Militär Wilhelminismus/heute

Mulle

Neues Mitglied
Ich habe mal eine frage zur Bedeutung des Militärs in der gesellschaft zur Wilhmininischen Zeit und der Heutigen Zeit..
Vielicht kann mir da ja jemand was zu sagen der da mehr anhung von hat.
 
Militär wilhelminische Zeit / heute

Hey leute,
im zuge des Deutschunterrichtes, muss ich nach der Bedeutung des Militärs in der Wilhminischen und in der Heutigen zeit herrausfinden.
Denn wir haben das Buch "Der Hauptmann von Köpenick" von Carl Zuckmeyer gelesen und müssen das machen ich habe immer noch keine ahung davon kann mir jemand helfen???
 
Zum Militarismus in der wilhelminischen Zeit haben wir hier schon einige Threads. Einfach mal die Suchfunktion nutzen.

Zum "Hauptmann" zitiere ich einfach mal einen Abschnitt aus dem Wikipedia-Artikel:

Neben Belustigung und Schadenfreude machte sich in der Öffentlichkeit aber schon unmittelbar nach dem Ereignis auch Nachdenklichkeit bemerkbar. Konnte es wirklich sein, dass ein Offizier ohne jegliche Legitimation außer seiner Uniform die Zivilgewalt außer Kraft setzte? Viele sahen in diesem Vorfall ein Symptom für die bedenkliche Rolle des Militärs im Reich.
Hauptmann von Köpenick ? Wikipedia
 
Hey leute,
im zuge des Deutschunterrichtes, muss ich nach der Bedeutung des Militärs in der Wilhminischen und in der Heutigen zeit herrausfinden.
Denn wir haben das Buch "Der Hauptmann von Köpenick" von Carl Zuckmeyer gelesen und müssen das machen ich habe immer noch keine ahung davon kann mir jemand helfen???

Der Zuckmeyer hat mit dem Hauptmann ein ironisches Spiegelbild der Gesellschafft abgegeben.
Selbst vor einer Reichsbahnuniform hatte man Respekt.

Ein Auszug aus " Fragen an die deutsche geschichte ISBN3-924521-73-5
Das Wilhelminische Deutschland
Kampf gegen die Sozialdemokratie, schroffe Nationalitätenpolitik, preußisches Dreiklassenwahlrecht und Fehlschläge auf dem Weg zu einer parlamentarisch verantwortlichen Regierung, das sind die großen innenpolitischen Kriesenherde der "Wilhelminischen Ära" Der offene Ausbruch der schwelenden Spannungen wird nur durch die dynamische Entwicklung Deutschlands zum grössten Industriestaat Europas verhindert beziehungsweise überlagert. Eine Bürokratisierung und Militarsierung des öffentlichen Lebens sowie eine emotional bestimmte, imperialistische Aussenpolitik verbinden in Deutschland Nationalismuss und Militarismus mit dem monarchischen Obrigkeitsstaat.
 
Da müsste man zuerst einmal den Begriff definieren: was ist Militarismus? Militarismus sagt etwas aus über die Stellung der Armee innerhalb einer Gesellschaft.

Für das Kaiserreich wird man sicher die Feststellung treffen können, dass miltärische Werte und Normen auch die Gesellschaft beeinflussten. Das äußerte sich nicht nur in der Frage, ob man gedient hätte. Und die Gesellschaft passte sich dem teilweise an. Musste zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Einführung der Wehrpflicht in Preußen dem Bürgertum noch durch das so genannte Einjährigen-Freiwillligen-Privileg schmackhaft gemacht werden, so gehörte es zwischen 1871 und 1914 zum beruflichen Werdegang eines Akademikers, das Reserveoffizierspatent zu erwerben. Zuckmayer porträtiert ja solche Leute: den promovierten Juristen, der nun endlich den Oberfähnrich hinter sich hat und sich Leutnant nennen darf. Und ich habe Zweifel, ob die Arbeiterschaft immer so antimilitaristisch war. Immerhin gab es aber auch spöttische Kritik in der Öffentlichkeit an der Dominanz des monokeltragenden Leutnants.

Nach zwei verlorenen Weltkriegen hat die Bundeswehr heute einen ganz anderen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Und der Wertewandel, den die westlichen Industriegesellschaften seit den sechziger Jahren durchmachen, hat militärische Tugenden ohnehin in Frage gestellt. Im Vergleich zu anderen Natoarmeen tritt die Bundeswehr in der Öffentlichkeit wenig in Erscheinung. Am 3. Oktober gibt es keine Parade in Berlin, die von unserem Bundespräsidenten abgenommen wird. Und selbst im öffentlichen Dienst sind die Tage längst vorbei, in denen man schamhaft verschwieg, dass man früher Zivildienst geleistet hatte.
 
