soll, mit Hörnern an den Ecken und das Blut von geopferten Tieren auf die Hörner, um den Altar und auf die Menschen gießen.
Für unsereins ist das wohl ein okkultes Blutritual und wenig verschieden von "Satanismus" wenn dann die blutigen Ziegen- und Rindsköpfe womöglich noch in extatischen oder orgiastischen Feierlichkeiten herumgetragen werden, und das ist auch nicht gänzlich verkehrt. Empirik, Methodik, Logik wurzeln im Griechischen, zuvor war die Welt eine magische, Priester, Propheten und Könige waren Magier, so war auch ein mutmaßlicher Moses Magus und ägyptischer Hohepriester. Ohne einem Modell von biologischem Metabolismus ist die Wirkung von (stark THC-haltigem) Weihrauch dann eben eine magische und das ist nicht grundsätzlich falsch, richtig oder falsch ist konkret eine logische Operation und gar nicht dazu geeignet etwas außerhalb des eigenen Referenzsystems zu bewerten. Ob Magie "richtig oder falsch" ist ist also eine nutzlose Frage. Der Grund warum diese alte, alte Weltsicht für uns nichts als falsch sein kann ist der griechisch-römische Kulturkreis der solche Praktiken mit äußerster Härte auszulöschen gesuchte. Wie die Kirche mit Magiern und Esoterikern umging sitzt uns noch so tief, dass es für uns fundamental falsch und unsinnig erscheint so etwas für möglich zu halten.
Die Bibel ist was uns die römischen Kirchenväter lesen lassen wollten, von der tatsächlichen kultisch-religiösen Handlung einer historischen Figur Jesus bleibt nur eine entleerte Symbolik. Sie hatten auch die Weltherrschafft inne, darum findet man auch in der Hebräerbibel nichts anderes. Jesus und andere Propheten hatten sich tatsächlich selbst geopfert um die Apokalypse und das Jüngste Gericht herbeizuführen welche Gottes Herrschaft und Königreich wiederherstellen sollten.
 
Psalm 110 schrieb:
1 Ein Psalm Davids.
Der HERR sprach zu meinem Herrn:
Setze dich zu meiner Rechten,
bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße!
2 Der HERR wird das Zepter deiner Macht ausstrecken von Zion:
Herrsche inmitten deiner Feinde!
3 Dein Volk ist willig am Tag deines Kriegszuges;
in heiligem Schmuck, aus dem Schoß der Morgenröte,
tritt der Tau deiner Jungmannschaft hervor.
4 Der HERR hat geschworen,
und es wird ihn nicht gereuen:
Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks!
5 Der Herr zu deiner Rechten zerschmettert Könige am Tag seines Zorns.
6 Er wird Gericht halten unter den Heiden,
es wird viele Leichen geben;
er zerschmettert das Haupt über ein großes Land.
7 Er wird trinken aus dem Bach am Weg;
darum wird er das Haupt erheben.

