Metrik von "Under der linden"

nahtigal91

Neues Mitglied
Hallo!

Ich habe da eine Frage, wie man sie schon oben entnehmen kann, zur Metrik von Walthers "Under der linden". Ich habe letztens mit jemanden eine Diskusion begonnen darüber. Klar ist, dass das "tandaradei" als im 6. Vers ein Daktylus ist. Jedoch stehen sich im Kampf Trochäus und Jambus Auge in Aug.


Kann mir da jemand weiterhelfen?

Ich hoffe auf eine Anwort und bedanke mich recht herzlichst schon im voraus!!

Grüße nahtigal91
 
M.E. verändert das sich: erste beiden Zeilen Trochäus, dritte und vierte Jambus, fünfte Trochäus, sechst Jambus usw.
 
Hallo El Quijote,
vielen Dank für ihre Information und ihre Hilfe. Jedoch was ist mit dem siebten Vers? Und dazu bin ich mir sicher, dass der sechste Vers ein Daktylus ist. Dürfte ich erfahren, woher Sie das wissen? Gibt es bestimmte Quellen, wo man soetwas aufgreifen kann?

Bitte um Antwort

MfG
 
Es kommt drauf an, welchen Vers man als siebten Vers interpretiert. Deiner (und auch meiner favorisierten) Interpretation folgend, unterteilt man jede der vier Strophen in sieben Verse, ergeben sich pro Vers vier Takte, wofür der üblicherweise strenge Aufbau spricht, also 28 Verse in Summe sowie 28 Takte je Strophe. Das Metrum wäre dann überwiegend Jambus mit eingeschobenem Daktylus, hier mal anhand der 1. Strophe, jeweils auf die anderen Strophen übertragbar:
Under der linden an der heide
'x x x | x 'x | x 'x | x 'x
d' unser zweier bette was
x | x 'x | x 'x | x 'x | x
d' muget ir finden schône beide
'x | 'x x x | x 'x | x 'x | 'x x
Gebrochen bluomen unde gras,
x | x 'x | x 'x | x 'x | 'x
vor dem walde in einem tal.
x x | x 'x | x 'x | x
Tandaradei
_ | x 'x | 'x
schône sanc diu nahtegal
x x | x 'x | x 'x | x

Man könnte aber auch jeweils den 1. und den 3. Vers teilen, so dass es sich pro Strophe um neun Verse handelt, wodurch sich das Metrum sowie die Takte verändern. Grundsätzlich ist es aber schwer, das tatsächliche Metrum von "Under der linden" zu rekunstruieren, da es sich hierbei um ein Lied handelt, zu dem uns die Melodie fehlt. Je nach dem welche Melodie man unterstellt, ändert sich wiederum das Metrum. Im Endeffekt also Spekulation.
 
Hallo Lili,

vielen Dank für Deine Antwort. Ja, genauso stell ich mir das auch vor. Aber es heißt also im Endeffekt, dass es wirklich nur alles Interpretationssache ist? Leider ist meine Lehrerin überzeugt davon, dass das auf jeden Fall alles Trochäen sind und ein Daktylus. Und was so ist, wie sie es sagt, dass kann auch nicht anders sein. Mein großes Leid ist obendrauf, dass Deutschlehrer, dass in ihrem Germanistikstudium lernen. Wie kann ich ihr beweisen, dass es alles nur Interpretationssache ist und man sich nicht auf etwas festlegen kann?
Ich bin wirklich ratlos!

Gibt es irgendwie etwas schriftliches, als Beweis oder so?

Noch einmal vielen Dank! =)
 
vielen Dank für Deine Antwort. Ja, genauso stell ich mir das auch vor. Aber es heißt also im Endeffekt, dass es wirklich nur alles Interpretationssache ist?
Ja, das ist Interpretationssache "Under der linden" ist nunmal kein Gedicht sondern ein Lied, demnach kann man nur spekulieren wie das Metrum aussah, schließlich hängt es auch davon ab, wo die meldoischen Pausen gesetzt werden.

Leider ist meine Lehrerin überzeugt davon, dass das auf jeden Fall alles Trochäen sind und ein Daktylus.
Kannst du das mal exemplarisch an der ersten Strophe einstellen? Bzw., wo wäre der eine Daktylus zu setzen?

Und was so ist, wie sie es sagt, dass kann auch nicht anders sein. Mein großes Leid ist obendrauf, dass Deutschlehrer, dass in ihrem Germanistikstudium lernen. Wie kann ich ihr beweisen, dass es alles nur Interpretationssache ist und man sich nicht auf etwas festlegen kann?
Indem du sie an ihr Studium erinnerst, dort hat sie es sehr wahrscheinlich vernünftig gelernt, nämlich, dass das Metrum hier eben nur interpretativ sein kann. Persönlich kann sie gerne der Überzeugung sein, dass es sich ausschließlich um Trochäen und einen Daktylus handelt, dann sollte die Begründung aber griffiger sein, als "ist so". Ich habe hier ein Buch, das meine Mutter im Studium hatte (ebenfalls Germanistin), Beyschlag "Walter von der Vogelweide", darin konnte ich beim schnellen überfliegen nichts zur Trochäen-Argumentation, dafür allerdings sehr wohl zu Jamben mit eingeschobenen Daktylen finden (insb. im Aufsatz von Schirmer "Zum Aufbau des mittelhochdeutschen Strophenliedes"). evtl. findest du das in der Bib. deines Vertrauens. Online finde ich zumindest nichts, auch nicht in Auszügen.
 
Kannst du das mal exemplarisch an der ersten Strophe einstellen? Bzw., wo wäre der eine Daktylus zu setzen?

Der Daktylus wäre in Vers 6 "tandaradei". Der Rest wäre mit Jamben besetzt.

Zu dem Buch von Beyschlag: Ich hab es gerade im Katalog in der Unibibliothek gefunden. Ich werde schauen, ob ich es morgen bekomme. Das wäre echt klasse!!!

Das ist echt super wie Du Dir die Mühe gemacht hast, um mir zu helfen! Das wäre wenigstens ein Beweis, dass Jamben auch in Frage kämen! Ich meld mich auf jeden Fall wieder und berichte wies gelofen ist!
 
Der Daktylus wäre in Vers 6 "tandaradei". Der Rest wäre mit Jamben besetzt.
Dann gehen die Takte nicht auf :grübel: Kommt nach dem Daktylus dann noch eine Pause? Ansonsten wäre der Vers ziemlich unmelodisch.

Das ist echt super wie Du Dir die Mühe gemacht hast, um mir zu helfen! Das wäre wenigstens ein Beweis, dass Jamben auch in Frage kämen! Ich meld mich auf jeden Fall wieder und berichte wies gelofen ist!
Gerne und viel Erfolg. Sei aber lieb. ;)
 
Hallo,

ich hab das Buch gestern geholt. Es ist von der Versen so aufgeteilt wie ich es mir vorgestellt hab. Jedoch ist der 6. Vers ein Jambus und kein Daktylus. Der erste Vers ist am Anfang auch ein Daktylus danach folgen die Jamben.

Grüße
 
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