Vorweg, die Frontexgrenze im Mittelmeer und die Flüchtlingsdramen treiben mich schon länger um. Aktuell bin ich ratlos.
Deshalb möchte ich mir einen Überblick verschaffen über Migrationen, die schon zur Geschichte gehören.
-Welche gab es, in welche Richtung, aus welchen Gründen?
Wanderungen von Völkern, Stämmen oder bestimmten Bevölkerunsgruppen gibt es seit ewigen Zeiten. Schon die altsteinzeitlichen Horden oder Clans zogen als Nomaden durch die Welt und folgten dem Wild oder sonstigen ergiebigen Nahrungsquellen. Die Hebräer wanderten nach Palästina ein, weil sie dort das "Gelobte Land" zu finden hofften, das ihnen Jehova versprochen hatte.
Die Griechen schwärmten seit etwa 800 v. Chr. über das ganze Mittelmeer aus und gründeten an seinen Ufern Kolonien oder Pflanzstädte. Die Gründe waren Übervölkerung im Heimatland, Benachteiligung Zweitgeborener und sicher auch Abenteuerlust. Ähnlich sah das bei den Phöniziern aus, die rund ums Mittelmeer Kolonien gründeten, als prominenteste Karthago. Ferner wanderten keltische Stämme seit dem 5. Jh. v. Chr. über halb Europa, Turkstämme migrierten von ihren Sitzen in Zentralasien seit dem 6. Jh. n. Chr. bis nach Vorderasien, ihnen folgten nomadische Reitervölker wie Hunnen, Awaren, Ungarn oder Mongolen.
In nahezu allen Fällen ging es darum, Lebensverhältnisse zu verbessern oder - im Fall der Reitervölker - sesshafte Zivilisationen auszuplündern und an ihrem Luxus teilzuhaben. Das gilt ähnlich auch für die Stämme oder Bevölkerungsgruppen der germanischen Völkerwanderung oder für die slawische West- und Südwanderung, bei der sowohl kriegerische als auch friedliche Gruppen den Balkan und Teile Mitteleuropas besetzten und besiedelten.
In späterer Zeit ist die Expansion der Araber mit einer kriegerischen Migration vergleichbar, bei der es in erster Linie darum ging, eine neue Religion zu verbreiten. Das hatte es in der Vergangenheit nicht oder kaum gegeben, denn die Welt war polytheistisch. Ob man die Kreuzzüge und die von ihnen gegründeten Kreuzfahrerstaaten als "Migration" bezeichnen kann, sei dahingestellt.
In neuer Zeit ist die Einwanderung ins Ruhrgebiet ein Phänomen. Ab den 1880er Jahren setzte eine Massenzuwanderung aus den östlichen Provinzen ein. Diese Zuwanderung hielt bis zum Ersten Weltkrieg an. "Das Ruhrgebiet lockte mit seinem explosionsartigen Wachstum Millionen von Menschen mit der Aussicht auf gutes Geld für harte Arbeit. Zwischen 1852 und 1925 vervielfachte sich die Bevölkerung im Revier von ca. 375.000 auf über 3,7 Millionen Menschen. Die meisten von ihnen kamen aus ländlichen Regionen, zunächst aus der unmittelbaren Nachbarschaft, dann aus den angrenzenden deutschen Ländern, schließlich aus dem Ausland."
-Wie sind die aufnehmenden Länder damit umgegangen?
Bei den von mir genannten Beispielen kam es fast stets zu Konflikten mit der altansässigen Bevölkerung. Diese Phase dauerte unterschiedlich lange, bis schließlich eine Verschmelzung der Zugewanderten mit den Autochthonen erfolgte. Eine Ausnahme bei meinen Beispielen bilden die Menschen, die ins Ruhrgebiet migrierten. Sie folgten dem Ruf einer rasch wachsenden Schwerindustrie, die händeringend Arbeiter im ziemlich dünn besidelten Raum ihrer Standorte suchte.