Missionierung der 'Heiden'

Mariat_San

Mitglied
Mich interessiert, was für eine Auswirkung das Christentum im Mittel- und Nordeuropa hatte. Es ist ja bekannt, dass große Könige und Anführer sich hauptsächlich wegen der vielen Vorteile missionisieren ließen (z.B.: Karl der Große ließ sich um 800 am Weihnachten 'missionisieren').:scheinheilig:
Sie sahen, dass diese Religion sich ausbreiten würde und immer mehr und mehr Anhänger hatte + diese einheitliche Religion würde dem bilden des Reiches helfen.

Was ich aber so im Geschichtsunterricht gehört habe... den heidnischen 'normalsterblichen' wurde diese Religion verlockend gemacht. :D
Da die meisten Heiden ziemlich brutal waren, viel Med tranken und eine Vorstellung des Lebens nach dem Tod hatten (ein großes unendlich andauerndes Fest), würden sie mit der 'Friedensverkundung' der Bibel nicht viel anfangen können. Damit man sie nicht zwangsweise missionisieren musste (was aber dennoch geschah, z.B.: mit den Sachsen), wurde ihnen die Bibel 'schmackhaft'/ verlockend vorgestellt.
Die 'Barbaren' hätten die Mönche ausgelacht, wenn sie erfahren würden, dass Jesus seine andere Backe zum Draufhauen stellte. Solch ein Denken war nämlich den meisten Heiden fremd. So kann man sich heutzutage Ostern ohne Dinge wie 'Eier vom Hasen' gar nicht mehr vorstellen. Viele der Christlichen Bräuche wurden halt 'heidnisiert', damit die Heiden missionisiert werden konnten.
 
Es ist ja bekannt, dass große Könige und Anführer sich hauptsächlich wegen der vielen Vorteile missionisieren ließen (z.B.: Karl der Große ließ sich um 800 am Weihnachten 'missionisieren').

Sorry, aber das ist Quatsch.

Karl war, wie schon seine Vorfahren, nach der Geburt christlich getauft worden.

Am Weihnachtstag 800 wurde er nicht "missionisiert" (das Wort gibt's übrigens nicht), sondern vom Papst zum Kaiser gekrönt.
 
Ups...

Oh mein Gott!:autsch:
Stimmt! Da hab' ich was verwechselt.
Aber im allgemeinen stimmt die Aussage doch, dass man das Christentum 'ausnutzte' (wenn ich es so mal sagen darf), oder?
 
So kann man sich heutzutage Ostern ohne Dinge wie 'Eier vom Hasen' gar nicht mehr vorstellen. Viele der Christlichen Bräuche wurden halt 'heidnisiert', damit die Heiden missionisiert werden konnten.


Ich bezweifle sehr, daß der Osterhase mit der Missionierung der Heiden in einem Zusammenhang steht:


Das Osterlamm kommt aus der jüdischen Passah-Tradition und war nie umstritten, das Osterei kommt offensichtlich daher, daß während der Fastenzeit keine Eier gegessen werden durften, und der Osterhase taucht erstmals im späten 17. Jahrhundert im Elsaß auf und verbreitet sich bis ins 19. Jahrhundert über den deutschen Sprachraum.
 
Zitat (hyokkose):
Ich bezweifle sehr, daß der Osterhase mit der Missionierung der Heiden in einem Zusammenhang steht:


Zitat: hyokkose
Das Osterlamm kommt aus der jüdischen Passah-Tradition und war nie umstritten, das Osterei kommt offensichtlich daher, daß während der Fastenzeit keine Eier gegessen werden durften, und der Osterhase taucht erstmals im späten 17. Jahrhundert im Elsaß auf und verbreitet sich bis ins 19. Jahrhundert über den deutschen Sprachraum.
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Ich sollte mich genauer ausdrücken: Das mit dem Osterhasen war nur so 'ne Veallgemeinerung der Heidnischen Feste im Christentum. Aber trotzdem, wie man sieht kommt das ja nicht ursprünglich aus der Bibel und wird trotzdem mit einer Christlichen Tradition verbunden (wo man eigenrlich am Ostern die Auferstehung Christi feiert)
 
Danke für den Thread:D
Teilweise ist es ein bisschen schwierig für mich gesuchte Themen zu finden. (auch wenn ich über 'Foren durchsuchen' suche)
 
Gregor der Grosse schickte Mellitus einen Brief an Augustinus mit, indem dieser aufgefordert wurde, nur die heidnischen Goetzenbilder zu zerstoeren und die Tempel in Kirchen umzuwandeln und die heidnischen Feste kirchenkonform anzupassen. Im Museum of London finden sich hierzu schoene Ausstellungsstuecke, da dies auch St. Pauls Cathedral und den urspruenglichen roemischen Diana Tempel betrifft.
 
Jacobum schrieb:
Karl war, wie schon seine Vorfahren, nach der Geburt christlich getauft worden.
Die Unklarheit, die sich mit den näheren zeitlichen und örtlichen Umständen der Geburt, auch mit Taufe und Patenschaft Karls verbinden, findet noch einen späten Widerhall in der sagenhaften Erzählung von Berta mit den großen Füßen.
Jacobum schrieb:
Am Weihnachtstag 800 wurde er nicht "missionisiert" (das Wort gibt's übrigens nicht), sondern vom Papst zum Kaiser gekrönt.
In meinem Wörterbuch steht das Wort missionieren = bekehren.
 
Gregor der Grosse schickte Mellitus einen Brief an Augustinus mit, indem dieser aufgefordert wurde, nur die heidnischen Goetzenbilder zu zerstoeren und die Tempel in Kirchen umzuwandeln und die heidnischen Feste kirchenkonform anzupassen. Im Museum of London finden sich hierzu schoene Ausstellungsstuecke, da dies auch St. Pauls Cathedral und den urspruenglichen roemischen Diana Tempel betrifft.
Quelle für den Brief?
 
