Milch und Getreide "unphysiologisch"?

Es gibt ein sehr interessantes Buch " Wie der Mensch sich selbst erschuf" , den Autor habe ich vergessen. Da wird der Zusammenhang zwischen der Wechselwirkung von Nahrungsressourcen und Menschwerdung beschrieben.
 
Zitat:
Und dafür das Milch und Getreide "unphysiologisch" ist vertrage ich beides recht gut. Auf die Meinung deines Prof. kann ich auch gut verzichten (da sieht man mal wieder, das ein solcher Titel nicht unbedingt Zeichen von Intelligenz ist)






Na klar kannst Du auf andere Meinungen gut verzichten - ich ja auch. Aber manchmal sind sie eben nicht mal eben so aus der Hüfte geschossen, sondern von Fachleuten - in diesem Fall Professor für Pädiatrie - und somit in meinen Augen als durchaus als Expertenmeinung anzuerkennen.
Muß hinzufügen in dem Zusammenhang ging es um die Ernährung von Säuglingen (eben mit Muttermilch bzw. Ersatzmilch aus Kuhmilch). Und da hält die Kuhmilch einem Vergleich eben nicht stand. Hier geht es ja aber um etwas anderes.

Oder ? Oder nicht?
 
Zuletzt bearbeitet:
Tut es. Eigentlich. Aber Deine Ausführungen waren sehr interessant, Butterkeks. Warum sollten Säuglinge auf etwas reagieren, was prinzipiell für den Menschen geeignet ist? Andererseits, man gibt ihm ja auch sonst nichts - außer eben der Muttermilch.

Vielleicht ist es so, dass der Mensch zwar genetisch jetzt noch nicht eingestellt ist auf Milch und Getreide, er aber gerade im Prozess ist, das zu werden. Und das kann nun mal Begleiterscheinungen (Allergien, Rheuma Gicht) mit sich bringen. Zumindest bei denen, die nicht zu "the fittest" gehören? Da sie auf Grund medizinischen Fortschritts trotzdem überleben, geben auch sie ihre Gene weiter und die Selektion findet anhand von sozialen Faktoren (wie hier ja ähnlich schon vermutet) statt. Meine Meinung.

Was ich an der Argumentation der Paleos auch nicht verstehe ist, dass wenn u.a. das Eiweis der Milch das Problem sein soll, warum dann das tierische Eiweis im Fleisch kein Problem sein soll. Und auch das Erhitzen verändert doch angleblich die Eiweisstruktur ganz erheblich. Das wird aber hingenommen.:rolleyes:

Schöne Grüße
Nelte
 
Der Mensch ist ein "Säugetier"

Hallo Nelte,
es empfiehlt sich zum Thema Evolution und Ernährung die ideologischen Scheuklappen abzulegen und die Dinge durch ein paar einfache Überlegungen klarer zu sehen:

In der paleoseti Seite steht z.B.:
" Stellen Sie sich die menschliche Entwicklungsgeschichte der letzten Millionen Jahre wie einen Tag vor. Wir Menschen haben an diesem Tag viele Sachen gegessen: Fleisch, Beeren, Blätter, Fische, Samen, Wurzeln, Früchte usw. - Getreide haben wir auch gegessen - aber nur in den letzten dreißig Sekunden. Innerhalb einer Millisekunde haben wir beschlossen über 60 Prozent unserer Energiebedarfs durch Getreide zu decken.1 Obst und Gemüse hatten bisher diesen Nahrungsanteil eingenommen, sie wurden verdrängt. Auch Fleisch und Fisch mussten dem Neuling weichen"

Durch diese Primitivargumentation wird dann der hohe Kohlenhydratanteil in unserer Ernährung und auch die Milch, verteufelt. Von den ca. 2oo ooo Jahren Evolution sind die
schätzungsweise 10 000 Jahre mit Milch eben keine Millisekunde sondern 1/20 der Evolution.
1 Millisekunde eines Tages (in Milli-Sekunden 60x60x24x1000=86 400 000) .
1/20 oder 1/86 400 000 ist ja wohl ein Unterschied. Dies sind Roßtäuschertricks bei paleoseti.

