Minoisches Militär

Frage zur Flotte:

Inwieweit unterschieden sich baulich Handelsschiffe von Kriegsschiffen in dieser Zeit?
War nicht eine Doppelverwendung denkbar?

Handelsschiffe waren doch sicher ebenso zur Selbstverteidigung ausgeruestet?

Gruss, muheijo
 
Kreta ist bekanntlich eine gebirgige Insel. Was sollten dort große Heere mit Streitwagen??? Die Insel war doch wohl unter Kontrolle und für ein paar Räuberbanden und aufmüpfige Untertanen genügte eine Polizeitruppe.
Ich kenne keine Publikation, die von einem "minoischen Heer" ausgeht...
Einige Autoren sind so weit gegangen, zu sagen, dass die Ägäis bzw. das östliche Mittelmeer beinahe "ein Hort des Friedens" gewesen wäre im Zeitalter der "pax minoica" [1]. Dies mal angenommen: Waren dann (Land-) Streitkräfte überflüssig oder wurde der Friede durch ebensolche Streitkräfte gewährleistet?

Ich nehme das Polizei-Stichwort auf: Eine "Ordnungsmacht" gab es sicher auf Kreta, und man wird auch die Niederlassungen auf anderen Inseln ganz nicht ohne Schutz gelassen haben. Dass es überhaupt Soldaten gab, ist ja unstreitig: Castleden (Minoans: life in Bronze Age Crete - Google Bcher S. 18f.) schreibt etwas zur Bewaffnung (S. 115 f. auch zu den Schiffen), Baikie (The Sea-Kings of Crete - Google Bcher S. 199) zu berühmten kretischen Bogenschützen und Gat (War in human civilization - Google Bcher S. 263) hebt die Seemacht hervor, verweist aber auch auf andere Truppen. Ein "Heer", wie es zu jener Zeit der Ägypter oder Hethiter hatten, ist damit sicher nicht gemeint.


[1] Dagegen spricht die verbreitete Sage über den Krieg des Minos gegen Athen und Megara usw., die ja doch einen wahren Kern haben könnte.
 
Da es zu der Zeit noch keinen Rammsporn gab, machten Krieger auf einen Schiff ein Schiff zum Kriegsschiff. Auf den Ägyptischen Reliefs die den Kampf gegen die Seevölker zeigen sieht man das ganz gut. Aber gegen wen sollten die Minoer Kriegsschiffe einsetzen? Ich kann mir keinen Feind vorstellen.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/1/11/Seev%C3%B6lker.jpg

Wie Dieter schon sagte ist es durch die abwesenheit von Burgen Festungsmauern undenkbar das die alten Kretern sehr kriegerisch gewesen sind. Das beuteutet zwar nicht das die Kreter ein völlig friedliches Blumen- und Tanzvolk waren, was die Wandzeichnung von Thera zeigt, aber Krieg war für ihnen nicht der Alltag so wie bei den Mykenern.

Aufgefallen sind mir die Parallelen zu den Phönizier, auch ein Handelsvolk das stutzpunkte und Kolonien gründete und zwar manchmal zu den Waffen griff, aber meistens nur zur Verteidigung und dann auch nicht sehr Erfolgreich (Assyrer).

Zum "Streitwagen", das Tier das den Wagen zieht ist kein Pferd und die Menschen darauf sind keine Krieger. Trotzdem glaube ich schon das die Minoer den Streitwagen kannten, da sie intensive Kontakte zu den Hyksos, deren Macht zu einen wichtigen Teil auf den Streitwagen basierte, hatten aber dafür das sie ihm intensiv oder überhaupt für den Kampf einsetzten glaube ich kaum. Pferde dürften auf Kreta sehr selten sein da sie importiert werden mussten.

Über die Minos-Sage, ich möchte mal darauf weisen das den Griechen die Hethiter noch nicht mal bekannt waren, die ja zeitgleich mit den Mykenern lebten. Wieso sollten sie dann die Minoer, die vor den Mykenern lebten, schon in Erinnerung haben?
 
Zuletzt bearbeitet:
Dies mal angenommen: Waren dann (Land-) Streitkräfte überflüssig oder wurde der Friede durch ebensolche Streitkräfte gewährleistet?

Den Grund dafür sehen die meisten in folgender Tatsache begründet: Die Ägypter waren keine seefahrende Nation, Mykene und Konsorten zwischen 2000 und 1500 v. Chr. noch in der Konsolidierung begriffen, die Phönizier noch nicht auf der politischen Bildfläche.

So hatten die Kreter das Glück, zur Zeit ihrer großen Blüte - d.h etwa zwischen 2000-1500 v. Chr. - die unbestritten erste Geige im östlichen Mittelmeerraum zu spielen.

Als die mykenischen Griechen mit ihrer Flotte zu Konkurrenten wurden, sah das sofort anders aus. Es kam zu einer Invasion durch griechische Achäer, die etwa 1300 v. Chr. Kreta besetzten und von deren Dominanz tausende Schrifttafeln in Linear-B-Schrift sowie zahlreiche weietere Hinterlassenschaften auf der Insel zeugen.

Allerdings vermutet man, dass die Minoer bereits zuvor durch einen Bürgerkrieg und/oder den Vulkanausbruch von Santorin stark geschwächt waren, sodass die Achäer lediglich Nutznießer des minoischen Untergangs waren.
 