Ich habe mal eine frage zur Bedeutung des Militärs in der gesellschaft zur Wilhmininischen Zeit und der Heutigen Zeit..
Vielicht kann mir da ja jemand was zu sagen der da mehr anhung von hat.

Hierzu ein paar Literaturtipps:

Deist, Militär, Staat und Gesellschaft,

Förster, Der doppelte Militarismus und

Rohkrämer, Der Militarismus der "kleinen Leute".
 
Zuckmayer porträtiert ja solche Leute: den promovierten Juristen, der nun endlich den Oberfähnrich hinter sich hat und sich Leutnant nennen darf. Und ich habe Zweifel, ob die Arbeiterschaft immer so antimilitaristisch war.
ja, Zuckmayer, Heinrich Mann (der Untertan) und sogar Thomas Mann (der bieder-brave Ziemßen im Zauberberg) schrieben en passent brillante Satiren auf solche Karrieren und Haltungen - aber aus literaturhistorischer Perspektive kann man nicht schließen, dass Satiren auf Militärs oder auf militärische/militaristische Haltungen gleichsam die Regel gewesen wären. Ein sehr feinsinniger und hellhöriger "Seismograph gesellschaftlicher Schwingungen" war Theodor Fontane, und z.B. der Bonvivant Crampas im Roman Effie Briest kann nicht auf ein Militarismus-Klischee-Zerrbild des Adels-Offiziers reduziert werden. Und doch (und das ist das feine, das hellhörige dieses Romans) zeigt der Ehrenhandel Instetten-Crampas (das Duell) gerade in der nachträglichen Diskussion, welche durchaus militaristischen Werte und Normen im Krisenfall auch im großbürgerlichen Leben zur Basis der Verhaltensnormen zählten (in diesem Sinne, also in der Beobachtung und Aufdeckung von zeittypischen Haltungen und Emotionen ist Fontanes Roman nicht nur ganz große Literatur, sondern auch eine glänzende gesellschaftspsychologische Quelle)

...und wirkt nicht allerlei mittelalterlich-romantisches, woraus sich vielerlei der Haltungen und Einstellungen der Kaiserzeit speiste (Ritterlichkeit, Ehrencodex, Ehrenhandel usw) bis heute nach? Das sich automatisch einstellende Reglement, wie Beleidigung und Satisfaktion ablaufen, spiegelt sich heute noch im Anberaumen und im Ablauf von Schlägereien!... So verblüffend es für unsere globalisierte Internetzeit auch ist: wenn es handgemein wird, weil auf irgendeinem Dorffest A irgendwas böses über B´s Mutti oder Gemahlin gesagt hat und dann die Fäuste fliegen: das ist ganz nah an dem, was Instetten und Crampas tödlich (!) inszenierten. ---- ich will damit nicht sagen, dass dergleichen gutgeheißten werden sollte, sondern vielmehr darauf hinweisen, dass in dem, was als "militaristisch" gerne abgelehnt wird, doch viel menschliches-allzu-menschliches steckt... und siehe da, selbst diverse Literaten, die über diesen Ehrencodex oder jenen Offiziersdünkel brillant spotteten, waren (teils mit letalen Folgen!) ebenso in dergleichen verstrickt: Puschkin überlebte ein Duell nicht, Heine überlebte.

in diesem Sinn meine Anregung, im gar zu leichtfertig hochmoralisch abgeurteilten wilhelminischen Militarismus das menschliche nicht aus den Augen zu verlieren.
 
ja, Zuckmayer, Heinrich Mann (der Untertan) und sogar Thomas Mann (der bieder-brave Ziemßen im Zauberberg) schrieben en passent brillante Satiren auf solche Karrieren und Haltungen - aber aus literaturhistorischer Perspektive kann man nicht schließen, dass Satiren auf Militärs oder auf militärische/militaristische Haltungen gleichsam die Regel gewesen wären. Ein sehr feinsinniger und hellhöriger "Seismograph gesellschaftlicher Schwingungen" war Theodor Fontane, und z.B. der Bonvivant Crampas im Roman Effie Briest kann nicht auf ein Militarismus-Klischee-Zerrbild des Adels-Offiziers reduziert werden. Und doch (und das ist das feine, das hellhörige dieses Romans) zeigt der Ehrenhandel Instetten-Crampas (das Duell) gerade in der nachträglichen Diskussion, welche durchaus militaristischen Werte und Normen im Krisenfall auch im großbürgerlichen Leben zur Basis der Verhaltensnormen zählten (in diesem Sinne, also in der Beobachtung und Aufdeckung von zeittypischen Haltungen und Emotionen ist Fontanes Roman nicht nur ganz große Literatur, sondern auch eine glänzende gesellschaftspsychologische Quelle)