Kommentar John McArthur Studienbibel schrieb:
110,1-7 Dieser Psalm enthält eine der erhabensten prophetischen Schriftstellen, die Jesus Christus sowohl als heiligen König als auch königlichen Hohenpriester darstellen. Das ist eine Kombination, die kein menschlicher Monarch Israels jemals erfuhr. Mit Ps 118 ist dieser Psalm der bei weitem meistzitierte Psalm im NT (Mt 22,44; 26,64; Mk 12,36; 14,62; Lk 20,42, 43; 22,69; Apg 2,34.35; Hebr 1,13; 5,6; 7,17.21; 10,13). Während Ps 110 den vollkommenen König, den vollkommenen Hohenpriester und die vollkommene Regierung beschreibt, erklärt er zugleich Christi gegenwärtige Rolle im Himmel als auferstandenen Retter (110,1) und seine künftige Rolle auf der Erde als herrschender Monarch (110,2-7). Dieser Psalm hat klare Inhalte, die auf den Messias und das Tausendjährige Reich deuten. Jesus Christus selbst (Mt 22,43.44) bestätigt, dass David der Autor ist. Der genaue Anlass dieses Psalms ist unbekannt, aber er kann problemlos mit Gottes Verkündigung des Davidsbundes in 2Sam 7,4-17 in Verbindung gebracht werden.
I. Christus, der König (110,1-3) II. Christus, der Hohepriester (110,4-7) 110,1 meinem Herrn. Das bezieht sich auf den göttlich-menschlichen König Israels den Herrn Jesus Christus. In seiner Menschheit stammte Christus von David ab, was aufgrund der davidischen Verheißung in 2Sam 7,12 erforderlich war. Mit dieser Schriftstelle verkündete Christus in den Evangelien außerdem seine Gottheit (Mt 22,44; Mk 12,36; Lk 20,42-43), indem er erklärte, dass nur Gott der Herr des Königs David gewesen sein kann. meiner Rechten. Gott, der Vater, lud Gott, den Sohn, bei seiner Himmelfahrt ein, sich auf den Ehrenplatz des himmlischen Thronsaals zu setzen (vgl. Apg 2,22-36; Hebr 10,10-12). deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße. Der Fußschemel war im antiken Orient ein Bild für den absoluten Sieg und brachte zum Ausdruck, dass der Feind nun unterworfen war (vgl. Ps 8,6.7; 47,3; Jes 66,1; 1Kor 15,27). Das deutet voraus auf Christi Wiederkunft (vgl. Offb 19,11-21) als erobernder König (vgl. Hebr 10,13).
110,2 das Zepter. Von der menschlichen Seite her ist hier das Zepter der Erbdynastie von Juda gemeint (vgl. 1Mo 49,10). Von der göttlichen Seite her ist das eiserne Zepter gemeint, mit welchem der König Jesus die Erde unterwerfen wird (vgl. Ps 2,9). Zion. Gott beabsichtigt, seinen letztendlichen irdischen König in Jerusalem auf dem Thron sitzen zu lasen (die südwestliche Seite Jerusalems ist Zion; vgl. Ps 132,13-18). Hier geht es nicht um das himmlische, sondern das irdische Zion (vgl. Ps 2,6; Jes 59,20), denn 1.) im Himmel gibt es keine Feinde, und 2.) keines der Geschehnisse aus V. 5-7 wird im Himmel stattfi nden. Herrsche. Christus wird auf dem irdischen Thron seines Vaters David herrschen (vgl. Lk 1,32) und damit Jes 9,5 und Sach 14,9 erfüllen.
110,3 willig. Die erlösten Bewohner der Erde werden willig dem König der Könige und Herrn der Herren dienen. Tag deines Kriegszuges. Oder »deiner Macht«. Das bezieht ich auf die Macht, die während der tausendjährigen Herrschaft Jesu Christi zum Ausdruck kommt (vgl. Sach 14,1-21; Offb 19,11-20,6). Schmuck … Schoß … Tau. Das bezieht sich anscheinend auf den König und beschreibt ihn in der beständigen Vitalität der Jugend, einer Zeit der Kraft und Aktivität, oder es bezieht sich auf seine Heiligkeit, Ewigkeit und Gottheit.
110,4 Du bist Priester. Das ist das erste Mal in der Geschichte Israels, dass ein König gleichzeitig als Hoherpriester dient. Christus (auch »Spross« genannt, vgl. Jes 4,2; Jer 23,5.6; Sach 3,8; 6,12.13) wird den Tempel bauen, an dem die Welt Gott anbeten wird (vgl. 2Sam 7,13; Jes 2,2-4; Hes 40-48). in Ewigkeit. Christus ist der letzte und höchste Hohepriester in der Geschichte Israels. Weise Melchisedeks. Dieser Hohepriester konnte nicht von Aaron abstammen, denn dann wäre er weder ewig, noch aus dem Stamm Juda, noch ein König, noch aus dem Neuen Bund (Jer 31,31-33; Hebr 8.9). Melchisedek, dessen Name »König der Gerechtigkeit« bedeutet, fungierte in 1Mo 14,17-20 als menschlicher Priesterkönig von Salem und liefert ein Bild von der Ordnung des Priestertums Christi (vgl. Hebr 5,6; 7,17.21). Die Söhne Zadoks werden im Tausendjährigen Reich mit Christus als seine menschlichen priesterlichen Helfer dienen (vgl. Hes 44,15; 48,11).
110,5 deiner Rechten. Hier werden die Rollen umgedreht jetzt steht der Vater zur Rechten des Sohnes. Das beschreibt, wie der Vater die Bedürfnisse des Sohnes erfüllt (vgl. Ps 16,8; 109,31; Jes 41,13). Der Vater sorgt für den Sieg über seine Feinde auf Erden, sodass sein Sohn die Verheißungen erfüllen kann, die Gott Abraham bezüglich des Landes und der Nation gab (1Mo 12,1.2), sowie die Verheißungen an David bezüglich des Königtums (2Sam 7,12.13.16). Tag seines Zorns. Damit ist der »Tag des HERRN« gemeint (vgl. V. 3 »Tag deines Kriegszugs«), was am Ende der 70. Jahrwoche Daniels global verwirklicht werden wird (vgl. Dan 9,24-27). Dieser Begriff spricht ausschließlich vom Zorn Gottes, der auf eine unbußfertige Welt ausgegossen wird, um Christi tausendjährige (milleniale) Herrschaft aufzurichten (vgl. Joel 2,1.11; 3,4; 4,14; Offb 6,16.17; 14,19; 19,15).
110,6 Gericht halten … viele Leichen geben … zerschmettert. Vgl. Ps 2,8.9; 50,1-6; Jes 2,4; 9,6.7; Dan 2,44, 45; 7,26.27; Joel 4,2.12; Mi 4,3; Mt 25,32; Offb 6,15-17; 14,20; 16,14; 19,19-21.
110,7 Er wird trinken. Das beschreibt einen erquickten Eroberer, dem die ganze Welt als König zugänglich ist. Möglicherweise blickt diese Aussage voraus auf das Quellwasser, das in Jerusalem entspringen und von Osten nach Westen fließen wird, wie prophezeit in Sach 14,8. erheben. Das erhobene Haupt beschreibt Christi Stärke im Sieg (vgl. Ps 3,3; 27,6; 75,10). Ps 22,29 besagt: »Denn das Königreich gehört dem HERRN, und er ist Herrscher über die Nationen« (vgl. Sach 14,9).