Da der Mensch ja ein "Säugetier" ist, und sich im Säuglingsalter von Milch ernährt und er
tat dies auch während der gesamten Evolution (!) betrachte man einfach mal die Zusammensetzung von Mutter und Kuhmilch:

Protein % Lactose % Fett %
Mensch 1.06 7.1 [10] 4.5 [11]
Pferd 1.8-2.0 6.0-7.2 1.2-1.3 [7]
Schaf 4.2-7.2 4.2-5.6 3.3-9.5 [7]
Ziege 2.8-3.2 4.0-4.8 3.1-4.0 [7]
Rind 3.264 4.7 [10] 3.7 [11]

Es fällt auf daß sowohl Muttermilch als auch Kuhmilch Eiweiß (Protein), Kohlenhydrate (Lactose) und Fett enthalten.
Der Eiweißgehalt der Kuhmilch ist hoch (3,2 %, dafür ist der KH bzw. Lactose-Gehalt der
Kuhmilch geringer (4,7 % zu 7,1 % bei Muttermilch)
Bedenkt man nun, daß Muttermilch die ideale und einzige Ernährung des Säuglings(auch) während der Evolution war, ist die heutige Ernährung mit einem Kohlenhydratanteil von ca.
50-60 %, einem Eiweißanteil von ca.30-40 % und einem Fettanteil von 5-10 Prozent durchaus zu empfehlen. Ein höherer Fettanteil (wie in der Muttermilch) empfiehlt sich nicht, da sonst beim heutigen Nahrungsüberfluss, Übergewicht droht.
Fazit: Unser Verdauungssystem ist so variabel und stabil, daß es manche Fehl-und Falsch-
ernährung "verzeiht". Milch in größeren Mengen sollte im Erwachsenenalter, wenn überhaupt, nur als Ersatz für eine Mahlzeit eingenommen werden.
 
wthurner schrieb:
Von den ca. 2oo ooo Jahren Evolution sind die
schätzungsweise 10 000 Jahre mit Milch eben keine Millisekunde sondern 1/20 der Evolution.
1 Millisekunde eines Tages (in Milli-Sekunden 60x60x24x1000=86 400 000) .
1/20 oder 1/86 400 000 ist ja wohl ein Unterschied. Dies sind Roßtäuschertricks bei paleoseti.

hallo,

vorweg ich bin auch milchtrinker und trinke sie gerne. aber klar dürfte sein, dass ein großer teil der weltbevölkerung, auch in europa, keine milch vertragen kann, auch schwierigkeiten nach dem genuß bekommt.
@ wthurner die evolution des homo spez. begann vor mind. 2 000 000 jahren! -eher früher, nicht erst mit homo sapiens vor 200 000 jahren.
 
wthurner schrieb:
Fazit: Unser Verdauungssystem ist so variabel und stabil, daß es manche Fehl-und Falsch-
ernährung "verzeiht". Milch in größeren Mengen sollte im Erwachsenenalter, wenn überhaupt, nur als Ersatz für eine Mahlzeit eingenommen werden.
Warum soll man als Erwachsener Milch nur als "Ersatz" einer Mahlzeit zu sich nehmen?
Was sind denn größerere Mengen? Mehr wie 1l trinkt eh niemand.

Fazit: Jeder wie er es verträgt und mag.
 