...und wirkt nicht allerlei mittelalterlich-romantisches, woraus sich vielerlei der Haltungen und Einstellungen der Kaiserzeit speiste (Ritterlichkeit, Ehrencodex, Ehrenhandel usw) bis heute nach? Das sich automatisch einstellende Reglement, wie Beleidigung und Satisfaktion ablaufen, spiegelt sich heute noch im Anberaumen und im Ablauf von Schlägereien!... So verblüffend es für unsere globalisierte Internetzeit auch ist: wenn es handgemein wird, weil auf irgendeinem Dorffest A irgendwas böses über B´s Mutti oder Gemahlin gesagt hat und dann die Fäuste fliegen: das ist ganz nah an dem, was Instetten und Crampas tödlich (!) inszenierten. ---- ich will damit nicht sagen, dass dergleichen gutgeheißten werden sollte, sondern vielmehr darauf hinweisen, dass in dem, was als "militaristisch" gerne abgelehnt wird, doch viel menschliches-allzu-menschliches steckt... und siehe da, selbst diverse Literaten, die über diesen Ehrencodex oder jenen Offiziersdünkel brillant spotteten, waren (teils mit letalen Folgen!) ebenso in dergleichen verstrickt: Puschkin überlebte ein Duell nicht, Heine überlebte.

in diesem Sinn meine Anregung, im gar zu leichtfertig hochmoralisch abgeurteilten wilhelminischen Militarismus das menschliche nicht aus den Augen zu verlieren.


Auch Ferdinand Lasalle starb in einem Duell, und auch Georges Clemenceau und Leon Blum fochten mindestens eins aus. In der Folge der Dreyfusaffäre gab es eine Reihe von Meinungsverschiedenheiten, die in Duelle mündeten wie zwischen Deroulede und Clemenceau. Der Zusammenhang zwischen Duellwesen und Militär ist, finde ich, ein interessanter Gedankengang. Das Duell hielt sich in verschiedenen europäischen Ländern in unterschiedlicher Intensität. Während in Großbritannien der Brauch, sich zu duellieren im 19. Jahrhundert abnahm, waren Duelle in Frankreich, Deutschland, Österreich- Ungarn und Russland noch um die Jahrhundertwende üblich, und obwohl sie verboten waren, wurde es von herren, die satisfaktionsfähig waren, erwartet, die "Ehre" auch mit der Waffe zu verteidigen. Bei Offizieren war es praktisch undenkbar, einen Ehrenhändel auszuschlagen. Literarisch verarbeitet Joseph Roth diesen Anachronismus in "Radetzkymarsch" Der Leutnant von Trotta besucht die Frau seines Freundes, des Regimentsarztes Demant, und lässt sich mit ihr in der Öffentlichkeit sehen, was sich kompromittierend auswirkt. Ein betrunkener, antisemitischer Offizier pöbelt Demant daraufhin an, so dass dieser, "Satisfaktion verlangen muss". Demant ist total kurzsichtig und seinem Kontrahenten nicht gewachsen, und das Duell endet mit seinem Tod.

Es könnte sich durchaus der Gedanke aufdrängen, dass das Festhalten an einem chevaleresken Ehrenkodex besonders stark im Militär vertreten war und das Duellwesen sich länger in Staaten hielt, in denen das Militär eine führende Rolle spielte. Im deutschen Reichsstrafgesetzbuch wurden Duelle nur mit Festungshaft bestraft, die nicht als ehrenrührig galt.
 
Als Bezug zum Hauptmann von Köpenick dürfte auch wichtig sein, dass heute immer noch die Uniform als Ausweis der Amtsperson dem Bürger gegenüber gilt. Es gab tatsächlich Urteile, dass sich uniformierte Polizisten nicht ausweisen müssen. In bestimmten Situationen gilt das sogar für die Bundeswehr. Während meines Wehrdienstes 93/94 mussten wir ein paar Stunden einen liegengebliebenen Panzer bewachen. Ein Leutnant wies uns ausdrücklich darauf hin, dass wir uns "auf keinen Fall" ausweisen dürften. Das sei zu gefährlich!
 
Zurück
Oben