Die John McArthur Studienbibel gibt es hier kostenlos als PDF.
 
Die Griechen hatten sich dann komplett vom altorientalischen, despotischen Gott-/Königtum abgewandt und die Politik entwickelt. Für sie war Alleinherrschaft überhaupt Tyrannei und die dynastische die allerschlimmste. Sich in der Proskynese vor dem Herrn oder Propheten vor die Füße zu schmeißen und sie anzubeten war für sie unerträglich, nicht einmal Alexander konnte das seinen Männern aufzwingen und ich bin der Meinung das ist auch genau die Reaktion die er auslösen wollte.
Ich weiß nicht, was Du genau mit „Politik“ meinst. Die Beteiligung größerer Bevölkerungsteile an der politischen Willensbildung im Rahmen einer Polis?

Das Königtum in mykenischer Zeit ist nur unzureichend bekannt, es dürfte aber eher kein „despotisches Gottkönigtum“ gewesen sein. In den ersten Jahrhunderten des 1. Jahrtausends waren die meisten griechischen Könige zunehmend nur noch „primi inter pares“ unter den anderen Adligen, bis die Monarchie in den meisten griechischen Stadtstaaten ganz abgeschafft und durch eine reine Aristokratie ersetzt wurde. (Regional überdauerte die Monarchie allerdings durchaus, vor allem auf Zypern. Sparta war ein Sonderfall.)
Die Griechen entwickelten eine eigenständige Kultur die in vielerlei Hinsicht ein Kontra zur bestehenden Weltordnung war, und sie gewannen die Überzeugung ihre Kultur ist die überlegende und ihre Herrschaftsform, die Politik, müsse zur Weltherrschaft geführt werden und Gottes längst nicht mehr bestehende sondern durch falsche Despoten ersetzte Alleinherrschaft ablösen.
Welche „bestehende Weltordnung“? Das „despotische Gottkönigtum“ gab es nicht einmal im gesamten Orient. Die Könige der Hethiter waren keine „Gottkönige“, auch nicht die Könige der Perser. Von weiten Teilen Europas mal ganz zu schweigen.