Das mit dem Untergang der Minoer muss auch ziemlich schnell gegangen sein , egal ob durch Invasoren oder Bürgerkrieg , sonst hätten sie wohl bei kriegersichen Auseinadersetzungen begonnen ihre Städte zu befestigen .
 
Das mit dem Untergang der Minoer muss auch ziemlich schnell gegangen sein , egal ob durch Invasoren oder Bürgerkrieg , sonst hätten sie wohl bei kriegersichen Auseinadersetzungen begonnen ihre Städte zu befestigen .

Aufgrund der extrem schlechten Quellenlage gibt es über den Untergang der minoischen Kultur nur Hypothesen und Spekulationen, die mehr oder weniger stichhaltig sind, aber nicht zweifelsfrei bewiesen werden können. Dass die mykenischen Griechen erst nach dem Niedergang der minoischen Kultur auf Kreta erschienen, darüber sind sich die meisten Forscher einig.

Der Untergang selbst wird nicht mehr monokausal wie früher begründet, wo man den gewaltigen Vulkanausbruch auf Santorin als einzige Ursache ansah. Man geht vielmehr zusätzlich von inneren Unruhen und/oder Erdbeben aus und vermutet, dass Handel und Flotte der Minoer zwar nicht direkt dadurch betroffen waren, dass jedoch die Auswirkungen Kretas wirtschaftliche Position stark in Mitleidenschaft gezogen haben könnten.

Der Untergang der Minoer durch eine Invasion wird mehrheitlich ausgeschlossen. Ausgrabungen haben ergeben, dass die um 1350 v. Chr. angekommenen mykenischen Griechen wohl nur das teilweise bereits vor ihnen zerstörte Knossos besetzt hielten, während in anderen Teilen der Insel noch minoische Fürsten saßen.

Die finale Katastrophe war dann der Seevölkersturm um 1200 v. Chr., der sowohl Minoer und Griechen auf Kreta traf und die minoische Kultur für über 3500 Jahre in Vergessenheit geraten ließ. Lediglich im Osten der Insel hielt sich noch in der Antike ein Rest der minoischen Vorbevölkerung, auch bekannt unter dem Namen "Eteokreter".
 
Gab es eigentlich Kriege unter kretischen Fürsten oder waren die verbunden?
Weil wenn doch dann ist das Fehlen von Mauerwerk wirklich unerklärlich.Hingegen wenn ihre Städte(Paläste) nicht bedroht gewesen währen hätte ein kleines "Adelsheer" wie wir es aus dem Mittelalter kennen gereicht um die Umgebung zu regieren(bzw.der Adel unterhielt Berufskrieger).
 
Gab es eigentlich Kriege unter kretischen Fürsten oder waren die verbunden?
Weil wenn doch dann ist das Fehlen von Mauerwerk wirklich unerklärlich.Hingegen wenn ihre Städte(Paläste) nicht bedroht gewesen währen hätte ein kleines "Adelsheer" wie wir es aus dem Mittelalter kennen gereicht um die Umgebung zu regieren(bzw.der Adel unterhielt Berufskrieger).

Von Kriegen zwischen den minoischen Inselfürsten weiß man nichts, was jedoch auch der überaus schlechten Quellenlage geschuldet sein kann. Allerdings geht man von einer Vormachtstellung der Fürsten von Knossos aus, da diese Stadt mit ihren zahlreichen Villen und der Größe des Palastes alle anderen Inselorte wie z.B. Palekastro oder Gourmia bei weitem übertrifft.

Das Fehlen von Befestigungen auf Kreta zeigt nach Ansicht der meisten Forscher, dass es über viele Jahrhunderte hinweg keine innenpolitischen Probleme oder Unruhen gab und man wegen der bedeutenden minoischen Flotte und ihrer Dominanz im östlichen Mittelmeer keinen Feind oder eine Bedrohung Kretas von außerhalb fürchtete.
 
Das Fehlen von Befestigungen auf Kreta zeigt nach Ansicht der meisten Forscher, dass es über viele Jahrhunderte hinweg keine innenpolitischen Probleme oder Unruhen gab und man wegen der bedeutenden minoischen Flotte und ihrer Dominanz im östlichen Mittelmeer keinen Feind oder eine Bedrohung Kretas von außerhalb fürchtete.

Hallo,

komme gerade vom Kreta-Urlaub und dazugehöriger Knossos-Führung zurück:winke:

Wenn ich mich richtig erinnere, kennt man keine minoische Siedlung auf Kreta, die mit Mauern befestigt war. Es scheint fast so, als wären die Minoer untereinander sehr einträchtig gewesen und hätten bei äußeren Bedrohungen allein auf ihre Flotte vertraut. Aufgrund der mangelnden Befestigung der Städte und wahrscheinlich auch aufgrund von Defiziten beim Landheer zogen sie dann auch den Kürzeren, als die Festlandgriechen in größerem Stil auf der Insel landeten.

Gruß
Cato
 
Wenn ich mich richtig erinnere, kennt man keine minoische Siedlung auf Kreta, die mit Mauern befestigt war. Es scheint fast so, als wären die Minoer untereinander sehr einträchtig gewesen und hätten bei äußeren Bedrohungen allein auf ihre Flotte vertraut.

Wenn du den Thread von Beginn an liest, wirst du feststellen, dass diese Tatsache neben einer ausführlichen Begründung mehrfach erläutert wurde! So z.B. in # 10 und # 28! :winke:
 
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