Die Kirche im Dorf lassen

hallo Andronikos und Clemens,

zunächst was die Evolutionszeit betrifft so bin ich vom homo sapiens sapiens ausgegangen.
Dieser hat sich ja nun wie bekannt durchgesetzt, vielleicht auch mit seiner Fähigkeit Milch
(von der Kuh, dem Schaf, der Geis, der Stute etc.) zu verdauen. Aber auch der Vor-und Frühmensch hat ja bekanntermassen Muttermilch getrunken.
Nun ist die Milch ja nun ein potentes Lebensmittel, mit allen nötigen Inhalten (Eiweiß, Protein , Kohlenhydrate, Wasser und Vitamine).
Von daher auch mein Hinweis, die Milch nicht als Flüsssigkeitsersatz zu betrachten, da größere Mengen eben eine vollständige Mahlzeit darstellen.Ich habe in meiner Praxis als Landarzt hierbei schon recht abstruse Dinge erlebt.
@Clemens:
Du schreibst, daß klare wäre, daß ein grosser Teil der Welbevölkerung auch in Europa keine
Milch vertragen würde. Dies ist so nicht richtig. Alle Untersuchungen hierzu stellen in der
Regel auf die sog. Laktosintoleranz ab, welche durch den Nachweis eines Laktasemangels
im Dünndarm diagnostiziert wird. Dieser Laktasemangel bedeutet aber automatisch nicht
daß man keine Milch trinken kann. die Laktase spaltet ja nur den Milchzucker in der Milch.
Fett und Proteinanteil werden trotzdem ungehindert resorbiert.
Die Statistiken geben also ein falsches Bild. Zudem ist es in Mode gekommen bei jedem unklaren Bauchschmerz auch nach diesem Laktasemangel zu forschen und so haben sich
die sog."Laktoseintoleranten"in den letzten 20 Jahren vervielfacht, obwohl die Ursache der Beschwerden dieser Kranken häufig nicht nur durch diesen Laktasemangel verursacht werden.

M.e. ist die Begründung der Paleoseti Seite Unsinn, liest sich (auch durch die Bebilderung)wie
der Wachtturm der Zeugen Jehovas.
 
In der paleoseti Seite steht z.B.:
" Stellen Sie sich die menschliche Entwicklungsgeschichte der letzten Millionen Jahre wie einen Tag vor. Wir Menschen haben an diesem Tag viele Sachen gegessen: Fleisch, Beeren, Blätter, Fische, Samen, Wurzeln, Früchte usw. - Getreide haben wir auch gegessen - aber nur in den letzten dreißig Sekunden. Innerhalb einer Millisekunde haben wir beschlossen über 60 Prozent unserer Energiebedarfs durch Getreide zu decken.1 Obst und Gemüse hatten bisher diesen Nahrungsanteil eingenommen, sie wurden verdrängt. Auch Fleisch und Fisch mussten dem Neuling weichen"
Kann man letzteres denn überhaupt so stehen lassen? Schließlich ist Getreide auch nichts anderes als wilde Gräser, welche aber schon in den letzten 100.000 Jahren regelmäßig verwendet wurden. Gleichzeitig bin ich mir nicht sicher ob der Anteil an Obst und Gemüse in den letzten 10.000 Jahren tatsächlich gesunken ist, gerade über das ganze Jahr verteilt betrachtet. Wenn man postuliert die Frühmenschen hätten ihren Energiebedarf zu 60% durch Obst und Gemüse gedeckt und Getreide hätte diesen Anteil ersetzt dann muss das schon als sehr spekulativ betrachtet werden, und dann stellt sich auch die Frage ob sich dies nicht in den Funden widerspiegeln müsste.

Man müsste also erstmal die Grundannahme hinterfragen inwieweit unsere Ernährung sich dort wirklich grundsätzlich von früheren Populationen (vor der Neolithischen Revolution) unterscheidet, und vor allem auch ob man überhaupt eine einheitliche, über Jahrtausende gleiche Ernährung der Frühmenschen annehmen kann.

Ich stelle mir schwierig vor dies anhand der bekannten Informationen (beispielsweise der Wanderungen innerhalb der letzten 100.000 Jahre) so stehen zu lassen, die Ernährung der Beachcomber ist sehr wahrscheinlich völlig anders gewesen als die Ernährung im Inland und zwischen Sibirien und Afrika gibt es auch ein paar Unterschiede was den Pflanzenbewuchs und die Tierwelt angeht. Ohne eine einheitliche Ernährung der Menschenpopulationen kann man aber auch kaum von einer Fixierung oder genetischen Anpassung an eine bestimmte Ernährung sprechen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ansprechendes Thema!

Dazu gibt es eine interessante Begebenheit: Als Leif Erikson Amerika entdeckte, kam er und seine grönländischen Landsleute in Berührung mit den Indianern. Ein einfaches Tauschgeschäft & ein Missverständnis führte dazu, dass diese Beziehung feindlich wurde. Die Wikinger gaben den Indianern nämlich im Zuge dieses Tauschgeschäfts Milch. Da diese noch nie zuvor Milch konsumiert hatten, bekamen sie Magenschmerzen und hielten es für Gift. Darauf aufbauend verschlechterte sich deren Verhältnis...
 
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