Dass die Griechen ihre Kultur für überlegen hielten, ist richtig, aber dass sie ihre Herrschaftsform zur Weltherrschaft führen wollten, wäre mir neu. Im Gegenteil hatten die Griechen keine Probleme damit, außerhalb Griechenlands mit anderen Staaten und Systemen zu kooperieren und auch (zumindest zeitweise) in ihnen zu leben. Griechische Söldner, griechische Ärzte, auch griechische Künstler und Gelehrte dienten den persischen Großkönigen, griechische Söldner den ägyptischen Pharaonen. Die wiederholten militärischen Interventionen von Griechen in Ägypten dienten nicht etwa einem Versuch, dort eine griechische Ordnung einzuführen, sondern der Unterstützung der Ägypter gegen die Perser. Mit Alexander dem Großen eroberte schließlich ein König das Perserreich, der ganz sicher nicht vorhatte, dort eine „griechische Herrschaftsform“ einzuführen.
Die Bibel ist was uns die römischen Kirchenväter lesen lassen wollten, von der tatsächlichen kultisch-religiösen Handlung einer historischen Figur Jesus bleibt nur eine entleerte Symbolik. Sie hatten auch die Weltherrschafft inne, darum findet man auch in der Hebräerbibel nichts anderes.
Wann hatten „römische Kirchenväter“ die Weltherrschaft inne? Ein einheitliches Christentum gab es nie, geschweige denn eine einheitliche Kirche – nicht einmal innerhalb des römischen Reiches, geschweige denn außerhalb. Den Nestorianern, die sich über halb Asien verbreiteten, waren irgendwelche „römischen Kirchenväter“ egal.

Zur „Hebräerbibel“ verweise ich darauf, dass weite Teile der „hebräischen“ Bibel bereits durch die Qumran-Schriftrollen belegt sind.
 
Ich weiß nicht, was Du genau mit „Politik“ meinst. Die Beteiligung größerer Bevölkerungsteile an der politischen Willensbildung im Rahmen einer Polis?
Politik wie in Platons Politeia und Aristoteles Politika.

Das Königtum in mykenischer Zeit ist nur unzureichend bekannt, es dürfte aber eher kein „despotisches Gottkönigtum“ gewesen sein. In den ersten Jahrhunderten des 1. Jahrtausends waren die meisten griechischen Könige zunehmend nur noch „primi inter pares“ unter den anderen Adligen, bis die Monarchie in den meisten griechischen Stadtstaaten ganz abgeschafft und durch eine reine Aristokratie ersetzt wurde.
Anders als bei den Minoern deren Schriften nicht entziffert sind und wo es interessanterweise keine Herrscherdarstellungen gibt und wir auch von ihren religiösen Vorstellungen und Göttern nur sehr wenig wissen ist hat man das Linear-B der Mykener entziffern können und weiß mehr. Die Minoer hatten einen Priesterkönig und eine "Große Göttin". Ich halte das für sehr spekulativ, wenn man zu der Zeit gelebt hat und einem ein moderner Archäologe die eigene Person und Welt erklären will ist das wohl eine Menge hahnebücherner Mist den wir heute von den Menschen denken.
Um 1450 wurden alle minoischen Paläste in einer ungeklärten Katastrophe zerstört, mit Ausnahme von Knossos (und womöglich Chania), und das beendet die Neupalastzeit, es folgt die Spätpalastzeit (die Altpalastzeit begann 1950 und endete 1750 als Erdbeben alle alten Paläste zerstörten) die etwa zeitgleich mit der mykenischen Palastzeit verläuft in der die Mykener großen Einfluss auf Kreta ausüben, gewaltsame Eroberung wird allerdings nicht angenommen. Sie entwickelten aus der minoischen Linear-A ihre Linear-B-Schrift. Nun tauchen bereits einige der griechischen Götter in den Texten auf.
Die mykenischen Paläste gingen allesamt zeitnah um 1200 zum Großteil in Feuerbrünsten unter, die Umstände sind nicht geklärt. Obwohl im 12. Jh erneut ein kurzweiliges Aufleben verzeichnet wird ist es ohne Paläste oder Schrift. Eine Kontinuität ins archaische Griechenland lässt sich deshalb nicht herstellen. Zum Aufbau des mykenischen Hofes gibt es einige Fakten, der wanax an der Spitze gefolgt vom lawagetas, der qasireu/basileus ist ein niederer Beamter und überdauert zumindest dem Namen nach ins spätere Griechenland, die Linear-B Schrift ist auch ein proto-griechisch.
Ein mykenisches Großreich hat es jedenfalls nicht gegeben, sondern es waren einige von einander unabhängige Palästkönige die ein weites Umfeld kontrollierten.
Für die folgenden dunklen Jahrhunderte wird gerne von Homers Epen zurück extrapoliert und eine Art Helden-Sippenhäuptlingtum angenommen, was etwa durch das Schachtgrab in Lefkandi unterstützt wird. Dort wurde ein Fürst mit Waffen und Streitwagen mit vier Pferden bestattet sowie weiterer reicher Beigaben.