@ Horst: es ging nicht um missionieren, sondern um missionisieren. *klugscheiß*

@ fingalo: wahrscheinlich ist es der Brief aus der Historia ecclesiastica von Beda Venerabilis, I,30. Der Brief ist an Mellitus gerichtet und enthält eine Botschaft an Augustinus.

Wo wir das Thema Osterhase haben: Weiß jemand, was es mit dem Verstecken der Eier auf sich hat? Woher? Seit wann?
 
Wo wir das Thema Osterhase haben: Weiß jemand, was es mit dem Verstecken der Eier auf sich hat? Woher? Seit wann?



Der Osterhase wird zum ersten mal 1682 von Georg Frank in seiner Abhandlung: „De ovis paschalibus" von "Oster-Eyern“ erwähnt. In der Übersetzung von Leffz heisst es dort: „...in Elsaß und den angrenzenden Gegenden nennt man diese Eier Haseneier auf Grund der Fabel, mit der man einfältigen im Geiste und Kinder weissmacht, der Osterhase lege solche Eier und verstecke sie in den Gärten im Grase, damit sie von den Kindern zum Ergötzen der lächelnden Erwachsenen desto eifriger gesucht werden.“
http://www.almdorfammertal.de/ostern.htm
 
Danke, wieder was gelernt.
Vielleicht sollte ich die Eier dann auch mal im Garten verstecken, damit die Kinder mehr Zeit zum Suchen haben als im Wohnzimmer mit Fußbodenheizung...=)
 
Gerade in Nordeuropa ging es beim Missionieren um handfeste materielle Gründe das evtl. Seelenheil war eher zweit oder drittrangig.
Island entschied sich freiwillig dazu das Christentum anzunehmen, ansonsten drohte ihnen die Isolation. Denn Islands wichtigste Verbindung zur Welt war die Route nach Norwegen. Und der damalige norwegische König verbot heidnischen Schiffen, Abgesandten und Händlern den Aufenthalt in nor. Häfen.
Also Taufe oder Hungersnot.
 
Askan schrieb:
Island entschied sich freiwillig dazu das Christentum anzunehmen, ansonsten drohte ihnen die Isolation.
Das Gegenteil war wohl der Fall. Das Althing beschloß, zwar nicht ohne Widerspruch, aber doch ohne Blutvergießen, im Jahr 1000 auf Betreiben der einflußreichen christlichen Minderheit die Annahme des christlichen Glaubens, um die Einflußnahme des norwegischen Königs Olaf Tryggvason zu unterlaufen, der Island durch seine Bekehrer unter Druck setzte. Olaf Tryggvasson schickte Stefan Thorgilsson, und nach ihm Thankbrand, seinen Hofprediger, einen Deutschen von Geburt nach Island; allein beide wurden von den Einwohnern mit Scheltworten und Steinen empfangen, als sie sie auf ihrem Althing, wo das allgemeine Gericht gehalten wurde, bekehren wollten. Sie wurden auch von den Dichtern des Landes nicht verschont, welche diese Verfechter der neuen Lehre mit bitterstem Spott verfolgten.
Sigmundur Brestisson war der erste Färinger, der zum Christentum übergetreten war und dann auf Geheiß des norwegischen Königs Olaf Tryggvasson das Christentum auf die Färöer brachte. Zuerst wollte Sigmundur das Christentum einführen, indem er mit dem Ansinnen vor das Althing in Thorshavn trat, doch dort wurde er von den wütenden Leuten beinahe getötet. Daraufhin wechselte er seine Vorgehensweise und zog mit bewaffneten Männern zum Häuptling Trond aus Göta, brach nachts in sein Haus ein und stellte ihn vor die Wahl: "Christentum oder Kopf ab". Das wirkte.
Gerade in Nordeuropa ging es beim Missionieren um handfeste materielle Gründe das evtl. Seelenheil war eher zweit oder drittrangig.
Innere Machtkämpfe führten in der Sturlungenzeit zu bürgerkriegsähnlichen Kämpfen auf Island, an denen sich der norwegische König mittels isländischer Parteigänger und Lehnsleute beteiligte. Nicht zuletzt auch wegen der Abhängigkeit von norwegischen Getreidelieferungen ließen die Isländer im Jahr 1262 in einem Vertrag die Oberhoheit des norwegischen Königs zu.
 
Was ich aber so im Geschichtsunterricht gehört habe... den heidnischen 'normalsterblichen' wurde diese Religion verlockend gemacht. :D
Da die meisten Heiden ziemlich brutal waren, viel Med tranken und eine Vorstellung des Lebens nach dem Tod hatten (ein großes unendlich andauerndes Fest), würden sie mit der 'Friedensverkundung' der Bibel nicht viel anfangen können.


So brutal waren die meisten Heiden gar nicht, oder besser: zumindest nicht brutaler als die Christen, die sie missionierten.
Wenn man die "friedlichen" Missionare wie z.B. Beda Venerabilis..etc. im Frühmittelalter batrachtet, dann erkennt man schnell, daß sie eher erfolglos waren. Erfogreicher war dafür Karl der Große, der aber alles andere als friedlich war. Unter seiner Herrschaft kam es sehr häufig (besonders bei den Sachsen) zu Zwangstaufen und Massenhinrichtungen. Ich würde folglich nicht unbedingt sagen, daß den Heiden die Religion verlockend gemacht wurde: Wenn die "friedliche" Missionierung nicht funktionierte, dann entschied man sich für die Barberei gegen die ungläubigen Barbaren.
 
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