Welche „bestehende Weltordnung“? Das „despotische Gottkönigtum“ gab es nicht einmal im gesamten Orient. Die Könige der Hethiter waren keine „Gottkönige“, auch nicht die Könige der Perser. Von weiten Teilen Europas mal ganz zu schweigen.

Dass die Griechen ihre Kultur für überlegen hielten, ist richtig, aber dass sie ihre Herrschaftsform zur Weltherrschaft führen wollten, wäre mir neu.
Weltherrschaft klingt heute vielleicht nach albener Verschwörungsfantasie, aber diese Großkönige haben sich als Weltherrscher verstanden.

John MacArthur Studienbibel S. 663 schrieb:
Während der Gefangenschaft der Juden wechselte die Weltherrschaft von den Babyloniern zu den Persern (ca. 539 v.Chr.; Dan 5).

In dem Sinne sollte die Weltherrschaft nun an die Hellenen übergehen.

"Es kann nur einen geben", es hatte sich nunmal so zugetragen, dass es eine Reihe Großkönige gab, die sich gerierten der mächtigste auf Erden zu sein.

Die Großreiche hatten eine Strahlkraft die die gesamte oikoméne oder orbis, die ganze bekannte Welt, umfasste, ist nicht so, dass man das einfach ignorieren könnte wenn sich anderswo jemand als Weltherrscher geriert.

Wie gesagt, es ist meine Meinung oder Darstellung, ich bin der Überzeugung es gab mehrere Gelegenheiten, da hätte einer der Diadochen die absolute Übermacht an sich reißen können und in der Folge die Weltherrschaft, aber sie taten es nicht. Ich meine Alexander und die Diadochen sind von Aristoteles und den Philosophen zu ihrer Aufgabe ausgebildet worden und die Aufgabe der Diadochen war ein erneutes orientalisches Großreich zu verhindern während man die Politik zur Weltherrschaft führt: die Republik. Die Philosophen waren große Gegner der Demokratie, man hatte aus Athen gelernt um es in Rom "besser" zu machen.

Mit Alexander dem Großen eroberte schließlich ein König das Perserreich, der ganz sicher nicht vorhatte, dort eine „griechische Herrschaftsform“ einzuführen.
Die griechische Herrschaftsform, Verwaltung, Städte wurden im Hellenismus praktisch überall umgesetzt oder es zumindest versucht, weit im Hinterland, weit im Osten und in Ägypten dauerte es noch sehr lange.

Wann hatten „römische Kirchenväter“ die Weltherrschaft inne? Ein einheitliches Christentum gab es nie, geschweige denn eine einheitliche Kirche – nicht einmal innerhalb des römischen Reiches, geschweige denn außerhalb. Den Nestorianern, die sich über halb Asien verbreiteten, waren irgendwelche „römischen Kirchenväter“ egal.
Das Röm. R. hatte die Weltherrschaft inne und das ist der Kulturkreis aus dem heraus und auf den hin die Kirchenväter wirkten.

Zur „Hebräerbibel“ verweise ich darauf, dass weite Teile der „hebräischen“ Bibel bereits durch die Qumran-Schriftrollen belegt sind.
Die beinhalten aber auch nur Texte aus dem AT, aber damit hast du Recht und die Kirchenväter hätten bestimmt gerne eine Menge davon gestrichen aber was uns heute als Bücher und Texte vorliegt war in seiner Zeit gelebte Lebens- & Weltauffassung und lies sich nicht so einfach verbrennen. Jesus starb im Jahr 3793 des hebräischen Kalenders, richtig oder nicht, es hatte schon eine sehr lange Vorgeschichte.
Die Essener haben auch wie Jesus die Apokalypse erhofft und mussten sich in ihrer radikalen Feindschaft mit dem Hellenismus und den hellenisierten Tempelpraktiken und der sich mit den Seleukiden arrangierenden Tempelaristokratie verstecken.
 
In dem Sinne sollte die Weltherrschaft nun an die Hellenen übergehen.
Das Buch Daniel mit seiner Idee der Abfolge von Weltreichen hatte nichts mit dem griechischen Selbstverständnis zu tun.
Wie gesagt, es ist meine Meinung oder Darstellung, ich bin der Überzeugung es gab mehrere Gelegenheiten, da hätte einer der Diadochen die absolute Übermacht an sich reißen können und in der Folge die Weltherrschaft, aber sie taten es nicht.
Kein Diadoche war in der Lage, die absolute Übermacht an sich zu reißen. Immer wenn einer übermächtig zu werden drohte (insbesondere Antigonos I.), taten sich die anderen gegen ihn zusammen. Doch selbst wenn einer von ihnen das gesamte Alexanderreich unterworfen hätte, wäre er von der Weltherrschaft immer noch weit entfernt gewesen.
Ich meine Alexander und die Diadochen sind von Aristoteles und den Philosophen zu ihrer Aufgabe ausgebildet worden und die Aufgabe der Diadochen war ein erneutes orientalisches Großreich zu verhindern während man die Politik zur Weltherrschaft führt: die Republik.
????????
Weder Alexander noch die Diadochen waren „Republikaner“. Eingeschränkt waren sie in ihrer Macht vor allem insofern als sie auf die Zustimmung ihrer Truppen angewiesen waren. Die späteren hellenistischen Herrscher regierten nahezu absolutistisch, also gerade nicht im Sinne einer Polis mit Bürgerbeteiligung.
Die Philosophen waren große Gegner der Demokratie, man hatte aus Athen gelernt um es in Rom "besser" zu machen.
Die römische Republik entstand nicht nach Anleitung griechischer Philosophen. Zwar interpretierte Cicero sie gemäß griechischer Denkmuster, aber sie bestand längst.
Die griechische Herrschaftsform, Verwaltung, Städte wurden im Hellenismus praktisch überall umgesetzt oder es zumindest versucht, weit im Hinterland, weit im Osten und in Ägypten dauerte es noch sehr lange.
Richtig ist, dass die Neugründungen der hellenistischen Herrscher nach dem Vorbild der griechischen Städte angelegt wurden. Aber das hatte auch seine Grenzen: Selbstverständlich handelte es sich nicht um unabhängige Poleis, sondern ihnen wurde allenfalls eine begrenzte innere Selbstverwaltung zugestanden. Sie blieben Teil des Reiches ihres Herrschers.
Das Röm. R. hatte die Weltherrschaft inne und das ist der Kulturkreis aus dem heraus und auf den hin die Kirchenväter wirkten.
Das Römische Reich hatte nie die Weltherrschaft, nicht einmal im Rahmen der zu seiner Zeit bekannten Welt. Auch das Christentum war nicht auf das Römische Reich beschränkt, sondern expandierte schon in der Antike auch nach Aksum, Armenien und ins Neupersische Reich, von wo aus es später bis nach China gelangte.
 
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